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Veröffentlicht am 27.12.2021

Liebe, skrupellose Machtgier und Angst – Willkommen in der Familie Borgia!

Im Schatten des roten Stieres
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Liebe, skrupellose Machtgier und Angst – Willkommen in der Familie Borgia!

„Tja, liebe Alessia, die Frauen unserer Familie sind nur Spielfiguren im politischen Machtkampf des Papstes und Cesares.“ (Lucrezia ...

Liebe, skrupellose Machtgier und Angst – Willkommen in der Familie Borgia!

„Tja, liebe Alessia, die Frauen unserer Familie sind nur Spielfiguren im politischen Machtkampf des Papstes und Cesares.“ (Lucrezia Borgia)

Erst nach dem Ableben seiner spanischen Mutter erfährt der bekannte römische Advokat Alvaro de Salvatierra, dass er einem außerehelichen Liebesverhältnis mit Rodrigo Borgia, dem Papst Alexander VI, entstand. Während die anderen Kinder des Papstes - Juan, Herzog von Gandia, Jofré, Prinz von Squillace und Lucrezia, Herzogin von Pesaro, die Existenz eines weiteren Bruders mit stoischer Gelassenheit aufnehmen, reagiert sein Erstgeborener Cesare, Herzog von Valentinois und Erzbischof von Valencia, mit Ablehnung und Hass. Cesare personifiziert die Einstellung, das Denken und Handeln dieser skrupellosen Renaissancefamilie. Die Borgias zeigen in ihrem politischen Streben nach Einfluss, in ihren Intrigen und ihrer unerschöpflichen Machtgier keinerlei Skrupel, was auch die fünfzehnjährige Tochter Alvaros bald schmerzlich erfahren muss. Alessia Bertorelli de Salvatierra ist Alvaros einziges Kind, sie besitzt eine liebenswürdige bescheidene Art, ein einnehmendes Äußeres und ihr wurde eine gute Ausbildung zuteil. Alessia hält an ihrer ersten großen Liebe fest - dem gutaussehenden, aber völlig mittellosen Maler Giacomo di Luna. Sie ahnt nichts von den ehrgeizigen Plänen der Borgias, welche ihre weiblichen Familienmitglieder geschickt als Schachfiguren im Spiel um Macht und politischen Einfluss einsetzen. Alessias erhofft sich Unterstützung durch ihre liebevolle Mutter Lea, doch ein dunkles Geheimnis aus deren Vergangenheit scheint diese einzuholen. Als plötzlich ein von Hass- und Rachegedanken zerfressener Feind aus längst vergangenen Zeiten auftaucht, befindet sich die ehemals glückliche kleine Familie de Salvatierra mitten im Zentrum eines Orkans, der sie vollständig zu zerstören droht.

Da ich das Wappenzeichen der päpstlichen Familie – den grasenden roten Stier auf goldenem Hintergrund – zuvor nicht kannte, erfuhr ich erst im Klappentext sowie in der Leseprobe, dass dieser historische Roman aus der Feder von Sylvia Klinzmann sich mit einer der mächtigsten Adelsfamilien Italiens befasst. Angesiedelt im Vatikan Ende des fünfzehnten Jahrhunderts durfte ich in die schillernde Welt der Borgias eintauchen und sowohl Rodrigo Borgia alias Papst Alexander VI, als auch seine Kinder kennenlernen. Das Leben im Einflussbereich des Vatikans ist zwar geprägt von unermesslichem Reichtum und Luxus, es dominieren jedoch Sittenverfall, Verderbtheit und Lasterhaftigkeit. Auch das schamlose Verhalten des Heiligen Vaters sorgt für Unmut, ein fanatischer Dominikanermönch aus Ferrara hält in seinen Predigten flammende Reden und plädiert gemeinsam mit seiner wachsenden Anhängerschaft für eine Reform der katholischen Kirche.

In äußerst einnehmendem Schreibstil, mit akribisch recherchierten historischen Fakten, einer bildhaften Beschreibung von Örtlichkeiten und Situationen sowie hervorragend charakterisierten handelnden Figuren brachte die Autorin mich dazu, wie gebannt zwischen den Buchseiten zu verweilen - es fiel mir ehrlich gesagt schwer, mich zwischendurch davon zu lösen. Durch das große Geheimnis der Familie de Salvatierra und den gefährlichen Intrigen der Borgias wird ein nicht unerheblicher Spannungsfaktor ins Geschehen eingebracht. Das zutiefst verabscheuungswürdige Verhalten der Borgias sowie Alessias unglückliche Liebe zu ihrem Giacomo bringt starke Emotionen in die Handlung. Durch das ausgezeichnete Personenregister auf den ersten Seiten des Buches fand ich mich rasch unter den zahlreichen Familienmitgliedern zurecht, eine hilfreiche Begriffserklärung italienischer Ausdrücke und Redewendungen findet sich im Anhang des Buches.

