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Veröffentlicht am 06.05.2018

Krimi mit sizilianische Flair

Eine Stimme in der Nacht
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Diese Reihe um Commissario Montalbano von Andrea Camilleri gibt es schon so lange und ich hatte bisher noch keinen Band gelesen, aber schon viel Gutes gehört. Daher bin ich nun ein wenig enttäuscht, denn ...

Diese Reihe um Commissario Montalbano von Andrea Camilleri gibt es schon so lange und ich hatte bisher noch keinen Band gelesen, aber schon viel Gutes gehört. Daher bin ich nun ein wenig enttäuscht, denn dieser Krimi konnte mich nicht ganz überzeugen.
Im sizilianischen Vigàta hat die Mafia die Kontrolle, auch über den Supermarkt, aus dem eine Geldkassette verschwindet und am nächsten Tag findet man den Geschäftsführer erhängt auf. Dann meldet auch noch der Giovanni Strangio, Sohn eines einflussreichen Lokalpolitikers, den Tod seiner Lebensgefährtin. Er fand sie in der gemeinsamen Wohnung, als er von einer Geschäftsreise zurückkam.
Dieser Krimi lässt sich angenehm flüssig lesen. Leider aber gerät die Krimihandlung ein wenig ins Hintertreffen, da es viel um das Leben der Protagonisten geht. Dass ich keinen der Vorgänger gelesen habe, stört aber für das Verständnis nicht weiter.
Das Alter geht auch an Montalbano nicht vorbei. Er wird gerade 58 Jahre alt und verspürt so einige Zipperlein. Das hindert ihn aber nicht daran, unbeirrt zu ermitteln, auch wenn sein Chef sich eher ängstlich zurückhaltend verhält. Montalbano weiß mit wem er es zu tun hat, aber er lässt sich durch nichts und niemanden einschüchtern, selbst die Pressekampagne hält ihn nicht auf. Er hat seine ganz besondere Methode, um Täter zur Strecke zu bringen. Unterstützt wird er dabei von seinem eingespielten Team.
Wir dürfen teilhaben am sizilianischen Ambiente, das der Commissario gerne auf seiner Terrasse genießt, am liebsten mit gutem Essen von seiner Haushälterin Adelina. Aber die Idylle der Insel hat auch einen Fehler, denn die Mafia-Clans wollen ihre Pfründe sichern und haben Verbindungen in höchsten Kreisen.
Montalbano ermittelt in zwei unterschiedlichen Fällen und doch stellt sich am Ende heraus, dass es Zusammenhänge gibt.
Es ist eine komplexe Geschichte mit der Montalbano hier zu tun hat, trotzdem fehlte mir ein wenig die Spannung, denn das Drumherum hat mir zu viel Raum eingenommen.

Veröffentlicht am 06.05.2018

Das Leben in die Hand nehmen

Ein halbes Jahr zum Glück
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Lange hat Markie Bryant darüber hinweggesehen, dass sie auf ihren Mann nicht wirklichen bauen konnte. Aber als eindeutige Handyfotos auftauchen, ist es nicht mehr möglich, die Tatsachen zu ignorieren. ...

Lange hat Markie Bryant darüber hinweggesehen, dass sie auf ihren Mann nicht wirklichen bauen konnte. Aber als eindeutige Handyfotos auftauchen, ist es nicht mehr möglich, die Tatsachen zu ignorieren. Markie trennt sich von Kyle und zeiht mit ihrem Sohn Jesse einen Vorort, um sich zu verkriechen. Als sie dort mit Sack und Pack ankommen und Markie noch überlegt, wie sie alles ins Haus schaffen sollen, sorgt die resolute Nachbarin Angeline St. Denis, genannt Mrs. Saint, dafür, dass alles läuft. Dabei bleibt es aber nicht, denn immer wieder mischt sich die alte Dame ein, was Markie mächtig nervt, denn Markie will nur eins: in Ruhe gelassen werden. Aber irgendwann kommt der Tag, als Mrs Saint Markies Hilfe benötigt.
Markie ist in dieses Haus gezogen, um in Ruhe ihre Wunden zu lecken. Ihr Sohn soll möglichst nicht unter der Trennung leiden, obwohl es Markie natürlich klar ist, dass die Einschnitte für Jesse besonders heftig sind, denn er muss weg von der privilegierten Schule und seine Freunde zurücklassen. Markie will sich nicht unterkriegen lassen und es ist schon bewundernswert, wie sie sich in ihrem neuen Leben einrichtet. Kyle ist ein selbstsüchtiges Exemplar von Mann, das sich nimmt, was er möchte und Rücksicht auf die anderen zu nehmen. Er hat nicht nur seine Ehe aufs Spiel gesetzt, sondern auch die Zukunft seines eigenen Sohnes. Es tat mir weh, zu erleben, wie Jesse immer wieder von Kyle enttäuscht wird und es tapfer wegsteckt.
Mrs Saint meint es gut, aber sie greift in das Leben anderer Menschen ein und lässt sich dabei nicht bremsen. Wenn ihr ein Thema am Herzen liegt, kommt sie immer wieder darauf zurück. Sie hat Menschen um sich gesammelt, bei denen es nicht so gut läuft, aber diese Menschen als „Mängelexemplare“ zu bezeichnen, fand ich schon hart. Da ist der sorgfältige gekleidete ältere Mann namens Frédéric, der sich um alles kümmert. Der junge Bruce werkelt im Garten, Ronda kocht mehr schlecht als recht und Patty fungiert als Haushälterin, kümmert sich aber wenig um ihre kleinen Tochter Lola. Mrs Saint ist sehr offen mit ihrer Ansicht über andere, hält sich aber bedeckt, wenn es um ihre eigenen Person geht.
Obwohl es Markie nicht wollte, lässt sie die alte Dame und ihren Anhang immer mehr in ihr eigenes Leben und unter diesem Einfluss verändert sie sich. Irgendwann kommt dann aber doch heraus, was Mrs Saint so lange für sich behalten hat und man begreift, warum sie so handelt.
Die Charaktere sind alle etwas speziell, aber man muss sie einfach mögen, trotz ihrer Schrullen und Schwächen. So gibt es dann auch humorvolle Situationen. Trotzdem konnte mich die Geschichte nicht ganz überzeugen.

