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Veröffentlicht am 05.03.2021

Auf den Spuren von Hannah Arendt

Was wir scheinen
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„Was wir scheinen“ ist ein 576 seitiger Roman von Hildegard E. Keller. Das Buch erschien am 26.02.2021 im Eichborn Verlag.
Zusammenfassung:
Gegen Ende ihres Lebens ist Hannah Arendt ein letztes Mal in ...

„Was wir scheinen“ ist ein 576 seitiger Roman von Hildegard E. Keller. Das Buch erschien am 26.02.2021 im Eichborn Verlag.
Zusammenfassung:
Gegen Ende ihres Lebens ist Hannah Arendt ein letztes Mal in der Schweiz, um Urlaub zu machen. Dort erinnert sie sich an vergangene Ereignisse aus ihrem Leben. Man begleitet sie gedanklich nach Israel, New York, Rom und Deutschland. Es werden wichtige Stationen ihres Lebens, wie der Eichmann-Prozess 1961 und die darauf folgenden Auseinandersetzungen, wie die Diskussion um die "Banalität des Bösen", angesprochen. Die Leserin bekommt einen Eindruck davon, wie ihr Leben in der damaligen Zeit gewesen ist und wie Hannah Arendt damit umgegangen ist.
Meine Meinung:
Das relativ schlicht gehaltene Cover gefällt mir und passt gut zu dem Buch.
Einige Stellen des Buches fand ich etwas langatmig, wodurch ich nicht besonders schnell voran gekommen bin. Andere Stellen lasen sich sehr schnell und flüssig. Insgesamt finde ich den Schreibstil vergleichsweise anspruchsvoll. Was nicht schlecht ist, wenn man sich darauf einlassen kann bzw. einlassen möchte.
Die Autorin beschreibt Hannah Arendt als eine starke Frau, die sich nicht davor scheut ihre Meinung zu vertreten und sich erhobenen Hauptes ihren Kritikern stellt. Hannah Arendt schien es wichtig, geschichtliche Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, um möglichst alle Fasetten zu erfassen und sich abschließend daraus ein Urteil bilden zu können. Im Buch sieht man dies besonders gut an dem Eichmann-Prozess. Für Hannah Arendt war der Titel "Banalität des Bösen" unumstritten schlüssig. Sie war von der Wucht der Feindseligkeiten, die ihr nach der Veröffentlichung ihres Buches entgegen schlugen, sehr überrascht. Nichtsdestotrotz änderte sie den Titel nicht. Stattdessen erklärte sie unermütlich ihren Standpunkt.
Die Leserin bekommt zudem einen Eindruck darüber, wie wichtig Freundschaften für Hannah Arendt waren. Im Buch wird auf verschiedene Freundschaften zwischen Hannah Arendt und einigen Größen der damaligen Zeit eingegangen. Zu nennen wären da Karl Jaspers und Gershom Scholem.
Ich habe bis jetzt noch nichts von Hannah Arendt gelesen, da ich keine große Affinität zur Philosophie habe. Obwohl ich mich natürlich immer mal wieder mit den verschiedenen Themen, die auch in diesem Buch angesprochen werden, auseinander gesetzt habe. An dem Buch hat mir besonders gut gefallen, dass ich Lust bekommen habe, mich intensiver mit Hannah Arendt zu beschäftigen und in diesem Zuge auch ihre Bücher lesen möchte.
Fazit:
Die Autorin zeichnet eine kluge, mitfühlende und nachdenkliche Hannah Arendt. Wenn man keine Angst vor einem anspruchsvolleren Schreibstil hat, kann ich das Buch jeder Hannah Arendt interessierten nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 11.02.2021

ungeschminkte Realität

Kim Jiyoung, geboren 1982
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„Kim Jiyoung, geboren 1982“ ist ein 208 seitiger Roman von Cho Nam-Joo. Das Buch erschien am 11.02.2021 bei Kieperheuer & Witsch.
Zusammenfassung:
In diesem Buch berichtet ein Psychiater von einer seiner ...