Fazit: „Im Schatten des roten Stieres“ präsentierte sich mir als eindrucksvoller, fesselnder und vollständig überzeugender historischer Roman, den ich nicht mehr aus der Hand legen mochte, ein Buch, das ich von der ersten, bis zur allerletzten Seite in atemloser Spannung regelrecht inhalierte. Sylvie Klinzmann besitzt die Gabe, ihre Leser zu fesseln, mit auf eine Reise in längst vergangene Zeiten zu nehmen und sie die Geschicke dieser italienischen Adelsfamilie Borgia hautnah miterleben zu lassen.

Begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.12.2021

Ich spüre, dass eine neue Zeit anbricht. Und ich kann es kaum erwarten, sie in meinem Sinn zu lenken. (Paul-Friedrich von Falkenbach)

Die Wege der Söhne
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Ich spüre, dass eine neue Zeit anbricht. Und ich kann es kaum erwarten, sie in meinem Sinn zu lenken. (Paul-Friedrich von Falkenbach)

Im vierten Band der Falkenbach-Saga befindet sich Wilhelm Lehmann ...

Ich spüre, dass eine neue Zeit anbricht. Und ich kann es kaum erwarten, sie in meinem Sinn zu lenken. (Paul-Friedrich von Falkenbach)

Im vierten Band der Falkenbach-Saga befindet sich Wilhelm Lehmann nach seinem Schlaganfall bereits auf dem Weg der Genesung, die Beziehung zu seinem verantwortungslosen und egoistischen Sohn Leopold scheint sich ebenfalls gebessert zu haben.

Paul-Friedrich von Falkenbach hütet dunkle Geheimnisse und versteht es wie gewohnt geschickt, jede Situation unter Kontrolle zu haben.

Ferdinand Lehmann ist es durch einen klugen Schachzug gelungen, befördert und zugleich endlich aus der verhassten Wehrmacht entlassen zu werden. Sein Hauptaugenmerk liegt zukünftig darauf, Waffen für das Deutsche Reich zu produzieren – ein Vorhaben, das nicht bei allen Familienmitgliedern Zustimmung findet.

Wilhelmine von Falkenbach hat von ihrem Vater endlich die Erlaubnis bekommen, ihren großen Traum zu verwirklichen und an Springturnieren teilzunehmen. Sie widmet sich mit großer Leidenschaft dem Training und genießt darüber hinaus ihr Liebesglück mit Martin Reinders. Dadurch bringt sie jedoch die gesamte Familie in allergrößte Gefahr. Denn Martin ist ein gesuchter Kommunist und Feind des Reiches, um dessen Versteck einzig Wilhelmine und Gustav wissen.

Die Autorin versteht es, den Leser durch die zum Teil gefährlichen Handlungen der Familienmitglieder sowie die allgegenwärtige Präsenz der Schreckensherrschaft der Nazis in Atem zu halten. Der Spannungsbogen wird auf diese Weise das ganze Buch hindurch konstant hochgehalten. Durch ihr besonnenes und geschicktes Taktieren tragen Paul-Friedrich von Falkenbach und Wilhelm Lehmann immer wieder dazu bei, die einzelnen Mitglieder ihrer Familien zu beschützen. Doch in einigen Fällen scheint sich die Schlinge um den Hals bestimmter Personen enger zu ziehen.

Die Handlung ist im Jahre 1938 angesiedelt, als Schauplatz fungieren das Anwesen derer von Falkenbach und ihr engstes Umfeld, der Ort Bernried bei München. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat, welches die im Anschluss geschilderte Situation sehr gut getroffen hat. Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz und widmen sich abwechselnd den verschiedenen Figuren der Handlung.

Das Gedankengut der Nationalsozialisten scheint schleichend einzelne Familienmitglieder zu beeinflussen, was mit entsprechenden Konflikten einhergeht. Im Epilog tauchen schließlich zwei Schlüsselfiguren aus den Vorgängerbüchern auf, welche den von Falkenbachs und Lehmanns schaden wollen. Sie stehen kurz davor, eine unheilvolle Allianz mit einem Mitglied einer dieser Familien einzugehen. Dieser kurze Ausblick lässt bereits ahnen, dass es dem nächsten Band an schicksalhaften Ereignissen, gefährlichen Situationen und Spannung nicht mangelt.

Die Autorin punktet erneut mit einem Familienstammbaum in Form eines Lesezeichens, welches man stets als hervorragende und optisch ansprechende Orientierungshilfe zur Hand nehmen kann. Ein weiteres Lesezeichen informiert über sämtliche bisher erschienene Bände. Das wunderschöne malerische Buchcover stellt wie gewohnt einen regelrechten Blickfang dar und animiert dazu, dieses Buch zur Hand zu nehmen und sich in den Klappentext zu vertiefen.

