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Veröffentlicht am 16.05.2019

Das stille Heldentum

Die Spionin der Charité
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Das stille Heldentum

Die aus Danzig stammende Lily Kolbe ist bereits seit drei Jahren Witwe, als ein amerikanischer Journalist namens Edward Bauer Kontakt zu ihr aufnimmt. Als Lily ihm ein umfangreiches ...

Das stille Heldentum

Die aus Danzig stammende Lily Kolbe ist bereits seit drei Jahren Witwe, als ein amerikanischer Journalist namens Edward Bauer Kontakt zu ihr aufnimmt. Als Lily ihm ein umfangreiches Interview über ihren verstorbenen Ehemann Fritz Kolbe und die Aktivitäten ihrer Widerstandsgruppe, den sogenannten „Donnerstagsclub“ zusagt, fliegt er kurzerhand zu ihr nach Bern. Dem Leser offenbart sich in Folge die Lebensgeschichte eines deutschen Beamten, der als Widerstandskämpfer in der Zeit des Nationalsozialismus und als unbezahlter Agent im Auswärtigen Amt arbeitete. Christian Hardinghaus gewährt darüber hinaus Einblicke in das Leben und Wirken eines der bedeutendsten und einflussreichsten Chirurgen des 20. Jahrhunderts, Dr. Ferdinand Sauerbruch. Historische Fakten werden zu einem eindrucksvollen und fesselnden Roman verwoben und man erfährt von Sauerbruchs Ablehnung des Antisemitismus und des Nationalsozialismus, seiner Mitgliedschaft an der regimegegnerischen „Mittwochsgesellschaft“ und seinen einflussreichen Bekannten, Freunden und Gönnern, dank derer es Sauerbruch mehrfach gelang, sich einer Verhaftung zu entziehen. Im Zuge des Interviews erzählt die Protagonistin Lily Hartmann von ihrer Anstellung als Sekretärin bei diesem berühmten Arzt, dem Alltag in der Charité sowie ihren eigenen Aktivitäten im Widerstand. Der Autor thematisiert die „Aktion Gnadentod“ – eine Auslöschung unwerten Lebens, angeordnet von Adolf Hitler. Ganz besondere Aufmerksamkeit ist jenen Menschen gewidmet, die sich unter der Leitung von Dr. Sauerbruch gegen die Nazis stellen und sich wöchentlich als „Donnerstagsclub“ treffen. Fritz Kolbes Hass auf den Krieg und seine Aversion gegen das Naziregime machen ihn zu einem äußerst willkommenen Mitglied, dem sie hoch brisantes Geheimmaterial zu verdanken haben. Das oberste Ziel des Donnerstagsclub ist es, die Niederlage der Nationalsozialisten zu beschleunigen. Und so spielen sie den Alliierten wichtige Dokumente in die Hände und riskieren dabei mutig das Leben aller Beteiligten.

Christian Hardinghaus versteht es hervorragend, historische Fakten auf spannende, unterhaltsame und emotional berührende Art und Weise zu vermitteln. Der vorliegende Roman ist in einnehmendem und flüssigem Schreibstil verfasst, die Charakterzeichnung der handelnden Personen weist hohe Authentizität auf und bezieht den Leser emotional tief ins Geschehen ein. Der an sich bereits zutiefst erschütternde historische Part wird durch eine Handlung im Juli 1974 ergänzt, in der Fritz Kolbes Witwe sich ohne zu wissen in große Gefahr begibt. Ihr ist es ein Anliegen, den Donnerstagsclub unter der Leitung von Dr. Sauerbruch bekannt zu machen, und so liefert sie dem Journalisten der New York Times freimütig Daten und Fakten.

Man taucht als Leser dieses Buches unweigerlich tief in die Zeit des Zweiten Weltkrieges ein, erlebt das Grauen der Naziherrschaft und dessen furchtbare Auswirkungen. Zugleich aber wird jenen Menschen ein Denkmal gesetzt, die sich unter Einsatz – und meist auch unter dem Verwirken - ihres eigenen Lebens gegen Adolf Hitler und seine Schergen auflehnten und alles dafür gaben, diesem Krieg endlich ein Ende zu bereiten. Für mich persönlich stellte „Die Spionin der Charité“ ein höchst emotionales und bewegendes Leseerlebnis dar, ein Mahnmal, das an eine dunkle Epoche unserer Geschichte erinnert, eine Lektüre, die ich uneingeschränkt weiterempfehle.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Eine verlorene Heimat, eine verlorene Vergangenheit, eine verlorene Familie.

