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Veröffentlicht am 31.08.2019

Brisante Enthüllungen auf Dunmor Castle

Dunmor Castle - Der Halt im Sturm
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Brisante Enthüllungen auf Dunmor Castle

Der zweite Band dieser faszinierenden Trilogie der Bestsellerautorin Kathryn Taylor schließt lückenlos an den Vorgänger an, der mit einer lebensgefährlichen Situation ...

Brisante Enthüllungen auf Dunmor Castle

Der zweite Band dieser faszinierenden Trilogie der Bestsellerautorin Kathryn Taylor schließt lückenlos an den Vorgänger an, der mit einer lebensgefährlichen Situation für Alexandra „Lexie“ Cavendish endete. Grayson Fitzgerald glänzt auch im Nachfolgeband als Retter in der Not, wobei er diese Rolle bereits des Öfteren einnehmen musste. Lexie scheint das Unglück anzuziehen, sie gerät von einer gefährlichen Situation in die andere. Nach einer leidenschaftlichen Liebesnacht im Vorgängerband versucht Lexie, sich nun von Grayson emotional zu distanzieren und auf ein rein berufliches Verhältnis zu beschränken. Der Verkauf von Dunmor Castle soll endlich über die Bühne gehen, doch Duncan O’Donnells unehelicher Sohn möchte das Geheimnis der Burg schützen, er ist strikt gegen einen Verkauf. Lexie beschließt, sich nicht allein auf die Hintergründe des spurlosen Verschwindens ihrer Mutter Fiona Riordan zu konzentrieren, sondern auch das Geheimnis der Burg ans Tageslicht zu bringen. Bei beiden Vorhaben stößt sie jedoch auf massiven Widerstand, und bringt dabei nicht nur sich selbst, sondern auch andere Menschen in Lebensgefahr.

Die Fortsetzung dieser Geschichte steht dem geheimnisumwobenen und spannenden ersten Band in nichts nach. Kathryn Taylors einnehmender Schreibstil und ihre wundervoll charakterisierten Figuren haben mich erneut voll und ganz in den Bann gezogen. “Der Halt im Sturm“ überrascht mit unglaublichen Enthüllungen, und ich freute mich, vertraute und lieb gewordene Bekannte aus dem Vorgängerbuch wiederzutreffen. Es bereitete mir großes Vergnügen, die Geschicke der Bewohner von Cerigh sowie der eindrucksvollen Burg Dunmor Castle erneut mitverfolgen zu dürfen.

Auch diesmal lag der Fokus auf den beiden Protagonisten. Die starke Anziehungskraft zwischen Lexie und Grayson sorgte für den romantischen Part, während das große Geheimnis, welches Duncan O’Donnell, sein Sohn Grayson sowie Agatha und Fanny mit aller Macht hüten, für einen hohen Spannungsfaktor sorgte. Der alte Doktor Clark Turner tritt zwar stets mit einem jovialen Lächeln und entgegenkommender Liebenswürdigkeit auf, scheint jedoch auf irgendeine Weise in die Geschicke der Burg involviert zu sein. Fiona Riordans gute Freundin Eileen Kelly, aber auch der katholische Pfarrer Peter Falherty, der Doktorand Aidan Dearing und Lexies Freundin Betty Michaels spielen in diesem Buch wichtige Rollen, während der jähzornige Besitzer des Castle Inn und seine hasserfüllte Ehefrau diesmal nur kleine Nebenrollen innehatten. Meine ganz persönliche Antagonistin dieses Buches war die feindselige Haushälterin Mary Ward, während die unglaublichen Enthüllungen betreffend eine andere, mir bislang sehr sympathische Figur, mich entsetzten und maßlos enttäuschten.

Fazit: „Dunmor Castle. Der Halt im Sturm“ hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Roman vereint den Charme der wunderschönen irischen Landschaft und seiner Einwohner, einen hohen Spannungsbogen und eine romantische Liebesgeschichte. Gerne vergebe ich auch diesmal wieder fünf Bewertungssterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 31.08.2019

Das Geheimnis um Dunmor Castle

Dunmor Castle - Das Licht im Dunkeln
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Das Geheimnis um Dunmor Castle

Alexandra „Lexie“ Cavendish arbeitet als Innenarchitektin bei Howard Enterprises und wird von ihrem Vorgesetzten Andrew Howard nach Dunmor Castle beordert. Der Immobilienspekulant ...