Wie bereits die drei Vorgängerromane hat mich auch das vorliegende Buch ausnehmend gut unterhalten und mir ein äußerst unterhaltsames und spannendes Lesevergnügen bereitet. Der einnehmende, flüssige Schreibstil und authentische Charaktere runden den positiven Gesamteindruck ab.

„Die Wege der Söhne“ hat mir ausgezeichnet gefallen, ich freue mich bereits auf die Fortsetzung dieser Geschichte.

Begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung von mir!

Veröffentlicht am 21.08.2021

Die Geschichte einer lebensverändernden Zugfahrt

Engelspost
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Die Geschichte einer lebensverändernden Zugfahrt

„Mein Name ist Palomina. Ich fahre von einem Waisenhaus in ein anderes, weil sie kein Bett mehr für mich haben.“

Ein kleines, fünf Jahre altes Waisenkind ...

Die Geschichte einer lebensverändernden Zugfahrt

„Mein Name ist Palomina. Ich fahre von einem Waisenhaus in ein anderes, weil sie kein Bett mehr für mich haben.“

Ein kleines, fünf Jahre altes Waisenkind wird im Jahre 1913 mit einer 50 Cent-Briefmarke frankiert und per Zug verschickt. Ein desinteressierter Postbeamte, dem die grundlegendsten Bedürfnisse dieses Kindes gleichgültig sind, begleitet sie auf ihrem langen Weg vom Waisenhaus in New York City bis nach New Mexico. Die schmutzige und ärmliche Erscheinung des Mädchens wird von ihrer Liebenswürdigkeit, ihrem klaren und tiefgründigen Blick und einem außergewöhnlichen Verhalten wettgemacht. Die überquellende Freude des Kindes angesichts der Schönheit der Natur und ihre Bescheidenheit berühren die Herzen einiger Mitreisenden.

„Wie ist es möglich, dass ein so kleines Wesen Neid, Angst, Missgunst und Feindschaft mit einem Mal die Wucht nehmen kann und stattdessen erhabene Gefühle auslöst?“

Palomina blickt hinter die Fassaden der Menschen, geht vorurteilsfrei auch auf Angehörigen anderer Ethnien zu, kommuniziert liebevoll und mit großer Herzenswärme, lässt sich völlig offen und interessiert auf neue Perspektiven ein, spürt die Einsamkeit anderer und besitzt sogar in der Interaktion mit Tieren besondere Fähigkeiten.

Mit Eliott White betritt ein gerissener Betrüger und Lügner den Zug, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Reisenden um ihre Wertgegenstände zu erleichtern. Seine Skrupellosigkeit veranlasste den gewissenlosen Gauner in seiner Vergangenheit zu einer schrecklichen Tat, die ihn bis zum aktuellen Tag nicht mehr losgelassen hat. Als Eliott White in diesem Zug auf die kleine Palomina trifft, erschüttert ihn diese Begegnung bis ins Innerste.

„Was habe ich nur getan? Hat jemand wie ich einen Neuanfang verdient? Ich war lange Zeit nichts wert. Lange Zeit lebte ich wie ein Wurzelstock im Dunkeln. Aber Palomina legte mein Herz frei und machte aus mir einen wahrhaftigen Menschen.“

Die Lebensgeschichte des Betrügers Eliott White wird durch ein Interview im Radio publik gemacht. Es ist für den alten Mann die Möglichkeit, sich von einer schweren Last zu befreien, seine vergangenen Sünden öffentlich zu bekennen, aber auch auf das Positive in seinem Leben hinzuweisen. Die poetische Sprache, eindrucksvolle Charaktere und malerische Beschreibungen der Landschaft, welche der Zug passiert, aber auch ganz besondere zwischenmenschliche Begegnungen, machten diese Lektüre zu einem reinen Lesevergnügen. Die vielen kurzen Kapitel verdienen es, mit Genuss und Bedacht gelesen und regelrecht genossen werden. Doch angesichts der Faszination, die dieses Kind auch auf den Leser ausübt, ist man versucht, tief berührt und völlig gefesselt durch die Seiten zu hasten. Die kleine Palomina ist eine Waise ohne Zukunft, unschuldig und völlig auf sich alleine gestellt. Es ist der Autorin aufs Vortrefflichste gelungen, dem Leser die Einzigartigkeit dieses Kindes nahezubringen. Obgleich sie von einigen hochmütigen Mitreisenden verachtet, gemieden und als „Gesindel“ bezeichnet wird, gewinnt Palomina in Eliott White einen Fürsprecher und Beschützer. Es war wunderschön, die allmähliche Annäherung zwischen den beiden, als auch die charakterliche Veränderung des Eliott White mitzuverfolgen und den Zauber dieses Kindes ebenfalls zu spüren.

