Profilbild von leseratte1310

leseratte1310

Lesejury Star
offline

leseratte1310 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit leseratte1310 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2018

Eine berührende Geschichte

Der nächstferne Ort
0

Die Brüder Griff und Dylan kommen mit ihren Eltern von einem Kurzurlaub zurück. Es ist heiß und sie schleichen hinter einem Autotransporter her und dann passiert es - die Ladung löst sich. Bei dem Autounfall ...

Die Brüder Griff und Dylan kommen mit ihren Eltern von einem Kurzurlaub zurück. Es ist heiß und sie schleichen hinter einem Autotransporter her und dann passiert es - die Ladung löst sich. Bei dem Autounfall sterben die Eltern von Griff und Dylan. Das ist sehr schlimm für die Brüder. Griff versucht verzweifelt, sich von der Trauer nicht überwältigen zu lassen. Dylan fühlt sich für den jüngeren Griff verantwortlich; er will für ihn da sein und ihn schützen.
Mir hat der einfühlsame Schreibstil dieses Buches sehr gut gefallen. Er ist immer der Situation angepasst. Aber auch die Schrift passt sich der Lautstärke der Sprache an. Erzählt wird aus der Sicht von Dylan, der berichtet, wie sie auf dem Rückweg von einem Kurzurlaub in diesen Unfall verwickelt wurden und wir ihr Leben weiter verlaufen ist.
Es ist eine sehr ruhige Geschichte, die von Verlust und Trauer erzählt, vom Zusammenhalt der Brüder und von dem langsamen Zurückfinden in eine Normalität.
Gerade noch ist alles in Ordnung und einen Moment später müssen die Jungen mit dem schrecklichen Schicksalsschlag fertig werden. Sie trauern – jeder auf seine Art. Sie sind hilflos und irgendwie entwurzelt, aber sie füreinander da und das hilft ihnen. Griff und Dylan sind sehr authentisch dargestellt. Man nimmt ihnen ihre wechselnden Gefühle ab und kann sich in sie hineinversetzen. In Dylans Erinnerungen lernt man auch die Eltern der Beiden gut kennen. Diese Erinnerungen an schöne gemeinsame Momente geben Kraft für das Leben, das die beiden nun führen werden und dieses Leben wird nicht immer düster aussehen.
Es ist ein sehr berührendes Buch, das einen wirklich nicht kaltlässt. Dieses Buch hat mir sehr gefallen und ich kann es nur empfehlen.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Entführt und misshandelt

ESCAPE - Wenn die Angst dich einholt
0

Ella Santos wurde entführt, als sie zehn Jahre alt war. Nach drei Jahren voller Misshandlungen und Missbrauch gelang es ihr, hochschwanger zu entkommen. Schwer traumatisiert konnte sie sich kaum erinnern, ...

Ella Santos wurde entführt, als sie zehn Jahre alt war. Nach drei Jahren voller Misshandlungen und Missbrauch gelang es ihr, hochschwanger zu entkommen. Schwer traumatisiert konnte sie sich kaum erinnern, so dass der Täter nie gefasst wurde. Ihre Tochter wurde zur Adoption freigegeben und sie erhielt eine neue Identität. Nun heißt sie Laine Moreno. Sie will vergessen, doch wer so etwas ertragen musste wird nie vergessen.
Zehn Jahre ist das inzwischen her, als Laine auf einem Plakat das Bild eines verschwundenen zehnjährigen Mädchens sehen muss, welches aussieht wie sie selbst in dem Alter. Sie ahnt, dass es sich um ihre Tochter handelt und glaubt, dass es der gleiche Täter ist wie bei ihr. Alles kommt wieder hoch. Aber sie muss das Mädchen retten, doch dazu muss sie sich ihren eigenen Dämonen stellen.
Der Schreibstil dieses Buches lässt sich sehr gut lesen und die Geschichte wird aus der Sicht von Laine berichtet. Der ermittelnde Kommissar ist ausgerechnet der Polizist, der Laine damals auf der Straße gefunden hat. Er ist eine interessante Person, aber für die Suche nach dem verschwundenen Mädchen spielt er eher eine Nebenrolle.
Laine hat Furchtbares erlebt und sie hat das Trauma auch nach all den Jahren nicht verwunden. Sie versucht ihr Leben in den Griff zu bekommen, aber nur mit Hilfe von Drogen kann sie weiterleben. Sie kann auch keine Beziehung zu anderen Menschen ertragen, kann sich nicht einmal selbst ertragen. Sympathisch war mir Laine nicht, ich schwankte zwischen Mitleid und Ablehnung, denn ihre Gedanken und ihr Verhalten waren mir oft zu wirr.
Da es immer wieder um die Aufarbeitung der Vergangenheit geht, kam keine rechte Spannung auf und es gab auch zwischendurch Längen. Erst zum Ende wurde es dann wieder interessanter, überraschend und damit spannender. Mich konnte die Geschichte nicht so packen wie ich es erwartet hatte.
Eine interessante Geschichte, der jedoch etwas der Thrill fehlte.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein Toter im Altpapiercontainer