Das Geheimnis um Dunmor Castle

Alexandra „Lexie“ Cavendish arbeitet als Innenarchitektin bei Howard Enterprises und wird von ihrem Vorgesetzten Andrew Howard nach Dunmor Castle beordert. Der Immobilienspekulant plant, die Burg nach dem Kauf zu einem Luxushotel umzubauen und gewinnbringend weiterzuverkaufen. Als Lexie im Zuge eines ihrer schrecklichen Albträume wieder einmal schlafwandelt, wird sie beinahe von einem schwarzen BMW überrollt. Der attraktive Fahrer mit dem schwarzen Haar und den intensiven blauen Augen stellt sich jedoch als schärfster Konkurrent von Lexies Vorgesetztem heraus. Grayson Fitzgerald ist erfolgreicher New Yorker Immobilienspekulant sowie Chef und Gründer der Fitzgerald Holding. Lexies Auftauchen stört seine eigenen Interessen und seine anfangs fürsorgliche und charmante Art wandelt sich rasch zu Abneigung und kaum verhohlenen Groll. Grayson möchte als Sohn des Burgbesitzers mit aller Macht verhindern, dass der Familienbesitz in fremde Hände gelangt. Darüber hinaus scheint der gesamte Ort Kenntnisse über Lexies Mutter zu besitzen, von denen sie selber bislang nichts ahnte. Nach und nach erfährt sie Einzelheiten, begegnet aber in erster Linie Misstrauen und Ablehnung. Dunmor Castle umgibt ein großes Geheimnis, welches zu wahren sich die gesamte Bevölkerung scheinbar verschworen hat.

Kathryn Taylor erzählt im vorliegenden Roman die Geschichte eines jungen Mädchens, das in Pflegefamilien und Heimen aufgewachsen ist und so gut wie nichts über ihre Herkunft weiß. Erst Lexies Ankunft in Cerigh lässt nach und nach Erinnerungsfragmente an die Oberfläche kommen, doch die Einwohner sind nur widerwillig bereit, Einzelheiten preiszugeben. Durch das große Geheimnis um die Vergangenheit von Lexie und ihrer Mutter entsteht im Buch ein gewisser Spannungsbogen, der bis zuletzt aufrecht gehalten wird und in einen brandgefährlichen und adrenalingeladenen Cliffhanger mündet.

Kathryn Taylors einnehmender Schreibstil und die lebendige Charakterzeichnung ihrer handelnden Figuren haben mir ausnehmend gut gefallen. Durch Anmerkungen und geschickte Hinweise weckt die Autorin immer wieder die Neugier des Lesers, die Personen der Handlung sind teilweise undurchschaubar und verschlossen. In Lexie Cavendish findet man eine einfühlsame junge Frau, der sich nach einer schweren Kindheit und einer gescheiterten Ehe die unerwartete Gelegenheit bietet, endlich etwas über ihre leibliche Familie in Erfahrung zu bringen. Grayson Fitzgerald wird als charakterstarker und liebevoller Mann dargestellt. Seine anfangs abweisende und zornige Haltung Lexie gegenüber wird nach und nach von einer wachsenden gegenseitigen Anziehungskraft abgelöst. Dieses Buch wird mit interessanten und teilweise sogar sehr liebenswürdigen Nebenfiguren bereichert, die jedoch nur zögernd dazu beitragen, Licht in Lexies Dunkelheit zu bringen. Besonders durch die Erzählungen von Eileen Kelly, der ehemals besten Freundin ihrer Mutter, erfährt sie wichtige Details. In Sheila Murphy, der Wirtin des Castle Inn in Cerigh, begegnet der jungen Frau jedoch eine bösartig agierende Persönlichkeit, die sie vom ersten Moment an aus tiefstem Herzen hasst. Father Peter Flaherty und seine resolute Haushälterin Mary Ward, der allseits beliebte pensionierte Arzt Dr. Clark Turner, der faule und nachlässige Ortspolizist Sergeant Eddie Sumner und Sheilas Ehemann Fred Murphy scheinen jedoch eindeutig mehr zu wissen, als sie zugeben oder Lexie gegenüber äußern möchten. Die Autorin verstand es wunderbar, die eingeschworene Gemeinschaft des kleinen irischen Städtchens Cerigh authentisch darzustellen.

