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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2019

Erinnerungen an ein glückliches Leben

Solange sie tanzen
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Vor ungefähr einem Jahr hat Ada Friedberg ihren Mann verloren, mit dem sie über fünfzig Jahre verheiratet war. Nun bleibt ihr nur noch der Boxer Hemingway und die Erinnerung. Aber sie spürt auch, dass ...

Vor ungefähr einem Jahr hat Ada Friedberg ihren Mann verloren, mit dem sie über fünfzig Jahre verheiratet war. Nun bleibt ihr nur noch der Boxer Hemingway und die Erinnerung. Aber sie spürt auch, dass sie vergesslich wird. Sie versucht ihrem Alltag Struktur zu geben, um dagegen anzukämpfen.
Sie beobachtet das Leben um sich herum vom Wohnzimmerfenster aus. Mit dem Fernglas kann sie am Leben der Nachbarn teilhaben. Als sie ein tanzendes Paar beobachtet, erinnert sie sich, wie sie mit ihrem Hans früher getanzt hat. Das Jetzt verschwindet immer mehr und die Vergangenheit wird zunehmend zur Realität.
Der einfühlsame Schreibstil lässt sich wundervoll lesen. Wir lernen Adas Leben kennen, können an ihren Erinnerungen teilhaben und ihre Gefühle hautnah miterleben. Sie spürt, dass sie immer vergesslicher wird und das macht ihr Angst. Aber noch kann sie das einigermaßen überspielen, so dass auch ihre Kinder das zunächst nicht mitbekommen. Ada möchte ihr Leben selbständig bewältigen. Sie bekommt die Unterstützung ihrer Familie, aber die Aussetzer nehmen zu und daher verliert sie sich in den Erinnerungen.
Ada ist authentisch und lebendig beschrieben und sie ist mir sehr ans Herz gewachsen.
Es ist ein Thema, das uns alle angeht, denn jeden kann es treffen, entweder selbst oder im Familien- oder Verwandtenkreis.
Die Autorin hat einen wunderbaren und warmherzigen Roman über das Alter, das Vergessen und die Erinnerung geschrieben, den ich nur empfehlen kann.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Verschwunden

Was geschah mit Michelle?
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Michelle Jansen ist die Tochter eines Unternehmers aus Bremen. Die Jurastudentin besucht gerade ihre Großmutter, die Konsulin Jansen, als sie bei einer Feier den jungen Leutnant der Bundeswehr Claus von ...

Michelle Jansen ist die Tochter eines Unternehmers aus Bremen. Die Jurastudentin besucht gerade ihre Großmutter, die Konsulin Jansen, als sie bei einer Feier den jungen Leutnant der Bundeswehr Claus von Radus kennenlernt. Sie verlieben sich ineinander, aber Claus ist plötzlich nicht mehr so forsch wie sonst und weiß nicht, wie er sich Michelle nähern soll. Doch die Konsulin hilft ihm. Aber ein Freund von Michelle kommt ihm zuvor und macht der jungen Frau einen Heiratsantrag, den sie aber ablehnt. So gibt es schon bald eine Verlobung mit Claus. Der muss wenig später ins Manöver. Unterdessen verschwindet Michelle spurlos. Die Polizei hat zwar einige Verdächtige ermittelt, aber es gibt nicht, was sie weiterbringt. Die Zeit vergeht und die Hoffnungen, Michelle wiederzufinden, schwinden. Aber ihr Vater und Claus geben die Hoffnung nicht auf und suchen weiter.
Eigentlich hatte ich anhand der Geschichte und des etwas steifen und emotionslosen Schreibstils gedacht, dass die Geschichte wesentlich früher spielt, aber die Handlungszeit liegt in den siebziger Jahren. Dieser kurze Krimi liest sich schnell weg.
Die Figuren sind gut beschrieben. Michelle ist eine lebensfrohe und kontaktfreudige Frau, auf die einige Männer ein Auge geworfen haben. Doch sie hat sich in Claus verliebt und sich daher mit ihm verlobt. Warum ist sie verschwunden? Lebt sie überhaupt noch?
Es ist eine spannende Geschichte.

Veröffentlicht am 02.06.2019

Eine berührende Geschichte

Hannah und ihre Brüder
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Bei einer Spendengala im Opernhaus von Chicago gibt es einen Eklat. Ein alter Mann namens Ben Solomon bedroht den wichtigsten Sponsor der Stadt, Elliot Rosenzweig, mit einer Waffe und beschuldigt ihn, ...

