Profilbild von leseratte1310

leseratte1310

Lesejury Star
offline

leseratte1310 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit leseratte1310 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2022

Eine kämpferische Frau

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein radikal ehrliches und inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von Mädchen, Frau etc.
0

Bernardine Evaristo ist Kind einer englischen Mutter und eines nigerianischen Vaters und hat sieben Geschwister. Sie ist schwarz, was in den sechziger Jahren nicht einfach ist. Ihre Kindheit ist daher ...

Bernardine Evaristo ist Kind einer englischen Mutter und eines nigerianischen Vaters und hat sieben Geschwister. Sie ist schwarz, was in den sechziger Jahren nicht einfach ist. Ihre Kindheit ist daher nicht leicht, weil sie offen Rassismus ausgesetzt ist. Dass sie sich später auch noch zu Frauen hingezogen fühlt, macht ihr Leben nicht leichter.
Die Autorin gewährt uns sehr persönliche und reflektierte Einblicke in ihr Leben. Sie erzählt in einem gefassten Stil, wie sie angefeindet und diskriminiert wird. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen und findet trotz Widerständen ihren Weg durchs Leben. Dass sie dabei noch erfolgreich wird, war wohl nicht vorauszusehen. Dass sie dann auch noch eine Auszeichnung erhält, war schon etwas Besonderes. Doch Bernardine Evaristo hat den Kampfgeist, den es braucht, um so weit zu kommen.
Ihre Geschichte macht oft wütend und rührt einen an. Ein interessantes Buch, dass ich nur empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.01.2022

Die Enkelin

Die Enkelin
0

Erst nach dem Tod seiner Frau Birgit erfährt Kaspar aus ihren Unterlagen, dass Birgit eine Tochter hat. Sie hatte sie weggeben und wollte eigentlich nach ihr suchen. Doch dazu ist es nie gekommen. So macht ...

Erst nach dem Tod seiner Frau Birgit erfährt Kaspar aus ihren Unterlagen, dass Birgit eine Tochter hat. Sie hatte sie weggeben und wollte eigentlich nach ihr suchen. Doch dazu ist es nie gekommen. So macht sich Kaspar auf die Suche, um den Wunsch seiner Frau zu erfüllen. Er findet die Tochter. Sie lebt in einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land und hat auch eine Tochter. Kaspar mag das Mädchen von Anfang an und sie betrachtet ihn als Großvater. Doch ihre Welten könnten nicht unterschiedlicher sein. Aber Kaspar gibt nicht auf und versucht eine Annährung zu finden.
Mich hat die Geschichte vom ersten Moment an gepackt. Birgit hat für Kaspar einiges aufgegeben, was sie nicht thematisiert hatte und wovon Kaspar keine Ahnung hatte. Doch nach dem Tod von Birgit lernt er seine Frau erst richtig kennen. Dazu trägt natürlich die Suche bei, die ihn in ein Umfeld führt, das ihm fremd ist, welches seiner Weltanschauung nicht entspricht und dem er sich Sigruns willen doch annähern muss. Immer wieder stößt Kaspar dabei an Grenzen, doch er gibt nicht auf.
Die Charaktere wurden gut dargestellt, so dass ich mich hineinversetzen konnte. Der Schreibstil des Autors lässt sich leicht und flüssig lesen.
Es ist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und dazu, sich mehr mit der Geschichte zu beschäftigen. Die Vereinigung hat für viele Brüche gesorgt und nicht jeder ist damit zurechtgekommen. Birgits Tochter hat ihren Weg bei den Rechten gesucht und ihrem Kind daher keine Wahl gelassen. Sigrun kennt es nicht anders und verteidigt ihr Leben und ihre Auffassung. Werden Kaspar und Sigrun eine gemeinsame Basis finden?
Es war für mich manchmal sehr schwer, die Aussagen von Sigrun zu ertragen. Aber Kaspar findet einen Weg, ihr Informationen zu geben, ohne das Mädchen zu bedrängen.
Es ist ein beeindruckender und intensiver Roman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2022

Kampf einer starken Frau für die Tiere

Die Frauen von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 1)
0

Schon als Kind war Emma begeistert, wenn sie ihren Vater in den Kaiserlichen Zoo begleiten durfte. Sie wollte Tierärztin werden wie ihr Vater, doch es scheitert wie so oft zu jener Zeit daran, dass Frauen ...

