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Veröffentlicht am 09.01.2018

Gegen das Vergessen

Abschied in Prag
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Im Jahr 2000 macht sich Josef in New York fertig für die Hochzeit seines Enkels. Er freute sich schon seit Monaten auf die Hochzeit. Welche er wohl fühlen würde, wenn er wüsste, was für eine Überraschung ...

Im Jahr 2000 macht sich Josef in New York fertig für die Hochzeit seines Enkels. Er freute sich schon seit Monaten auf die Hochzeit. Welche er wohl fühlen würde, wenn er wüsste, was für eine Überraschung ihn auf dem Fest erwartet. Dort wird er nach sechzig Jahren der Liebe seines Lebens wieder begegnen.
Lenkas und Josefs Geschichte beginnt im Prag der 1930er Jahre. Kaum sind die beiden verheiratet, werden sie auch schon auseinander gerissen. Während Josef emigriert und es ihn nach New York verschlägt, kommt Lenka ins Konzentrationslager und überlebt nur knapp. Nach dem Krieg geht auch sie nach Amerika. Bei glauben, dass der andere nicht überlebt hat und nun stehen sie voreinander.
Wir erfahren, was geschehen ist, aus der Sicht von Lenke und Josef. Die beiden sind durch eine große Liebe miteinander verbunden, obwohl sie sich ein anderes neues Leben aufgebaut haben in der Annahme, dass sie den geliebten Menschen nie wiedersehen werden.
Josef kam nach New York, wurde Arzt und heiratete. Dennoch spürt er sein ganzes Leben lang eine Schulde, weil er damals wegging und seine Frau zurückließ. Er hat erfolglos versucht herauszufinden, ob sie noch lebt und was geschehen ist.
Lenka kommt zuerst ins KZ Theresienstadt und später nach Ausschwitz. Die Kunst hat ihr geholfen, den Verlust der Familie und das KZ zu überstehen. Die Kunst ist Werkzeug des Widerstands und Dokumentation der Gräuel. Aber dass sie überleben durfte, während alle ihr nahestehenden Menschen dem Holocaust zum Opfer fielen, bleibt ein Trauma, unter dem Lenka immer gelitten hat.
Ich habe mit Lenka und Josef mitgefühlt. Es ist eine tragische Geschichte, die die beiden erleben mussten. Aber besonders Lenka hat Schreckliches erleiden müssen. Es ist der Autorin sehr gut gelungen, dies einfühlsam und dennoch ausdrucksstark herüberzubringen. Obwohl sowohl Josef als auch Lenka ein glückliches Leben geführt haben, ist doch ihre erste Liebe nie vergangen und die Sehnsucht blieb.
Es ist eine sehr emotionale Geschichte, die mich gepackt hat und nicht so schnell loslassen wird.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Mord im Hungerwinter

Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Friederike Matthée ermittelt 1)
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Im Winter 1947 wird ein Schwarzmarkthändler in der Eifel ermordet. Dieses Verbrechen soll Richard Davies von der britischen Military Police aufklären. Es gibt einen Zeugen, doch der sechsjährige Junge ...

Im Winter 1947 wird ein Schwarzmarkthändler in der Eifel ermordet. Dieses Verbrechen soll Richard Davies von der britischen Military Police aufklären. Es gibt einen Zeugen, doch der sechsjährige Junge will nicht reden. Davies erhält Unterstützung von Friederike Matthée, die der Weiblichen Polizei von Köln angehört. Da sie genau wie der Junge aus Ostpreußen kommt, findet sie einen Zugang zu dem traumatisierten Jungen. Aber auch Friederike selbst hat zu viel Schreckliches erlebt.
Der Winter 1947 macht das Leben noch schwerer als es in der Nachkriegszeit ohnehin schon ist. Friederike hat den Job bei der Polizei nur angenommen, um nach der Flucht nicht ins Auffanglager zu kommen. Es ist nicht das was sie gewollt hat und es wird ihr auch sehr schwer gemacht, aber somit ist das Auskommen für sie und ihre Mutter gesichert. Doch je länger sie mit diesem Fall zu tun hat, umso mehr gefällt ihr die Arbeit und sie zieht die richtigen Schlüsse.
Auch Richard hat eine Vorgeschichte. Er ist den Deutschen gegenüber sehr misstrauisch, da er nicht einschätzen kann, wer ein Nazi war und wer nicht. Teilweise ist das sogar verständlich, denn niemand will etwas gewusst haben, geschweige denn dazu gehört haben. Zwangsarbeiter, die noch da sind, und Flüchtlinge haben es nicht leicht.
Bei ihren Ermittlungen haben Friederike und Richard es mit Schwarzmarkthändlern und Nazi-Seilschaften zu tun. Je näher sie der Lösung kommen, umso gefährlicher wird es für sie.
Der Autorin ist es gut gelungen, die bedrückende Atmosphäre jener Zeit einzufangen, denn die Not ist groß im Winter 1947. Auch die verschiedenen Charaktere sind sehr gut und authentisch beschrieben. Nach und nach erfährt man, welche Dämonen unserer Protagonisten umtreiben. Dafür gerät meines Erachtens der Kriminalfall ein wenig ins Hintertreffen.
Mir hat das Buch gut gefallen.

