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Veröffentlicht am 26.03.2018

Beziehungen

Leinsee
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Karl ist auf dem Weg nach Leinsee. Er ist der Sohn von August und Ada Stiegenhauer, einem bekannten Künstlerehepaar. Doch in der symbiotischen Beziehung seiner Eltern war kein Platz für ein Kind. So wurde ...

Karl ist auf dem Weg nach Leinsee. Er ist der Sohn von August und Ada Stiegenhauer, einem bekannten Künstlerehepaar. Doch in der symbiotischen Beziehung seiner Eltern war kein Platz für ein Kind. So wurde er in ein Internat abgeschoben. Nachdem er das Abitur in der Tasche hatte, ist er nach Berlin gegangen. Dort hat er sich in der Kunstszene einen Namen gemacht. Seither war er nicht mehr in Leinsee, dort wo sein Zuhause sein sollte, es aber nicht ist. Und nun ist er auf dem Weg dorthin. Seine Mutter wird gerade an einem Hirntumor operiert und niemand glaubt, dass sie die OP überlebt. Sein Vater hat sich das Leben genommen.
Mich hatte die Buchbeschreibung neugierig gemacht, aber nun muss ich sagen, dass mich das Buch nicht wirklich packen konnte. Woran lag es? Bestimmt nicht an der ganz besonderen, gewaltigen Sprache. Es liegt wohl daran, dass ich mit den Personen nichts anfangen konnte. Die Figuren waren mir zu blass.
Karl hat mir leidgetan, weil er sich nach Eltern, Anerkennung, Liebe und Zuwendung gesehnt hat, ihm diese aber verwehrt wurde. Aber ich finde sein Verhalten auch sehr seltsam. Ich kann nicht nachvollziehen, dass er sein Leben von anderen lenken lässt. Auch bei seiner Freundin Mara hatte ich das Gefühl einer Geschäftsbeziehung und nicht einer Liebe zwischen zwei Menschen. Karl kommt zurück, um alles zu regeln, dabei ist er nicht einmal in der Lage, sein eigenes Leben zu ordnen. Seine lethargische Art ging mir oft auf die Nerven. Dann taucht die achtjährige Tanja im Garten auf und sie holt ihn mit ihrer unbekümmerten Art aus dieser trübsinnigen Stimmung und gibt ihm Halt. Damit ist der Grundstein gelegt, dass er irgendwann doch noch zu sich finden kann.
Es gibt so viel Skurriles und Fremdes in diesem Buch, mit dem ich nichts anfangen kann und am Ende bleiben für mich eine Menge Fragen.
Es ist eine sehr melancholische dunkle Geschichte, die auch durch einige humorvolle Szenen nicht aufgehellt wird.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Erschreckend und spannend

Die letzte Fahrt
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Carla Bornkamp wird vermisst. Dann wird auf einem Autobahnrastplatz eine Frauenleiche gefunden, die sorgfältig zurechtgemacht wurde. Die Ähnlichkeit mit Carla ist verblüffend und doch stellt sich heraus, ...