Schon als Kind war Emma begeistert, wenn sie ihren Vater in den Kaiserlichen Zoo begleiten durfte. Sie wollte Tierärztin werden wie ihr Vater, doch es scheitert wie so oft zu jener Zeit daran, dass Frauen das Studium verwehrt wurde. Aber sie wird eine der ersten Tierpflegerinnen im Wiener Tiergarten Schönbrunn und liebt ihre Arbeit bei den Tieren. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus und die Männer werden eingezogen, auch ihr Vater und Gustav, der Mann ihrer schwangeren Schwester Greta. Mit der Zeit wird die Versorgung in Wien schwierig und das bekommen nicht nur die Menschen zu spüren. Auch in der Nachkriegszeit ist die Not noch groß. Es ist ein Kampf ums Überleben, die Existenz des Zoos steht auf der Kippe, da die Menschen in der Not ungern das Wenige mit den Tieren teilen.
Beate Maly entführt uns mit ihrem Roman in die Zeit des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit, als die Not in Wien groß war. Ihr Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen.
Emma liebt den Umgang mit Tieren und hat den Traum, Tierärztin zu werden. Doch die Zeit ist nicht für Träume gemacht. Aber sie macht das Beste daraus und wird Tierpflegerin. Es ist ihr wichtig, dass die Tiere nicht nur Futter bekommen, sondern dass es ihnen gut geht. Aber sie kümmert sich nicht nur um den Zoo, sondern auch um ihre Schwester. Doch es gibt Menschen, die ihre Not ausnutzen wollen. Im Zoo wird Emma von Julius Winter unterstützt, der traumatisiert aus dem Krieg zurückgekommen ist und nun als Tierarzt im Zoo arbeitet. Er fühlt sich zu Emma hingezogen.
Es ist ein wundervoller Roman, der die schwierige Zeit authentisch darstellt. Am Ende bleibt einiges ungeklärt, was neugierig auf den Nachfolgeband „Die Kinder von Schönbrunn“ macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2022

Eine Odyssee durch Irland

Grace – Vom Preisträger des Booker Prize 2023 ("Prophet Song")
0

In Irland herrscht im Jahr 1845 große Not. Die Ernsten sind ausgefallen und die Menschen wissen nicht, wie sie sich noch ernähren sollen. Arbeit gibt es auch nicht. Darunter hat auch die Familie von Grace ...

In Irland herrscht im Jahr 1845 große Not. Die Ernsten sind ausgefallen und die Menschen wissen nicht, wie sie sich noch ernähren sollen. Arbeit gibt es auch nicht. Darunter hat auch die Familie von Grace zu leiden. Die Mutter schneidet ihr die Haare ab, steckt sie in Jungenkleider und wirft die Vierzehnjährige aus dem Haus. Der jüngerer Bruder Colly schließt sich ihr einfach an. So macht sich Grace auf eine Wanderschaft, um zu überleben. Doch sie und ihr Bruder sind nicht die einzigen, die unterwegs sind, um Arbeit und Nahrung zu finden. Sie erleben auf ihrer Odyssee viel Schlimmes, aber manchmal auch Hilfsbereitschaft. Wird Grace ihre Familie jemals wiedersehen?
Paul Lynch hat eine poetischen Schreibstil, der mich gepackt hat. Die Geschichte ist düster und ergreifend.
Die Charaktere sind sehr vielschichtig und authentisch beschrieben. Wie groß muss die Not sein, dass Sarah ihre Tochter einfach wegschickt, damit Grace für sich selbst sorgen muss. Es ist gut, dass Colly wenigstens eine Zeit lang an ihrer Seite ist. Trotzdem ist es schwer, sich gegen gestandene und verzweifelte Männer zu behaupten, die keine Rücksichtnahme kennen. Sie wird zu einer jungen Frau, was sie zusätzlich verunsichert, da sie mit niemandem darüber sprechen kann, was mit ihr vorgeht. Doch egal was sie unterwegs erlebt, sei es Tod und Gewalt, lässt sie stärker werden. Es ist aber auch schön, dass ihr ein junger Mann begegnet und sie beschützt.
Diese Geschichte ist nicht leicht zu lesen. Ich habe mit Grace gelitten, ihren Schmerz, ihre Verzweiflung und ihre Angst gespürt, aber auch ihren Mut und ihren Willen zum Überleben.
Wahrlich keine leichte Kost!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.01.2022

