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Veröffentlicht am 13.07.2018

Liebe ist das beständige, an keine Bedingung gebundene Ja zum anderen, in jeder Stunde, jeder Minute. Mit jedem Atemzug.

Weil jeder Atemzug zählt
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Liebe ist das beständige, an keine Bedingung gebundene Ja zum anderen, in jeder Stunde, jeder Minute. Mit jedem Atemzug.

„Markus und Barbara Hänni – eine Liebe, gegen die all die vielen vermeintlich klugen ...

Liebe ist das beständige, an keine Bedingung gebundene Ja zum anderen, in jeder Stunde, jeder Minute. Mit jedem Atemzug.

„Markus und Barbara Hänni – eine Liebe, gegen die all die vielen vermeintlich klugen Vernunftgründe, die ihre Beziehung infrage stellen wollten, letztendlich nicht mehr ankamen.“

Barbara Hänni hat einen unheilbar kranken Mann geheiratet. Die temperamentvolle Pflegefachfrau stammt aus Bätterkinden und war stellvertretende Stationsleiterin der Onkologie. Ihre beruflich erworbene Fachkompetenz verleiht ihr den notwendigen professionellen Abstand und macht sie an der Seite ihres Ehemannes handlungsfähiger. Sie ist eine Kämpferin, ein Fels in der Brandung, organisiert den Alltag im Hause Hänni und entlastet Markus, wo es nur möglich ist.

Markus Hänni aus Toffen ist ein charismatischer und liebenswürdiger Mann, der Menschen mag und offen und vorbehaltslos auf sie zugeht. Er leidet an der angeborenen Stoffwechselstörung Mukoviszidose – eine unheilbare Erkrankung, die ihn wenig belastbar macht und mit Phasen erzwungener Untätigkeit einhergeht. Seine zukünftige Ehefrau lernte Markus über die Kirchengemeinde kennen. Aus einer tiefen und aufrichtigen Freundschaft wurde Liebe, und nicht lange nach ihrer Hochzeit wird ihre Verbindung mit zwei kleinen Töchtern gekrönt.

Die Lebensgeschichte dieses sympathischen Schweizer Ehepaares wird in einem einnehmenden und lockeren Schreibstil abwechselnd von Markus und Barbara erzählt, auf einigen Buchseiten zeigen sie Fotos von besonders schönen und wichtigen Stationen ihres Lebens. Sie berichten von ihrer Kindheit und Jugend, ihren Familienverhältnissen, wie sie aufwuchsen und sich kennen- und lieben lernten. Der Christliche Glaube stellt die Grundlage für ihre Sicht auf die Welt dar – ihr ganzes Leben basiert darauf. So ist auch der Inhalt dieses Buches von einem unerschütterlichen Vertrauen auf Gott durchzogen, der sie durch schwere Zeiten getragen und stark gemacht hat.

Markus und Barbara Hänni erlauben ihren Lesern tiefe Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt und erzählen mit beeindruckender Offenheit ihre Geschichte. Ihr starker Glaube, ihre Hoffnung und ihre Zuversicht sind bewundernswert. In ihren Ausführungen teilen sie ihre Erkenntnisse und Erfahrungen mit ihrer Leserschaft – und ich möchte jene Zitate beispielhaft anführen, die mich am meisten berührt haben:

„Alles, was wir tun, mit Qualität zu erfüllen, keine Zeiten oder Verpflichtungen als Zeitverschwendung zu betrachten, das ist meiner Meinung nach eines der wichtigsten Geheimnisse eines glücklichen Lebens. Das Leben ist mir einfach zu wertvoll, um es dauerhaft schlecht gelaunt oder ohne Wertschätzung zu verbringen.“ (Barbara Hänni)

„Nicht das, was uns fehlt, hindert uns daran, glücklich zu sein. Sondern unser Unvermögen, das potenzielle Glück in dem zu erkennen, was wir schon längst haben.“ (Markus Hänni)

„Wir können viele Situationen nicht beeinflussen, aber wir können entscheiden, wie wir mit der Situation umgehen. Ich will nicht mit dem Schicksal hadern, denn das macht bitter und verdirbt das Schöne, das wir trotz allem in Fülle haben. Ich möchte mich an meinen Kindern und an dem Zusammensein mit meinem Mann freuen. Jetzt und hier.“ (Barbara Hänni)