Carla Bornkamp wird vermisst. Dann wird auf einem Autobahnrastplatz eine Frauenleiche gefunden, die sorgfältig zurechtgemacht wurde. Die Ähnlichkeit mit Carla ist verblüffend und doch stellt sich heraus, dass es jemand anders ist. Die Tote verschwand vor vielen Jahren. Wo war sie die ganze Zeit?
Nicht nur Kriminalhauptkommissar Marcus Labrenz beschäftigt sich mit dem Fall Bornkamp, auch den Journalist David Cramer lässt der Fall nicht los. Als dann weitere Frauen verschwinden und es noch eine Leiche gibt, scheint klar, dass die Fälle zusammenhängen. Doch der Täter ist ihnen immer ein wenig voraus und so beginnt für die beiden Ermittler ein Wettlauf gegen die Zeit.
Ich mag die Bücher der Autorin, die eine ungeheure Spannung aufzubauen weiß und auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht. Man will wissen, was mit Carla passiert ist? Wo war die Tote in den ganzen Jahren?
Die Ermittlungen bringen Unglaubliches zutage und so peu à peu zeigt sich, was für ein psychisch kranker Mensch der Entführer ist. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es ist, über lange Zeit das perfide Spiel des Entführer mitspielen und ertragen zu müssen.
Wir haben in dieser Geschichte zwei sehr unterschiedliche Ermittler, einerseits den Kommissar, der von Berufswegen in diesen Fällen tätig ist und einen Journalisten, der auch herausfinden will, was geschehen ist. David Cramer hat sich mit Leib und Seele der Aufgabe verschrieben, vermisste Menschen aufzuspüren. Daher ist er in diesem Buch eher die treibende Kraft. Mit dem Kriminalhauptkommissar Marcus Labrenz zusammen bildet er ein Team, in dem sich die beiden gut ergänzen.
Von Anfang an, hat mich dieses Buch gepackt und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Die Geschichte ist sehr schlüssig und spannend aufgebaut.
Ein toller Thriller.

Veröffentlicht am 24.03.2018

Über sein Leben bestimmen wollen

Tulpenliebe
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Haarlem 1635: Es ist die Zeit, als in Holland Tulpenzwiebeln zum Spekulationsobjekt wurden. Man konnte sehr reich mit ein paar Tulpenzwiebeln werden. Es ist aber auch das goldene Zeitalter der Malerei ...

Haarlem 1635: Es ist die Zeit, als in Holland Tulpenzwiebeln zum Spekulationsobjekt wurden. Man konnte sehr reich mit ein paar Tulpenzwiebeln werden. Es ist aber auch das goldene Zeitalter der Malerei in den Niederlanden. Auch Hester Falliaert, die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns, ist von der Malerei angetan. Sie ist eine begabte Malerin und würde zu gerne eine eigene Werkstatt haben und Mitglied in der Lukas-Gilde werden. Doch das ist Frauen in jener Zeit nicht möglich.
Als ihr Vater stirbt, muss sie feststellen, dass es ihr als Frau nicht möglich ist, Geschäfte zu führen und sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Was bleibt ihr anderes übrig, als eine Vernunftehe einzugehen. Sie nimmt den Antrag des Malers Christiaan Blansjaar an. Doch schon bald nach der Hochzeit zeigt der zuvor charmante Mann sein wahres Gesicht. Eifersüchtig auf die Fähigkeiten seiner Frau engt er sie immer mehr ein. Sie darf nur noch zuarbeiten und er macht ihr das Leben schwer, wo er nur kann.
Der Schreibstil ist lebendig und sehr angenehm zu lesen. Die Autorin schildert das Leben in jener Zeit sehr detailliert und bildhaft. Inzwischen ist man es gewohnt, dass Spekulanten ohne Rücksicht auf Verluste ihren Handel treiben. Es kommt einem ein wenig verrückt vor, wenn das Handelsobjekt Tulpenzwiebel sind, und doch war es damals Realität. Seltsamerweise war das aber nur in den Niederlanden so.
Alle Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Hester Falliaert ist eine selbstbewusste Frau, der aber nach dem Tod des Vaters schnell die Grenzen aufgezeigt werden. Es gelingt ihrem Mann mit Schikane, sie klein zu halten. Er ist ein Egoist, der seine Macht ausnutzt. So bleibt es auf Dauer nicht aus, dass Hester an sich selbst zweifelt. Doch als ihr gieriger Mann auch dem Tulpenwahn verfällt, sieht sie ihre Chance gekommen, wieder selbst über ihr Leben zu bestimmen. Ich konnte mich gut in Hester hineinversetzen.
Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 24.03.2018

Noch zu klein

Lustige Gespenstergeschichten
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Das kleine Gespenstermädchen Sofie hat Geburtstag und bekommt eine Spinnenbeintorte. Aber spuken darf sie immer noch nicht, denn sie ist erst 222 Jahre alt. Spuken darf man aber erst, wenn man 250 Jahre ...

