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Veröffentlicht am 19.03.2021

Schmerzhafte Erinnerungen

Stay away from Gretchen
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Die 84-jährige Greta ist beunruhigt, weil ihr Sohn Tom sich schon wochenlang nicht gemeldet hat, was sie gar nicht von ihm kennt. Also macht sie mit Hauskleid und Pantoffeln in ihrem alten BMW auf den ...

Die 84-jährige Greta ist beunruhigt, weil ihr Sohn Tom sich schon wochenlang nicht gemeldet hat, was sie gar nicht von ihm kennt. Also macht sie mit Hauskleid und Pantoffeln in ihrem alten BMW auf den Weg. Sie kennt den Weg, aber immer wieder passiert etwas und sie muss weiterfahren, bis sie dann nach vier Stunden mit leerem Tank liegenbleibt und von der Polizei in die Klinik gebracht wird. So erfährt bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath von der Demenz seiner Mutter. Nun muss er sich um sie kümmern. Er hatte nie ein enges Verhältnis zu seiner Mutter, doch nun ändert sich das langsam. Er erfährt von ihrer Vergangenheit, der Kindheit in Ostpreußen und der Flucht vor den Russen. Doch bei einem Foto mit einem dunkelhäutigen Mädchen will sie sich nicht erinnern, der Schmerz ist zu groß. Tom beginnt, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu beschäftigen.
Dieser Roman ist sehr einfühlsam erzählt, so dass man sich gut in Greta hineinversetzen kann. Abwechselnd erfahren wir, was im Jetzt passiert und dann wieder, was Greta früher erlebt hat.
Greta hat viele Schicksalsschläge wegstecken müssen. Das was sie erlebt hat, hat sie tief in sich verschlossen. So weiß Tom auch nicht viel über sie. Doch ihre Krankheit holt die Erinnerung zurück. Tom gefällt sein unabhängiges Leben und das, was da auf ihn zukommt, gefällt ihm nicht so. Zunächst wirkt er nicht besonders sympathisch. Doch dann zeigt er sich von einer Seite, die ich so nicht von ihm erwartet hätte. Rührend kümmert er sich um Greta und erlebt plötzlich eine ungewohnte Nähe. Aber sein Leben gerät auch etwas aus den Fugen, als er von Marie erfährt, dem Kind einer großen Liebe.
Mich hat diese Geschichte sehr berührt und ich kann diesen emotionalen Roman nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.03.2021

Einfach mal versuchen

Selbstversorgung: Was im eigenen Garten wirklich möglich ist
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Wer sich mit bewusster Ernährung auseinandersetzt, der wird irgendwann darauf kommen: Was wäre, wenn ich mein Obst und Gemüse selber anbauen würde? Dann wüsste ich genau, was ich da esse. Natürlich hat ...

Wer sich mit bewusster Ernährung auseinandersetzt, der wird irgendwann darauf kommen: Was wäre, wenn ich mein Obst und Gemüse selber anbauen würde? Dann wüsste ich genau, was ich da esse. Natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit, sich komplett selbst zu versorgen, doch Kräuter im Blumenkasten und Tomaten im Topf sind auch auf einem Balkon möglich.
Der Autor Ralf Roesberger berichtet von seinen Erfahrungen, die er mit der Selbstversorgung gemacht hat. Dabei ist ihm auch nicht alles gleich geglückt. Das tröstet vielleicht, wenn man mit kleinen Misserfolgen zu tun hat.
Es ist ein informatives Buch, das einen vielleicht dazu bringt, das ein oder andere selbst mal auszuprobieren. Darin gibt es Ratschläge und Anregungen. Aber es inspiriert auch, einfach mal anzufangen und zu sehen, was dabei rauskommt. Wenn was nicht so klappt, versucht man eventuell etwas anderes. Aber man sieht auch, dass es Zeit braucht, bis das mit der Rundum-Selbstversorgung gelingt.
Ich habe selbst im eigenen Garten schon eine Menge ausprobiert, daher gab es nicht so viel Neues für mich. Wie immer bei Gräfe und Unzer sind die Fotos einfach toll. Aber auch sonst ist das Buch sicher lesenswert.

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Veröffentlicht am 18.03.2021

Like a Rolling Stone

Wolfgang Niedecken über Bob Dylan
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Bob Dylan hat mit seiner Musik seit den sechziger Jahren bis heute seine Fans begeistert. Nicht umsonst hat sich die Nobelpreis-Jury entschlossen, Bob Dylan mit diesem Preis für seine poetischen Songtexte ...

Bob Dylan hat mit seiner Musik seit den sechziger Jahren bis heute seine Fans begeistert. Nicht umsonst hat sich die Nobelpreis-Jury entschlossen, Bob Dylan mit diesem Preis für seine poetischen Songtexte auszuzeichnen. Er selbst war davon offensichtlich gar nicht so angetan.
Wolfgang Niedecken hat eine ganz besondere Beziehung zu Dylan. Er ist ihm mehrmals begegnet und sagt „Ohne ihn wäre ich mit Sicherheit nie Musiker geworden.“ Wer also könnte diesen Band für die KiWi-Musikbibliothek besser schreiben als Niedecken. Niedecken hat schon eine ganze Reihe von Dylan-Cover-Versionen veröffentlicht.
Ich habe erst kürzlich die Dokumentation „Wolfgang Niedecken auf Bob Dylans Spuren“ gesehen. Das wurde auch wieder im Buch aufgegriffen.
Auch dieses Buch hat mir gut gefallen, denn es wurde von jemandem geschrieben, der das mit Herzblut getan hat. Eigentlich aber habe ich gar nicht so viel Neues über Bob Dylan erfahren, sondern habe ihn nur mit einem besonderen Blick betrachtet, nämlich mit Niedeckens Blick.
Das Buch hat mich dazu gebracht, mich nochmal durch Dylans Musik zu hören, was ich schon lange nicht mehr gemacht hatte. Es lohnt sich – beides!

