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Veröffentlicht am 19.11.2017

Hochaktuell und tiefgründig, aber für die angegebene Altersklasse von 6-8Jahren ungeeignet

Besuch Aus Tralien
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Dave ist ein Austauschschüler aus Australien. Er hat etwas seltsame Angewohnheiten und spricht außer „Koi“ kein Wort. Die Gasteltern scheinen nicht zu bemerken, dass es sich um ein Krokodil handelt und ...

Dave ist ein Austauschschüler aus Australien. Er hat etwas seltsame Angewohnheiten und spricht außer „Koi“ kein Wort. Die Gasteltern scheinen nicht zu bemerken, dass es sich um ein Krokodil handelt und wollen Dave in die Familie integrieren. Erst als sie versuchen wie Dave zu sein, wird die Barriere gebrochen und Dave fühlt sich verstanden und aufgenommen. Das kleine Baby der Familie liebt das „Bokodil“ übrigens auf Anhieb.

Wie ihr euch vielleicht schon denken könnt, ist der Titel des Buchs ein Wortspiel. Dave kommt aus Australien. Während seines Aufenthalts werden die Gasteltern öfter auf ihren „anders“ aussehenden Gast angesprochen und gefragt, woher Dave denn komme. Die Antwort der Eltern lautet „Australien“, während das Gegenüber jeweils „aus Tralien“ versteht. Das ist so ein Running Gag, der sich durch das ganze Buch zieht und damit auch ein Beispiel, wie Martin Baltscheit mit Worten spielt.

Das neuste Werk von Martin Baltscheit ist tiefgründig, philosophisch und gesellschaftkritisch. Es enthält jede Menge Botschaften über Toleranz und Integration und ist damit hochaktuell. Unter anderen wird kritisiert, wie die Integration in den Augen der Gesellschaft zu vollziehen sei, regt an, sich mehr in andere Kulturen hineinzuversetzen, spricht die Gesetzgebung bezüglich gut integrierter Asylanten und deren Blitzabschiebung an. Dies sind nur wenige Punkte, über die man hier diskutieren könnte und damit hat Herr Baltscheit sein Ziel wohl erreicht. Anhand der Aufzählung ergibt sich aber auch die Frage der Zielgruppe: an wen richtet sich dieses Buch?

Das Buch wird vom Verlag mit einer Altersangabe von 6-8 Jahren versehen. Meiner Meinung nach ist ein Kind in diesem Alter noch nicht fähig, die notwendige Transferleistung hier zu vollziehen. Der Schreibstil ist durchaus humorvoll, aber wird oft von Kindern in diesem Alter noch nicht verstanden. Astrid Lindgren hat einmal gesagt: "Es darf Dinge in einem Buch geben, die nur Kinder lustig finden, meinetwegen auch Dinge, die Kinder und Erwachsene lustig finden; aber in einem Kinderbuch darf es niemals etwas geben, das nur Erwachsene lustig finden." Und genau das ist hier passiert. Ich fand das Buch tiefgründig, interessant und, nachdem man sich hineingelesen hat, auch unterhaltsam. Mein 7Jähriger hingegen hat nicht gelacht und ich habe ihn nach den ersten Kapiteln als Zuhörer verloren. Von daher würde ich dem Verlag hier empfehlen, die Altersempfehlung anzupassen. Ich würde das Buch ab etwa 10 Jahren empfehlen. Für die volle Transferleistung und anregende Diskussionen sogar erst ab etwa 14 Jahren.

Nicht gerade einfacher machen es die englischen Sätze und die manchmal zu sprunghafte Gedanken- und Handlungsführung. Die englischen Sätze werden zwar in den Fußnoten übersetzt, aber dennoch stört es den Lesefluss der Altersklasse 6-8 Jahre.

Die Illustrationen von Maria Karipidou sind witzig und farbenfroh. Hier wurde nicht gespart und das Buch mit vielen tollen Bildern ausgestattet. Allein schon das Cover ist ein Augenschmaus!

Fazit: Ein anspruchsvolles und tiefgründiges Buch über Toleranz und Integration für Kinder ab frühstens 10 Jahren, das zum Diskutieren und Nachdenken anregt und wundervoll illustriert ist.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Tierisches Zugfahrvergnügen

Felix fährt Eisenbahn
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Felix und sein Opa lieben Züge, alle Züge! Ob es wohl daran liegt, dass Opa selbst Zugführer war? Auf jeden Fall hat er mit seiner Begeisterung den Enkel angesteckt und nun wollen auch wir so einiges über ...

Felix und sein Opa lieben Züge, alle Züge! Ob es wohl daran liegt, dass Opa selbst Zugführer war? Auf jeden Fall hat er mit seiner Begeisterung den Enkel angesteckt und nun wollen auch wir so einiges über Züge und das Zugfahren lernen.