Das kleine Gespenstermädchen Sofie hat Geburtstag und bekommt eine Spinnenbeintorte. Aber spuken darf sie immer noch nicht, denn sie ist erst 222 Jahre alt. Spuken darf man aber erst, wenn man 250 Jahre alt ist. Außerdem beschäftigt Sofie, ob es Menschen wirklich gibt. Als sie dann den Vampirjungen Violino trifft, der ein Gestaltswandler ist und zu Rauch werden kann, wenn ihn das Licht trifft, wollen die beiden der Sache auf den Grund gehen.
Die kleinen Geschichte sind geeignet für Erstleser und auch für die etwas Kleineren zum Vorlesen. Sie sind unterhaltsam und spannend. Sofie ist genau wie Menschenkinder. Sie will genau das, was ihre größeren Brüder schon dürfen. Aber ihr Papa kann auch streng sein und sie bestrafen, wenn sie ungehorsam ist. Doch Sofie ist auch pfiffig und als ihre Brüder in Not geraten, ist sie es, die mit ihrem Freund Violino helfen kann. Damit kann sie beweisen, dass nicht nur die Großen etwas Besonderes leisten können.
Die Bilder sind sehr schön und passend.
Ein Kinderbuch, das Kleinen und Großen Spaß bereitet.

Veröffentlicht am 24.03.2018

Dichte Atmosphäre

Idaho
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Idaho, USA: Ann heiratet Wade, den sie schon lange kennt. Sie zieht zu ihm in das Haus, in dem er einmal mit seiner ersten Frau Jenny und den beiden Töchtern lebte. Wade verliert langsam sein Gedächtnis. ...

Idaho, USA: Ann heiratet Wade, den sie schon lange kennt. Sie zieht zu ihm in das Haus, in dem er einmal mit seiner ersten Frau Jenny und den beiden Töchtern lebte. Wade verliert langsam sein Gedächtnis. Wie sein Vater und sein Großvater leidet er bereits relativ früh an Demenz. Ist es vielleicht gut für ihn, dass er sich nicht erinnern muss an das, was seinerzeit geschehen ist?
An einem heißen Sommertag wollte die Familie im Wald Brennholz für den Winter besorgen. Doch dann ist May, das jüngere Kind, tot und die Mutter steht mit dem Beil in der Hand da. Sie wird verhaftet und gesteht die Tat. Die ältere Schwester June verschwindet.
Ann lebt mit ihm in diesem Haus mit den kleinen Dingen aus der Vergangenheit und sie versucht für Wade die Erinnerungen an seine Familie zu erhalten. Sie was nicht, was damals wirklich passiert ist und stellt sich die verschiedensten Möglichkeiten vor. Je länger sie versucht herauszufinden, was wirklich geschehen ist, umso schuldiger fühlt sie sich.
Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen. Es erfordert Konzentration, weil aus vielen verschiedenen Perspektiven berichtet wird und nicht immer gleich erkennbar ist, wer da zu Wort kommt. Es ist auch nicht einfach zu erkennen, was Realität und was Vorstellung ist.
Die Autorin baut eine sehr dichte Atmosphäre auf, die beklemmend, bedrohlich und dennoch packend ist. Etwas Furchtbares ist geschehen. Ein Kind ist tot. Man will unbedingt wissen, was da geschehen ist. Die Charaktere sind sehr gut dargestellt, aber sie sind mir auch durchgehend fremd geblieben. Ich habe nicht verstanden, was sie bewegt und zu ihrem Handeln treibt. Irgendetwas war ihn ihnen, das mich auf Distanz hielt.
Obwohl immer mehr Puzzleteile zusammengetragen werden, bin ich am Ende nicht schlauer als zu Beginn des Buches. Es bleibt meiner Fantasie überlassen, was ich aus der Geschichte herauslesen will. Es ist aber klar, dass das Geschehen Einfluss auf alle Beteiligten hat – für immer und alle Zeiten.
Eine düstere Geschichte in einer wundervollen Sprache, die mich am Anfang gleich packte und am Ende mit vielen Fragen zurückließ.