Bei einer Spendengala im Opernhaus von Chicago gibt es einen Eklat. Ein alter Mann namens Ben Solomon bedroht den wichtigsten Sponsor der Stadt, Elliot Rosenzweig, mit einer Waffe und beschuldigt ihn, ein Nazi zu sein. Er redet ihn mit Hauptscharführer Piontek an. Es stellt sich heraus, dass die Waffe nicht geladen war und seltsamerweise zieht Rosenzweig seine Anzeige zurück. Trotzdem möchte Ben, dass die Anwältin Catherine Lockhart und ihren Ermittler Liam Taggart beweisen, dass er mit seinen Anschuldigungen Recht hat.
Otto Piontek wurde von Bens Eltern seinerzeit aufgenommen und lebte wie ein Sohn in der Familie. Doch später soll er seine Ziehfamilie und Bens Geliebte Hannah verraten haben. Während seine gesamte Familie starb, überlebten Hannah und Ben, haben aber zeitlebens unter den Folgen der Gräueltaten gelitten. Sie emigrierten später in die USA. Durch einen Zufall sah Ben Elliot im Fernsehen. Er ist sich sicher, dass es sich in Wirklichkeit um Otto handelt, der nun als dem Holocaust entkommener Jude lebt.
Es ist eine ergreifende Geschichte, die mich von Anfang an gepackt hat. Die Charaktere sind authentisch und sehr glaubwürdig dargestellt. Das Schicksal von Ben ist furchtbar. Er hat überlebt, doch niemals hat er die Schrecken der Vergangenheit vergessen. Elliot hat es in Amerika zu etwas gebracht. Er ist ein großzügiger Sponsor und auf sein Ansehen bedacht. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versucht er Ben mundtot zu machen. Doch Ben will Gerechtigkeit und lässt sich nicht einschüchtern.
Catherine hat genug zu tun und will eigentlich mit der Sache nichts zu tun haben, aber Liam will der Sache nachgehen, zumal Bens Freundin Adele Silver sehr überzeugend ist. Doch hat Ben recht oder ist er wirklich verrückt, wie alle glauben?
Wenn Ben seine Geschichte erzählt, kann man sich nicht entziehen. Es ist schon viel über die damalige Zeit und die Verfolgung der Juden geschrieben worden, aber nicht immer ist man so nah dran am Schicksal der Menschen.
Es ist eine spannende und sehr emotionale Geschichte, die noch lange nachhallt.

Veröffentlicht am 31.05.2019

Eine besondere Freundschaft

Im Freibad
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Die 86-jährige Rosemary hat ihr ganzes Leben im Londoner Stadtteil Brixton verbracht. Sie hängt an dem Stadtteil, da sie hier glücklich war mit ihrem Mann George, der inzwischen verstorben ist. Aber immer ...

Die 86-jährige Rosemary hat ihr ganzes Leben im Londoner Stadtteil Brixton verbracht. Sie hängt an dem Stadtteil, da sie hier glücklich war mit ihrem Mann George, der inzwischen verstorben ist. Aber immer mehr verändert sich. Vieles Vertraute verschwindet. Auch das Freibad, wo sie täglich ihre Runden schwimmt, will die Stadt verkaufen, da es sich nicht mehr rentiert. Eine Gesellschaft plant, dort eine luxuriöse Anlage zu errichten. Als die Reporterin Kate über das Freibad schreiben soll, lernen sich die beiden Frauen kennen. Rosemary überredet Kate, auch im Freibad baden zu gehen. Was Kate zunächst etwas widerwillig getan hat, gefällt ihr bald sehr gut. Sie beschließen gemeinsam das Bad zu retten, denn es ist viel mehr als ein Bad, es ist ein Treffpunkt für die Menschen des Stadtteils.
Das Buch ist einfach wundervoll zu lesen und gibt einen schönen Einblick in das Leben in diesem „Quartier“. Man kann sich die Örtlichkeiten genauso gut vorstellen, wie die Menschen, die hier leben.
Kate ist schüttern und einsam. Erst durch Rosemary kommt sie aus sich heraus und gewinnt Selbstvertrauen. Rosemary ist noch in der Vergangenheit verwurzelt. Wir lernen in Rückblicken ihr Leben kennen. Sie möchte, dass ihr Stadtteil sich das Liebenswerte und den Zusammenhalt bewahrt. Die so unterschiedlichen Frauen werden Freundinnen. Gemeinsam mit anderen Bewohnern kämpfen sie mit allerlei Aktionen für den Erhalt des Freibades.
Es ist eine schöne Geschichte mit sympathischen Protagonisten, die füreinander da sind und sich für die Gemeinschaft einsetzen, eine Geschichte über Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt.
Auch wenn das Ende vorauszusehen war, hat mir das Buch gut gefallen.

Veröffentlicht am 30.05.2019

Die Malerei und die Provence

Lisette und das Geheimnis der Maler
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Lisette liebt die Kunst und fühlt sich daher in Paris sehr wohl. Doch als der Großvater ihres Mannes André erkrankt, folgt sie ihrem Mann in die Provinz nach Roussillon. Es fällt ihr zunächst nicht leicht, ...

Lisette liebt die Kunst und fühlt sich daher in Paris sehr wohl. Doch als der Großvater ihres Mannes André erkrankt, folgt sie ihrem Mann in die Provinz nach Roussillon. Es fällt ihr zunächst nicht leicht, sich dort einzuleben, doch Pascal hat eine Gemäldesammlung, die ihr Interesse weckt. Als Pascal stirbt, versteckt André die Gemälde, damit sie den Nazis nicht in die Hände fallen. Doch dann kehrt ihr Mann nicht aus dem Krieg zurück und Lisette macht sich auf die Suche nach den Bildern.
Dies ist mein erstes Buch der Autorin Susen Vreeland. Der Schreibstil ist sehr detailliert und ich brauchte ein Weilchen um mich einzulesen. Das sorgt aber auch dafür, dass man die Bilder der Landschaft direkt vor Augen hat. Aber auch die Personen sind gut und lebendig dargestellt.
Lisette ist eine sympathische Person, die in einem Waisenhaus in Paris aufgewachsen ist. Schon dort erachte ihr Interesse an der Kunst erwacht. Dass sie als Städterin Probleme hatte, sich in das dörfliche Leben einzufinden, kann ich nachvollziehen. Begierig saugt sie die Informationen von Pascal über die Bilder aus seiner Sammlung in sich auf. Obwohl sie dann in Roussillon eine Heimat gefunden hat, zieht es sie auch wieder nach Paris. Man spürt diese Zerrissenheit in Ihr.
Man erfährt sehr viel über die Malerei und einige bekannte Namen tauchen in diesem Buch auch auf.
Es ist ein ruhiger Roman, der mir gut gefallen hat.