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Veröffentlicht am 03.07.2018

Wenn Kirchen brennen…

Erzengel
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Wenn Kirchen brennen…

Als Fan nordischer Krimis tauchte ich in der aktuellen Neuerscheinung „Erzengel“ gemeinsam mit den beiden Protagonistinnen Stina Forss und Ingrid Nyström tief in die dunklen Hintergründe ...

Wenn Kirchen brennen…

Als Fan nordischer Krimis tauchte ich in der aktuellen Neuerscheinung „Erzengel“ gemeinsam mit den beiden Protagonistinnen Stina Forss und Ingrid Nyström tief in die dunklen Hintergründe eines lange zurückliegenden Mordfalls ein, der aufgrund einiger Ungereimtheiten neu aufgerollt wird.

Im Zentrum der Ermittlungen stehen zum einen die Ermordung des Geschäftsmannes Joakim Vestergard, und zum anderen der furchtbare Anschlag auf einen Bus der Musikband „Flamethrower“ vor fünfundzwanzig Jahren, bei dem alle Insassen ums Leben kamen. Trotz des langen Zeitraumes zwischen diesen beiden Fällen und gewissen Indizien zum Trotz vermutet die Hauptkommissarin der Kriminalpolizei Kronoberg einen Zusammenhang. Gemeinsam mit ihrer engen Mitarbeiterin Stina Forss und dem Rest des Teams beschäftigt Ingrid Nyström sich mit einem Fall, der weit komplexer ist, als es zunächst den Anschein hat. Die Ermittler gehen den Dingen auf den Grund, rollen das damalige Massaker an den sechs Jugendlichen in Hallsberg neu auf und konfrontieren im Zuge ihrer Recherchen die Angehörigen der Opfer mit weiteren Fragen.

Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson bringen einen durchgehend hohen Spannungsbogen in ihre Handlung ein, zeichnen sich durch hervorragend ausgearbeitete handelnde Figuren aus und halten ihre Leser mit falschen Fährten auf Trab. Im Verlauf der Handlung erhält man auch viele Einblicke in das Privatleben sowie in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten. Einige offene Handlungsstränge weisen bereits auf eine interessante Fortsetzung im nächsten Band hin.

Der Glaube ist ein wichtiger Faktor in diesem Buch – sowohl im Positiven, wie auch im Negativen, als Hinwendung, aber auch als Abkehr. Dass jedoch einer der bekanntesten Texte der Bibel, nämlich das am weitesten verbreitete Gebet des Christentums und das einzige, das nach dem Neuen Testament Jesus Christus selbst seine Jünger gelehrt hat, in diesem Buch zu einer Anbetung des Satans umformuliert und gleich zweifach in voller Länge abgedruckt wird, ist für mein persönliches Empfinden eindeutig grenzüberschreitend. Ich betrachte es als völlig unangebrachte Verhöhnung des Vaterunser-Gebetes.

Vermutlich ist die reichliche Bedienung der Gossensprache der versuchten authentischen Darstellung des psychisch labilen, geisteskranken Mannes geschuldet. Mich haben jedoch sowohl der verschwenderische Gebrauch der Fäkalsprache, als auch seine gotteslästerlichen Gedanken sowie die Beschreibung seiner wahnhaften und sexuellen Handlungen gestört.

FAZIT: Obgleich ich nordische Kriminalromane sehr gerne mag und „Erzengel“ eine hervorragend konstruierte Handlung, einen durchgehenden Spannungsbogen und authentische Figuren aufwies, konnte ich mich aufgrund der soeben erwähnten Inhalte nicht wirklich mit diesem Kriminalroman anfreunden.

Veröffentlicht am 25.06.2018

Die grässlichen Dinge und die dunklen Machenschaften

Die Frauen am Fluss
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Die grässlichen Dinge und die dunklen Machenschaften

„Es gibt vieles, das wir nicht begreifen. Aber nichts im Leben geschieht ohne Grund, vor allem nicht die grässlichen Dinge.“

Der Prolog dieser Neuerscheinung ...

Die grässlichen Dinge und die dunklen Machenschaften

„Es gibt vieles, das wir nicht begreifen. Aber nichts im Leben geschieht ohne Grund, vor allem nicht die grässlichen Dinge.“

Der Prolog dieser Neuerscheinung aus der Feder von Katherine Webb erzählt von einem Mord im Jahre 1922, der die Gemüter der Landbevölkerung im idyllischen Slaughterford erschüttert. Erst nach und nach, in behutsamen Rückblenden, werden Motive und Hintergründe dieses Ereignis beleuchtet und dem Leser die Verbindung dieser schrecklichen Tat zur Gegenwart offenbart.