Fazit: „Dunmor Castle – Licht im Dunkeln“ hat mich bereits nach wenigen Seiten gefesselt. Der Roman versprüht den Charme einer wunderschönen irischen Landschaft und seiner Einwohner, vermittelt das Gefühl der Spannung angesichts des Geheimnisses um die Burg und den Verbleib von Lexies verschwundener Mutter, und endet mit einem beinahe unerträglichen Cliffhanger, der meine Vorfreude auf die Fortsetzung ins Unermessliche steigert.

Dieser Roman aus der Feder Kathryn Taylors hat mir ausgezeichnet gefallen und ich empfehle ihn sehr gerne weiter!

Veröffentlicht am 26.08.2019

Unruhige Zeiten

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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Unruhige Zeiten

„Wenn die Welt verrücktspielt, dürfen wir uns nicht von unserem Weg abbringen lassen. Sonst gehen wir verloren.“ (Ricarda Thomasius)

„Wir leben in Zeiten voller Ungewissheit. Wenn wir ...

Unruhige Zeiten

„Wenn die Welt verrücktspielt, dürfen wir uns nicht von unserem Weg abbringen lassen. Sonst gehen wir verloren.“ (Ricarda Thomasius)

„Wir leben in Zeiten voller Ungewissheit. Wenn wir jetzt die Hoffnung verlieren, verlieren wir, was uns weitermachen lässt.“ (Siegfried Thomasius)


Im Prolog des dritten und letzten Bandes dieser eindrucksvollen Trilogie kehrt die Ärztin Ricarda Thomasius mit ihrem Ehemann Siegfried aus Tsingtau zurück. Die Familie trifft sich in Freystetten, um das Weihnachtsfest des Jahres 1914 gemeinsam zu feiern. Der Niedergang des Kaiserreiches und der Erste Weltkrieg als historischer Hintergrund überschatten das Leben der Menschen, Beschreibungen der schrecklichen Auswirkungen der Kämpfe an der Front und das entbehrungsreiche Leben der Menschen in Berlin durchdringen das Buch. Nicht nur Georg Kögler, sondern auch Franz, Ferdinand und Florian von Freystetten sind im Krieg, und das Leben und Wirken der Ärztin Ricarda muss sich dieser schweren Zeit ebenfalls anpassen. Ricardas Kinder sind flügge geworden. Während ihr ältester Sohn Georg Hochzeitspläne mit seiner Sophie schmiedet, verliert Ricardas Tochter Henny ihr Herz an den attraktiven Regisseur Victor Vandenberg. Nach ihrem erfolgreich absolvierten Medizinstudium kommt es jedoch zu einem schlimmen Zerwürfnis mit Ricarda, das beide Frauen sehr belastet, eine große räumliche Distanz ist die Folge. Antonia lebt als jüngstes Kind noch bei Siegfried und Ricarda, strebt jedoch ebenfalls ein Studium an. Ihr Interesse liegt jedoch in der Veterinärmedizin. Ein Praktikum in einem Zoo verhilft Antonia nicht nur zu völlig neuen und interessanten Erkenntnissen, sie begegnet hierbei auch ihrer ersten großen Liebe. Das Schicksal mischt die Karten neu und es kommen viele Turbulenzen und schwere Zeiten auf die Protagonistin zu. Doch Ricarda ist optimistisch und baut auf den Zusammenhalt und die Liebe ihrer Familie.

Die einzelnen Bände dieser beeindruckenden Trilogie gehen inhaltlich ineinander über. Darüber hinaus erleichtern ein Personenregister und eine detaillierte Karte von Berlin mit den relevanten Schauplätzen die Orientierung, und man findet sehr rasch wieder in die Geschichte. Helene Sommerfeld befasst sich im vorliegenden Roman mit den Jahren 1914 bis 1920 und gibt auch bereits bekannten Figuren aus den Vorgängerbüchern Raum. Vorrangig werden jedoch die Geschicke von Ricarda und ihren drei Kindern thematisiert, wobei die Autorin die Geschicke aller Beteiligten durch einen laufenden Schauplatzwechsel zwischen Berlin, Los Angeles und New York sowie dem Anwesen in Freystetten verfolgt. Die gut recherchierten historischen Hintergründe bilden eine dramatischen Rahmenhandlung – der schreckliche Krieg greift tief in das Leben der Menschen, und natürlich auch in die Geschicke von Ricardas Familie, ein. Dunkle Geheimnisse, Schuld und Vergebung und die über allem stehende Liebe einer Mutter zu ihren Kindern sind die dominierenden Themen dieses Buches. Ein laufender Perspektivenwechsel und viele kleine Cliffhanger sorgen für einen durchgehenden Spannungsbogen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und brannte förmlich darauf, den Fortgang dieser Geschichte in Erfahrung zu bringen.