Veröffentlicht am 06.05.2018

Verfolgt von einem brutalen Stalker

Das Dienstverhältnis
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Erst ist es nur eine Rose hinter dem Scheibenwischer, dann sind es merkwürdige Anrufe, aber es wird noch schlimmer…

Mia, die bei einem Hamburger Theater arbeitet, gefällt die Geste mit der Rose, doch ...

Erst ist es nur eine Rose hinter dem Scheibenwischer, dann sind es merkwürdige Anrufe, aber es wird noch schlimmer…

Mia, die bei einem Hamburger Theater arbeitet, gefällt die Geste mit der Rose, doch bald findet sie das, was um sie herum geschieht, gar nicht mehr so toll. Jemand hat es auf sie abgesehen, und für Mia wird alles zu einem Albtraum.

Die Geschichte, die aus Mias Sicht erzählt wird, ist einfach und flüssig zu lesen. Zwischendurch erfahren wir aber auch die Gedanken des Stalkers, die immer bedrohlicher werden.

Es ist interessant, auch einmal hinter die Kulissen eines Theaters zu schauen. Nicht immer verläuft da alles glatt, aber „The Show must go on“. Hier fühlt sich Mia wohl und hat Freunde. Sie ist eine sympathische junge Frau und man leidet mit ihr, als das Leben, das sie sich aufgebaut hat, auseinanderbricht. Man möchte nicht in Mias Haut stecken, denn wer kann solchem Psychoterror schon aushalten. Die Protagonisten Mia ist gut dargestellt, so dass ich mit ihr fühlen konnte. Die Nebencharaktere wirken dagegen blass.

Die Geschichte ist spannend und mir ist es nicht gelungen, den Täter ausfindig zu machen. Die Identität des Stalkers wird zwar am Ende aufgedeckt und war für mich überraschend, aber dennoch bleibt das Ende so offen, dass die Möglichkeit für einen weiteren Band da ist.

Mir hat dieser spannende Thriller gut gefallen.

Veröffentlicht am 05.05.2018

Trügerische Idylle

So bitter die Rache
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Nach der Trennung von ihrem Mann will Ellen Holst mit ihrem Sohn Tristan in der Siedlung „Vineta“ in Heiligendamm ein ruhigeres Leben führen. Doch kaum sind sie angekommen, erfährt sie beim Einkaufen, ...

Nach der Trennung von ihrem Mann will Ellen Holst mit ihrem Sohn Tristan in der Siedlung „Vineta“ in Heiligendamm ein ruhigeres Leben führen. Doch kaum sind sie angekommen, erfährt sie beim Einkaufen, dass in ihrem Haus vor Jahren ein schreckliches Verbrechen passiert ist, bei dem drei Menschen zu Tode kamen. Eigentlich will sie nichts auf das Gerede geben, aber dann passieren merkwürdige Dinge in der Siedlung.
Von Anfang an ist die Spannung aufgebaut und sie steigert sich immer mehr. Man erhält abwechseln Einblick in das Geschehen von 2010, als die Morde passierten, und dem von 2016. Darüber hinaus gibt es einen weiteren Erzählstrang um Malush und seine Schwester Majlinda, die aus Albanien kommen.
Der Erbauer der Anlage, Gernot Kessel, hatte einen Traum von einer Gemeinschaft, in der man beschützt und sicher leben kann. Doch gut gemeint ist nicht automatisch gut gemacht. Er sammelt Bewohner um sich, die alle sehr individuell sind und ihre Probleme haben. Es kommt zu Streitigkeiten und merkwürdigen Vorgängen und am Ende sogar zu Toten.
Als Ellen in ihr Haus einzieht, hat die Anlage viel von ihrem ursprünglichen idyllischen Ambiente verloren. Ellen hat das Leben als Diplomatenfrau in ständig wechselnden Ländern nie behagt. Daher hat sie sich nun von ihrem Mann getrennt und will Tristan ein Zuhause bieten. Doch schon bald verschwinden wieder Dinge, und die Parallelen zu 2010 sind nicht zu übersehen. Überall taucht auch Ruben auf, ein seltsamer junger Mann, der zwar alleine lebt, aber einen Betreuer hat. Tristan freundet sich mit Ruben an, während Ellen seinem Betreuer Sven näherkommt. Ellen fühlt sich immer unbehaglicher und versucht herauszufinden, was 2010 geschehen ist.
Alle Charaktere sind sehr gut dargestellt und in ihrer Individualität sehr gut beschrieben, so dass sie authentisch in all ihren Facetten sind.
Genau wie Ellen wollte auch ich Licht ins Dunkel bringen und obwohl ich manchmal glaubte, zu wissen, wer die Opfer und wer der Täter ist. Doch so einfach macht es der Autor den Lesern nicht. Immer wieder geschieht etwas, das dafür sorgt, dass man im Unklaren bleibt. Mein ungutes Gefühl hatte schon seine Gründe, aber es führte mich dennoch nicht auf die richtige Spur. Das Ende hat mich dann vollkommen überrascht. Es ist schlüssig, es ist genial und zeigt, was für Abgründe doch in Menschen stecken können.
Ein ungewöhnlicher und packender Krimi.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Die Geschichte der Grimaldis

