Die traurige Wahrheit
The PromDieses Buch hat mir nicht nur Freude beim Lesen bereitet, auch wenn sie letztendlich überwiegt.
Emma und Alyssa, zwei Mädchen, die sich lieben und einfach nur auf ihrem Abschlussball zusammen tanzen wollen. ...
Dieses Buch hat mir nicht nur Freude beim Lesen bereitet, auch wenn sie letztendlich überwiegt.
Emma und Alyssa, zwei Mädchen, die sich lieben und einfach nur auf ihrem Abschlussball zusammen tanzen wollen. Aber die ganze Stadt ist gegen Emma, die sich im Gegensatz zu Alyssa geoutet hat. Die beiden leben nämlich im mittleren Westen der USA, wo die Kirche die Bevölkerung fest in der Hand hat und Fanatismus Alltag ist. Homophobie ist normal und wird von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben.
Das Szenario, das dieses Buch zeichnet ist so erschreckend, wie es vermutlich wahr ist. Angesichts der jüngsten Ereignisse in den USA ist diese Ballung an Diskriminierung, vor allem im ländlichen Raum sehr gut vorstellbar und sehr wahrscheinlich auch vorhanden.
Die Geschichte wird aus Emmas und Alyssas Perspektiven erzählt, was zwei völlig differenzierte Sichtweise auf das Geschehen erlaubt. Wie gesagt, nur Emma hat sich geoutet und ist damit das alleinige Ziel aller Anfeindungen, während Alyssa im Hintergrund alles in Bewegung zu versetzten versucht, um sie zu beschützen. Mehr schlecht als recht, wie die wirklich extremen Anfeindungen gegen Emma zeigen.
Der Lichtblick in dieser Ansammlung von Grausamkeit war tatsächlich Emma an sich. Ihr Charakter war ziemlich sarkastisch, humorvoll in den schrägsten Situationen. Dies war einerseits einfach ihr Wesen, andererseits stellte es vermutlich auch eine Art Schutzschild dar, um sich zu distanzieren. Ihre Worte haben mir beim Lesen dauerhaft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Mit Alyssas Entscheidungen im Laufe des Buches war ich dagegen nicht immer einverstanden, aber da auch ihr Charakter sehr klar gezeichnet war, konnte man sie trotz dessen durchaus nachvollziehen. Alyssa steht unter der Scheffel ihrer perfektionistischen Mutter, die sie gleichzeitig für zu zerbrechlich hält, um ihr Outing zu ertragen, weshalb sie Emma in meinen Augen mehrmals im Stich lässt, ja geradezu verrät. Aber gleichzeitig ist sie auch nur ein Opfer der Umstände, denn wer macht sich schon gern verletzlich und selbst zur Zielscheibe von Anfeindungen? Ein weiterer Grund, weswegen ich Emma, die diesen Schritt gegangen ist, bewundere.
Emma wird also nicht von ihrer großen Liebe unterstützt, letztendlich sind es völlig fremde Menschen, Mitglieder der LGTBQ-Community, die ihr Mut machen. Und auch eine gewisse Schauspielertruppe vom Broadway zieht mit gehissten Regenbogenflaggen in Emmas kleingeistiges Städtchen ein. Diesen Aspekt des Buches habe ich tatsächlich als etwas seltsam empfunden, denn zu hundert Prozent verstanden habe ich die Rolle des Broadway-Ensembles erst am Schluss.
Also auch wenn ich das Buch nicht perfekt fand, war ich am Ende mehr als versöhnlich aufgelegt. Ich habe dem Happy End der beiden entgegengefiebert und es auch bekommen. Das Buch hat einen (vermutlich) realen Eindruck vermittelt, worunter man zu leiden hat, wenn man nicht der "Norm" entspricht und wirbt gleichzeitig damit, mal ein bisschen nachzudenken.
Die Message ist für mich herübergekommen, was mir am wichtigsten war.