Mit Felix sehen wir, welche Arten von Zügen es gibt, wie man ein Ticket kauft, wie es im Zug aussieht (auch in Nachtzügen) und zu welchen Problemen es bei einer Zugfahrt kommen kann wie z.B. technische Defekte am Zug, Probleme mit eingefrorenen Weichen oder ausfallenden Lokführern.

Sehr genial fanden wir diese bunte Tierwelt, die auf jeder Doppelseite zum Betrachten und Entdecken einlädt. Da gibt es Hamster, die am Fahrkartenschalter Räuberleiter machen, eine Krake mit 8 Schuhen, die eine ganze Sitzreihe benötigt oder ein paar fliegende Schweine. "Schau mal hier" und "Hast du das gesehen" ging es beim ersten Ansehen in einer Tour, so dass wir die Geschichte gleich nochmal lesen mussten.

Kinder ab etwa 4 Jahren, die sich für Eisenbahnen interessieren, kommen hier voll auf ihre Kosten. Die unterschiedlichen Facetten des Bahnfahrens, aber auch die Diversität der Fahrgäste und die wundervollen Illustrationen laden zum Verweilen ein.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Eine fast wahre Geschichte mit einem Augenzwinkern erzählt

Ballonfahrt mit Hund
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Das Bilderbuch erzählt über die erste internationale Ballonfahrt, die von England über den Ärmelkanal nach Frankreich ging und unterwegs fast im Wasser geendet wäre. Dr. John Jeffries war der Finanzier ...

Das Bilderbuch erzählt über die erste internationale Ballonfahrt, die von England über den Ärmelkanal nach Frankreich ging und unterwegs fast im Wasser geendet wäre. Dr. John Jeffries war der Finanzier der Ballonfahrt, während der Franzose Jean-Pierre Blanchard der Ballonpilot war. Die beiden waren sich überhaupt nicht grün und so versucht Blanchard Dr. Jeffries übers Ohr zu hauen, um allein mit seinem Hund Henri im Ballon zu fahren. Nachdem dann doch beide Abenteurer mit ihren Hunden Henry und Henri an Bord gehen, gibt es immer noch Streit, wer denn in Frankreich zuerst von Bord gehen darf und damit der Erste ist. Die Fahrt entwickelt sich dann unerwartet lustig für den Leser und wir hatten unseren Spaß.

Mich hat ja sehr interessiert, was das "fast" im Untertitel zu bedeuten hat, also was unter Dichterfreiheit in dieser Geschichte lief. Und da finde ich es sehr gut, dass auf der letzten Seite "Anmerkungen des Autors" gibt. Meine erste Vermutung war nicht richtig. Ich will jetzt auch nicht zu viel verraten. Auf jeden Fall kann man hier die Bildnisse der 2 Ballonfahrtpioniere betrachten und erfährt so einiges über ihr Leben und die besagte Ballonfahrt. Das hat mir auch als Mutter sehr geholfen, da mein Sohn nach dem Vorlesen auch Fragen hatte und ich mir so die eigene Recherche sparen konnte.

Mich begeistert die Gestaltung dieses Bilderbuchs ungemein. Es wirkt sehr hochwertig und der Text ist wunderbar in die Bilder intergriert. Viele Dialoge wurden als Sprechblasen abgebildet, was das Buch teilweise wie einen Comic wirken lässt. Dies wurde so gekonnt gemacht, dass dennoch alles historisch wirkt. Apropos historisch: neben der Geschichte kann man auch so einiges über die Zeit Ende des 18. Jahrhunderts lernen. Mein Sohn fand z.B. die Kleidung sehr interessant und dass man Perücken trug. Die Unterhosenmode von 1785 rief Gekicher hervor.

Fazit: Ein wunderbar illustriertes Bilderbuch, das gekonnt nostalgische und moderne Gestaltungselemente verbindet und eine (fast) wahre Geschichte mit einen Augenzwinkern erzählt, so dass hier Kinder ab 5 Jahren, aber auch Erwachsene Vorleser voll auf ihre Kosten kommen.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Das größte Thema in der Literatur, kindgerecht und herzerwärmend für die Kleinsten erzählt!

Die kleine Hummel Bommel und die Liebe
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Das Herzensprojekt von Britta Sabbag, Maite Kelly und Joelle Tourlonias erhält mit "Die kleine Hummel Bommel und die Liebe" Zuwachs. Die Geschichte beginnt mit den morgendlichen Abschied von Mama und Papa ...