Die Festung am Rhein
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Eine verlorene Heimat, eine verlorene Vergangenheit, eine verlorene Familie.

Die Halbfranzösin Franziska Berger muss nach einer liebevollen und behüteten Kindheit ihre Heimat Cöln verlassen. Nach dem ...

Eine verlorene Heimat, eine verlorene Vergangenheit, eine verlorene Familie.

Die Halbfranzösin Franziska Berger muss nach einer liebevollen und behüteten Kindheit ihre Heimat Cöln verlassen. Nach dem Tod ihres Vaters in der Schlacht von Belle-Alliance am 18. Juni 1815 kann Luise Berger ihre Kinder nicht mehr alleine versorgen und übergibt die beiden in die Obhut ihres in Coblenz lebenden Bruders Hubert Kannegießer. Der herzlose und harte Mann lässt sowohl Franziska, als auch ihren Bruder Christian hart für Verpflegung und Unterkunft arbeiten, den nachdenklichen und sensiblen Jungen schickt er als Rekrut zur preußischen Armee. Für Christian beginnt die schlimmste Zeit seines Lebens – und schließlich wird er sogar als Landesverräter der Spionage bezichtigt und ins Militärarresthaus gebracht. Franziska ist außer sich und setzt sich leidenschaftlich dafür ein, Christians Leben zu retten. Sie versucht auf eigene Faust, die Wahrheit ans Licht zu bringen und kommt dabei immer wieder einem preußischen Offizier namens Rudolph Harten in die Quere, der sie schließlich der Mittäterschaft verdächtigt. Der zielstrebige und distanzierte Premierleutnant des preußischen Ingenieur-Corps ist zwar von seinem Mitwirken am Bau der Festung Ehrenbreitstein besessen, besitzt zugleich aber gute Menschenkenntnis und einen messerscharfen Verstand. Schon bald fallen auch ihm einige Ungereimtheiten bei den angeblichen Beweisen gegen Christian Berger auf. Und letztendlich beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit – denn die Gerichtsverhandlung und die drohende standesrechtliche Erschießung des Beschuldigten stehen kurz bevor.

Maria W. Peter thematisiert in diesem mehr als sechshundert Seiten umfassenden, hervorragend recherchierten Roman die Geschichte des Rheinlands und der Festung Ehrenbreitstein. Die Handlung wird in zwei Zeitebenen erzählt, beginnend mit einem kurzen Prolog während der Schlacht von Belle-Alliance im Jahre 1815, die heute als Schlacht bei Waterloo bekannt ist. Der zweite Erzählstrang startet in Coblenz im Jahr 1822 mit der Verhaftung des Bruders der Protagonistin.

In einem äußerst einnehmenden Schreibstil und mit bildhaften Beschreibungen des wunderschönen Rhein- und Moseltals richtet sich der Fokus immer wieder auf den Bau der preußischen Feste Ehrenbreitstein als Symbol dieser neuen Zeit. Die Autorin versteht es zudem vortrefflich, die Konflikte und die Unruhe in der Bevölkerung darzustellen, als die Preußen nach zwei Jahrzehnten der französischen Besatzung die Herrschaft im Rheinland übernahmen. Glaubenskonflikte und die Sehnsucht vieler Rheinländer nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit auf Grundlage der Parole der Französischen Revolution sorgen für zusätzliche Unstimmigkeiten. Der Spionagefall und die drohende Verurteilung von Christian Berger bringen einen großen Spannungsbogen ins Buch, der bis zur finalen Aufklärung konstant aufrecht bleibt.

Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren hat mir sehr gut gefallen. Sowohl Protagonisten, als auch Nebenfiguren werden vielschichtig dargestellt und punkten mit Authentizität. Franziska Berger weist für ein junges Mädchen gutbürgerlicher Herkunft erstaunliche Courage auf, die drohenden Konsequenzen einer Entdeckung halten sie jedoch nicht von ihrem oftmals wagemutigen Vorgehen ab. Im Armee-Ingenieur Rudolph Harten findet sie einen erbitterten Gegner, der ihrer Person und ihren Absichten zunächst tiefstes Misstrauen entgegenbringt. Die langsame Annäherung der beiden Protagonisten und die Beschreibung ihrer Gefühls- und Gedankenwelt ist Maria W. Peter vortrefflich gelungen. Man erlebt die persönliche Wandlung eines Offiziers, der seit jener Schicksalsschlacht im Jahr 1815 ein an Leib und Seele gebrochener Mann ist. Durch Franziska lernt Rudolph letztendlich, die Welt mit anderen Augen zu betrachten. Der hochrangige adelige Offizier Capitain von Rülow und seine Ehefrau Henriette sind ebenso wichtige Nebenfiguren wie der skrupellose Feldwebel Bäske und der schottische Künstler Alasdair McBaird. Während mir der warmherzige Maler mit dem rollenden Akzent auf Anhieb sympathisch war, fungierten der überhebliche und kaltblütige Bäske sowie Franziskas herzloser und cholerischer Onkel Hubert als Antagonisten. Und obgleich der französische Revolutionsoffizier und Franziskas Vater Lucien Berger bereits im Prolog sein Leben verwirkte, wuchs mir seine Person durch etliche Rückblenden noch nachträglich ans Herz. Einen nicht unerheblichen Beitrag für eine glaubwürdige Darstellung der handelnden Figuren bereitet auch die Einbindung der Dialekte –hervorheben möchte ich hierbei neben dem schottischen Maler Alasdair auch Onkel Hubert Kannegießer, sowie Rudolph Hartens frechen und direkten Burschen Fritz.

Die optische Aufmachung dieses Buches macht es zu einem richtigen Blickfang. Vor dem malerischen Panorama der beeindruckenden Feste Ehrenbreitstein steht eine elegant gekleidete junge Frau, deren Gesicht nur teilweise zu erkennen ist. Die farbliche Gestaltung und der elegante Schriftzug mit dem Buchtitel ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters automatisch auf die junge Protagonistin und diesen historischen Schauplatz. Eine Karte von Coblenz aus den 1820er Jahren mit den wichtigsten Schauplätzen der Handlung, das aus meiner Sicht unerlässliche Glossar sowie die beiden Personenregister (Figuren der Handlung und historische Persönlichkeiten) vervollständigen den herausragenden Gesamteindruck.

„Die Festung am Rhein“ ist eine Lektüre, die aus meiner Sicht keine Wünsche offenlässt. Akribisch recherchierte historische Fakten, überzeugende und vielschichtige Charaktere mit einer spannungsgeladenen Handlung sorgten für ein grandioses Abenteuer im Kopf. Dieses Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann es jedem ans Herz legen, der tief in die Vergangenheit des Rheinlandes eintauchen und Geschichte hautnah erleben möchte.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Die Dunkle Braut von Deeprath

Das geheime Turmzimmer
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Die Dunkle Braut von Deeprath

Seine Recherchen zur keltischen Legende über die Dunkle Braut von Deeprath führten den viktorianischen Schriftsteller Evan Chase im Jahre 1879 nach Deeprath Castle. Die von ...

Die Dunkle Braut von Deeprath

Seine Recherchen zur keltischen Legende über die Dunkle Braut von Deeprath führten den viktorianischen Schriftsteller Evan Chase im Jahre 1879 nach Deeprath Castle. Die von den Normannen erbaute Burg in einem flachen Tal der Wicklow Mountains südlich von Dublin befand sich seit Jahrhunderten im Besitz der Familie Gallagher. Evan verliebt sich in Jenny, die Tochter des Burgherrn, kehrt jedoch knapp zwei Jahre später nach dem tragischen Tod seiner jungen Ehefrau als gebrochener Mann nach England zurück. Im Jahr 1991 wurden Cillian, der sechzehnte Viscount Gallagher und seine Ehefrau Lily tot aufgefunden. Ihre beiden Kinder Aidan und Kyla wuchsen bei ihrer Großtante Lady Nessa Gallagher auf. Nachdem die Burg zwanzig Jahre lang unbewohnt war, versammelt sich die Familie anlässlich einer bevorstehenden Übergabe des alten Gemäuers und engagiert die Amerikanerin Carragh Ryan als Archivarin. Carraghs lebhaftes Interesse gilt den umfangreichen und kostbaren literarischen Werken der Bibliothek, in erster Linie jedoch möchte sie alles über ihren favorisierten viktorianischen Schriftsteller Evan Chase in Erfahrung bringen. Carraghs Neugier, ihre direkte und unverblümte Art und ihre sprichwörtliche Hartnäckigkeit bringen die junge Frau jedoch in große Gefahr. Denn die Burg hütet Geheimisse, die um keinen Preis enthüllt werden sollen. Die anfangs angespannte Atmosphäre verschärft sich durch ungewöhnliche Vorfälle, die letztendlich in ein atemberaubendes Finale münden.