Die Charakterzeichnung der handelnden Personen empfand ich als hervorragend, durch die lebendige Darstellung schaffte es die Autorin, mich tief in die Geschichte einzubeziehen. Die Emotionen und die persönliche Entwicklung von Ricarda und ihrem Umfeld sorgten für große Authentizität, die einzelnen Charaktere wuchsen mir mit jeder Seite mehr ans Herz. Ein sehr einnehmender Schreibstil und die hoch interessante und komplexe Handlung machten dieses Buch zu einem regelrechten Pageturner. Ich habe die Lektüre dieser beeindruckenden Saga über das Schicksal einer sehr mutigen und starken Frau sehr genossen und kann sie uneingeschränkt weiterempfehlen. Zum besseren Verständnis würde ich jedoch jedem Interessenten die Einhaltung der Reihenfolge ans Herz legen:

1. Die Ärztin. Das Licht der Welt
2. Die Ärztin. Stürme des Lebens
3. Die Ärztin. Die Wege der Liebe

„Jedes Leben ist letztlich nicht mehr als ein Funke in der Ewigkeit, der rasend schnell verglüht. Man muss ihn liebevoll behandeln, diesen kleinen Funken.“ (Ricarda Thomasius)

„Der Kreis schließt sich. Die Vergangenheit bleibt hinter uns, damit die Zukunft sich entfalten kann.“ (Ricarda Thomasius)




Veröffentlicht am 25.08.2019

In einer Welt, die ein liebender Gott erschaffen hat, geschieht nichts durch Zufall.

Ufer der Erinnerung
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In einer Welt, die ein liebender Gott erschaffen hat, geschieht nichts durch Zufall.

Anna „Anneke“ Nicholson betrachtet nach dem Besuch bei ihrer Großmutter Geesje die Welt, in der sie lebt, mit anderen ...

In einer Welt, die ein liebender Gott erschaffen hat, geschieht nichts durch Zufall.

Anna „Anneke“ Nicholson betrachtet nach dem Besuch bei ihrer Großmutter Geesje die Welt, in der sie lebt, mit anderen Augen. Sie fühlt sich angesichts ihrer gesellschaftlichen Verpflichtungen gefangen und empfindet ihr Dasein als nutzlos. Geesjes einfaches Leben und ihre stete Bereitschaft, alles mit anderen Menschen zu teilen, haben sie tief beeindruckt. Zurück in ihrer Heimatstadt Chicago bringt die mitfühlende junge Frau nur langsam den Mut auf, gegen den Luxus und die Exzesse der wohlhabenden Gesellschaft aufzubegehren. Um den finanziellen Ruin ihrer Familie abzuwenden, willigte sie ein, den aufstrebenden Geschäftsmann William Wilkinson aus einer wichtigen Chicagoer Familie zu heiraten. Der Mann möchte Anna die Welt zu Füßen legen, versteht jedoch weder das Bestreben seiner Verlobten, etwas über ihre leiblichen Eltern herauszufinden, noch ihren leidenschaftlichen Wunsch, Gott zu dienen. Darüber hinaus denkt Anneke oft an Derk Vander Veen, der ihr in Holland ein guter Freund geworden ist. Während Derk offen mit Anna über seine Gedanken und Gefühle sowie über seinen Glauben sprach, lehnt William ihren Wunsch nach tiefgründigen Gesprächen rigoros ab. Anna fühlt sich gefangen und ist nicht glücklich mit der Richtung, die ihr Leben genommen hat.