Der attraktive Alistair Hadleigh lebt mit seiner Tante Nancy auf der Manor-Farm in Slaughterford. Die alteingesessene Familie ist durch ihre Papiermühle ein wichtiger Arbeitgeber für die Region, der freundliche, respektvolle und liebenswerte Alistair wird von allen Menschen im Dorf geschätzt. Nachdem Alistair sich Hals über Kopf in eine vornehme junge Frau namens Irene Dalby aus London verliebt und ihr einen Heiratsantrag macht, überredet er sie, zum ihm aufs Land zu ziehen. Doch die attraktive, elfenhaft zarte und zurückhaltende junge Frau hat Mühe, sich zurechtzufinden, sie vermisst den Trubel der Großstadt und fühlt sich in Slaughterford einsam. Nancy Hadleigh lässt Irene ihre volle Verachtung spüren, und so ist die Tochter des Dorfarztes, die als Stallmädchen auf der Manor-Farm arbeitet, Irenes einzige Ansprechpartnerin. Das fröhliche, gutmütige und grundehrliche junge Mädchen, das alle nur „Pudding“ nennen, sprüht vor Energie und Begeisterung. Sie versucht, Irenes Mauern der Zurückhaltung zu durchbrechen. Als Alistair Hadleigh eines Morgens ermordet aufgefunden wird, bricht auch über Pudding eine Katastrophe herein – ihre Welt scheint plötzlich aus den Fugen zu geraten. Sie fleht Irene an, ihr bei der Suche nach dem Mörder zu helfen. Die Recherchen der beiden jungen Frauen bringen längst vergangenes Unrecht zu Vorschein und sie begeben sich dadurch ungewollt in gefährliche Situationen…

Katherine Webb rollt in einem langsamen, gemächlichen Schreibstil die Geschichte einer ungesühnten Mordtat auf, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart reichen. In eindrucksvollen Beschreibungen des ländlichen Lebens und mit sehr gut ausgearbeiteten Protagonisten führt sie ihre Leser durch beinahe fünfhundert Seiten und überrascht dann mit einer völlig unvorhergesehenen Auflösung.

Irene Hadleigh und „Pudding“ Cartwright wurde die meiste Aufmerksamkeit zuteil, ihre Gefühls- und Gedankenwelt war ausgezeichnet beschrieben. Der grundehrlichen Pudding, die so schnell erwachsen werden musste, flog mein Herz bereits nach wenigen Seiten zu. Leider verrät die Autorin erst auf den allerletzten Seiten, wie „Pudding“ tatsächlich heißt… schade. Für die kühle und unnahbare Irene konnte ich mich erst weit später erwärmen, als die Autorin nähere Details zu ihrer Vergangenheit preisgab. Nancy Hadleigh würde ich als meine ganz persönliche Antagonistin bezeichnen – ihr schroffer Umgangston anderen Menschen gegenüber, ihre scharfzüngigen und spitzen Bemerkungen und ihre offen gezeigte Verachtung in Irenes Anwesenheit erzeugten in mir eine ablehnende Haltung dieser Figur gegenüber. Dennoch muss ich anmerken, dass sie ausgezeichnet charakterisiert wurde, während ich über einige Nebenfiguren gerne ein wenig mehr erfahren hätte. Mittels der Beschreibung der Familie Tanner, einer eindrucksvollen Sippe, die im Thatch Cottage lebt, gelingt es Katherine Webb ebenfalls, große Emotionen zu wecken. Die couragierte Pudding bezeichnet das Domizil der Tanners sogar als „ein Schattenreich mit dunklen Ecken und wachsamen Bewohnern“, das nicht nur ihr, sondern allen Bewohnern von Slaughterford Respekt und Angst einflößt. Clemmie Matlock und Donald Cartwright möchte ich als meine liebsten Nebenfiguren bezeichnen.

Fazit: „Die Frauen am Fluss“ war eine beeindruckende Erzählung, die ich sehr gerne weiterempfehlen kann und besonders jenen Lesern ans Herz legen möchte, die sich in gemächlichen Handlungen und beschaulichen Beschreibungen wohlfühlen, die keinen hohen Spannungsfaktor erwarten und bereit sind, an der Seite von zwei unterschiedlichen Frauen tief, aber sehr langsam und schrittweise, in die Handlung einzutauchen.


Veröffentlicht am 16.06.2018

Man kommt jeden Tag an seine Grenzen und fragt sich, wo man die Kraft hernehmen soll.

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Man kommt jeden Tag an seine Grenzen und fragt sich, wo man die Kraft hernehmen soll.

