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Veröffentlicht am 09.10.2017

Ein kleines Juwel unter den Kinderbüchern

Mick Mangodieb und die Rezepte der Sieben Weltmeere
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Als ich dieses Buch entdeckte, ging mir in etwa folgende Gedanken durch den Kopf: "Was für ein schönes Cover...so märchenhaft....Mangodieb...ich liebe Mangos...Rezepte der sieben Weltmeere?...eine Geschichte, ...

Als ich dieses Buch entdeckte, ging mir in etwa folgende Gedanken durch den Kopf: "Was für ein schönes Cover...so märchenhaft....Mangodieb...ich liebe Mangos...Rezepte der sieben Weltmeere?...eine Geschichte, in der es ums Kochen geht? Muss ich lesen!" Und dann habe ich dieses Buch verschlungen. Es geht um den 11jährigen Mick, der zusammen mit seiner kleinen Schwester Lori und zwei dem Waisenhaus entflohenen Kinder Pieke (ein Mädchen) und Remo in einer Hütte am Strand wohnt. Seine Eltern wurde auf eine kleine Felseninsel verbannt. Herrscher von Minelotte ist ein Kaiser, der nur Weißbrot mit Zucker isst. Als Mick beim Diebstahl von Mango im kaiserlichen Garten erwischt wird, schlägt er dem Kaiser einen Handel vor: Er kocht sieben Tage für ihn und wenn es dem Kaiser schmeckt, lässt er alle Gefangenen der Felseninsel frei. Im Gegenzug verlangt der Kaiser Micks Tod in der Haibucht, sollte es ihm nicht schmecken. Mick kocht also um sein Leben!

Der Kaiser ist ein ziemlich verwöhnter, arroganter und selbstsüchtiger Herrscher. Sein Volk leidet Hunger, seine Vorratskammern sind voll, aber er isst ja nichts außer Weißbrot und Zucker (und sieht auch entsprechend beleibt aus). An seiner Seite ist der heimtückige Ratsherr, der Mick das Leben mehr als einmal schwer macht. Er möchte unbedingt verhindern, dass Mick diese Wette gewinnt. Hat Mick da überhaupt eine Chance? Er kommt sich vor wie eine Maus und die Katze kostet ihr Spiel mit ihm aus. Seine einzige Rezeptquelle ist ein altes Kochbuch, das ein Schiffskoch geschrieben hat. In diesem Kochbuch hat er Rezepte aus allen bereisten Regionen gesammelt. Ganz frech tischt Mick dem Kaiser am ersten Tag ein Mangomousse mit hauchdünnen Schokotäfelchen an und überlebt.

Durch einen Traum, in dem seine Mutter vorkommt, wird Mick klar, dass in Minelotte nicht mit Kräutern gekocht wird. Als er auch der Suche nach Kräutern, ein kleines altes Haus mit einem Gemüse- und Kräutergarten findet, erschliesst sich Mick eine neue Welt. Der Besitzer des Hauses hilft Mick, aber besitzt keine Hoffnung für ein gutes Ende. Zu verdorben ist die Hofgesellschaft. Auch Remo, Pieke und Lori tun ihr bestes um für Mick immer alle nötigen Zutaten zu beschaffen. Natürlich nimmt das Kochen einen großen Teil der Geschichte ein, aber es passieren auch immer wieder unvorhersehbare Dinge. Schön ist zu sehen, wie Mick und seine Freunde immer mehr Unterstützer und Rückhalt in der Bevölkerung bekommen.

Das Buch ist in der Ich-Perspektive geschrieben, was uns auch immer wieder tief in Micks Seele und Wünsche schauen lässt. Der Leser fühlt mit ihm, entdeckt die Welt der Kräuter und des Kochens, was so schön beschrieben ist, dass einen regelrecht das Wasser im Mund zusammenläuft. Zum Glück gibt es im Anschluss an die Geschichte die Rezepte, die Mick für den Kaiser gekocht hat, als Auszug aus dem Schiffskochbuch. Hierbei können wir immer erst den Eintrag des Schiffskochs lesen und dann Zutaten und Zubereitung, wobei wir zwischen Micks Zubereitung (also z.B. Nudelteig selbst machen) und einer bequemeren Variante (Nudeln kaufen) wählen können.