„Kim Jiyoung, geboren 1982“ ist ein 208 seitiger Roman von Cho Nam-Joo. Das Buch erschien am 11.02.2021 bei Kieperheuer & Witsch.
Zusammenfassung:
In diesem Buch berichtet ein Psychiater von einer seiner Patientinnen, Kim Jiyoung. Sie wurde durch ihren Ehemann zu ihm gebracht, da sie sich immer seltsamer benahm und unter einer Persönlinchkeitsstörung zu leiden scheint. Der Arzt erzählt aus Jiyoungs Leben in Südkorea. Als Leserin erfährt man unter welchen Umständen sie aufgewachsen ist und welche Stellung sie in Familie und Gesellschaft hat. Ein Leben voller Verzicht, Erniedrigungen und Zurückweisungen, dass nicht nur Frauen aus Südkorea bekannt vorkommen könnte.
Meine Meinung:
Das Buch zeigt offen, wie gleichgültig, desinteressiert und sogar abweisend sich eine patriarchische Gesellschaft gegenüber Frauen verhält. Bereits vor ihrer Geburt werden Mädchen schlechter gestellt, als Jungen. Durch die Geburt eines Jungen steigt der soziale Status einer Familie, weswegen Jungen im allgemeinen bevorzugt und verwöhnt werden. Oft verzweifeln Frauen, wenn sie beim Arzt die Botschaft erhalten, dass das Baby in ihrem Bauch ein Mädchen und kein Junge ist. Die Leserin erfährt durch den Psychiater was Jiyoung in der Schule, dem Studium und im Arbeitsalltag für Erfahrungen machte. Ein Konglomerat an Geschichten über männliche Arbeitskollegen die Frauen ignorieren, verhöhnen und unterdrücken.
Das Problem ist ganz offensichtlich, dass Frauen nicht zusammen halten und sich für ihre Töchter stark machen, sondern auch heute noch den Jungen den Vorzug geben und somit das Spiel der Patrilinearität mitspielen. Das Frauen ganz offensichtlich viel gesellschaftliche Arbeit übernehmen und dafür noch immer keine bis wenig Wertschätzung erfahren. Das ist allerdings nicht nur in Südkorea ein Problem, sondern weltweit. Es ist an der Zeit, dass sich das ändert.
Fazit:
Das Buch vermittelt realistisch, wie Frauen weltweit noch heute kämpfen müssen, um ihre Rechte durchzusetzen. Insgesamt ein ruhiges, sachliches und sehr lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 08.02.2021

Weltuntergang...

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
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„2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt“ ist ein 464 seitiger Thriller von Noah Richter. Das Buch erschien am 01.02.2021 im Ullstein Verlag.
Zusammenfassung:
In einer nicht zu fernen Zukunft ist der Klimawandel ...

„2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt“ ist ein 464 seitiger Thriller von Noah Richter. Das Buch erschien am 01.02.2021 im Ullstein Verlag.
Zusammenfassung:
In einer nicht zu fernen Zukunft ist der Klimawandel weit vorangeschritten. Wo man auf der Welt hinschaut sind Katastrophen an der Tagesordnung. Seien es Überschwemmungen, extreme Hitze oder Stürme. Der Klimawandel scheint kaum noch aufzuhalten zu sein. Großen Konzernen scheint das alles wenig auszumachen. Es gibt aber Menschen und Organisationen, die sich das nicht gefallen lassen wollen. Einer davon ist Jakob, der als Wissenschaftler in der Antarktis forscht und bei einem Unglück ums Leben kommt. Seine Freundin Leela führt seinen Kampf mit Gleichgesinnten fort. Können sie die Übermächtigen aufhalten und die Klimakatastrophe stoppen?
Meine Meinung:
Es regnet fast ohne Unterbrechnung, Landschaften versinken in Fluten und die Menschen resignieren. Der Autor zeichnet eine sehr düstere, schon fast hoffnungslose Zukunft für die Menschheit. Die Katastrophen und das allgegenwärtige Elend der Menschen lassen vermuten, wie es sich vielleicht in 100 Jahren auf unserem Planeten Leben lässt.
In seinem Thriller behandelt der Autor mehrere Aspekte. Zum Einen geht er auf den Klimawandel ein und wer diesen zum großen Teil zu verantworten hat. Er zeigt den aussichtslosen Kampf von Klimaschützern gegen die Machenschaften der Großkonzerne. Zum Anderen geht er auf gesellschaftliche Entwickungen ein, die durch den Klimawandel verstärkt werden. Er beschreibt realistisch, welchen Einfluss der Nationalsozialmus ausüben könnte und wie sektenähnliche Glaubensgemeinschaften in solchen Zeiten an Zuflauf gewinnen.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Unter anderem Leela, ihren Familienangehörigen und Mitstreitern, aber auch von Konzern- und Politikmitarbeitern. Diese vielen verschieden Personen bzw. Personengruppen wirken auf mich gut ausgearbeitet und verleihen der Geschichte Glaubwürdigkeit und Tiefe.
Fazit:
Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen. Es ist fasettenreich geschrieben, aber keine leichte Kost. Am Ende bleibt ein ungutes Gefühl und die Hoffnung, dass wir den Klimawandel noch abwenden können. Der Thriller ist nichts für schwache Nerven, aber durchaus lesenswert.