Die Stadt Berlin im Herbst 1831 gleicht immer mehr einem Totenhaus, der Ausnahmezustand wird ausgerufen, nachdem die ...

Man kommt jeden Tag an seine Grenzen und fragt sich, wo man die Kraft hernehmen soll.

Die Stadt Berlin im Herbst 1831 gleicht immer mehr einem Totenhaus, der Ausnahmezustand wird ausgerufen, nachdem die Cholera Einzug gehalten hat und eine Welle von Elend und Tod mit sich bringt. Die ersten auftretenden Fälle werden ins Pockenhaus der Charité gebracht, dem ältesten Krankenhaus Berlins, welches das zentrale Thema dieses historischen Romans darstellt. Einst ein Spital für arme Bürger und Soldaten avancierte es dank ihrer wichtigen Funktion als Lehr- und Forschungsstätte zu einer der forschungsintensivsten medizinischen Einrichtungen Deutschlands und brachte einige Nobelpreisträger für Medizin oder Physiologie hervor.

Ulrike Schweikert konzentriert sich im vorliegenden Buch auf die medizinische Versorgung und führt ihren Lesern hautnah das Leid der Kranken und die folgenschweren Behandlungsmethoden vor Augen – und zwar in einer Zeit, in der Erkenntnisse über die Ursache von Krankheiten sowie weitere bahnbrechende Entdeckungen erst noch bevorstanden. Die Sterblichkeitsrate bei Operationen war hoch, eine Schmerzbetäubung sowie die Möglichkeit, Wundbrand zu behandeln, nicht vorhanden. Die Ärzteschaft stand heimtückischen Krankheiten wie Cholera, Typhus, Ruhr oder der Diphterie schier machtlos gegenüber, Ursachenforschung und Behandlungsversuche waren nur selten von Erfolg gekrönt. Es gab erste Versuche bei Bruchoperationen, Operationen von schielenden Augen und im Bereich der plastischen Chirurgie, das Kindbettfieber raffte unzählige Mütter nach der Geburt hinweg. Auch das Rätsel um Bluttransfusionen wartete noch darauf, gelöst zu werden.

In dieser spannenden Epoche bewirbt sich die neunzehnjährige Protagonistin Elisabeth Bergmann als Krankenwärterin in der Charité, wo sie zwar für ihre harte Arbeit nur kargen Lohn erhält, jedoch gratis Unterkunft und Verpflegung lukriert. Für die junge Frau, die ihre ganze Familie verloren hat, ist diese Stelle die einzige Möglichkeit, ihren unbändigen Lerneifer, ihren Wissensdurst und ihr übergroßes Interesse an der Arbeit der Ärzte zu stillen. Die sanftmütige und herzliche Krankenwärterin wird sehr rasch zu einem kleinen, aber wichtigen Rädchen im großen Gefüge der Charité, sie ist beliebt, hat einen guten Einfluss auf die Patienten, tritt jedoch sehr hartnäckig und streitbar auf, wenn sie ihre Vorstellungen zugunsten der Kranken in die Tat umsetzen möchte. Elisabeth verkörpert Trost und Aufmunterung und setzt sich für Veränderungen ein, was manchen ihrer Kollegen und auch manchem Arzt und ein Dorn im Auge ist. Ein angehender junger Arzt mit faszinierenden blauen Augen empfindet Elisabeth als besonders lästige Plage, muss sich nach einiger Zeit jedoch das Geständnis abringen, ihre Intelligenz und ihren Kampfgeist zu bewundern. Nachdem vier Diakonissen unter der Führung ihrer Oberin Einzug in die Charité halten und eine vermögende Adelige sich gemeinsam mit dem Chirurgen Dr. Johann Friedrich Dieffenbach für die Ausbildung des Pflegepersonals einsetzt, muss Elisabeth eine Entscheidung treffen…

Ulrike Schweikert bietet mit ihrer aktuellen Neuerscheinung einen tiefen Einblick in die Geschichte der Charité und man merkt als Leser, wie hervorragend die Autorin recherchiert und sich mit den historischen Fakten vertraut gemacht hat. Das Buch liefert eine pralle Fülle an Informationen, die in Romanform verpackt eine ausgezeichnete und hoch interessante Lektüre abgeben. Besonderes Augenmerk wird hierbei zum einen auf die medizinischen und hygienischen Gegebenheiten dieser Zeit gelegt, zum anderen beschäftigt Ulrike Schweikert sich mit historischen Persönlichkeiten, die in der Charité tätig waren. Abgesehen von der fiktiven Figur der Elisabeth Bergmann konzentriert sich die Autorin auf den ausgezeichneten Operateur Dr. Johann Friedrich Dieffenbach, der voller Ehrgeiz, Forscherdrang und Schaffenseifer versucht, ein Mittel gegen die Cholera zu finden. Der sanfte und rücksichtsvolle Mann ist für die Schüler der Pépinière, der Medizinisch-Chirurgischen Akademie für das Militär, aber auch für seine Kollegen und die Krankenwärter ein großes Vorbild. Neben weiteren ärztlichen Größen wie Dr. Calow, Eduard Wolff, Karl Alexander Kluge, Karl Wilhelm Ideler und dem Leiter Johann Nepomuk Rust spielt die resolute Stadthebamme Martha Vogelsang eine wichtige Nebenrolle im Buch – sie gibt ihre Arbeit als Hebamme zugunsten einer Tätigkeit im Totenhaus der Charité auf. Sehr interessant fand ich auch die Ausführungen der Autorin zum Wesen und zur Entstehung der Diakonissen-Bewegung sowie zu Pfarrer Fliedner aus Kaiserswerth, der eine Bildungsanstalt für evangelische Pflegerinnen gegründet hatte und sein Haus wie eine Schwesternschaft führt.

Abschließend möchte ich noch auf die optische Aufmachung dieses Buches hinweisen, die dem Verlag hervorragend gelungen ist. Eine dem Betrachter zugewandt sitzende gesichtslose Frau, gekleidet in der Tracht der Charité, hält eine rote Rose in ihren auf der blütenweißen Schürze ruhenden Händen. Sowohl die Körperhaltung, als auch die farbliche Gestaltung wirken aussagekräftig und harmonisch. Der schwarz gedruckte Autorenname und der in sattroter Prägeschrift gehaltene Buchtitel erscheinen elegant und stilvoll. Diesen Roman würde in einem Buchladen allein schon aufgrund der bemerkenswerten Optik meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ich empfand die colorierte Zeichnung sowie den genauen Grundriss der Charité auf den ersten Buchinnenseiten als höchst informatives und nützliches Detail, und in einem Nachwort der Autorin äußert diese sich zur Entstehung dieses Buches und den historisch belegten, wie auch den fiktiven Figuren.

Fazit: „Die Charité“ war mein erstes Buch von Ulrike Schweikert und ich bin begeistert von ihrem einnehmenden, mitreißenden Schreibstil, den hervorragend recherchierten historischen Fakten und den wunderbar ausgearbeiteten und authentischen Figuren – ein Gesamtpaket, das mir ausgezeichnet gefallen hat und mir ein unvergleichliches Leseerlebnis bescherte.


Veröffentlicht am 11.06.2018

WILLKOMMEN IM IRRENHAUS!

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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WILLKOMMEN IM IRRENHAUS!

„Ich will da einfach nur wieder weg. Mir ist das alles viel zu schwierig.“ (Annika)

„Tja, nu. Wenn’s einfach wär, würd’s ja auch jeder machen. Und du kommst mir nich vor wie ...

WILLKOMMEN IM IRRENHAUS!

„Ich will da einfach nur wieder weg. Mir ist das alles viel zu schwierig.“ (Annika)

„Tja, nu. Wenn’s einfach wär, würd’s ja auch jeder machen. Und du kommst mir nich vor wie eine, die schnell aufgibt.“ (Knut)


Der lebenserfahrene Hamburger Taxifahrer Knut schätzt die Lage gut ein – Annika Paulsen ist zwar in einer äußerst verzweifelten Situation, gibt aber allen Widrigkeiten zum Trotz nicht auf. Ihre Versetzung vom elitären Werther-Gymnasium in eine berüchtigte und gefürchtete Stadtteilschule in Ellerbrook wirft sie kurzfristig aus der Bahn. Das bislang ruhige und gemütliche Leben der jungen Lehrerin entwickelt sich zu einem äußerst stressigen Dasein, als sie an ihrem neuen Arbeitsplatz mit Erpressung, Verhaltensauffälligkeiten, Schlägereien, häuslicher Gewalt und Mobbing konfrontiert wird. Nachdem sie aus zweifelhaften Motiven beschließt, im Zuge des „Projekts Ellerbrook“ eine Musical-AG zu gründen, stehen Lehrer und Schüler nach kurzer Überzeugungsarbeit sogar geschlossen hinter ihr. Eine längst fällige Konfrontation mit ihrer großen Jugendliebe, ein wertvoller inniger Freundeskreis, eine eingeschworene Wohn- und Nachbarsgemeinschaft und etliche Turbulenzen halten nicht nur die Protagonistin dieses Buches, sondern vielmehr auch dessen Leserschaft auf Trab.

Petra Hülsmann hat mir mit ihrer aktuellen Neuerscheinung eine in locker-leichtem Schreibstil verfasste Geschichte, gespickt mit teilweise derber Jugendsprache im Hamburger Dialekt und einer riesengroßen Portion Humor beschert. Die Autorin versteht die Kunst, gewichtige Themen anzusprechen, ihre Leser dabei jedoch zu unterhalten und zugleich auch auf emotionaler Ebene zu berühren. Unglaublich viele Passagen dieses Buches brachten mich zum Schmunzeln, chaotische und teilweise beinahe schon als „schräg“ zu bezeichnende Handlungen der Protagonistin sowie deren Gefühls- und Gedankenleben trieben mich manchmal beinahe zur Verzweiflung, und ganz bestimmte Inhalte dieses Buches rührten mich zu Tränen. Petra Hülsmann zeichnet ein ziemlich gutes Bild der heutigen Jugend und ihrer Probleme, schildert schwere häusliche Situationen und scheut auch vor Konflikten ihrer handelnden Figuren nicht zurück. Durch ihren einnehmenden Schreibstil hat sie es geschafft, mich von diesem Roman vollends zu überzeugen und verschaffte mir einige höchst anregende Lesestunden. Die Hamburger Dialektsprache hat mich als Österreicherin zugegebenermaßen ein wenig gefordert, im Verlauf der Seiten gewöhnte ich mich jedoch rasch daran.

Die vielen verschiedenen Charaktere dieses Buches waren für mich sehr glaubwürdig dargestellt, und nach der letzten Seite verspürte ich sogar ein leichtes Bedauern, mich von Annika, ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin Nele, den beiden netten „Jungs“ und Wohnungsnachbarn Kai und Sebastian, dem nachdenklichen Kopfmenschen Tristan, der Lehrergemeinschaft und natürlich von den Schülern der Astrid-Lindgren-Schule zu verabschieden. Als meine liebste Nebenfigur möchte ich den Hamburger Taxifahrer Knut anführen, den ich als ganz besonderen Sympathieträger betrachtete… von ihm hätte ich gerne noch mehr gelesen.

Fazit: „Wenn’s einfach wär, würd’s jeder machen“ war mein erstes, aber mit Sicherheit nicht mein letztes Buch dieser Autorin. Dieser turbulente, aufregende, witzige Roman und seine chaotische Protagonistin mit dem riesengroßen Herzen haben mich ausgezeichnet unterhalten!


Veröffentlicht am 07.06.2018

SIEBEN TAGE VOLLER WUNDER

Sieben Tage voller Wunder
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SIEBEN TAGE VOLLER WUNDER

„Wissen Sie, ich habe ein wahnsinnig gutes Gedächtnis. Ich erinnere mich an alles.“

Hannah Truman befindet sich auf der Rückreise von einem Besuch bei ihrer Schwester Kate, ...

SIEBEN TAGE VOLLER WUNDER

„Wissen Sie, ich habe ein wahnsinnig gutes Gedächtnis. Ich erinnere mich an alles.“

Hannah Truman befindet sich auf der Rückreise von einem Besuch bei ihrer Schwester Kate, als ihr Flieger in den schneebedeckten kanadischen Bergen abstürzt. Gemeinsam mit jenem Passagier, der neben ihr gesessen hatte, kämpft Hannah ums Überleben.

Die Kurzbeschreibung dieses Buches hat adrenalingeladenes Abenteuer mit einer Prise Romantik versprochen. Die beiden Protagonisten - ein großgewachsener Fremder namens Logan Carter mit faszinierenden grünen Augen und die von der Liebe enttäuschte Hannah Truman – blieben für mich jedoch bis zuletzt wenig authentisch, was ich leider auch hinsichtlich der Handlung empfand.

Ohne näher auf Details einzugehen und um etwaige Spoiler zu vermeiden kann ich lediglich meiner Enttäuschung über die mangelhafte Überzeugungskraft der Charakterisierung der handelnden Figuren sowie dem Plot, speziell dem Ausgang dieser Geschichte, Ausdruck verleihen, möchte hierfür jedoch ganz bewusst keine Beispiele anführen.

Ich hatte eine geballte Ladung an Emotionen und einen hohen Spannungsbogen erwartet – und wurde leider enttäuscht. Ich kannte bislang kein Buch dieser Autorin, und „Sieben Tage voller Wunder“ hat meinen Erwartungen in keiner Weise entsprochen.

Schade.