Laura Andersens Roman entführte mich in die wunderschöne Gegen der irischen Wicklow Mountains, wobei sie mich mit der bildhaften Beschreibung der rauen Schönheit dieser Landschaft und den außergewöhnlichen Schauplätzen rasch in ihren Bann zog. Auch das Innere der Burg, welches Merkmale verschiedener Epochen wie beispielsweise der Tudorzeit oder des Regency aufweist, wurde liebevoll und in allen Einzelheiten beschrieben. Eine besondere Faszination geht vom alten Brautturm aus, dem unheimlichen Aufenthaltsort der unglücklichen Jenny Gallagher. Die ehemals wohlhabende Klosterstadt Glendalough und die Kirche Saint Kevin übten ebenfalls großen Reiz auf mich aus. Das Geheimnis um die Dunkle Braut und die tragischen Schicksale der Gallaghers sind zentrale Themen dieser Handlung. In Form von Rückblenden und durch Tagebucheinträge taucht man tief in längst vergangene Zeiten ein und kommt dem Rätsel nach und nach auf die Spur.

Die handelnden Figuren dieses Buches wirken authentisch, ihre Charakterzeichnung ist von liebevollen Details geprägt, die Spannung zwischen den Familienmitgliedern sorgt für emotionsgeladene Szenen. Lady Nessa Gallagher wird als gefühlskaltes, matriarchalisches Familienoberhaupt dargestellt, eine stolze, distinguierte alte Dame, die sich ihrer vornehmen Herkunft bewusst ist. Ihr attraktiver Großneffe Viscount Aidan Gallagher scheint selbstbeherrscht und weist tadellose Manieren auf. Lediglich im Umgang mit seiner schwierigen Schwester Kyla sowie seiner Großtante Lady Nessa Gallagher wandelt sich Aidans umgängliche Fassade in kalte Arroganz, es herrscht ein frostiges Klima.

Durch zahlreiche Rückblenden erfährt man Einzelheiten über die seelisch unausgeglichene Schönheit Jenny Gallagher und ihren Ehemann Evan Chase. Sibéal McKenna wird als Inspector der Garda in Dublin, Abteilung für ungeklärte Verbrechen, mit dem rätselhaften Todesfall von Aidans und Kylas Eltern Lily und Cillian Gallagher betraut. Die attraktive Irin besitzt einen guten Instinkt und eine ausgezeichnete Menschenkenntnis, ihr obliegt es, nach beinahe zwei Jahrzehnten diesen Mordfall neu aufzurollen. In Carragh Ryan findet man eine hübsche junge Halbchinesin, deren große Liebe der englischen Literatur gehört. Mit ihrer unverblümten, dickköpfigen und neugierigen Art lässt sie sich nicht von ihren Nachforschungen inmitten der feindseligen Atmosphäre auf der Burg abschrecken. Durch zahlreiche und zum Teil sehr sympathische Nebenfiguren versteht Laura Andersen es, die Handlung darüber hinaus zu bereichern. Sibéals Vorgesetzter, Superintendent O’Neill, die freundliche und herzliche Haushälterin Mrs. Bell und der fröhliche Ryan-Clan waren mir auf Anhieb sympathisch. Kyla Gallaghers Ehemann Philip Grant hingegen würde ich als meinen ganz persönlichen Antagonisten bezeichnen.

Die Autorin besitzt einen flüssigen und einnehmenden Schreibstil. Durch die ungelösten Todesfälle der Familie Gallagher und die unerklärlichen Vorfälle entstand ein Spannungsbogen, der bis zur letzten Seite aufrechterhalten wurde. Die mit detaillierten Zeitangaben versehenen wichtigsten Fakten über Jenny Gallagher und Evan Chase vom Mai 1879 bis zum März 1882, sowie jene über Cillian und Lily Gallagher im Jahr 1992 sind aus meiner Sicht ein unerlässlicher Einstieg in diese Geschichte, deren Lektüre mit den Sprüngen in den verschiedenen Jahrhunderten und den zahlreichen handelnden Figuren Konzentration und Aufmerksamkeit erfordert. Laura Andersen vermochte ihren Spannungsbogen stets hoch zu halten, was den Leser unweigerlich dazu bringt, in atemloser Erwartungshaltung immer weiter zu lesen und das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen.