Veröffentlicht am 07.01.2018

Was soll nicht bekannt werden?

Das Mädchen am See
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Die Reporterin Kelsey Castle wurde überfallen und ihr Trauma hat sie danach zu einer Auszeit gezwungen. Nun aber will sie wieder arbeitet. Ihr Herausgeber Penn Courtney schickt sie nach Summit Lake in ...

Die Reporterin Kelsey Castle wurde überfallen und ihr Trauma hat sie danach zu einer Auszeit gezwungen. Nun aber will sie wieder arbeitet. Ihr Herausgeber Penn Courtney schickt sie nach Summit Lake in den Blue Ridge Mountains, um dort in dem Mordfall Becca Eckersley zu recherchieren. Die junge Frau wurde vor einigen Wochen brutal ermordet und die Polizei hält sich bedeckt. Kelsey muss ihrem Chef zustimmen, dass da etwas seltsam ist und versucht in Summit Lake mehr herauszufinden. Aber sie stößt nur auf eine Mauer des Schweigens.
Becca ist die Tochter eines angesehenen Anwalts. Sie hatte sich in das Ferienhaus ihrer Familie zurückgezogen, um für ihr Studium zu arbeiten. Warum wurde sie ermordet? Warum schweigen alle? Warum ist die Staatspolizei involviert und stellt Stan Furgeson von der örtlichen Polizei kalt? Kelsey ist überzeugt, dass ein Geheimnis dahinter steckt und gibt nicht auf, selbst als Madison von der Staatspolizei hinter ihr her ist. Zum Glück findet sie in dem idyllischen Touristenort dann aber doch Freunde, die sie unterstützen.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Becca Eckersley und von Kelsey Castle erzählt, erst ziemlich am Ende gibt es auch noch Abschnitte, die aus Peter Ambroses und Brad Reynolds‘ Perspektive berichten.
Die Charaktere sind sehr gut und vielschichtig beschrieben. Besonders mochte ich Kelsey, die ein Verbindung von ihr zu Becca sieht. Kelsey hat Schreckliches erlebt und sie will sich davon aber nicht unterkriegen lassen. Sie ist aber auch eine gute Journalistin, die an einer Sache dran bleibt, selbst wenn es schwierig wird, wie in diesem Fall. Aber auch Rea mochte ich gerne. Das Bild von Becca verändert sich immer mehr, je mehr ich über sie erfahren habe.
Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen, denn ich wollte wie Kelsey wissen, was hinter der Geschichte steckt. Es war gar nicht so einfach unter den vielen Beteiligten den Mörder auszumachen, dafür gab es einfach zu viele Wendungen.
Ein spannendes Buch, das mich sehr gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Forschergeist

Die Enthüllung der Welt
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Piet van Leeuwen kommt im 17. Jahrhundert in Delft zur kleinwüchsig Welt. Von der Mutter wird er verstoßen und nach dem Tod des Vaters kommt er in ein Internat. Dort herrschen furchtbare Zustände und er ...

