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Veröffentlicht am 14.03.2019

Dunkle Zeiten

Als die Tage ihr Licht verloren
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Linda und Gitte sind Schwestern und kommen aus einer gut bürgerlichen Familie. Sie sind jung und haben ihre Träume. Gitte ist Sekretärin im Reichsinnenministerium und möchte sich als Juristin einen Namen ...

Linda und Gitte sind Schwestern und kommen aus einer gut bürgerlichen Familie. Sie sind jung und haben ihre Träume. Gitte ist Sekretärin im Reichsinnenministerium und möchte sich als Juristin einen Namen machen. Obwohl die Schwester immer zusammenhalten, sind sie doch unterschiedlicher. Linda ist die lebenslustigere der Schwestern, aber in ihr ist manchmal etwas „Verknubbeltes“ und dann weiße sie nicht, was sie will und ist lieber alleine. Dann begegnet sie Erich Kupfer. Er ist die Liebe ihres Lebens. Lind ist glücklich und sie heiraten. Linda arbeitet dann im Geschäft ihres Mannes mit. Doch als der Krieg kommt, wird Erich eingezogen. Bald bleiben die Nachrichten von ihm aus und Linda fällt in ein tiefes Loch. Doch solche psychischen Krankheiten sind gefährlich in jener Zeit.
Stephanie von Hayek hat einen außergewöhnlichen und ruhigen Schreibstil, der aber gut zu lesen ist. Mit diesem Buch greift sie ein dunkles Thema der deutschen Geschichte auf, die Euthanasie. Die Geschichte ist fiktiv und trotzdem sehr realistisch. Ich habe bisher noch keinen Roman gelesen, der so die Hintergründe und Fakten beleuchtet. Bei dem Schrecklichen, was da geschieht, ist Geheimhaltung alles und wird mit dem Begriff „Tarnung“ verschleiert.
Die Charaktere sind authentisch und individuell ausgearbeitet.
Die Zeit vor und während des Krieges ist eine Zeit, in dem man sich vorsichtig verhalten muss. Kaum etwas bleibt verborgen und zu schnell wird man denunziert. Solche Verräter sind überall zu finden, manchmal sogar in der eigenen Familie. Man kann also niemandem trauen.
So verschwindet Linda nachdem sie verraten wurde. Ihre Familie weiß nicht, wo sie ist. Doch Gitte findet bei ihrer Arbeit heraus, welche Diagnose gesellt wurde. Die Familie ist schockiert. Besonders Großmutter Elisabeth lässt mit ihrer resoluten Art nichts unversucht, um Linda zurückzuholen. Dabei wissen sie nicht, was für ein Wahnsinn da wirklich abläuft. „Gnadentod“ heißt es harmlos, doch es ist ein Massenmord an Menschen, die eigentlich Schutz und Hilfe gebraucht hätten.
Am Ende bleibt einiges offen und so bleibt es der eigenen Vorstellung überlassen, was aus den Personen geworden ist.
Eigentlich weiß man, was damals geschehen ist, dennoch ist es immer wieder schockierend darüber zu lesen. Diese Geschichte ist mir sehr nahegegangen.
Ein empfehlenswertes Buch, das Erinnerung und Warnung zugleich ist. Jedes Leben ist lebenswert.

Veröffentlicht am 12.03.2019

Die Schuld der Vergangenheit

Der Honigbus
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Die fünfjährige Meredith May und ihr kleiner Bruder Matthew müssen miterleben, wie ihre Eltern sich andauernd streiten. Dann packt die Mutter Hals über Kopf die Koffer und reist mit den Kindern quer über ...