Das Buch ist flüssig zu lesen. Es ist eine bunte Mischung aus starken Charakteren, Spannung, Märchen, kulinarischen Freuden, aber auch nachdenklichen und philosophischen Einschlägen. Mir hat dieser Mix sehr gut gefallen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Ich könnte mir bei diesem Buch auch sehr gut eine Verfilmung vorstellen. Fazit: Ein Buch für Liebhaber von Märchen, Kochen und guten Essen, das Kindern ab etwa 9 Jahren Mut macht, sich mehr in der Küche auszuprobieren und auch neue Gerichte zu kosten.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Wild und bunt und wunderbar

Märchen-Parodien 2: Die verflixten sieben Geißlein
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Der Titel lässt bereits erahnen, dass dieses Buch sich nicht so ganz an die überlieferte Märchenvorlage der Gebrüder Grimm hält. Der Wolf hat Hunger und verkleidet sich als Ziegenmutter, um die sieben ...

Der Titel lässt bereits erahnen, dass dieses Buch sich nicht so ganz an die überlieferte Märchenvorlage der Gebrüder Grimm hält. Der Wolf hat Hunger und verkleidet sich als Ziegenmutter, um die sieben Geißlein zu verschlingen. Soweit kennen wir das Märchen noch. Der Wolf stürmt ins Haus und alle Zicklein haben sich versteckt und der Wolf hat ein Problem. Das Zimmer ist so unordentlich, dass es ihm unmöglich ist, die sieben Geißlein zu finden. Also wird das Wohnzimmer aufgeräumt und geputzt, aber inzwischen haben sich die schlauen 7 schon im nächsten Zimmer versteckt und auch hier herrscht das Chaos. Und so geht es durch das ganze Haus. Als alles endlich so aufgeräumt ist, dass kein Zicklein sich mehr verstecken kann, kommt die Ziegenmutter nach Hause. Den Abschlussgag, der nun folgt, bleibt mein Geheimnis. Was haben wir gelacht bei diesem Buch, klein wie groß!

Mein kleiner Räuber (4) hat sich mit Begeisterung auf jedes Zimmer gestürzt, um die versteckten sieben Geißlein zu finden. Auch der Wolf in seiner schrägen Verkleidung sorgt für viel „Mama schau hier“ und „Mama guck da“. Sebastian Meschenmoser hat das Buch nicht nur geschrieben, sondern auch illustriert. Er hat einen ganz unverwechselbaren Stil, eine Mischung von Bleistift und Aquarell, bewegungsreich und wild. Bereits auf dem Vorsatzpapier können wir sehen wie der Wolf sich verkleidet. Da werden aus Klopapierrollen Ziegenhörner gebastelt, sich mit Mehl eingestäubt, roter Lippenstift und ein rosa Kleid angelegt. Auf der nächsten Seite sehen wir dann den mit knallroten High Heels und schicken Handtäschchen ausgestatteten Wolf. Da lachen sogar die Mäuse.

Und dann stolpert er ins Chaoshaus, steht etwas ramponiert aus - einfach herrlich dieses Gesicht. Auf den Seiten gibt es so viel zu entdecken. So treibt auch eine kleine Mäusebande ihr Unwesen. Kurz und gut: Wir lieben diese lustige Märchenvariante, die sich so ganz anders entwickelt als das altbekannte Märchen. Bisher war uns der Name Sebastian Meschenmoser noch unbekannt, aber mit diesem Buch hat er uns sofort überzeugt. Es ist originell, es ist wild und bunt und wunderbar!