Geesje de Jonge lebt in der Kleinstadt Holland in Michigan und hat dank des regen Briefwechsels mit ihrer geliebten Enkelin Anneke Anteil an deren Leben. Geesje besitzt einen sehr starken Glauben, tut vielen Menschen Gutes, und zeigt ihnen Gottes Liebe. Ihrem Sohn zuliebe nimmt sie eine junge Einwanderin namens Cornelia Den Herder bei sich auf. Die siebzehnjährige Niederländerin verlor bei einem Brand beinahe ihre gesamte Familie, ihr einziger noch lebender Verwandter ist ihr Großvater Marinus Den Herder. Der große und würdevolle Mann ist ehemaliger Pastor, er verhält sich kalt und unnachgiebig. Sein Stolz und seine Sturheit veranlassen ihn nicht selten zu einem gnadenlosen und unbarmherzigen Verhalten. Cornelia trägt schlimme Erinnerungen und eine drückende Last mit sich herum und macht es Geesje schwer, Zugang zu ihr zu finden.

Im Nachfolgeband des beeindruckenden Romans „Töchter der Küste“ befasst sich Lynn Austin im Jahre 1897 mit Anna „Anneke“ de Jonge, die nach dem tragischen Schiffsunglück und dem Tod ihrer Mutter Christina von der wohlhabenden Chicagoer Familie Nicholson adoptiert wurde. Die beiden Schauplätze der Handlung – Holland (Michigan), und Chicago (Illinois) – stellen zugleich auch die Wohnorte der beiden Protagonistinnen Geesje und Anna dar. Die eindrucksvollen Schilderungen der Autorin vermitteln ein detailliertes Bild der Verpflichtungen und Zwänge der besseren Gesellschaft. Sie offenbaren ein Leben, das Anna seit dem Besuch bei ihrer Großmutter Geesje als sinnlos und leer empfindet. Der Gehorsam und die große Liebe zu ihren Eltern veranlassten die junge Frau dazu, sich den Wünschen und Erwartungen anderer zu fügen. Annas Wunsch, Gott zu dienen und ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, stößt auf Ablehnung und Widerstand.

„Du hast doch nicht die Bibel zitiert, oder? Kein Wunder, dass sie beleidigt waren. Ich dachte, du wüsstest, dass man in höflicher Gesellschaft nicht über Religion oder Politik redet.“

„Mein Leben fühlt sich an wie ein Kreisel, den jemand anders dreht und über den ich keinerlei Kontrolle habe. Aber ich bin fest entschlossen, von jetzt an herauszufinden, wie ich ihn selbst lenken kann. „


Annas hartnäckige Suche nach Hinweisen auf ihre leiblichen Eltern steuert schließlich auf einen Wendepunkt in dieser Geschichte zu und sorgt für einen Eklat in der Gesellschaft.

Mit der tief gläubigen und liebevollen Geesje und ihrer Enkeltochter Anna präsentiert die Autorin zwei wundervolle Protagonistinnen, die mir bereits im Vorgängerband sehr ans Herz gewachsen sind. Doch auch die Nebenfiguren der Handlung wurden hervorragend charakterisiert. Sie ermöglichten es mir, tief ins Geschehen einzutauchen und ihre Gedanken und Emotionen hautnah mitzuerleben. Während ich für die stille, unsichtbar wirkende Cornelia Den Herder sofort Sympathie und später Mitleid empfand, waren Marinus Den Herders altmodische Ansichten, seine herrische und lieblose Art und vor allem sein Umgang mit der wohlmeinenden Geesje nicht nur für Geesje eine regelrechte Herausforderung. Mit Annas Verlobtem William Wilkinson konnte ich mich nach wie vor nicht anfreunden. Der verschlossene und disziplinierte junge Mann weist egoistische Züge auf, er stellt seinen gesellschaftlichen Status und die öffentliche Meinung über seine Beziehung zu Anna. Annekes Rivalin Clarice Beacham würde ich als klassische Antagonistin bezeichnen. Angesichts ihrer Skrupellosigkeit und ihres selbstsüchtigen und bösartigen Vorgehens entwickelte ich eine starke Aversion gegen sie. Derk Vander Veen war bereits im Vorgängerband meine favorisierte handelnde Figur. Seine schlichte, ungekünstelte Art und sein respekt- und liebevoller Umgang mit seinen Mitmenschen machen ihn zum absoluten Sympathieträger. Der angehende Pastor liebt Anneke, möchte ihrem Glück jedoch nicht im Wege stehen. Durch Annas Nachforschungen erfährt man in diesem Band auch vom Schicksal ihrer Mutter Christina, die mit ihrem damaligen Freund Jack Newell durchbrannte und nie wieder nach Holland zurückkehrte.