Die fünfjährige Meredith May und ihr kleiner Bruder Matthew müssen miterleben, wie ihre Eltern sich andauernd streiten. Dann packt die Mutter Hals über Kopf die Koffer und reist mit den Kindern quer über den Kontinent zu ihrer Mutter in Big Sur, Kalifornien. Meredith sürt schon auf dem Flug, dass mit ihrer Mutter etwas nicht stimmt:
„Irgendwo zehntausend Meter über der Mitte Amerikas hatte sie es aufgegeben, eine Mutter zu sein.“ (S. 25)
Während die Granny sich intensiv um Merediths Mutter kümmert, bleiben die Kinder sich selbst überlassen. Ihre Mutter verkriecht sich im Bett, wo sie jahrelang bleibt. Zum Glück gibt es Grandpa und seinen Honigbus. Hier lernt das Mädchen alles über Bienen und was es heißt eine Familie zu haben und füreinander einzustehen. Die Bienen werden ihre Ersatzfamilie.
Es ist Meredith Mays eigene Geschichte, die sie in diesem Buch verarbeitet. Sie erzählt auf eine ruhige und sehr nachdenkliche Art.
Darüber hinaus habe ich sehr viel Neues über Bienen erfahren.
Ich habe mit den Kindern gelitten, die mit ihrer Mutter in einem Haus leben und doch nicht in deren Leben vorkommen. Wie kann eine Mutter sich nur so verhalten. Aber auch die Großmutter habe ich nicht verstanden. Sie sorgt zwar für die unbedingt notwendigen Dinge, aber auch sie gibt den Kindern nicht das Gefühl, dass sie angenommen werden. Es ist oft schwer zu ertragen, wie lieblos die Kinder behandelt werden.
Grandpa Frank Peace ist ein liebevoller und fürsorglicher Mann. Er sieht, was die schiefläuft und kümmert sich um Meredith. Aber er ist es auch, der ihnen Mut macht, an eine selbstbestimmte Zukunft zu denken. Hier fühlt sie sich angenommen. In der Familie von Frank hat es schon immer Bienen gegeben. Er kann sich ein Leben ohne seine Bienen und die Imkerei nicht vorstellen. Diese Liebe gibt er an Meredith weiter. Es ist ihre Rettung in einem entsetzlichen Leben.
Meredith ist ein sensibles Mädchen, das schon vor der Flucht ihrer Mutter gespürt hat, dass da etwas nicht richtig läuft und ihr Verhalten auf die Ausbrüche der Mutter eingestellt. Sie liebt ihren Vater und kommt später in eine Zwickmühle. Auf wessen Seite soll sie sich stellen? Damit ist sie hoffnungslos überfordert, aber sie glaubt ihrer Mutter helfen zu können und muss doch im Laufe der Jahre feststellen, dass niemand ihrer Mutter helfen kann. Erst sehr spät hat man erfahren, warum ihre Mutter so ist wie sie ist und warum auch ihre Großmutter so gefühllos ist. Es hat mich sehr erschüttert.
Diese Lebensgeschichte ist sehr berührend und lesenswert.

Veröffentlicht am 12.03.2019

Bloß nicht waschen

Der kleine Waschbär Waschmichnicht
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Die Mama des kleinen Waschbären Waschmichnicht ist der Meinung, dass sich Waschbären täglich im wunderbarsten klarsten Waschwasser des Flusses zu waschen haben. Aber der kleine Waschbär ist ganz anderer ...

Die Mama des kleinen Waschbären Waschmichnicht ist der Meinung, dass sich Waschbären täglich im wunderbarsten klarsten Waschwasser des Flusses zu waschen haben. Aber der kleine Waschbär ist ganz anderer Meinung. Er will sich einfach nicht waschen und versteckt sich unter dem Bett. Aber seine Mama zieht ihn am Schwanz heraus. Doch er versteckt sich bei den Schweinen im Matsch, am nächsten Tag beim Pferd im Misthaufen, in der Mülltonne und im Ameisenhaufen. Dann ist er so dreckig und stinkt, dass ihn das Stinktier auch für ein Stinktier hält. Vielleicht wäre eine Wäsche im klarsten Waschwasser der Welt doch nicht so schlecht?
Die Geschichte ist unterhaltsam und so manch ein Kind erkennt sich vielleicht wieder. Die Illustrationen passen wunderbar und sind einfach niedlich.
Die Geschichte bereitet den Kindern sehr viel Spaß, daher kann ich das Buch nur empfehlen.

Veröffentlicht am 12.03.2019

Schwierige Zeiten für die Breitenbachs

Der weiße Ahorn
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Hermann Breitenbach hat hart gearbeitet und seine Schuhfabrik in Berlin zum Erfolg gebracht. Doch im Jahr 1881 sieht es für das Unternehmen nicht gut aus. Daher soll Georg Breitenbach in Colorado ein zweites ...