„Das geheime Turmzimmer“ ist eine imposante und geheimnisumwobene Familiengeschichte, die mich sehr gut unterhalten und mir ausgezeichnet gefallen hat. In diesem Buch werden Einblicke in verschiedene Generationen der Gallaghers gewährt, lange zurückliegende Todesfälle endlich aufgeklärt und die atemberaubende irische Landschaft mit ihren Sehenswürdigkeiten in die Handlung verwoben. Liebevoll gezeichnete Charaktere und ein Hauch Mystik vervollständigen diese Lektüre, die ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.


Veröffentlicht am 07.05.2019

Familie ist die Heimat des Herzens

Sommerzauber auf der kleinen Insel
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Familie ist die Heimat des Herzens

Britta Hoffmann lebt in Frankfurt und arbeitet für eine Consulting-Agentur. Ihr Vorgesetzter betraut seine fähigste Angestellte nicht zuletzt aufgrund ihrer perfekten ...

Familie ist die Heimat des Herzens

Britta Hoffmann lebt in Frankfurt und arbeitet für eine Consulting-Agentur. Ihr Vorgesetzter betraut seine fähigste Angestellte nicht zuletzt aufgrund ihrer perfekten Dänisch Kenntnisse mit einem Projekt auf der Insel Læsø. Für Recherchen vor Ort und ein Treffen mit den Zuständigen reist Britta mit ihrem Kollegen Daniel Bitterfeld nach Dänemark. Kurz nach ihrer Ankunft steht Britta in der hübschen Dänin Ida Rasmussen plötzlich ihrem Ebenbild gegenüber. Ida weist nicht nur optisch, sondern auch in ihrer Mimik und Gestik unglaubliche Ähnlichkeit mit der jungen Deutschen auf. Idas Vater Mads Rasmussen bringt schließlich Licht ins Dunkel und ist außer sich vor Freude über diese Tochter, von der er bislang nichts geahnt hatte. Auch Britta ist fassungslos. Sie kann die Beweggründe ihrer Mutter nicht nachvollziehen, die sie dreißig Jahre lang in dem Glauben ließ, ihr dänischer Vater sei bereits vor ihrer Geburt ums Leben gekommen. Britta wird von ihrer Schwester Ida und dem Rest der dänischen Verwandtschaft mit offenen Armen und großer Herzlichkeit aufgenommen. Doch ihre neu entdeckten Familienangehörigen ahnen nicht, dass sie jene Firma vertritt, welche die Idylle und die Ruhe auf der Insel durch ein groß angelegtes Ferienpark-Projekt zu zerstören droht.

Das malerische Coverfoto dieser Neuerscheinung aus der Feder des Ehepaares Christine und Andreas J. Schulte, das unter dem Pseudonym Barbara Erlenkamp schreibt, verspricht eine romantische Geschichte vor einer malerischen Kulisse. Der einnehmende und locker-leichte Schreibstil mit der kleinen Prise Humor hat mir ebenso gefallen wie die liebenswerten Charaktere dieses Buches. Die Protagonistin Britta wird als ehrgeizige Karrierefrau beschrieben, der durch ihre Kompetenz und ihren großen Einsatz für die Firma ein Platz in der Führungsetage winkt. Ihre unerfüllte Sehnsucht nach einem Vater und die Veränderung ihrer persönlichen Prioritäten während ihres Aufenthalts in Læsø wurden überzeugend dargestellt. Brittas dänische Verwandtschaft ist fröhlich, überschwänglich und absolut liebenswert. Besonders Oma Anne hat große Sympathiepunkte bei mir gesammelt. Die rüstige und vor Elan sprühende Seniorin mit ihrer herzlichen Art und dem unerschütterlichen Optimismus avancierte rasch zu meiner favorisierten Nebenfigur dieser Handlung. Daniel, der faule und intrigante Kollege Brittas sowie der windige Geschäftspartner Andy Wilson waren meine ganz persönlichen Antagonisten in diesem Buch, zu Brittas Mutter Charlotte Hoffmann und zum attraktiven Tischler Jan Ole Kramer fand ich hingegen keinen richtigen Zugang.

