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Veröffentlicht am 10.10.2021

Nur Düsternis in Talberg

Talberg 1935
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Elisabeth Steiner wird nachts von ihrem Schwiegervater aus dem Haus geholt und im strömenden Regen den Berg hochgescheucht. Dort oben hatte Elisabeths Mann Wilhelm einen Turm errichten lassen, den er angeblich ...

Elisabeth Steiner wird nachts von ihrem Schwiegervater aus dem Haus geholt und im strömenden Regen den Berg hochgescheucht. Dort oben hatte Elisabeths Mann Wilhelm einen Turm errichten lassen, den er angeblich für Vermessungszwecke benötigte. Nun liegt er selbst mit eingeschlagenem Schädel am Fuße des Turms. Der Waldbauern Josef Steiner will, dass die Polizei die Sache untersucht. Der Polizist Karl Leiner soll ermitteln, doch er stößt auf eine Mauer des Schweigens.
Dies ist der erste Band einer Trilogie. Wie der Buchtitel verrät, spiel diese Geschichte 1935, als Hitler an die Macht gekommen ist und es gibt im Dorf auch die, die das gut finden. Die weiteren Bücher spielen 1977 und 2022.
Der Schreibstil ist emotionslos und ziemlich ausschweifend. Diese Geschichte konnte mich nicht wirklich packen, denn es gibt nichts Schönes in Talberg, alles ist sehr düster.
In Talberg haben die Steiners das Sagen, allen voran der Waldbauer Josef Steiner, und alle haben sich zu fügen. Notfalls wird mit dem Knüppel nachgeholfen. Auch Wilhelm hat seiner Frau Elisabeth das Leben schwer gemacht und sie war froh, wenn er nicht da war. So hält sich ihre Trauer in Grenzen. Ihr Schwager Johannes, der im Krieg war und seinen arm verloren hat, ist auch grausam und unmenschlich.
Es braucht lange, bis Spannung in die Geschichte kommt, doch am Ende ist alles schlüssig.
So richtig überzeugt hat mich dieser Roman nicht.

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Veröffentlicht am 10.10.2021

Dallmayr – geführt von einer starken Frau

Dallmayr. Der Traum vom schönen Leben
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Wer kennt ihn nicht den Namen Dallmayr. Seit über 300 Jahren ist das Delikatessenhaus in München angesiedelt, das später unter dem Namen Dallmayr berühmt wurde. Die Autorin Lisa Graf-Riemann hat sich dieses ...

Wer kennt ihn nicht den Namen Dallmayr. Seit über 300 Jahren ist das Delikatessenhaus in München angesiedelt, das später unter dem Namen Dallmayr berühmt wurde. Die Autorin Lisa Graf-Riemann hat sich dieses Themas angenommen. „Der Traum vom schönen Leben“ ist der erste Band dieser Saga.
Anton und Therese Randlkofer führen Ende des neunzehnten Jahrhunderts den beliebten Feinkostladen Dallmayr in der Dienerstraße, in dem sich die Gutsituierten mit Köstlichkeiten versorgen. Doch schon zwei Jahre nachdem sie das Geschäft übernommen haben, stirbt Anton unerwartet und sein Tod weckt Begehrlichkeiten. Sein Bruder Anton versucht mit unschönen Mitteln, sich das Geschäft unter den Nagel zu reißen, doch Therese übernimmt selbst die Führung.
Der Schreibstil der Autorin ist einfach großartig und sehr fesselnd. Man fühlt sich beim Lesen in die damalige Zeit versetzt und würde am liebsten gleich einen Ausflug nach München ins Dallmayr machen.
Die Charaktere sind alle sehr liebevoll ausgearbeitet. Therese ist eine starke Frau, die sich nicht leicht unterkriegen lässt. Sie übernimmt das Geschäft, was damals für eine Frau ungewöhnlich war. Leicht macht man es ihr nicht, aber der Erfolg gibt ihr recht. Aber nicht nur die geschäftlichen Dinge fordern sie, sondern sie muss feststellen, dass es auch noch Geheimnisse zu lüften gibt.
Mir hat diese interessante und unterhaltsame historische Geschichte wirklich gut gefallen und ich bin schon ganz gespannt auf die Fortsetzung. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 09.10.2021

Das tosende Dunkelblumer Schweigen

Dunkelblum
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Es passiert einiges 1989, was die Bewohner von Dunkelblum beunruhigt. Sie hatten schon immer ihre Probleme mit den Drüberen und nun sammeln sich erneut hinter der Grenze Flüchtlinge. Außerdem taucht ein ...

