Beeindruckend realistisch
All das zu verlieren„All das zu verlieren“ ist ein 224 seitiger Roman von Leïla Slimani. Das Buch erschien am 13.05.2019 im Luchterhans Verlag.
Zusammenfassung:
Adèle ist eine junge Frau mit Mann und Sohn, lebt in einem ...
„All das zu verlieren“ ist ein 224 seitiger Roman von Leïla Slimani. Das Buch erschien am 13.05.2019 im Luchterhans Verlag.
Zusammenfassung:
Adèle ist eine junge Frau mit Mann und Sohn, lebt in einem gehobenerem Pariser Viertel und arbeitet bei einer Tageszeitung. Ihr Mann ist Chirurg und bietet ihr ein luxuriöses Leben. Nach Außen hin scheint alles in Ordnung zu sein, allerdings ist Adèle nicht glücklich mit ihrem Leben. Sie betrügt ihren Mann mit etlichen Männern und setzt damit ihr unbeschwertes Leben aufs Spiel.
Meine Meinung:
Auf dem Cover ist eine junge Frau zu sehen, die rauchend auf einem Balkon steht und in die Ferne sieht. Dieses Bild passt gut zu der Geschichte, aber insbesondere zu der meist gelangweilten und etwas überheblichen Hauptperson. Diese führt in gewisser Weise ein Doppelleben, was optisch durch die Farbgestaltung des Covers dargestellt ist.
Die Autorin, Leïla Slimani, hat bereits erfolgreich einige Bücher veröffentlicht. Ich wollte seit längerem etwas von ihr lesen und war sehr gespannt auf dieses Buch. Ihr Schreibstil ist unterhaltsam und leicht verständlich, aber auch prägnant, scharfsinnig und ungeschminkt. Sie zeigt schonungslos Adèles Gedanken, ihren Blick und ihr Auftreten in Bezug auf ihren Mann, Sohn, Bekannte und diverse Liebhaber, was Adèle nicht besonders sympathisch macht. Beispielsweise hat sie ihren Mann nur geheiratet, weil es die gesellschaftlichen Konventionen von ihr erwarten. Von ihrem Sohn ist sie überwiegend genervt und versucht ihn so oft wie möglich in andere Hände zu geben, damit sie ungestört ihren Bedürfnissen nachgehen kann. Im ersten Moment irritierte mich die Freimütigkeit in Leïla Slimanis Sprache, aber je mehr ich mich mit der Handlung auseinander setzte, stellte ich fest, dass es keinen anderen Weg als diesem gibt, um die Hauptperson adäquat zu beschreiben und auf deren Problem bzw. Krankheit aufmerksam zu machen.
Fazit:
Der offene und zum Teil erbarmungslose Erzählstil der Autorin war für mich anfangs ziemlich gewöhnungsbedürftig. In unserer Gesellschaft wird meist nicht darüber gesprochen, wenn man als Frau für den eigenen Mann und die Kinder keine besondere Zuneigung empfindet. In diesem Buch werden solche Themen angesprochen, was ich von der Autorin sehr mutig finde. Wem Bücher über menschliche Abgründe gefallen, wird dieses Buch mögen.