Hermann Breitenbach hat hart gearbeitet und seine Schuhfabrik in Berlin zum Erfolg gebracht. Doch im Jahr 1881 sieht es für das Unternehmen nicht gut aus. Daher soll Georg Breitenbach in Colorado ein zweites Standbein schaffen und eine weitere Fabrik eröffnen, während Hermann und sein Sohn Theodor in Berlin mit dem Widersacher Meißner zu kämpfen haben. Georgs Schwester Rosa begleitet ihren Bruder nach Amerika.
Dieses Buch ist der 1. Teil der Breitenbach Saga und umfasst die Jahre 1881-1883.
Die Mitglieder der Familie Breitenbach sind durchweg sehr sympathisch, nur Theodors Frau Elena passt so gar nicht in diese Familie. Da bleibt es nicht aus, dass es Eheprobleme gibt. Aber Theodors Verhalten gefällt mir gar nicht. Als es Vanda begegnet, muss er eine Entscheidung treffen, doch eine Scheidung ist nicht einfach. Hermann hat seinen Söhnen in der Firma schon Verantwortung übertragen und hofft, dass das Unternehmen auch in Zukunft unter dem Zeichen des „weißen Ahorns“ im Familienbesitz bleibt. Rosa ist das Nesthäkchen. Auch sie hilft im Unternehmen, hat aber ganz andere Ambitionen, denn sie möchte eine Schule gründen. Sie hat Charme und weiß diesen notfalls auch einzusetzen. Aber sie ist auch eine selbstbewusste junge Frau, wie weiß was sie will, nämlich ein selbstbestimmtes Leben führen. Während in Berlin mit harten Bandagen gekämpft wird, muss Georg mit ganz anderen Schwierigkeiten fertig werden. Die Personen wachsen an ihren Aufgaben und entwickeln sich natürlich weiter, aber was sie tief in ihrem Innern bewegt, dass kam bei mir nicht so recht an. Gefallen hat mir aber der Zusammenhalt in dieser Familie.
Daneben gibt es aber noch eine Reihe anderer interessanter Charaktere. Besonders Wendelin mochte ich, während Meißner ein wirklich widerlicher Typ ist.
Die Lebensumstände sind sehr gut beschrieben und auch die Handlungsorte sehr schön dargestellt. Ich konnte mir gut miterleben, wie schwierig es ist, von Berlin bis nach Colorado zu kommen. Auch aus meiner heutigen Sicht tue ich mich mit der Frauenrolle schwer, die damals erwartet wurde.
Das Nachwort ist sehr informativ und das Ende der Geschichte gefällt mir auch.
Mich hat diese Familiengeschichte gut unterhalten und ich bin schon gespannt, wie es weitergeht.

Veröffentlicht am 12.03.2019

Very british

Ein perfider Plan
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Es war ein Frühlingsmorgen, als Diana Cowper ihre eigene Bestattung im Beerdigungsinstitut Cornwallis & Söhne organisiert. Sie weiß genau, was sie will. Noch am gleichen Tag wird die Dame ermordet, aber ...

Es war ein Frühlingsmorgen, als Diana Cowper ihre eigene Bestattung im Beerdigungsinstitut Cornwallis & Söhne organisiert. Sie weiß genau, was sie will. Noch am gleichen Tag wird die Dame ermordet, aber erst zwei Tage später wird die Leiche gefunden. Mrs Cowper hatte dem Täter wohl selbst die Tür geöffnet. Eigentlich ein ganz normaler Fall für die Polizei, bis sie erfahren, dass die Beerdigung von der Ermordeten am gleichen Tag geregelt wurde. Das kann doch kein Zufall sein.
Ich habe schon einige Bücher des Autors Anthony Horowitz gelesen und mag seinen Schreibstil sehr gerne. Dieses Mal berichtet er aus seiner eigenen Perspektive. Denn er wird von Daniel Hawthorne in diese Geschichte hineingezogen, weil der nicht nur den Fall klären, sondern auch gleich ein Buch daraus machen will. Dafür benötigt er aber Unterstützung. Hawthorne, ein ehemaliger Polizeioffizier, ist nun Privatdetektiv und ermittelt manchmal im Dienst der Polizei. Horowitz ziert sich zunächst, aber dann ist er fasziniert. So gehen Holmes und Watson 2.0 in Person von Horowitz und Hawthorne der Sache nach.
Dieses ungewöhnliche Ermittlerteam geht mit Verstand und logischem Kombinieren an den Fall heran. Schon bald entdecken sie, dass die tote Diana Cowper viel geheimnisvoller war, als man vermuten könnte. Es gibt einige Verdächtige mit den unterschiedlichsten Motiven. Als sie weiter in der Vergangenheit ermitteln, bringen sie sich damit sogar in Gefahr.
Es ist eine spannende Geschichte mit ganz besonderen Charakteren, britischer Atmosphäre, einer Prise Humor und einem überraschenden Motiv.
Ich kann diesen wundervollen Krimi nur empfehlen.