Veröffentlicht am 09.10.2017

Eine Bilderbuchgeschichte, die Sprache und Kreativität fördert

Tom, der kleine Astronaut
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Tom baut sich ein Raumschiff und das schafft er an nur einem Tag! Als nächstes bereitet er seinen Flug vor: stellt Gepäck zusammen, besorgt sich einen Raumfahreranzug, sucht die Besatzung aus und trifft ...

Tom baut sich ein Raumschiff und das schafft er an nur einem Tag! Als nächstes bereitet er seinen Flug vor: stellt Gepäck zusammen, besorgt sich einen Raumfahreranzug, sucht die Besatzung aus und trifft die letzten Vorbereitungen. Und dann geht es los - einen neuen Planeten entdecken und mit Außerirdischen Freundschaft schließen.

Das Buch lebt durch seine Bilder anhand derer die Geschichte erzählt wird. Der Text besteht aus 1-2 kurzen Sätzen, die das Thema der Doppelseite angeben. Es gibt viel zu entdecken. Manche Seiten haben Wimmelbuchcharakter, andere arbeiten mit Piktogrammen, die z.B. darstellen, was Tom im Weltall lieber nicht machen sollte oder wie er einzelne Dinge wegen der Schwerelosigkeit befestigen und sichern kann.

Die Kinder werden angeregt, die Geschichte und die Einzelheiten selbst zu entdecken und zu schauen, wie es den einzelnen Besatzungsmitgliedern, die aus Toms Kuscheltieren und einer Supermanfigur besteht (aber auch eine kleine vorwitzige Maus mit Köfferchen hat sich eingeschlichen), ergeht. Hier werden die Kinder gefordert, selbst zu erzählen. Außerdem regt das Buch Fantasie und Kreativität an, selbst Astronaut zu spielen: aus großen Pappkartons ein Raumschiff bauen, aus dem Spielzeug eine Besatzung zusammenzusellen und dann fremde Welten zu entdecken.

Auch für Kindergartenprojekte ist diese Buch ein perfekter Ausgangspunkt: vorlesen, entdecken und sprechen (Sprachförderung) und danach selbst kreativ werden und den Weltraumflug umsetzen.

Barbara Scholz ist eine gut durchdachte Bildergeschichte gelungen, die mit wenig Text auskommt, sondern vorwiegend über die Bilder erzählt wird. Das gibt den Kind Raum zum Erzählen. Die Bilder selbst sind seht ansprechend mit witzigen Details. Ein sehr gelungenes Gesamtpaket!

Veröffentlicht am 09.10.2017

Eine wunderbar harmonische Igelsaison

Der Igel Nepomuk
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Igel Nepomuk erwacht viel zu spät aus seinem Winterschlaf. Dünn und schwach macht er sich auf die Suche nach etwas zu essen. Sein Freund, der Hofhund Emmerich hat leider nichts mehr für ihn, aber letztendlich ...

Igel Nepomuk erwacht viel zu spät aus seinem Winterschlaf. Dünn und schwach macht er sich auf die Suche nach etwas zu essen. Sein Freund, der Hofhund Emmerich hat leider nichts mehr für ihn, aber letztendlich wird er dann bei Kuh Wilma fündig, die etwas Milch für ihn hat. Wir begleiten Nepomuk durch den Frühling, Sommer und Herbst, bis er sich wieder zum Winterschlaf in eine Höhle zurückzieht. Zahlreiche Erlebnisse und Begegnungen machen das Buch zu einer kurzweiligen Lektüre.

Dieses Buch ist so wunderbar friedlich. Die Tiere helfen sich und gehen respektvoll miteinander um. Die Sprache ist sehr bildhaft und hält viele poetische Ausdrücke und Vergleiche bereit. Aufgrund der tollen Sprache von Rusalka Reh sieht man als Leser die Bilder direkt vor sich, kann die Jahreszeiten direkt riechen, hören und spüren. Es inspiriert dazu, die Umwelt und die Entwicklung der Natur während der Jahreszeiten bewusst wahrzunehmen und auch kleine Details zu bemerken.