Yasemins Kiosk
0

Im Mehrfamilienhaus von Dorothee Klasbrummel in Bielefeld wohnen sehr unterschiedliche Menschen. Dorothee selbst hat seit fünfzehn Jahren ihre Wohnung nicht mehr verlassen. Die vom Dienst suspendierte ...

Im Mehrfamilienhaus von Dorothee Klasbrummel in Bielefeld wohnen sehr unterschiedliche Menschen. Dorothee selbst hat seit fünfzehn Jahren ihre Wohnung nicht mehr verlassen. Die vom Dienst suspendierte Polizistin Nina Gruber nutzt die freie Zeit, um sich um ihre Mutter zu kümmern. Sie erzählt niemandem, warum sie so viel Freizeit hat. Außerdem ist da noch die junge Yasemin, die einen Kiosk vor dem Haus hat.
Als eine Leiche im Altpapiercontainer des Kiosks gefunden wird, sind sich die Frauen einig, dass die Ermittlungen der Polizei nicht richtig laufen und sie wollen unter der professionellen Führung von Nina die Sache selbst in die Hand nehmen. Außerdem könnte gleich auch die Sache mit dem Stalker geklärt werden, der Yasemin keine Ruhe lässt.
Dies ist ein unterhaltsamer und recht turbulenter Krimi, der sich gut und flüssig lesen lässt. Man bekommt einen ganz besonderen Eindruck von Bielefeld.
Die Damen haben sich die Ermittlungen recht einfach vorgestellt. Sie konnten ja auch nicht ahnen, welchen Skandal sie da aufdecken. Die drei Damen sind rau, aber herzlich und ergänzen sich prima. Jede von ihnen hat besondere Fähigkeiten. Da sie sehr menschlich dargestellt sind, muss man sie einfach mögen.
Es gibt eine Reihe von Hinweisen und immer wieder neue Wendungen, so dass ich lange im Dunkeln getappt habe. Das Ende ist schlüssig und auch überraschend. Allerdings steht das ungewöhnliche Ermittlerteam im Vordergrund, so dass die Krimihandlung und damit die Spannung doch ein wenig ins Hintertreffen geraten sind.
Ein kurzweiliger Krimi mit sehr eigenen Charakteren und Bielefelder Lokalkolorit.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Sorge über den Tod hinaus

Für immer ist die längste Zeit
0

Madeline „Maddy“ Starling ist gestorben, aber richtig tot ist sie nicht. Nach einem Sturz vom Dach der Bibliothek schaut sie auf den Rest ihrer Familie herab und sorgt sich. Sie weiß, dass ihr Mann Brady ...

Madeline „Maddy“ Starling ist gestorben, aber richtig tot ist sie nicht. Nach einem Sturz vom Dach der Bibliothek schaut sie auf den Rest ihrer Familie herab und sorgt sich. Sie weiß, dass ihr Mann Brady und ihre Tochter Eve schon vor ihrem Tod nicht ohne sie zurechtkamen. Wie sollen sie das denn erst jetzt schaffen, nachdem sie mit Trauern und zweifeln umgehen müssen. Maddy versucht einzugreifen.
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven geschildert, zunächst einmal erfahren wir Maddys Sicht und dann zwischendurch immer wieder die von Eve und Brady.
Es geht in diesem Buch um Tod und Trauer und dennoch ist es nicht nur traurig, sondern es geht auch schon mal humorvoll zu. Niemand mag glauben, dass sich Maddy das Leben genommen hat, aber alles spricht dafür. Gegen Selbstmord spricht auch, dass Maddy sich um ihre Lieben sorgt, denn wer geht schon von dieser Welt, wenn er sich so viele Gedanken um Mann und Tochter macht. Das aber wird erst zum Ende der Geschichte schlüssig erklärt.
Maddy sucht eine Nachfolgerin, die sich um Brady und Eve kümmert und sie ist überzeugt, dass die Lehrerin Rory die Richtige ist. Aber es ist sehr schwierig alles zu regeln, wenn man nicht sichtbar ist. Brady vermisst seine Frau und trauert um sie. Maddy hat ihm immer den Rücken freigehalten, wenn er sich von der Arbeit nicht losreißen konnte. Nun aber muss er für Eve da sein. Auch Eve trauert um ihre Mutter. Man spürt ihre Ratlosigkeit. Zum Glück gibt ihnen Rory in dieser schweren Zeit halt, obwohl sie selbst auch schon einiges hinter sich hat.
Die Charaktere sind sehr gut und lebensnah beschrieben und so kann man gut mit Brady und Ave mitfühlen.
Es ist eine Geschichte, die einen dazu bringt, ein paar Tränen zu vergießen, die einen aber auch schmunzeln lässt.
Mir hat dieses Buch, welches auch nachdenklich stimmt, gut gefallen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Frauenschicksale