Obgleich ich Bücher in der Kombination Präsens und Ich-Form grundsätzlich meide, war ich von der ersten Seite an im Bann dieser Geschichte. Lynn Austins Schreibstil kann ich einfach nur als hervorragend bezeichnen. Die Autorin besitzt das Talent, ihre Leserschaft sofort in die Geschichte einzubeziehen. Ihre lebendigen Schilderungen von Örtlichkeiten und Handlungen, aber auch die wundervolle Charakterzeichnung ihrer Figuren, machten die Lektüre dieses Buches zu einem reinen Vergnügen. Der Glaube hat bei Lynn Austins Werken einen sehr hohen Stellenwert. Die Protagonisten verleihen ihren Ängsten und Hoffnungen Ausdruck und bringen diese im Gebet vor Gott. Der enge Zusammenhalt und der wertschätzende und liebevolle Umgang miteinander zeichnen Geesjes Familie und Kirchengemeinde aus.

„Ich weiß, dass er nicht liebenswert erscheint. Aber die nicht liebenswerten Menschen sind es, die unsere Liebe besonders nötig haben.“

FAZIT: Dieser Roman bescherte mir eine ganz besonders beeindruckendes Leseerlebnis und hat mir ausgezeichnet gefallen. In dieser tief vom Glauben geprägten Geschichte darf man an der Seite der beiden starken Frauen miterleben, wie sie aller Widerstände zum Trotz ihren Weg im Leben finden. „Ufer der Erinnerung“ ist ein erstklassiger und tief berührender Roman einer begnadeten christlichen Autorin, den ich uneingeschränkt weiterempfehle. Über eine Fortsetzung und ein Wiedersehen mit den sympathischen Charakteren der beiden Bände würde ich mich über alle Maßen freuen.



Veröffentlicht am 14.08.2019

Auf der Suche nach dem Glück in Ivy Hill

Die Braut von Ivy Green
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Auf der Suche nach dem Glück in Ivy Hill

Der dritte und letzte Teil der Reihe um das idyllische Dorf Ivy Hill im englischen Wiltshire startet im Februar des Jahres 1821 mit der Rückkehr von Mercy Groves ...

Auf der Suche nach dem Glück in Ivy Hill

Der dritte und letzte Teil der Reihe um das idyllische Dorf Ivy Hill im englischen Wiltshire startet im Februar des Jahres 1821 mit der Rückkehr von Mercy Groves Bruder George und seiner frisch angetrauten Ehefrau Helena. Mercy muss ihren Traum begraben, finanziell benachteiligten Kindern Schulbildung zu ermöglichen und ihre Vision einer Wohlfahrtsschule zu verwirklichen. Die kühle und hochmütige neue Hausherrin verleiht ihrer Abneigung gegen die Anwesenheit von Mercy und Tante Matty durch abschätziges Verhalten und gehässige Kommentare Ausdruck. Als der erfolgreiche Geschäftsmann und Besitzer des Fairmont James Drake eine Gouvernante für seine Tochter Alice sucht, erklärt Mercy sich trotz anfänglicher Widerstände ihrer Familie bereit, die Stelle zu übernehmen. Sie möchte nicht nur der angespannten Atmosphäre ihres Elternhauses entfliehen, sondern auch in der Nähe ihrer über alles geliebten kleinen Alice sein. Die liebenswürdige und fürsorgliche Frau nimmt den damit verbundenen gesellschaftlichen Abstieg in Kauf und wagt den Schritt in die Unabhängigkeit. Dass sie als Bewohnerin des Fairmont zugleich auch regelmäßigen Kontakt mit dem attraktiven Bauunternehmer und Zimmermann Joseph Kingsley haben wird, wertet Mercy ebenfalls nicht als Nachteil.

Doch auch Mercys Freundin Jane steht vor einer folgenschweren Entscheidung. Gabriel Locke liebt die Besitzerin des „Bell“ über alles, doch diese zögert, seinen Heiratsantrag anzunehmen. Als überraschend einige Personen in Ivy Hill auftauchen, geraten nicht nur Janes Herz und Emotionen in Aufruhr, es beschert dem kleinen Ort auch eine geheimnisvolle französische Modistin. Eine arrangierte Verbindung und verliebte Paare könnten Anlass für baldige Hochzeiten in Ivy Hill sein, doch vor einem Happy End gibt es noch überraschende Verwicklungen und einige Hürden zu bewältigen.

Als begeisterte Leserin der beiden Vorgängerbücher „Die Herberge von Ivy Hill“ und „Die Frauen von Ivy Cottage“ war ich von der ersten Seite dieses Buches an wieder mitten im Geschehen. Altbekannte und liebgewonnene Gesichter und vertraute Örtlichkeiten machten mir den Einstieg leicht. Zwar liegt der Fokus in erster Linie auf Mercy Grove und Jane Bell, doch auch einige andere Paare und Figuren der Vorgängerbücher spielen im dritten Band eine Rolle. Während mit George Groves neu vermählter Ehefrau Helena eine unsympathische und überhebliche Antagonistin die Bühne betrat, bescherte mir das Wiedersehen aller anderen Personen große Freude. Mercys stilles Erdulden ihrer beinahe unerträglichen Situation findet durch ihren wagemutigen Schritt in einen neuen Lebensabschnitt ein Ende. Doch auch Mercy muss schwerwiegende Entscheidungen treffen. Darüber hinaus scheint ihre Liebe zu Joseph Kingsley unerwidert zu bleiben. Gabriel Locke wünscht sich nichts sehnlicher, als ein zukünftiges Leben in seinem neuen Gestüt mit Jane an seiner Seite. Doch Jane hat nicht nur ihre Bedenken gegen eine Heirat mit Gabriel zu verarbeiten, sie wird völlig unerwartet auch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. James Drake hat sich als Hotelbesitzer ausgezeichnet in Ivy Hill eingelebt und intensiviert seine Beziehung zu seiner Tochter Alice. Hinter seinem charmanten und selbstsicheren Auftreten verbirgt sich eine unerfüllte Sehnsucht nach der Anerkennung seines Vaters, familiären Spannungen zehren an ihm. Die Autorin widmet sich zudem Sir Timothy Brockwell und seiner Ehefrau Rachel, Lady Justina Brockwell und Sir Cyril Awdry sowie Janes Bruder Patrick Bell und seiner Ehefrau Hetty. Auch Thora Talbot und Josephs Schwester Anna Kingsley erhalten eine winzige Rolle im Buch, während mit Madame Victorine eine rätselhafte Unbekannte die Bühne betritt. Mercys Tante Matilda avancierte zu meiner liebsten Nebenfigur. Die liebenswürdige ältere Dame gibt kluge Ratschläge und hat mit ihrem riesengroßen Herzen stets ein offenes Ohr für ihre Nichte.

Ich mag Julie Klassens Schreibstil sehr gerne und durfte ich mich im vorliegenden Band erneut an der gewählten Sprache der Autorin erfreuen. Behutsam werden die Geschicke der handelnden Personen weiterverfolgt und ihre inneren Kämpfe, ihre Hoffnungen und Träume, aber auch ihre Enttäuschungen dargestellt. Die Figuren dieses Buches waren allesamt liebevoll gezeichnet. Der christliche Glaube wurde dezent in die Handlung eingebracht. Julie Klassen versteht es hervorragend, ihre Leser in das Leben im England des Jahres 1821 hineinzuversetzen und tief in die Zeit des Regency einzutauchen.

Auch der dritte und letzte Band dieser Trilogie weist ein wunderschönes und romantisches Coverfoto auf, auf dem eine im Regency/Empire-Modestil gekleidete Braut in einem malerischen Garten vor einer Kirche wandelt. Die zauberhafte Parklandschaft mit grünen Wiesen, blühenden rosafarbenen Blumen und sonnenbeschienenen Bäumen wirkt sehr anziehend.

„Die Braut von Ivy Green“ war ein hervorragender und tief berührender Abschluss einer Trilogie, deren Lektüre ich mit jeder Faser meines Herzens genossen habe. Der großartige Schreibstil Julie Klassens, die einfühlsame und detailverliebte Beschreibung der Handlung und die hervorragend ausgearbeiteten Figuren haben mir allergrößtes Lesevergnügen bereitet. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann es jedem Leser mit einem Faible für historische Romane aus der Zeit Jane Austens ans Herz legen. Aus meiner Sicht ist jedoch eine Kenntnis der beiden Vorgängerbücher „Die Herberge von Ivy Hill“ und „Die Frauen von Ivy Cottage“ unumgänglich.