Piet van Leeuwen kommt im 17. Jahrhundert in Delft zur kleinwüchsig Welt. Von der Mutter wird er verstoßen und nach dem Tod des Vaters kommt er in ein Internat. Dort herrschen furchtbare Zustände und er überlebt das alles nur mit Hilfe seines Freundes. Anschließend geht er bei einem Tuchhändler in die Lehre und eröffnet danach in Delft sein eigenes Geschäft. Er kauft die jüdischen Magd Carla aus dem Hurenhaus frei und lebt mit ihr zusammen unter einem Dach. Dass sie eine Liebesbeziehung haben verheimlicht er genauso wie die Forschungen, die er betreibt. Dank Karlmann lernt er das Linsenschleifen und er setzt seine ganze Energie darin, in dieser Kunst immer besser zu werden. Damit erwirbt er sich Respekt, aber es gibt auch die, die Teufelswerk darin sehen.
Piet hat von Geburt aus den Makel der Kleinwüchsigkeit mitbekommen und dazu hat er auch noch rote Haare. Es gibt in jener Zeit viele Menschen die das als Zeichen des Satans betrachten. Wissenschaft und Forschung werden argwöhnig beäugt. Daher ist die Gefahr für den ständig forschenden Piet sehr groß. Zu spät erkennt er dies.
Die Charaktere sind sehr gut und authentisch ausgearbeitet. Ich mochte diesen Piet, der so viel Ablehnung ertragen musste. Ich hätte ihm allerdings gewünscht, dass sein scharfsinniger Blick auch das Wesentliche im Leben erfasst hätte und nicht nur seine Forschungsobjekte. Die Figur des Piet basiert auf einem realen Vorbild.
Es ist eine wunderbare Geschichte, die historische Fakten mit fiktiven Elementen verbindet.
Dem Autor gelingt es, alles genau und verständlich rüberzubringen.
Eigentlich ist dies eine Geschichte, die einen so packen könnte, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Leider wird dies verhindert durch die furchtbar kleine Schrift. Ich konnte immer nur ganz kleine Abschnitte lesen und habe entsprechend lange gebraucht, um dieses Buch zu lesen.
Trotzdem ist dies ein sehr interessantes Buch.
Es ist eine fesselnde Geschichte über einen besonderen Menschen.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Die letzte Reise

Das Leuchten der Erinnerung
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Die Ärzte haben abgeraten, die Kinder sind dagegen und doch machen sich Ella und John mit ihrem Leisure Seeker auf den Weg zum Disneyland in Kalifornien. Dorthin sind sie früher mit den Kindern gefahren. ...

Die Ärzte haben abgeraten, die Kinder sind dagegen und doch machen sich Ella und John mit ihrem Leisure Seeker auf den Weg zum Disneyland in Kalifornien. Dorthin sind sie früher mit den Kindern gefahren. Nun sind sie über achtzig und wollen es gemütlich angehen, daher nehmen sie die alte Route 66. Ein Problem aber gibt es: John ist dement und hat nur selten klare Momente und Ella ist schwer vom Krebs gezeichnet und braucht ständig Medikamente.
Es ist sehr berührend zu erleben, wie die beiden gegen jede Vernunft auf die Reise gehen. John hat mit den Plänen wenig zu tun gehabt, dafür lebt er zu sehr in seiner eigenen Welt. Ella hat ihn im Prinzip gekidnappt. Sie wollte selbst bestimmen, wie sie die wenige Zeit, die ihr noch bleibt, verbringen will. Daher hat sie Bestrahlung und Chemo vehement abgelehnt. Selbst John tut diese Reise gut.
Die beiden lieben ihre Kinder und es belastet sie, ihnen Kummer zu machen und doch ist diese Reise so wichtig, dass ihnen das egal ist. Natürlich gibt es immer wieder Probleme, mal kleine, mal sehr große, aber sie werden gemeistert. Es ist schön zu erleben, wie sich Ella und John noch einmal ihren Traum erfüllen, gleichzeitig ist es aber auch manchmal erschreckend. Die Erinnerungen an früher sind immer präsent. Auch nach den vielen Jahren, die sie nun zusammen sind, ist ihre Liebe immer noch zu spüren. Man muss die beiden einfach gerne haben.
Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen. Die Geschichte ist nicht nur dramatisch, sie ist häufig auch sehr humorvoll. Auch das Ende passt sehr gut.
Eine sehr emotionale und ehrliche Geschichte, die einen lachen und weinen lässt.