„Markus? Der ist doch dem Tode geweiht!“ - „Was soll ich da sagen – meistens fühle ich mich nicht so. Ich bin mit dieser Krankheit aufgewachsen und kenne nichts anderes. Tatsache ist, dass wir alle eines Tages sterben werden, dies ist kein Schicksal, das mir alleine vorbehalten bleibt. Noch bin ich ziemlich lebendig und habe auch vor, es noch viele Jahre zu sein. Wie lange die Quantität unseres Lebens andauert, das weiß nur Gott. Doch über die Qualität können wir entscheiden. Jeden Tag wieder aufs Neue.“ (Markus Hänni)


„Weil jeder Atemzug zählt“ ist die Lebensgeschichte eines Paares, dessen Glück an einem seidenen Faden hängt. Markus und Barbara Hänni leben im Hier und Jetzt, sie betrachten nicht zuletzt dank der Kraft ihrer Liebe und ihres unerschütterlichen Glaubens jeden gemeinsamen Tag als kostbares Geschenk.

Fazit: Eine wundervolle, tief berührende Lektüre, die ich uneingeschränkt weiterempfehle!



Veröffentlicht am 09.07.2018

Ich wollte nie ein normales Leben, ich wollte ein Abenteuer.

Mit Sari auf Safari
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Ich wollte nie ein normales Leben, ich wollte ein Abenteuer.

„Ich werde heirate. Ich werde meinen Job kündigen. Und ich werde nach Indien ziehen. Möglicherweise war ich von allen guten Geistern verlassen. ...

Ich wollte nie ein normales Leben, ich wollte ein Abenteuer.

„Ich werde heirate. Ich werde meinen Job kündigen. Und ich werde nach Indien ziehen. Möglicherweise war ich von allen guten Geistern verlassen. Aber ich freute mich auf eine spannende Zukunft.“

„Eine naturliebende, gerne alleine im Wald laufende blonde Frau mit heller Haut in einer völlig überfüllten und zugemüllten Großstadt mit extremen Smogwerten und ständigem Verkehrschaos. Die totale Reizüberflutung.“


Das Leben der impulsiven und freiheitsliebenden Tabitha Bühne wird durch ihren Umzug nach Indien völlig auf den Kopf gestellt. Dieses Buch schildert in Tagebuchform die einzelnen Stationen ihrer abenteuerlichen Reise und liefert faszinierende und teilweise erschütternde Einblicke in das Alltagsleben in Indien.

Tabitha Bühne ist eine tief gläubige Frau aus einer christlichen Familie und wuchs im Sauerland auf. Die sportliche junge Frau mit dem langen blonden Haar und den blauen Augen arbeitete als Model, Filmemacherin, Ernährungsberaterin und Fitnessexpertin. Sie lernte Dr. Markus Spieker kennen und als die beiden sich verliebten und beschlossen, zu heiraten, ließ Tabitha sich auf das Abenteuer ihres Lebens ein: sie folgte dem Mann ihres Herzens für drei Jahre nach Indien, wo dieser als Fernsehkorrespondent tätig war.

Im vorliegenden Buch werden detaillierte Einblicke in das Alltagsleben in Indien gewährt, wobei die Autorin nicht nur die positiven Seiten und schönen Erlebnisse hervorhebt. Sie thematisiert vielmehr auch die Schattenseiten vom Leben in Delhi, einer Metropole, die zugleich auch als Hauptstadt der Vergewaltigungen und gefährlichste Stadt für Frauen und Kinder in ganz Indien bekannt ist. Tabitha Bühne erlebte die Realität der Slums, sah Leid und Elend, und wurde mit bettelnden Straßenkindern und Kinderarbeit konfrontiert. Der Aufenthalt in der lauten, chaotischen und geruchsintensiven Hauptstadt Indiens und die unglaublich hohen Smogwerte stellten einen starken Gegensatz zu ihrem bisherigen Leben dar. Auch die Ernährung, die hygienischen Bedingungen, die schlechte Behandlung von Frauen und der Glaube an die verschiedenen Gottheiten empfand sie zunächst als gewöhnungsbedürftig. Und dennoch wuchs Tabitha Bühne dieses Land ans Herz. Sie schrieb voller Begeisterung über die bunte Farbenpracht der herzlichen indischen Frauen, denen Schönheit, Schmuck und Kleider sehr wichtig sind. Sie genoss die entspannte und zufriedene Lebensart der indischen Bevölkerung und die lebensfrohen Menschen um sie herum.