GRIMALDI Der Fluch des Felsens
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Über englische und deutsche Herrscher in vergangenen Zeiten habe ich schon viel gelesen, aber über die Geschichte der Grimaldi ist mir bisher noch kein Buch untergekommen. Daher war ich sehr gespannt auf ...

Über englische und deutsche Herrscher in vergangenen Zeiten habe ich schon viel gelesen, aber über die Geschichte der Grimaldi ist mir bisher noch kein Buch untergekommen. Daher war ich sehr gespannt auf dieses Buch der Autorin Catherine Aurel.
Im 13. Jahrhundert lebte die reiche Familie Grimaldi in Genua. Schon immer hat es ein Machtgerangel zwischen den Ghibellinen und den Guelfen, zu denen die Grimaldis gehörten, gegeben. Raneiro Grimaldi hat sich gerade hals über Kopf in die schöne Flamin Babetje verliebt, als es zu blutigen Kämpfen in der Stadt kam und in Folge die Grimaldis verbannt wurden. Raneiro ist nun das Oberhaupt der Familie und opfert für die Familie seine Liebe, um die Tochter eines Verbündeten zu heiraten. Die Grimaldis erobern den Felsen von Monaco und wollen dort ihre Heimat haben. Aber bis es soweit ist, sind noch viele Kämpfe auszufechten und viele Schicksalsschläge hinzunehmen.
Die Autorin hat Raneiro eine fiktive Halbschwester namens Giuditta an die Seite gestellt, die uns die Geschichte der Grimaldis erzählt. Sie hat den richtigen Tonfall, so dass das Tragische der Geschichte etwas abgemildert wird. Wir erfahren so, wie es der Familie Grimaldi erging seit ihrer Verbannung aus Genua bis zur endgültigen Übernahme des Felsens. Doch es dauerte lange, bis Monaco als Heimat der Grimaldis gelten konnte, denn immer wieder wurde um diesen kargen Felsen gekämpft. Das Schicksal meint es nicht gut mit den Grimaldis. Raneiro opfert seine Liebe und trauert ihr ein Leben lang nach. Ausgerechnet während Kriegswirren begegnet er Babetje wieder und er tut etwas Schreckliches. Sein Bruder Francesco kann ebenfalls seine Liebe nicht haben und flüchtet als Pirat aufs Meer. Selbst Raneiros Sohn Carlo ist in der Liebe kein Glück beschieden und Giuditta hängt ihr Herz an einen bindungsscheuen Mann und erkennt erst nach langer Zeit, dass sie einen Fehler gemacht hat.
So viele Schicksalsschläge sind schwer zu ertragen, mir waren es ein paar Schläge zuviel. Aber es gibt wohl auch keinen Grimaldi, der sich das Leben nicht selbst schwer gemacht hat. Es gibt eigentlich kaum jemanden, der mit sympathisch war und mit dem ich mitfühlen konnte. Tahar war so ein Mensch, doch er war einigen ein Dorn im Auge und sie sorgten dafür, dass er Schlimmes ertragen musste. Auch den neugierigen Raneiro, der nach seinem Großvater Raneiro benannt wurde und der auf der Flucht an Giudittas Lippen hing, hat mir gut gefallen.
Interessant fand ich die historische Sicht auf das Geschehen rund um die Familie Grimaldi, die viele Kämpfe austragen musste, bis sie sagen konnte, dass Monaco ihre Heimat ist. Der Fluch des Felsens hat das Schicksal bestimmt und wenn man sich die neuere Geschichte der Familie anschaut, scheint er sich immer noch nicht ganz verflüchtigt zu haben.
Dieser historische Roman ist interessant, aber all die tragischen Schicksalsschläge und kriegerische Auseinandersetzungen waren mir fast zu viel.