Das Lied des Nordwinds
0

Karoline freut sich auf die Hochzeit mit dem schnittigen Adligen Moritz. Doch kaum ist die Hochzeit vorbei, ist es auch mit dem Interesse von Moritz an ihr vorbei. Er glänzt durch Abwesenheit, während ...

Karoline freut sich auf die Hochzeit mit dem schnittigen Adligen Moritz. Doch kaum ist die Hochzeit vorbei, ist es auch mit dem Interesse von Moritz an ihr vorbei. Er glänzt durch Abwesenheit, während Karoline ihre dominante Schwiegermutter auf Schloss Katzbach in Schlesien ertragen muss. Es dauert Jahre bis sie erfährt, dass die Familie ihres Mannes nur ihre Mitgift gewollt hat und immer noch gerne Finanzspritzen von Karolines Vater nimmt. Dann erkrankt Moritz schwer und Karoline befürchtet, dass sie nach seinem Tod mittellos dastehen würde. Als sie von einem Kind erfährt, dass Moritz in Norwegen gezeugt hat, will sie den Jungen suchen und annehmen.
In Norwegen hat muss die junge Liv eine Stelle als Dienstmagd annehmen, um mit ihrem Verdienst die Familie zu unterstützen. Bei den Treskes trifft sie auf einen hartherzigen Dienstherrn, der seinen Sohn Elias schikaniert und grundlos straft. Seine Frau ist sehr unterwürfig und kümmert sich nur um das Baby. Liv mag den Jungen und will ihm helfen.
„Das Lied des Nordwinds“ ist ein wundervoller Roman über zwei Frauen, die für ein Wenig Glück kämpfen müssen.
Karoline liest und träumt sich mit der Lektüre in andere Länder und bewundert die selbstbewusste Heldin. So möchte sie auch sein, aber sie ist nicht mutig, denn sie weiß sich nicht einmal gegen ihre Schwiegermutter durchzusetzen. Anfangs mochte ich ihre etwas weinerliche Art nicht besonders, doch als sie der Wahrheit ins Gesicht sehen muss, begreift sie, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen muss und trifft eine Entscheidung, die großen Einfluss auf ihr weiteres Leben hat. Zum Glück sieht sie ihre Freundin Ida Krusche nach langer Zeit wieder, die ihren einen Schubs gibt. Aber auch Frau Bethge ist eine Frau, die mit ihrer couragierten Art und ihrem Einsatz für die Gleichberechtigung von Frauen, großen Einfluss auf Karoline hat. Sie hat mir sehr gefallen.
Liv hat dagegen ein hartes Leben. Liebe und Mitgefühl erfährt sie in ihrer Familie nicht, dafür muss sie schwer arbeiten und für den Unterhalt der Familie sorgen. Sie hat ihr Herz auf dem rechten Fleck und bemüht sich von Anfang an, das Vertrauen von Elias zu gewinnen und ihm das Leben leichter zu machen. Ungeachtet der Folgen für sie selbst, will sie Elias helfen. Wie wenig ihre Meinung zählt, bekommt man dann mit, als der Missionar Halvor Eik beschließt Liv zu heiraten und alles in die Wege leitet ohne sie jemals gefragt zu haben. Aber die Meinung von Frauen zählt sowieso nicht, das kann man auch bei den Treskes sehen. Oddvar macht Ingrid klein und sie setzt dem nichts entgegen.
Aber nicht nur die Frauenbewegung wird thematisiert, wir erfahren auch noch einiges über die politische Lage und die Unabhängigkeitsbestrebungen der Norweger.
Beide Handlungsstränge sind interessant, obwohl sie sehr unterschiedlich verlaufen. Am Ende fügt sich dann alles schlüssig zusammen und es gibt vor einige der Charaktere eine Überraschung.
Dieser Roman hat mich sehr gut unterhalten und ich konnte mit den Protagonisten mitfühlen und mitfiebern.
Ich kann das Buch nur empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Handlung