Dieser persönliche Reisebericht ist in sehr einfachem Schreibstil und unter Einbeziehung der Alltagssprache verfasst. Die Geschichte von Tabitha Bühnes Aufenthalt in Indien wird als eine Aneinanderreihung verschiedener Erlebnisse und Erfahrungen erzählt. Zu meinem großen Bedauern tendieren immer mehr Autoren dazu, die Gegenwartsform für ihre Erzählungen zu wählen – was leider auch bei diesem Buch der Fall war. Ich persönlich mag diesen Erzählstil überhaupt nicht – und speziell bei einem Bericht, der einen Zeitraum in der Vergangenheit im Ausmaß von immerhin zwei Jahren umfasst, stört mich das Präsens als vorherrschende Erzählform massiv. Mir fehlte einfach die zeitliche Distanz und ich ertappte mich permanent dabei, diese von der Autorin gewählte Zeitform während der Lektüre laufend gedanklich zu korrigieren.

Fazit: Ich hatte mich bislang noch niemals näher mit Indien beschäftigt. Durch „Mit Sari auf Safari“ eröffneten sich mir interessante und informative Aspekte über das Leben in diesem Land. Das Buch gefiel mir inhaltlich zwar sehr gut, die Umsetzung hat jedoch aufgrund des Schreibstils und der gewählten Erzählform mein Lesevergnügen empfindlich getrübt.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Ich hörte die Vögel nicht mehr singen…

Um mich Stille, in mir Gott
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Ich hörte die Vögel nicht mehr singen…

„Für mich begann eine Reise, auf die ich nicht vorbereitet war. Eine Reise, die mich für immer verändern würde.“

Diane Comer, die amerikanische Autorin, Dozentin ...

Ich hörte die Vögel nicht mehr singen…

„Für mich begann eine Reise, auf die ich nicht vorbereitet war. Eine Reise, die mich für immer verändern würde.“

Diane Comer, die amerikanische Autorin, Dozentin und Mitbegründerin der Organisation Intentional Parents, erzählt im vorliegenden Buch, wie sie ihr Gehör, und beinahe auch ihren Glauben verlor. Vor allem jedoch möchte sie ihren Lesern davon berichten, wie sie lernte, zuzuhören, wenn Gott in der Stille zu ihr spricht.

Diane war eine sechsundzwanzigjährige, glücklich verheiratete Pastoren-Ehefrau mit drei kleinen Kindern, als ihr Gehör sukzessive schlechter wurde. Nachdem der Arzt einen schweren, fortschreitenden Hörverlust diagnostizierte, der aufgrund einer Schädigung des Hörnervs bis zur völligen Taubheit führen wird, zog es ihr den Boden unter den Füßen weg. Ihre perfekt durchgeplante Welt lag plötzlich in Scherben.

In eindrucksvollen Worten und mit großen Emotionen offenbart die Autorin ihre Lebensgeschichte und erzählt hierbei auch von ihrem liebevollen Elternhaus, ihrer Kindheit und Jugend, wie sie zum Glauben kam und letztendlich ihren späteren Ehemann Phil kennenlernte. Sie berichtet schonungslos und offen von ihren Gefühlen, den negativen Gedanken und den Auswirkungen ihrer fortschreitenden Schwerhörigkeit auf das Familienleben und ihr Umfeld. Sie schreibt von ihrer Angst, den Sorgen, der Verzweiflung, der Frustration und letztendlich von ihrer großen Wut, die sich vor allem gegen Gott richtet. Die organisierte und perfekte Pastorenfrau war auf diese Situation nicht vorbreitet und konnte den Gedanken nicht ertragen, ihren Platz in der Welt der verbalen Kommunikation zu verlieren. Und so schlitterte Diane Comer geradewegs in eine Glaubenskrise.

Der eindrucksvolle Bericht der Autorin wird von vielen Beispielen aus der Bibel untermalt, sie versteht es, ihren Lesern Hoffnung zu vermitteln. Ihr größter Wunsch, die Menschen wieder hören zu können, ging allerdings erst nach knapp zwei Jahrzehnten in Erfüllung, als sie alle Risiken auf sich nahm und ihr in einer nicht ungefährlichen Operation ein Cochlea-Implantat eingesetzt wurde.

„Ich lebe in einer Welt der Stille. Ich bin allein in einem Raum, der voller Menschen ist. So allein!“

„Wieder zu hören ist ein Geschenk, das ich jeden Tag neu zelebriere. Ein Geschenk, das mich zutiefst geprägt und in meinem Innersten verändert hat.“

„Ich habe gelernt, dass einer der sichersten Wege, Gott zu hören, darin besteht, die Kontrolle abzugeben.“

„Die Stille, die ich einst fürchtete, ist zu meiner Zuflucht geworden.“


„Um mich Stille, in mir Gott“ war ein absolut beeindruckender Lebensbericht einer sympathischen Frau, die an den Widrigkeiten ihres Lebens nicht scheiterte, sondern gewachsen ist. Ihr von Glaubenskämpfen gepflasterter Weg zurück zu Gott und ihre Gabe, anderen Menschen Mut und Hoffnung zu vermitteln und von der Liebe Gottes zu erzählen, haben mich tief beeindruckt. Eine wirklich lesenswerte Lektüre, die ich sehr gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 03.07.2018

Wenn Kirchen brennen…

Erzengel
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Wenn Kirchen brennen…

Als Fan nordischer Krimis tauchte ich in der aktuellen Neuerscheinung „Erzengel“ gemeinsam mit den beiden Protagonistinnen Stina Forss und Ingrid Nyström tief in die dunklen Hintergründe ...

Wenn Kirchen brennen…

Als Fan nordischer Krimis tauchte ich in der aktuellen Neuerscheinung „Erzengel“ gemeinsam mit den beiden Protagonistinnen Stina Forss und Ingrid Nyström tief in die dunklen Hintergründe eines lange zurückliegenden Mordfalls ein, der aufgrund einiger Ungereimtheiten neu aufgerollt wird.

Im Zentrum der Ermittlungen stehen zum einen die Ermordung des Geschäftsmannes Joakim Vestergard, und zum anderen der furchtbare Anschlag auf einen Bus der Musikband „Flamethrower“ vor fünfundzwanzig Jahren, bei dem alle Insassen ums Leben kamen. Trotz des langen Zeitraumes zwischen diesen beiden Fällen und gewissen Indizien zum Trotz vermutet die Hauptkommissarin der Kriminalpolizei Kronoberg einen Zusammenhang. Gemeinsam mit ihrer engen Mitarbeiterin Stina Forss und dem Rest des Teams beschäftigt Ingrid Nyström sich mit einem Fall, der weit komplexer ist, als es zunächst den Anschein hat. Die Ermittler gehen den Dingen auf den Grund, rollen das damalige Massaker an den sechs Jugendlichen in Hallsberg neu auf und konfrontieren im Zuge ihrer Recherchen die Angehörigen der Opfer mit weiteren Fragen.

Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson bringen einen durchgehend hohen Spannungsbogen in ihre Handlung ein, zeichnen sich durch hervorragend ausgearbeitete handelnde Figuren aus und halten ihre Leser mit falschen Fährten auf Trab. Im Verlauf der Handlung erhält man auch viele Einblicke in das Privatleben sowie in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten. Einige offene Handlungsstränge weisen bereits auf eine interessante Fortsetzung im nächsten Band hin.

Der Glaube ist ein wichtiger Faktor in diesem Buch – sowohl im Positiven, wie auch im Negativen, als Hinwendung, aber auch als Abkehr. Dass jedoch einer der bekanntesten Texte der Bibel, nämlich das am weitesten verbreitete Gebet des Christentums und das einzige, das nach dem Neuen Testament Jesus Christus selbst seine Jünger gelehrt hat, in diesem Buch zu einer Anbetung des Satans umformuliert und gleich zweifach in voller Länge abgedruckt wird, ist für mein persönliches Empfinden eindeutig grenzüberschreitend. Ich betrachte es als völlig unangebrachte Verhöhnung des Vaterunser-Gebetes.

Vermutlich ist die reichliche Bedienung der Gossensprache der versuchten authentischen Darstellung des psychisch labilen, geisteskranken Mannes geschuldet. Mich haben jedoch sowohl der verschwenderische Gebrauch der Fäkalsprache, als auch seine gotteslästerlichen Gedanken sowie die Beschreibung seiner wahnhaften und sexuellen Handlungen gestört.

FAZIT: Obgleich ich nordische Kriminalromane sehr gerne mag und „Erzengel“ eine hervorragend konstruierte Handlung, einen durchgehenden Spannungsbogen und authentische Figuren aufwies, konnte ich mich aufgrund der soeben erwähnten Inhalte nicht wirklich mit diesem Kriminalroman anfreunden.

Veröffentlicht am 25.06.2018

Die grässlichen Dinge und die dunklen Machenschaften

Die Frauen am Fluss
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Die grässlichen Dinge und die dunklen Machenschaften

„Es gibt vieles, das wir nicht begreifen. Aber nichts im Leben geschieht ohne Grund, vor allem nicht die grässlichen Dinge.“

Der Prolog dieser Neuerscheinung ...

Die grässlichen Dinge und die dunklen Machenschaften

„Es gibt vieles, das wir nicht begreifen. Aber nichts im Leben geschieht ohne Grund, vor allem nicht die grässlichen Dinge.“

Der Prolog dieser Neuerscheinung aus der Feder von Katherine Webb erzählt von einem Mord im Jahre 1922, der die Gemüter der Landbevölkerung im idyllischen Slaughterford erschüttert. Erst nach und nach, in behutsamen Rückblenden, werden Motive und Hintergründe dieses Ereignis beleuchtet und dem Leser die Verbindung dieser schrecklichen Tat zur Gegenwart offenbart.

Der attraktive Alistair Hadleigh lebt mit seiner Tante Nancy auf der Manor-Farm in Slaughterford. Die alteingesessene Familie ist durch ihre Papiermühle ein wichtiger Arbeitgeber für die Region, der freundliche, respektvolle und liebenswerte Alistair wird von allen Menschen im Dorf geschätzt. Nachdem Alistair sich Hals über Kopf in eine vornehme junge Frau namens Irene Dalby aus London verliebt und ihr einen Heiratsantrag macht, überredet er sie, zum ihm aufs Land zu ziehen. Doch die attraktive, elfenhaft zarte und zurückhaltende junge Frau hat Mühe, sich zurechtzufinden, sie vermisst den Trubel der Großstadt und fühlt sich in Slaughterford einsam. Nancy Hadleigh lässt Irene ihre volle Verachtung spüren, und so ist die Tochter des Dorfarztes, die als Stallmädchen auf der Manor-Farm arbeitet, Irenes einzige Ansprechpartnerin. Das fröhliche, gutmütige und grundehrliche junge Mädchen, das alle nur „Pudding“ nennen, sprüht vor Energie und Begeisterung. Sie versucht, Irenes Mauern der Zurückhaltung zu durchbrechen. Als Alistair Hadleigh eines Morgens ermordet aufgefunden wird, bricht auch über Pudding eine Katastrophe herein – ihre Welt scheint plötzlich aus den Fugen zu geraten. Sie fleht Irene an, ihr bei der Suche nach dem Mörder zu helfen. Die Recherchen der beiden jungen Frauen bringen längst vergangenes Unrecht zu Vorschein und sie begeben sich dadurch ungewollt in gefährliche Situationen…

Katherine Webb rollt in einem langsamen, gemächlichen Schreibstil die Geschichte einer ungesühnten Mordtat auf, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart reichen. In eindrucksvollen Beschreibungen des ländlichen Lebens und mit sehr gut ausgearbeiteten Protagonisten führt sie ihre Leser durch beinahe fünfhundert Seiten und überrascht dann mit einer völlig unvorhergesehenen Auflösung.

Irene Hadleigh und „Pudding“ Cartwright wurde die meiste Aufmerksamkeit zuteil, ihre Gefühls- und Gedankenwelt war ausgezeichnet beschrieben. Der grundehrlichen Pudding, die so schnell erwachsen werden musste, flog mein Herz bereits nach wenigen Seiten zu. Leider verrät die Autorin erst auf den allerletzten Seiten, wie „Pudding“ tatsächlich heißt… schade. Für die kühle und unnahbare Irene konnte ich mich erst weit später erwärmen, als die Autorin nähere Details zu ihrer Vergangenheit preisgab. Nancy Hadleigh würde ich als meine ganz persönliche Antagonistin bezeichnen – ihr schroffer Umgangston anderen Menschen gegenüber, ihre scharfzüngigen und spitzen Bemerkungen und ihre offen gezeigte Verachtung in Irenes Anwesenheit erzeugten in mir eine ablehnende Haltung dieser Figur gegenüber. Dennoch muss ich anmerken, dass sie ausgezeichnet charakterisiert wurde, während ich über einige Nebenfiguren gerne ein wenig mehr erfahren hätte. Mittels der Beschreibung der Familie Tanner, einer eindrucksvollen Sippe, die im Thatch Cottage lebt, gelingt es Katherine Webb ebenfalls, große Emotionen zu wecken. Die couragierte Pudding bezeichnet das Domizil der Tanners sogar als „ein Schattenreich mit dunklen Ecken und wachsamen Bewohnern“, das nicht nur ihr, sondern allen Bewohnern von Slaughterford Respekt und Angst einflößt. Clemmie Matlock und Donald Cartwright möchte ich als meine liebsten Nebenfiguren bezeichnen.

Fazit: „Die Frauen am Fluss“ war eine beeindruckende Erzählung, die ich sehr gerne weiterempfehlen kann und besonders jenen Lesern ans Herz legen möchte, die sich in gemächlichen Handlungen und beschaulichen Beschreibungen wohlfühlen, die keinen hohen Spannungsfaktor erwarten und bereit sind, an der Seite von zwei unterschiedlichen Frauen tief, aber sehr langsam und schrittweise, in die Handlung einzutauchen.