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Veröffentlicht am 30.11.2018

Jungssachen und Mädchenkram

Lotti und Otto (Band 1)
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Der Otternjunge Otto möchte am liebsten gar nicht in das Ferienlager. Kaum ist er dort angekommen, wird er zu den Jungen gesteckt. Im Ferienlager trifft er das Otternmädchen Lotti. Verwundert stellen sie ...

Der Otternjunge Otto möchte am liebsten gar nicht in das Ferienlager. Kaum ist er dort angekommen, wird er zu den Jungen gesteckt. Im Ferienlager trifft er das Otternmädchen Lotti. Verwundert stellen sie fest, dass sie ganz gleich aussehen. Lotti ist natürlich in die Mädchengruppe gesteckt worden. Während Otto gerne backen würde, möchte Lotti viel lieber angeln. Da kommt ihnen eine Idee…
Das Kinderbuch gefällt schon auf den ersten Blick, denn das Cover ist einfach toll. Mit genauso schönen, kindgerechten Illustrationen wird dann die ganze Geschichte begleitet. In der geht es um Jungssachen und Mädchenkram.
Eigentlich sollte doch jeder er selbst sein und das tun, was er gerne tut. Aber das ist gar nicht so leicht, denn die Rollenbilder werden von außen immer noch in die Erziehung mit eingebracht. Jungs weinen nicht und Mädchen klettern nicht auf Bäume. Das und vieles mehr wurde uns immer gesagt. Inzwischen sind wir da weiter – oder etwas nicht?
Für die zehn Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren war schon bevor ich etwas zu dem Buch gesagt habe klar, dass es ein Junge und ein Mädchen war. Die rote Mütze konnte nur ein Mädchen tragen und die blaue nur ein Junge. Nur ein Kind stellte fest, dass es als Mädchen doch auch eine blaue Mütze habe. Es gab also viel kontroverse Diskussion, schon vor aber auch während des Vorlesens. Ich denke also, da ist noch einiges zu tun.
Die Geschichte gefällt mir richtig gut und hat Spaß gemacht. Sogar den Kleinen wurde bewusst, dass man oft in Schubladen gesteckt wird. Am Ende aber waren wir uns einig „jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden“.
Ein sehr empfehlenswertes Kinderbuch.

Veröffentlicht am 27.11.2018

Berlin in den Zwanzigern

Die Frauen vom Savignyplatz
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Berlin, 1925: Vicky und Willi wollten für immer zusammenbleiben. Sie haben vier Kinder und eins ist unterwegs und nun trennt sich Willi von ihr wegen einer anderen. Vicky verfällt nicht in eine depressive ...

Berlin, 1925: Vicky und Willi wollten für immer zusammenbleiben. Sie haben vier Kinder und eins ist unterwegs und nun trennt sich Willi von ihr wegen einer anderen. Vicky verfällt nicht in eine depressive Stimmung, ganz im Gegenteil, sie krempelt ihr Leben um und will beweisen, dass Frauen mehr draufhaben als nur Ehefrau und Mutter zu sein. Mit ihrer Freundin eröffnet sie am Savignyplatz eine kleine Buchhandlung für Frauen.
Joan Weng führt uns mit ihrem Roman ins Berlin der Zwanziger Jahre. Ihr Schreibstil ist lebendig und die Atmosphäre ist sehr authentisch.
Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet und kommen realistisch rüber. Vickys Eltern waren von dem Schwiegersohn, den Vicky ihnen vorstellt, gar nicht begeistert. Sie hatten jemand anderes im Blick und nun sehen sie die Chance, Vicky mit dem Fabrikanten Jakob Ebert zu verheiraten. Doch Vicky denkt nicht daran. Willi ist unbekümmert und hat seine Frauengeschichten. Als seine Jugendliebe von ihm schwanger ist, verlässt er dafür seine schwangere Frau. Hilfe erhält Vicky aber trotzdem von ihm und auch von Jakob Ebert. Mit Lisbeth verbindet Vicky eine langjährige Freundschaft und sie konnten sich immer aufeinander verlassen. Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet.
Ihre Buchhandlung für Frauen trifft nicht überall auf Begeisterung, sie müssen auch eine Menge Anfechtungen aushalten, selbst Vicky Vater macht Schwierigkeiten.
Es ist eine Zeit, als von Frauen erwartet wurden, dass sie heiraten, Kinder kriegen und dann ihr Glück am heimischen Herd finden. Aber es gibt auch Frauen, die mehr wollen und ihnen bläst zu der Zeit noch ein kräftiger Wind entgegen. Immer be3nötigen Frauen die Erlaubnis eines Mannes, wenn sie etwas auf die Beine stellen wollen. Mit dem Aufkommen der Nazis gibt es dann eine rückwärts gerichtete Entwicklung.
Emanzipierte Frauen in den Zwanziger Jahren – eigentlich ein interessantes Thema, aber trotz interessanter Zeit und sympathischer Protagonisten wurde ich nicht so gepackt wie erwartet, da die Geschichte so vor sich hinplätschert.

Veröffentlicht am 26.11.2018

Keine heile Welt

Trügerischer Sommer
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Barbara ist Ende vierzig und Künstlerin. Sie lebt mit ihrem 15-jährigen Sohn Tore in Berlin. Ihr Lebensgefährte hat sich von ihr getrennt, weil er eine Jüngere gefunden hat. Seither hat er wenig Zeit für ...

Barbara ist Ende vierzig und Künstlerin. Sie lebt mit ihrem 15-jährigen Sohn Tore in Berlin. Ihr Lebensgefährte hat sich von ihr getrennt, weil er eine Jüngere gefunden hat. Seither hat er wenig Zeit für seinen Sohn. In Barbara brodelt etwas, das sich bei einer Führung im Museum entlädt und sie verliert ihren Job. Dann erhält sie auch noch einen Anruf vom Krankenhaus, dass ihr Vater im Sterben liegt. Sie fährt mit Tore nach Niedersachsen und will alles möglichst schnell hinter sich bringen, denn sie hat schon lange kaum noch Kontakt zu ihrer Familie. Mit Erschrecken muss sie feststellen, dass ihr Vater ziemlich verwahrlost gelebt hat. Das Haus ist vermüllt und ihr Bruder Kristian hat sich wohl kaum gekümmert. Obwohl ihr in dem Dorf alles zu eng ist, muss sie wohl eine Weile bleiben. Ihre alte Freundin Karin ist ihre eine Hilfe. Als Barbara ein altes Foto in die Finger fällt, begreift sie, dass sie sich der Vergangenheit stellen muss. Sie erzählt Tore, dass sie noch einen Bruder hat, der vor vielen Jahren verschwunden ist. Tore macht sich auf die Suche und löst etwas aus, da ihn in Lebensgefahr bringt.
Dieser Roman lässt sich flüssig lesen. Es herrscht eine unterschwellig bedrohliche Atmosphäre, auch wenn man zusammen feiert. Das kann man anfangs alles nicht richtig fassen, doch je mehr man über die Menschen in dem Ort erfährt, um so schrecklicher wird das Ganze.
Barbara und ihre Brüder sind mit einer depressiven Mutter und einem gefühlskalten Vater aufgewachsen. Der ältere Bruder Johannes kümmert sich um seine Geschwister, bis etwas Schreckliches passiert. Dann bleibt er verschwunden. Kristian wurde Tierarzt, aber er ist ein seltsamer Mensch, der den Kontakt zu anderen meidet. Er arbeitet für den Hähnchenzüchter Lüken, der im Dorf bestimmt, wo es lang geht. Tore kam mir zunächst sehr brav vor, doch dann zeigt er auch andere Seiten. Aber auch die anderen Charaktere sind sehr gut beschrieben.
Barbara hat die Vergangenheit hinter sich gelassen, doch als sie in das Dorf zurückkommt, muss sie sich dieser Vergangenheit stellen. Alles was sie verdrängt hat, bricht wieder auf.
Die Autorin beleuchtet die komplizierten Gefüge einer Familie und die Geheimnisse einer Dorfgemeinschaft. Dazu kommt das Thema Massentierhaltung.
Es ist ein Roman, der einen von Anfang an in den Bann zieht, denn man möchte wissen, was hinter dieser merkwürdig unheilvollen Atmosphäre steckt.
Ich kann das Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 26.11.2018

Eigentlich will sie ja nicht mehr

3 Zimmer, Küche, Mord
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Die Trennung von Pascal ist zwar schon ein halbes Jahr her, aber nun will Loretta Luchs neu anfangen. Sie bekommt auch gleich die passende Wohnung, in die sie nichts mitnimmt, was an Pascal erinnert. Dann ...

Die Trennung von Pascal ist zwar schon ein halbes Jahr her, aber nun will Loretta Luchs neu anfangen. Sie bekommt auch gleich die passende Wohnung, in die sie nichts mitnimmt, was an Pascal erinnert. Dann will sie auch gleich den Mordermittlungen ein Ende bereiten. Aber Loretta wäre nicht Loretta, wenn sie dann nicht doch schwach würde, sobald es eine Leiche gibt. Kaum hat sie sich eingerichtet, da findet sie einen ermordeten Nachbarn im Hof. Sie ziert sich zwar zunächst ein bisschen, doch dann holt sie sich noch den Erwin dazu und schon kann es losgehen mit den Ermittlungen.
Ich hatte zuvor erst zwei Bände aus der inzwischen zehnteiligen Serie um Loretta Luchs und ihre Freunde gelesen. Auch dieses Buch liest sich wieder locker und flüssig weg. Gleichzeitig bekommt man eine volle Ladung Ruhrpott-Atmosphäre.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und individuell beschrieben. Man muss Loretta und ihre Freunde einfach mögen. Aber auch die neue Nachbarschaft bietet eine Menge etwas seltsamer Typen. Alles scheint darauf hinzudeuten, dass der fiese Reitmüller Dreck am Stecken hat. Aber wäre das nicht zu einfach? Loretta hängt sich wieder richtig rein, kann manchmal ihre Klappe nicht halten und löst denn Fall auf ihre Art.
Es hat wieder viel Spaß gemacht, diese Krimödie zu lesen.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Spannend und sehr packend

PROJEKT GALILEI
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Als in der Suite eines Hotels eine Frauenleiche gefunden wird, die schrecklich zugerichtet wurde, ist das für die ermittelnde Kommissarin Lena Leisig ihr erster Fall. Am Tatort erfährt sie, dass die Suite ...

Als in der Suite eines Hotels eine Frauenleiche gefunden wird, die schrecklich zugerichtet wurde, ist das für die ermittelnde Kommissarin Lena Leisig ihr erster Fall. Am Tatort erfährt sie, dass die Suite vom LKA überwacht wurde. So kommt es, dass sie in dieser Sache von ihrem Vorgänger Till Krüger unverhoffte Unterstützung bekommt.
Bei Privatdetektiv Steffen Siebels erscheint eine junge Frau namens Samira, die ihre Freundin Layla vermisst hat und dann im Hotel gesehen hat, wie ein Sarg durch den Hintereingang weggebracht wurde. Siebels soll klären, was passiert ist.
Dies ist bereits der 9. Krimi aus der Frankfurt-Reihe von Stefan Bouxsein. Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen und die Geschichte ist von Anfang an sehr packend.
Die Ermittler gehen an die Sache mit unterschiedlichen Ansätzen heran. Immer wieder taucht ein Name auf: Richard Reuter. Wer ist dieser Mann, der sich als LKA-Mitarbeiter ausgibt?
Till Krüger und Steffen Siebels waren lange Kollegen und sind Freunde. Während Krüger zum LKA ging, versuchte sich Siebels aus persönlichen Gründen als Privatdetektiv. Dennoch kreuzten sich ihre Wege auch weiterhin. Siebels steht kurz davor, wieder zur Frankfurter Mordkommission zurückzukehren und will eigentlich keine Privatermittler-Aufträge mehr annehmen. Es sind sympathische Ermittler, die diese Geschichte klären wollen. Nebenbei erfahren wir auch einiges über ihr Privatleben, was aber nicht im Vordergrund steht.
Während es zunächst noch recht ruhig zugeht, überschlagen sich die Ereignisse schon bald. Siebels, Till und Leisig kommen einer Geschichte auf die Spur, die internationale Kreise zieht und sie sind mittendrin. Das PROJEKT GALILEI dürfte es eigentlich nicht geben.
Es ist ein sehr fesselnder Krimi, der mir sehr gut gefallen hat.