Es passiert einiges 1989, was die Bewohner von Dunkelblum beunruhigt. Sie hatten schon immer ihre Probleme mit den Drüberen und nun sammeln sich erneut hinter der Grenze Flüchtlinge. Außerdem taucht ein Fremder auf, der überall Fragen stellt, und dann gibt es noch die Differenzen zum Thema Wasserversorgung. Zu allem Übel kommen dann noch junge Menschen, die den verschlossenen und verwahrlosten „dritten Friedhof“ in Ordnung bringen wollen. Die Bewohner von Dunkelblum waren in stiller Übereinkunft davon ausgegangen, dass niemand an der Vergangenheit rührt, doch nun kommen die Erinnerungen hoch.
Dunkelblum ist ein fiktiver Ort mit fiktiven Bewohnern, der in der Nähe zur ungarischen Grenze angesiedelt ist, genau in dem Teil des Burgenlandes, wo sich in den letzten Kriegstagen das Massaker von Rechnitz zugetragen hat.
Eva Menasse hat es mir am Anfang nicht leicht gemacht mit ihrem Roman, denn es gibt reichlich Personen und sie springt zwischen den Personen und den Zeiten hin und her. Es taten sich unzählige Fragen auf und sobald sich eine beantwortet hatte, gab es weitere Fragen. Doch je länger ich gelesen habe, umso mehr konnte sie und die Dunkelblumer mich packen. Die Autorin fabuliert mit Lust und legt so viele Fäden aus, dass man sich wundert, wie daraus am Ende etwas Ganzes entstehen kann. Doch diese Zweifel sind nicht angebracht, denn der Autorin gelingt es vorzüglich diese losen Fäden zu verknüpfen.
Die Figuren sind sehr gut und facettenreich gezeichnet. Auch wenn die Dunkelblumer nicht unbedingt sympathisch sind, so sind sie doch menschlich, denn jeder hat wohl seine hellen und seine dunklen Seiten. Die, welche die Vergangenheit miterlebt haben, sind wahre Meister im Verdrängen, Vergessen und Vertuschen. Dabei wissen nicht alle, was da wirklich geschehen ist, das wissen laut Eva Menasse nur „alle Beteiligten gemeinsam“. Doch ihnen allen ist gemein, dass sie an der Vergangenheit nicht rühren wollen. Gleichwohl erfahren wir Leser, was geschehen ist, wie man sich schuldig gemacht oder weggesehen hat, wie man eingesteckt und ausgeteilt hat, wie dies so zurechtgerückt wurde, dass das Leben weitergehen konnte, als sei nichts geschehen.
Die Atmosphäre in Dunkelblum ist ziemlich düster und die Geheimnisse sind es auch.
Ich bin froh, dass mich meine Anfangsschwierigkeiten mit „Dunkelblum“ nicht abgeschreckt haben, denn dieser Roman ist wirklich ein Highlight und er schreit förmlich danach, nochmal gelesen zu werden, weil es in dieser komplexen Geschichte sicherlich noch einiges zu entdecken gibt.

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Veröffentlicht am 07.10.2021

Verlustbewältigung

Betreff: Falls ich sterbe
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Carolina und Aksel lieben sich und haben eine kleine Tochter. Sie ist mit ihrem Baby überfordert. Als Carolina dann eine Mail von Aksel erhält mit dem Betreff „Falls ich sterbe“, ist sie aufgebracht. Einige ...

Carolina und Aksel lieben sich und haben eine kleine Tochter. Sie ist mit ihrem Baby überfordert. Als Carolina dann eine Mail von Aksel erhält mit dem Betreff „Falls ich sterbe“, ist sie aufgebracht. Einige Monate später ist Aksel tot. Carolina ist geschockt und muss sich mit dem Verlust und ihrer Trauer auseinandersetzen.
Wir begleiten Carolina, die sich zurückerinnert und ihre Beziehung zu Aksel betrachtet. Sie erinnert sich an das Kennenlernen, an die erste Zeit ihrer Beziehung und an das Elternwerden. und wie es zu ihrer Beziehung kam, wie sie Eltern wurden. Wir erfahren aber auch, wie sie sich nach dem Tod von Aksel fühlt.
Mir war Carolina nicht besonders sympathisch. Sie ist dominant und war immer die treibende Kraft. So kam es zur Beziehung und zum Baby. Aksel wurde regelrecht überfahren. Aber er wollte alles gut machen und ist dabei an seine Grenzen gestoßen. Carolina kreist immer um sich selbst. Ich konnte nicht mit ihr fühlen, nicht in der Zeit der Trauer und auch nicht, als sie wieder jemanden kennenlernt, der nicht so geduldig alles mit sich machen lässt wie Aksel, sondern eher das Gegenteil.
Die Geschichte, die aus Carolinas Sicht erzählt wird, ist ziemlich ehrlich und so wird ihr Charakter gut beleuchtet. Aber mich hat diese recht dunkle Geschichte nicht überzeugt.

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Marthas Story

Unter einem anderen Himmel
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Immer hat die 38-jährige Stella Köhler die Überraschungen ihres Mannes hingenommen, denn sie liebt ihn sehr. Doch dann stirbt Roland und Stella muss feststellen, dass er ihr vieles verheimlicht hat. Bei ...

Immer hat die 38-jährige Stella Köhler die Überraschungen ihres Mannes hingenommen, denn sie liebt ihn sehr. Doch dann stirbt Roland und Stella muss feststellen, dass er ihr vieles verheimlicht hat. Bei der Testamentseröffnung erfährt sie, dass Roland ein Haus in Haffkrug an der Ostsee für sie gekauft hat, dass mit einer Überraschung aufwartet. Doch Stella bleibt keine Wahl, denn ihre finanzielle Situation ist katastrophal, weil sie schon seit Monaten auf das Manuskript des Bestsellerautors John Harding wartet, welches sie übersetzen soll. Sie zieht also mit Tochter Nele ein. Harding möchte, dass sie nach Prag kommt und Stella nimmt den nächsten Zug. Erst später stellt sie fest, dass Hardings Roman viel mit ihrer eigenen Geschichte zu tun hat.
Der Schreibstil dieses Romans lässt sich gut und flüssig lesen. Einerseits erfahren wir, wie es Stella in der Gegenwart ergeht, andererseits erfahren wir aus den Einschüben, die aus Hardings Roman stammen, wie Marthas Leben ab 1938 verläuft. Mir hat die Geschichte gut gefallen, auch wenn zum Schluss einige Zufälle zusammenkommen. Am Ende gibt es die Rezepte zu Theresas „Böhmische Köstlichkeiten“, die in dem Roman erwähnt werden.
Stella hat früh ihre Eltern verloren und wurde von der Familie ihrer Freundin Olga aufgenommen. Die beiden sind wie Schwestern und sind immer füreinander da, ganz besonders jetzt, nachdem Roland Stella mit Fragen und Überraschungen zurückgelassen hat. Auch die pubertierende Nele vermisst ihren Vater und macht es Stella nicht immer leicht. Zum Glück ist Theresa da, die Nele zu nehmen weiß. Aber auch John Harding sorgt für Schwierigkeiten, da alle auf seinen neuen Roman warten.
Am Ende fügen sich die einzelnen Handlungsstränge zu einem Ganzen, auch wenn der Zufall häufig mitspielt. Marthas (Ida) Geschichte hat mich berührt, die für ihre große Liebe viel auf sich genommen hat.
Eine unterhaltsame, aber auch berührende Geschichte.

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