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Starke Frauen in der Nachkriegszeit

Als das Leben wieder schön wurde
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Nach dem Tod ihrer Großmutter Annie kehrt Greta Bergström 1954 nach Hamburg zurück, um ihre Mutter Linn zu suchen. Die Spuren des Krieges sind überall noch zu sehen. In der neuen Familie ihres Vaters ist ...

Nach dem Tod ihrer Großmutter Annie kehrt Greta Bergström 1954 nach Hamburg zurück, um ihre Mutter Linn zu suchen. Die Spuren des Krieges sind überall noch zu sehen. In der neuen Familie ihres Vaters ist sie nicht willkommen und der Vater weigert sich beharrlich, ihre Fragen zu beantworten. Glücklicherweise trifft Greta auf Marieke und Trixie, mit denen sie sich anfreundet. Die jungen Frauen beschließen, einen Schönheitssalon zu eröffnen, doch es fehlt an den passenden Räumlichkeiten. So richten sie einen mobilen Salon ein, damit die Frauen sich in ihrer haut wieder schön fühlen können. Aber Greta gibt ihre Suche nicht auf und lässt sich auch durch Widerstände nicht aufhalten.
Der Schreibstil ist sehr lebendig und angenehm zu lesen.
Der Krieg hat seine Spuren hinterlassen – nicht nur in der Stadt, sondern auch in den Herzen der Menschen. Viele Träume wurden zerstört und viele Menschen sind verbittert. Gretas Vater nimmt nicht mehr am Leben teil und seine Frau hadert damit, dass sie in einem ungeliebten Job für den Unterhalt sorgen muss. Greta aber will sich nicht unterkriegen lassen. Mit ihren ungleichen Freundinnen, die auch ihr Päckchen zu tragen haben, will sie etwas verändern. Sie tun sich gegenseitig gut. Die aus gutem Hause stammende Trixie fühlt sich endlich zu etwas nütze und Marieke will nicht immer mit Angst leben. Die Frauen, die sich bei ihnen verschönern lassen, genießen die kleinen Auszeiten. Ich mochte diese sympathischen jungen Frauen und habe mit ihnen gefiebert. Aber daneben gab es auch noch andere interessante Charaktere.
Aber Greta gibt ihre Suche nicht auf. Sie kommt einem Familiengeheimnis auf die Spur, das sie zurückführt in die dunkle deutsche Vergangenheit, von der niemand mehr etwas wissen will.
Trotz der Düsternis in dieser Geschichte, spürt man Hoffnung und Lebensfreude. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Verluste

Die vierte Schwester
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Privatdetektiv Jackson Brodie hat viel zu tun. Drei alte ungelöste Fälle soll er nun nach Jahren aufklären. Im Nachlass ihres Vaters haben die Schwestern das Lieblingsspielzeug ihrer kleinen verschwundenen ...

Privatdetektiv Jackson Brodie hat viel zu tun. Drei alte ungelöste Fälle soll er nun nach Jahren aufklären. Im Nachlass ihres Vaters haben die Schwestern das Lieblingsspielzeug ihrer kleinen verschwundenen Schwester Olivia gefunden und wollen wissen, was damals geschehen ist. Dann ist da noch der Anwalt Theo Wyre, der seit Jahren vergeblich versucht, den Mörder seiner Tochter Laura zu finden und nun Hilfe braucht. Michelle wurde als Mörderin ihres Mannes verurteilt, nun ist ihre Schwester Shirley ist auf der Suche nach ihrer Nichte.
Das Buch beginnt mit den Vorgeschichten der drei Fälle, die Brodie klären soll. Diese Fälle haben nichts miteinander zu tun. Ich muss gestehen, dass ich es schwierig fand, die Geschichte mit ihren unterschiedlichen verschachtelten Handlungssträngen zu verfolgen. Die Stimmung ist die ganze Zeit über recht bedrückend.
Die Charaktere sind interessant und authentisch gezeichnet. Jackson Brodie war mal beim Militär, dann Polizist und nun ist er Privatdetektiv. Er und seine Frau haben sich getrennt und er vermisst seine Tochter. Auch er hat eine Schwester verloren und weiß daher, wie sich Verluste anfühlen. Für die Familie von Olivia ist das Verschwinden der Kleinen ein Drama, aber Verwerfungen im Familiengefüge gab es auch schon zuvor.
Obwohl Brodie nicht viel Hoffnung hat, dass er nach all den Jahren wirklich etwas klären kann, macht er sich an die Arbeit und geht den Indizien nach. Außerdem kann er das Geld gut gebrauchen. Am Ende findet er eher zufällig heraus, was geschehen ist.
Dies ist ein Roman über Verluste von geliebten Menschen und die Auswirkungen auf die Familien. Wer anhand des Klappentextes einen Krimi erwartet hatte, wird wohl enttäuscht sein. Auch mich hat dieser Roman nicht so wirklich gepackt.

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