„Sommerzauber auf der kleinen Insel“ war mein erstes Buch von Barbara Erlenkamp und sowohl Klappentext, als auch Leseprobe haben nicht zu viel versprochen. Diese charmante und locker-leichte Sommerlektüre mit der überraschenden Familienzusammenführung und einer gefühlvollen Liebesgeschichte hat mir sehr gut gefallen und mich ausgezeichnet unterhalten. Es ist ein Roman zum Träumen, der dazu anregt, die eigenen Prioritäten neu zu überdenken und sich auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu besinnen.

Ich kann diesen wunderschönen Wohlfühlroman jedem ans Herz legen, der sich gedanklich zu einer kleinen Auszeit auf die dänische Insel Læsø begeben und in die Geschichte der Familie Rasmussen eintauchen möchte.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Fontane im handlichen Kleinformat

FONTANE to go
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Fontane im handlichen Kleinformat

In der aktuellen „to-go-Reihe“ präsentiert die Eulenspiegel Verlagsgruppe kleine, wenige Seiten zählende Wissensschätze im handlichen Format von etwa 10 x 15 cm. Diese ...

Fontane im handlichen Kleinformat

In der aktuellen „to-go-Reihe“ präsentiert die Eulenspiegel Verlagsgruppe kleine, wenige Seiten zählende Wissensschätze im handlichen Format von etwa 10 x 15 cm. Diese kleinen Reisebegleiter beinhalten Zitate und Auszüge aus Werken bekannter Persönlichkeiten, wie beispielsweise Johann Wolfgang von Goethe, Sigmund Freud, Martin Luther, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Karl Marx, Kurt Tucholsky, Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, Alexander von Humboldt, Ernesto Che Guevara, Bertolt Brecht, Willy Brandt, Heinrich Heine – und Theodor Fontane.

Das vorliegende Buch erhielt den treffenden Untertitel „Heitere Worte von Theodor Fontane“ und bietet dem interessierten Leser eine Fülle von Zitaten, Gedichten, Auszüge aus Reiseberichten der Wanderungen durch die Mark Brandenburg sowie aus seinem Roman Effi Briest und auch aus Fontanes schriftlicher Korrespondenz. Man liest Passagen aus Briefen, die unter anderem an Emilie Fontane, Fontanes Tochter Mete, Frau Jenny Treibel, Bernhard von Lepel, Paul Heyse, Karl Bleibtreu, Georg Friedlaender sowie viele weitere Personen gerichtet sind.

Zwar wurde der Inhalt vorwiegend in sehr kleinen Lettern dargestellt, viele einseitige und in Großdruck abgebildete Aussagen des Dichters sorgen jedoch für eine gefällige Abwechslung. Zu jedem Zitat und zu jedem aus einem Werk oder aus einem Briefwechsel stammenden Auszug wurde die Quelle bzw. der entsprechenden Namen der Korrespondenzpartner genannt. Die optische Aufmachung dieses Buches hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Sämtliche Ausgaben der „to-go-Reihe“ weisen eine einheitliche Gestaltung des Covers auf, wobei auf jeweils einem einfärbigen Hintergrund ein Portrait sowie der Nachname des Autors in sehr großen Lettern abgebildet wurde. Ein kleiner roter Stempel mit den Worten „to go“ vervollständigt das ansprechende Gesamtbild. Ich bedauerte es lediglich, keinen Auszug aus dem Lebenslauf oder eine kleine Lebensbeschreibung zum Autor in diesem Buch gefunden zu haben.

Fazit: „Fontane to go“ stellt sowohl für Einsteiger, als auch für Menschen, die Fontanes Werke bereits kennen und schätzen, einen praktischen Begleiter dar, der bequem auch in kleinen Handtaschen Platz findet. Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin, doch seine Gedanken zu den Themen Familie, Ehe, Glück und vielen anderen Dingen, die Menschen beschäftigen, sind nach wie vor aktuell.

„Fontane to go“ hat mir sehr gut gefallen und wird auch meine eigene Korrespondenz zukünftig bereichern – bestimmte Zitate und Auszüge bieten sich perfekt für die Verwendung in handgeschriebenen Glückwunschkarten an.