Ein Mord in der Nachkriegszeit

Die letzte Schuld
0

Die junge, bei der US-Army akkreditierten Reporterin Billa Löwenfeld recherchiert in einer Stadtrandsiedlung von München in Sachen Nazi-Verbrechen. Dann wird eine Tote aufgefunden. Es handelt sich um Gundl, ...

Die junge, bei der US-Army akkreditierten Reporterin Billa Löwenfeld recherchiert in einer Stadtrandsiedlung von München in Sachen Nazi-Verbrechen. Dann wird eine Tote aufgefunden. Es handelt sich um Gundl, die Ehefrau des ehemaligen Blockwarts der Siedlung. Am Tatort trifft Billa auch den Mordermittler Emil Graf wieder. Beide wollen herausfinden, was geschehen ist. Dabei führen auch Spuren ins Haus der Kunst.
Dieser Roman ist der zweite Teil der Krimi-Reihe um Emil Graf. Ich habe den Vorgängerband „Das doppelte Gesicht noch nicht gelesen. Obwohl es Hinweise auf die Vorgeschichte gibt und nicht unbedingt etwas fehlt, ist es doch wohl sinnvoll, die Bücher in der Reihenfolge zu lesen.
Ich habe bereits eine ganze Reihe Roman von heidi Rehn gelesen und mag ihren wundervollen Schreibstil. Die Gegebenheiten in der Nachkriegszeit sind gut dargestellt. Während in der Innenstadt noch eine Trümmerlandschaft vorherrscht, ist am nördlichen Stadtrand nicht viel von den Kriegsauswirkungen zu sehen. Wenn es da nicht die Schlangen vor der Ausgabestelle der Lebensmittelkarten gäbe, könnte man den Krieg fast vergessen. Doch dass man nun zuvor erst einen Fragebogen mit 131 Fragen zur jüngsten Vergangenheit ausfüllen muss, um Bezugsscheine zu erhalten, sorgt für Aufregung.
Bei den Ermittlungen gibt es Hinweise auf gefälschte Leumundszeugnisse, Kunstwerke aus mysteriösen Quellen und natürlich dem Mord. Doch welche Rolle spielen dabei der ehemalige Blockwart Ignaz und seine Frau Gundl und Korbinian, der Freund von Ignaz?
Die Charaktere sind gut und vielschichtig dargestellt. Emil Graf wird von Joe Simon unter die Fittiche genommen und unterstützt. Dabei hat Emil wegen der Vergangenheit Schuldgefühle, die er einfach nicht ablegen kann. Er geht bei den Ermittlungen ganz andere Wege als Billa, die mit kleinen Geschenken manche Leute zum Reden bringt. Nachdem sie einige Unstimmigkeiten ausgeräumt haben, tauschen sie sich immer wieder aus. Welche Interessen verfolgt aber Fritz Graf, der Bruder von Emil, der des Öfteren bei Billa auftaucht? Aber auch Lieutenant Bob Macintosh ist ziemlich umtriebig.
Ich war mir die ganze Zeit über nicht sicher, wohin die Ermittlungen führen würden, doch am Ende löst sich alles schlüssig auf.
Mir hat dieser spannende Kriminalroman vor historischem Hintergrund sehr gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere