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Veröffentlicht am 03.05.2019

Schwer zu ertragen

Der Fetzen
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Als man seinerzeit von dem Terroranschlag auf die Redaktion Charlie Hebdo hörte, war man schockiert, ist aber recht schnell wieder zum Tagesgeschehen übergegangen. Einerseits war da eine Angst vor Terroranschlägen, ...

Als man seinerzeit von dem Terroranschlag auf die Redaktion Charlie Hebdo hörte, war man schockiert, ist aber recht schnell wieder zum Tagesgeschehen übergegangen. Einerseits war da eine Angst vor Terroranschlägen, andererseits wollte man wohl nicht zu sehr darüber nachdenken. Was aber ist mit den Menschen, die betroffen sind? Was ist mit denen, die den Anschlag überlebten, deren Leben aber nie mehr das ist, was es zuvor war?
Philippe Lançon ist ein Betroffener; er hat überlebt. Er musste zusehen, wie seine Kollegen erschossen wurden und er musste erleiden, wie ihm der Unterkiefer zerschossen wird. Mit einem Mal waren viele seiner Pläne nicht mehr möglich. Ein langer Heilungsprozess mit vielen Operationen steht ihm bevor und am Ende hat er zwar ein Leben, aber nicht mehr das, was es zuvor war.
Der Kulturkritiker und Kolumnist Philippe Lançon hat sein Trauma in diesem Buch verarbeitet. Es ist nicht einfach, dieses Buch zu lesen, denn es ist verstörend und macht einen fassungslos. Umso bewundernswerter ist es, wie Philippe Lançon sich zurückgekämpft hat. Dabei berichtet er detailliert und relativ emotionslos darüber, was er erduldet hat und was ihn bewegt hat. Man lernt seine Gedanken zu vielen unterschiedlichen Themen kennen.
Wer das erlebt hat, muss eigentlich wütend sein und darf jammern ob der Qualen, die er ertragen musste. Aber der Autor berichtet sehr sachlich, was ich bewundere.
Es ist ein verstörendes Buch, es macht betroffen und nachdenklich. Es ist ein sehr intensives Buch.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Eine bewegende Geschichte

Von A wie allein bis Z für zusammen
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Andrea Barnard ist verzweifelt darüber, dass ihre Töchter Poppy und Rose schon lange Zeit nicht mehr miteinander reden. Dabei waren sie früher einmal ein Herz und eine Seele. Nun hat Andrea eine schlimme ...

Andrea Barnard ist verzweifelt darüber, dass ihre Töchter Poppy und Rose schon lange Zeit nicht mehr miteinander reden. Dabei waren sie früher einmal ein Herz und eine Seele. Nun hat Andrea eine schlimme Diagnose erhalten. Sie will die wenigen Wochen nutzen, die sie noch zu leben hat, um ihre Töchter wieder zusammen zu bringen. Ihr Vermächtnis sind 26 Aufgaben, die Poppy und Rose gemeinsam zu bearbeiten haben. Die beiden erfahren erst nach dem Tod der Mutter von ihrer Krankheit und dem Vermächtnis. Es ist nicht verwunderlich, dass sie keine Lust darauf haben, sich gemeinsam mit etwas zu beschäftigen. Dennoch machen sie sich daran, die Liste abzuarbeiten und nähern sich einander wieder an. Andreas Plan scheint aufzugehen.
Dieser Roman ist sowohl humorvoll und unterhaltsam, als auch emotional. Der Schreibstil ist sehr schön zu lesen.
Die Charaktere sind lebendig und authentisch gestaltet. So konnte ich mich gut in sie hineinversetzen. Andrea wollte es nie begreifen, wie sich ihre Töchter so zerstreiten konnten. Es hat ihr fast das Herz zerbrochen. Die Gefühle von Poppy und Rose geraten ziemlich durcheinander, als sie vom Tod der Mutter erfahren und noch mehr, als ihnen bewusst wird, was nun auf sie zukommt. Andrea war sich bei jeder Aufgabe im Klaren darüber, was sie tat und so konnte ihr Plan auch aufgehen. Es ist schön mitzuerleben, wie sich die Schwester nähern und jeder vor sich auch eine Weiterentwicklung durchmacht. Alte Erinnerungen kommen wieder hoch und durch das Zusammensein lässt sich auch mit dem Verlust und der Trauer besser fertigwerden.
Ein unterhaltsamer und bewegender Roman, der auch einen ernsten Hintergrund hat und nachdenklich stimmt. Lesenswert!