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Veröffentlicht am 05.02.2021

Mystische Geschichte, die in harten Zeiten spielt

Nordstern – Der Ruf der freien Pferde
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„Nordstern - Der Ruf der freien Pferde“ ist ein 222 seitiger Roman von Karin Müller. Das Buch erschien am 28.12.2020 im Schneiderbuch Verlag.
Zusammenfassung:
Erlas Mutter hatte gehört, das es in Island ...

„Nordstern - Der Ruf der freien Pferde“ ist ein 222 seitiger Roman von Karin Müller. Das Buch erschien am 28.12.2020 im Schneiderbuch Verlag.
Zusammenfassung:
Erlas Mutter hatte gehört, das es in Island Arbeit geben soll und die Chance ergriffen, nach dem Krieg ein neues Leben anzufangen. Auch wegen der Dinge, die Erla manchmal sieht... Also lassen die beiden Deutschland hinter sich und wandern nach Island aus. Die Überfahrt nach Island klappt ohne Probleme, aber bei der Fahrt zu dem neuen Arbeitgeber werden Mutter und Tochter getrennt. Für die 14 jährige Erla ist es anfangs nicht leicht, sich auf dem Hof ihres Arbeitgebers zurecht zu finden. Sie fühlt sich nicht willkommen, spricht die Sprache nicht und hat keine Freunde. Nach einiger Zeit stellt sich heraus, dass ihre Mutter nicht weit entfernt auf einem anderen Hof angestellt ist, wodurch Erla neue Hoffnung schöpft. Die Isländer scheinen ein sehr abergläubisches Volk zu sein und sprechen in Ehrfurcht von den kleinen Leuten. Man soll es sich bloß nicht mit ihnen verscherzen, sonst kommt das Unglück über einen, sagen sie. Immer wieder sieht Erla die Verborgenen, was die anderen Menschen scheinbar nicht können. Erla hat gleich einen guten Draht zu den Verborgenen und freundet sich mit ihnen an. Eine Freundschaft, die beiden Seiten von Vorteil ist.
Meine Meinung:
Das Cover gefällt mir recht gut. Der Untertitel gefällt mir allerdings nicht so gut, da in dem Buch Pferde nicht unbedingt die Hauptrolle spielen. Es geht ja eher um Erla und das verborgene Volk.
Nichtsdestotrotz hat die Autorin einen Schreibstil, dem junge Leserinnen gut werden folgen können. Die Landschaften werden detailliert beschrieben, sodass man sich ein gutes Bild von der Landschaft machen kann, in der Erla ihr neues Leben beginnt. Die Personen finde ich gut durchdacht und auch diese werden gut beschrieben. Es gibt sehr sympathische Figuren, wie bspw. den Großvater auf dem Hof des neuen Arbeitgebers. Auch wenn er nicht viel sagt, ist er ein netter alter Mann, den man einfach mögen muss. Die Grpßmutter hingegen ist eine, durch das Leben hart gewordene, eher unsympathische Frau.
Die Geschichte ist ziemlich spannend geschrieben. Die Leserin bekommt viel vom Gefühlsleben der Protagonistin mit und kann sich dadurch gut in sie hineinversetzen. Es passieren einige spannende Dinge und die Leserin bekommt einen guten Eindruck in den isländischen Alltag 1949.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Eine Frage der Menschlichkeit