Es wird viel auf den Igel als Tier und seine Merkmale und Fähigkeiten eingegangen, ohne dass das Buch als Sachbuch rüberkommt. Einen Kritikpunkt habe ich jedoch: Der Igel bekommt Kuhmilch. Seit Jahren gibt es Kampagnen, den Igeln keine Kuhmilch zu geben, da diese die Milch nicht gut verdauen können und Folgeprobleme bekommen. Daher finde ich es sehr schade, dass in diesem Kinderbuch dieses alte Bild vom milchtrinkenden Igel hervorgeholt wird. Ich hoffe, dass die kleinen Leser da von ihren Eltern entsprechend aufgeklärt werden.

Die Illustrationen von Antje Drescher wirken frisch und sind sehr niedlich. Die vielen schwarz-weißen Bilder haben uns sehr gut gefallen. Die Aufmachung mit dem Buchrücken aus Leinen macht einen sehr hochwertigen Eindruck.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Was für ein samsiger Vorlesespaß!

Das Sams 9. Das Sams feiert Weihnachten
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Bisher kannten wir nur den Sams-Film und ein kleines Hörbuch, aber ich muss gestehen, dass wir noch kein einziges klassisches Samsbuch gelesen haben, eigentlich noch gar kein Buch von Paul Maar. Da der ...

Bisher kannten wir nur den Sams-Film und ein kleines Hörbuch, aber ich muss gestehen, dass wir noch kein einziges klassisches Samsbuch gelesen haben, eigentlich noch gar kein Buch von Paul Maar. Da der Große nun das richtige Alter hat, wird es Zeit in die Samswelt einzutauchen. Da kam es uns bei diesem Buch auch gerade recht, dass der Autor in einem Vorwort in die Samswelt einführt, so dass auch wir als halbe Neulinge die wichtigsten Personen kurz kennenlernen. Und dann geht es los: Gleich zu Beginn gibt es einen herrlichen Dialog zwischen Herrn Taschenbier und dem Sams - so viele Missverständnisse. Da sieht man erst, wie wichtig eine korrekte und genaue Kommunikation ist. Das Sams braucht warme Sachen für den Winter. Warme oder doch er wärmende Sachen? Es ist einfach zu herrlich. So gehen Herr Taschenbier und Sams ins Kaufhaus, wo das Sams natürlich Unfug stiftet und sich ungewöhnliche Wintersachen mehr oder weniger korrekt ergaunert. Und so begleiten wir das Sams durch die Vorweihnachtszeit mit Schnee, Nikolaus, Plätzchen, Weihnachtsbäumen und was diese Zeit so alles ausmacht. Auch Frau Rotkohl, die Vermieterin von Frau Taschenbier, spielt eine interessante Rolle. Sie will nichts mit Weihnachten zu tun haben. Der Hintergrund ist recht traurig. Wie die Nuss geknackt wird und alles in einem lustigen und schönen Weihnachtsabend gipfelt - das müsst ihr selbst herausfinden.

Wir haben uns sehr amüsiert mit diesem Buch. Für das Sams ist es der erste Winter und das erste Weihnachten. Diese vielen Wortspiele und Reimereien, aber auch die Gaunereien und die überbordende Fantasie des Sams waren einfach herrlich. Das Sams interpretiert die Aussagen von Erwachsenen einfach sehr wortgetreu, was mir als Erwachsenen vor Augen geführt hat, dass wir Erwachsene doch eine Art automatischen Dolmetscher in uns haben und eigentlich gar nicht merken, was wir teilweise für ein Unsinn sagen. Wie muss es da den Kindern gehen, die dies erst lernen müssen. Ein Running Gag ist die Würstchenliebe des Sams. Überall versucht er Würstchen zu bekommen und auch weihnachtlich unterzubringen. Wir haben sehr viel gelacht und der Große möchte nun natürlich auch alle anderen Samsbücher kennenlernen. Wie gut, dass bald Weihnachten ist.