Das Herzensprojekt von Britta Sabbag, Maite Kelly und Joelle Tourlonias erhält mit "Die kleine Hummel Bommel und die Liebe" Zuwachs. Die Geschichte beginnt mit den morgendlichen Abschied von Mama und Papa Hummel, die zur Arbeit müssen, während die kleine Hummel Bommel sich auf den Weg in den Insektenkindergarten macht. "Wir haben dich lieb!" verabschieden sich die Eltern und auch unterwegs entdeckt die kleine Hummel viele Eltern die sich ähnlich von ihren Kids verabschieden, wo bei die Sprösslinge sehr unterschiedlich reagieren. Da beginnt die kleine Hummel zu überlegen, was genau Liebe eigentlich ist und geht auf Forschungsreise.

Sie entdeckt viele unterschiedliche Arten der Liebe und wie sich bemerkbar macht. Ganz viele unterschiedliche Insekten sucht sie auf und beobachtet sie oder unterhält sich mit ihnen. Bei Stefan Stinkwanze mussten wir dann auch kichern. Am Ende wird die Liebe mit einem Sonnenstrahl verglichen, der nicht zu sehen, aber zu spüren ist, der einen wärmt. Maite Kelly hat hierzu wieder ein ganz tolles Lied beigesteuert, dass auch wieder Teil des Texts im Buch ist und man kann es auch kaufen.

Das wunderschöne Cover von Joelle Tourlonias zeigt ganz klar die Verwandtschaft zu den anderen Bänden und fügt sich harmonisch in die Hummel-Bommel-Reihe ein. Das Buch ist der reinste Augenschmaus. Aber sind wir ehrlich: nichts anderes sind wir mittlerweile von der beliebten Illustratorin gewohnt und unsere hohen Erwartungen wurden rundum erfüllt.

Fazit: Eine zuckersüße Bommelgeschichte über das größte Thema in der Literatur, kindgerecht und herzerwärmend für die Kleinsten erzählt!

Veröffentlicht am 07.11.2017

Ein ganz wundervolles Bilderbuch mit nostalgischen Charme im Stil englischer Klassiker!

Das Mäuseschloss
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Michael Bond dürfte vielen als der geistige Vater von Paddington Bär ein Begriff sein. Auch Olga da Polga werden einige kennen. In diesem Jahr ist Michael Bond im Alter von 91 Jahren verstorben und hat ...

Michael Bond dürfte vielen als der geistige Vater von Paddington Bär ein Begriff sein. Auch Olga da Polga werden einige kennen. In diesem Jahr ist Michael Bond im Alter von 91 Jahren verstorben und hat uns noch viele andere schöne Bücher hinterlassen. Eines davon möchte ich euch heute vorstellen: „Das Mäuseschloss“.

Eine 15köpfige Mäusefamilie lebt in einem Puppenhaus , das im Schloss eines Grafen steht. Die Mäusefamilie hat dort viel Luxus: gemütliche Betten, Silbergeschirr, mehrere Badezimmer und dicke Teppiche. Ein richtiges Mäuseschloss. Eines Tages wird das Schloss renoviert und die Besucher befinden das Puppenhaus nun als schäbig. Die Mäusekinder versuchen in einer wilden Putzaktion, das Puppenhaus in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, aber diese schöne Idee endet in einer Katastrophe. Eilig werden die Reste des Puppenhauses aus den Ausstellungsräumen entfernt und die Familie Maus steht ohne ein Zuhause da. Es ist gar nicht so einfach mit 13 Kindern ein neues Heim zu finden, doch eines Tages gibt es eine schöne Überraschung.

„Das Mäuseschloss“ ist ein Buch mit englisch-nostalgischen Charme. Wenn man es entdeckt und in die Hand nimmt, muss man erstmal vor Glückseligkeit seufzen und sich von Erinnerungen an die eigene Kindheit davontragen lassen. Der Mäusevater im Zylinder und Frack, die Mäusemutter mit tollen englische Hut und die Mäusekinder ganz individuell mit unterschiedlichen Accessoires oder einzelnen Kleidungsstücken, wobei keines komplett bekleidet ist, so dass sie doch noch Mäuschen sind, lassen uns lange auf den Seiten verweilen und staunen. Hier hat Emily Sutton mit ihren opulenten Illustrationen im klassichen Stil ganze Arbeit geleistet und der eigentlichen Geschichte noch viele Details durch die Bilder hinzugefügt.

Die Geschichte selbst beginnt mit den berühmten Worten "Es war einmal" und schafft damit endgültig eine wohlig-warme Atmosphäre während die Kinder lauschen, schauen und kuscheln. Die herrschaftlich anmutenden Mäuse, es ist von Herr von Maus die Rede, lassen uns in die englische Adelswelt blicken und von alten Zeiten träumen.

Fazit: Ein ganz wundervolles Bilderbuch mit nostalgischen Charme im Stil englischer Klassiker!