Sprich mit mir
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„Sprich mit mir“ ist ein 352 seitiger Roman von T. C. Boyle. Das Buch erschien am 25.01.2021 im Hanser Verlag.

Zusammenfassung:
Aimee ist Studentin und prograstiniert das Lernen indem sie fernsieht. Sie ...

„Sprich mit mir“ ist ein 352 seitiger Roman von T. C. Boyle. Das Buch erschien am 25.01.2021 im Hanser Verlag.

Zusammenfassung:
Aimee ist Studentin und prograstiniert das Lernen indem sie fernsieht. Sie sieht zufällig eine Fernsehshow, in der der Schimpanse Sam sich durch Gebärdensprache mit Professor Guy Schemerhorn unterhält. Das fasziniert Aimee dermaßen, dass ihr der Sam nicht mehr aus dem Kopf geht. Der Professor lehrt an der Universität, an der auch sie eingeschrieben ist. Er sucht studentische Hilfskräfte für die Schimpansenaufsicht, worauf sie sich sofort bewirbt und genommen wird. Schnell wird sie ein Teil des Teams und für Sam die erste Bezugsperson. Sam bekommt von Aimee und Guy regelmäßigen Unterricht und verbringt jeden Tag mit ihnen auf der universitätseigenen Ranch. Sam macht große Fortschritte in seiner Entwicklung. Nach ein paar Jahren veröffentlicht ein anderer Wissenschaftler ein Paper, dass besagt, dass Affen zu keinerler Kommunikation fähig wären. Daraufhin beschließt der Besitzer von Sam, Professor Donald Moncrief, dass dieses Forschungsgebiet keine Zukunft hat. Er will Sam zurück haben, um mit ihm in Zukunft zu züchten. Schließlich war Sam nur an Guy verborgt. Von einem auf den anderen Tag holt Donald Sam ab und bringt ihn zu seinen anderen Schimpansen nach Iowa. Aimee fühlt sich von Guy verraten und beschließt etwas zu unternehmen.

Meine Meinung:
Der Schreibstil von T. C. Boyle gefällt mir ausgesprochen gut. Er hat die Charaktere sehr realistisch angelelet. Dabei muss ich sagen, dass ich die beiden Professoren eher unsympathisch finde, da sie egoistisch und wenig empathisch sind. Aimee und Sam dagegen finde ich sehr sympathisch. Als Leserin konnte ich mich, durch die verschiedenen Blickwinkel, gut in die einzelnen Personen hineinversetzen. Besonders spannend fand ich die Sam-Perspektive. Für den Autor war es sicherlich nicht einfach diese Perspektive zu schreiben. Wer weiß schon, wie sich ein Schimpanse genau fühlt bzw. wie oder was er von seiner Umgebung mitbekommt. Ich persönlich habe mich vor diesem Buch nicht mit Affen- bzw. Schimpansenforschung auseinander gesetzt, kann mir aber vorstellen das die Forschung schon weit voran geschritten ist. Aus diesem Grund finde ich das Buch und die Themen, die darin behandelt werden, glaubwürdig dargestellt. Das Ende des Buches hat mir gut gefallen. Es musste so ausgehen, damit die Geschichte weder kitschig noch gnadenlos endet.

Fazit:
Insgesamt finde ich das Buch lesenswert, da der Autor ein umstrittenes Thema aus verschiedenen Perspektiven darstellt und er erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die versucht das Richtige zu tun und für einen Schimpansen fast alles zurück lässt.

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