Veröffentlicht am 01.05.2019

Schicksalsland Island

Das Versprechen der Islandschwestern
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Die Eltern der Schwestern Helga und Margarete leben nicht mehr und Helgas Verlobter ist auch im Krieg geblieben. Margarete hält nichts mehr in dem zerstörten Deutschland. Sie überredet im Jahr 1949 ihre ...

Die Eltern der Schwestern Helga und Margarete leben nicht mehr und Helgas Verlobter ist auch im Krieg geblieben. Margarete hält nichts mehr in dem zerstörten Deutschland. Sie überredet im Jahr 1949 ihre ältere Schwester, mit nach Island zu kommen und dort auf einem Bauernhof zu arbeiten. Helga hat schnell Heimweh und Margarete verliebt sich in den Isländer Théo. Was wird die Zeit für die Schwestern bringen?
2017 macht sich Pia mit ihrer pubertierenden Tochter Leonie und ihrer Großmutter Greta nach Island auf, um den Geburtstag von Gretas Schwester Helga zu feiern. Die Schwestern hatten all die Jahre keinen Kontakt mehr. Pia möchte wissen, was vorgefallen ist, aber ihre Oma hält sich bedeckt. Pia verliert ihr Herz an Island und vielleicht auch ein wenig an Ragnar, während Leonie weiterhin Pias Geduld strapaziert und zwischen Greta und Helga viel Unausgesprochenes ist. Warum tun sich die alten Damen so schwer, ihre Konflikte zu besprechen?
Die Geschichte hat mich gleich in ihren Bann gezogen. Obwohl ich frühzeitig ahnte, was für eine Geschichte da zwischen Margarete und Helga steht, blieb es trotzdem spannend. Island hat mich schon immer fasziniert und ich konnte mir durch die gute und bildhafte Beschreibung die raue Landschaft gut vorstellen. Auch die Charaktere sind alle wunderbar und vielschichtig ausgearbeitet.
Es muss schwer gewesen sein für die Schwestern sich in einem fremden Land zurechtzufinden – ohne Sprachkenntnisse und ohne jemals auf einem Bauernhof gearbeitet zu haben. Aber Margarete will dort ankommen, woran aber auch Théo nicht ganz unbeteiligt ist. Doch er ist kann Mann, auf den man sich verlassen kann. Helga kommt mit Trauer im Herzen in dieses Land und möchte schnellstens wieder zurück. Die Schwester haben ein sehr enges Verhältnis und man sollte glauben, dass nichts sie trennen kann.
Pia wird trotz Scheidung immer noch von ihrem Ex kontrolliert und auch Leonie macht es ihr nicht leicht, was aber bei Pubertierenden wohl normal ist. Sie möchte auf Island zur Ruhe kommen, doch die Begegnung mit Ragnar sorgt eher für Unruhe. Ragnar hat auch sein Päckchen zu tragen und muss erst einmal abschließen, bevor er für Neues offen ist.
Es ist ein wunder schöner Roman mit tollen Charakteren und einer ganz besonderen Landschaft.

Veröffentlicht am 01.05.2019

Ein wundervoller Roman

Ein Sommer in Brandham Hall
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Leo Colston findet beim Aufräumen sein „Tagebuch für das Jahr 1900“ und er erinnert sich an den Sommer auf dem Landgut der Eltern seines besten Freundes. Zu dem Zeitpunkt war er zwölf Jahre alt und noch ...

Leo Colston findet beim Aufräumen sein „Tagebuch für das Jahr 1900“ und er erinnert sich an den Sommer auf dem Landgut der Eltern seines besten Freundes. Zu dem Zeitpunkt war er zwölf Jahre alt und noch sehr unbedarft. Nur so konnte er in den Strudel hineingezogen werden, der in einer Katastrophe endete.
„Ein Sommer in Brandham Hall“ erschien bereits im Jahr 1953 unter dem Titel „The Go-Between“ und wird jetzt neu herausgegeben. Der Schreibstil ist wundervoll zu lesen, er ist bildhaft und sehr poetisch.
Die Verlobung von Marian, der Tochter des Hauses, mit Lord Trimingham steht bald bevor, als Leo Liebesbotschaften zwischen Marian und dem Pächter Ted Burgess überbringt. Leo stammt aus ärmlichen Verhältnissen und ihm imponiert die Umgebung in der sein aristokratischer Schulfreund Marcus Maudsley aufwächst. Dabei hat es mich verwundert, wie die beiden so unterschiedlichen Jungen befreundet sein können. Leo möchte die Anerkennung der Familie und lässt sich daher von Marian einspannen. Zunehmend aber fühlt er sich mit seinem Botendienst unwohl. Natürlich bleibt Marians Treiben nicht verborgen und die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten.
Leo ist nicht mehr richtig Kind, aber auch noch nicht erwachsen. Es ist eine aufregende Zeit, in der er sich selbst noch nicht gefunden hat. Da ist es verständlich, dass die schöne Marian das Chaos von Leos Gefühle noch zusätzlich durcheinanderbringt. Er begreift in seiner Naivität nicht, was da geschieht und dass er getäuscht wird. Die Folgen sind für ihn verheerend.
Die Charaktere sind lebendig und individuell gezeichnet. Nur aus dem Zusammenspiel dieser Personen ist der Verlauf der Geschichte zu erklären.
Mir hat dieser sehr atmosphärische Roman sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 01.05.2019

Mord im Hotel Lutetia

Die Blüten von Pigalle
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Paris 1945: Das luxuriöse Hotel Lutetia beherbergt nun die Rückkehrer, welche von den Deutschen verschleppt wurden. Zu ihnen gehört auch Camille Laval, der in Sachsenhausen gewesen ist. Als seine Verlobte ...

Paris 1945: Das luxuriöse Hotel Lutetia beherbergt nun die Rückkehrer, welche von den Deutschen verschleppt wurden. Zu ihnen gehört auch Camille Laval, der in Sachsenhausen gewesen ist. Als seine Verlobte Eloise mit ihrer Freundin Pauline Drucat zum Hotel kommt, um ihn für eine Wohnungsbesichtigung abzuholen, erfährt sie von Inspektor Jean Ricolet, dass Camille ermordet wurde. Die Druckplatte einer englischen Banknote, die in Camilles Zimmer gefunden wird, gibt der Polizei Rätsel auf. Aber nicht nur die Polizei ermittelt, Pauline verfolgt eigene Spuren, denn sie will für Eloise, dass die Sache aufgeklärt wird. Aber irgendwer versucht zu verhindern, dass die Ermittlungen zum Ziel führen und Pauline gerät dadurch in Gefahr.
Dies ist nach „Die Toten von Paris“ der zweite Band um den sympathischen Inspektor Jean Ricolet. Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Allerdings hält sich die Spannung in Grenzen. Dafür sind aber die Handlungsorte in Paris sehr atmosphärisch beschrieben, so dass ich die Bilder vor Augen hatte. Auch spürt man, dass die Menschen wieder hoffnungsvoller in die Zukunft sehen, auch wenn die Versorgungslage für die meisten noch nicht so gut ist.
Die Charaktere sind auch gut und vielschichtig dargestellt. Jean Ricolet ist aus der Provinz nach Paris gekommen und er macht sich Hoffnung, dass es mit der Karriere vorangeht. Er ist ehrgeizig und will den Fall klären, dafür zapft er sogar seinen früheren Vorgesetzten Bruleit im Gefängnis an. Die Kunststudentin Pauline Drucat hat ihm beim letzten Fall geholfen und er hegt mehr als freundschaftliche Gefühle für sie. Doch sie stammt aus besseren Kreisen und obwohl sie inzwischen verarmt sind, hofft die Mutter immer noch auf eine standesgemäße Verbindung für ihre Tochter. Pauline war bei der Resistance, daher habe ich nicht verstanden, dass sie manchmal ziemlich naiv ihre Informationen weitergibt. Aber sie ist auch mutig und findig, als sie in Gefahr ist.
Es gibt Menschen, die keine Skrupel hatten, die Gunst der Stunde zu nutzen und Geschäfte mit dem Feind zu machen. Aber die Zeiten ändern sich und neue Geschäfte locken. Da will man Vergangenheit schnell vergessen.
Auch wenn der Krimi nicht wahnsinnig spannend ist, so hat mir das Buch dennoch gut gefallen, weil die historischen Umstände sehr interessant sind und alles zusammen doch eine runde Geschichte ergibt.

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