Menschenhandel, Ungerechtigkeit, Verachtung und Benachteiligung sind ebenso Themen dieses Buches wie das harte Leben eines Waisenkindes Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts sowie die Tatsache, dass es für einen bestimmten Zeitraum im Jahre 1913 üblich war, Kinder wie ein Stück Ware postalisch zu transportieren.

Iris Muhl ist die Umsetzung dieser auf Tatsachen beruhenden Geschichte hervorragend gelungen. Authentische Charaktere und die Vermittlung tiefer Emotionen sorgten in Kombination mit der interessanten Vergangenheit der beiden Protagonisten für allergrößtes Lesevergnügen.

„Engelspost“ besticht durch eine hochwertige, sehr elegant wirkende Aufmachung. Ein aussagekräftiges Coverfoto in Schwarz-Weiß-Optik mit den beiden Hauptfiguren im Vordergrund, einem Bahnhofsgebäude und einem einfahrenden Zug im Hintergrund lenken sofort die Augen des Betrachters auf sich. Der Buchtitel in dicken, goldfarbenen Lettern und eine kleine 50 Cent-Briefmarke lassen gemeinsam mit dem Klappentext bereits vorab erahnen, dass es sich hierbei um einen Roman handelt, den man noch eine ganze Weile in seinem Inneren bewahrt, der einen auch nach dem Umblättern der letzten Seite nicht so rasch wieder loslässt.

Fazit: Dieses Buch hat mir ausgezeichnet gefallen, es war nicht meine erste Lektüre aus der Feder der christlichen Autorin Iris Muhl. Wie auch dessen Vorgänger empfand ich diese kostbare kleine Perle als große Bereicherung meines Lesejahres – ich vergebe für diese beeindruckende Geschichte völlig begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.07.2021

Ränkespiele der Macht

Verrat in Colonia
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Ränkespiele der Macht

„Es gibt Dinge, die es wert sind, etwas für sie zu riskieren“ (Marcella)

Die römische Sklavin Invita befindet sich mit ihrer Herrin Marcella auf dem Weg in den Palast des Statthalters ...

Ränkespiele der Macht

„Es gibt Dinge, die es wert sind, etwas für sie zu riskieren“ (Marcella)

Die römische Sklavin Invita befindet sich mit ihrer Herrin Marcella auf dem Weg in den Palast des Statthalters Postumus. Der gut bewachte Tross des Finanzprocurators, der sie nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium bringen soll, führt ein stattliches Vermögen mit sich. Als sie von Barbaren überfallen und ausgeraubt werden, kommt ihnen Centurio Mucius Longinus zur Hilfe, ein hochrangiger römischer Offizier der Legio I Minerva. Die Reise der beiden jungen Frauen steht unter keinem guten Stern, denn im Palast des Marcus Cassiapius Latinius Postumus kommt es zu weiteren unangenehmen Vorfällen. Der Mord an einem der städtischen Quaestoren, welcher zufällig der potenzielle zukünftige Schwiegervater Marcellas werden sollte, stellt letztendlich den Funken dar, der das Pulverfass zur Explosion bringt. Die Ereignisse überschlagen sich und nachdem der alemannische Sklave Flavus des Mordes bezichtigt wird, ist Invita gefordert, Nachforschungen anzustellen und ihren Gefährten zu retten.

„Ich liebe dich, ich lasse dich nicht im Stich, ich werden den wahren Schuldigen finden… für dich!“ (Invita)

Obgleich Invitas Beziehung zu ihrer Domina Marcella weniger jener einer untergebenen Sklavin, als vielmehr einer Vertrauten und Freundin gleicht und sie bei ihren Ermittlungen volle Unterstützung erhält, stößt auch Marcellas Einfluss rasch an seine Grenzen. Invita bleibt jedoch hartnäckig, denn die Zeit wird knapp und nach Verhören und qualvoller Folter droht Flavus die Kreuzigung.

„Es könnte sein, dass ich… sagen wir, einige unorthodoxe Methoden anwenden muss, um die notwendigen Informationen zu erhalten.“ (Invita)

„Ich hoffe, du hast nicht vor, einen weiteren Mord zu verüben, um den ersten aufzuklären.“ (Marcella)


Im vorliegenden vierten Band dieser interessanten und unterhaltsamen Buchreihe um die starrköpfige und widerspenstige Sklavin Invita stehen Bestechung, Krieg und Mord zum Erreichen politischer Ziele im Vordergrund. Marcella und Invita geraten im Kampf um Macht und Einfluss im Sommer 260 n. Chr. in Colonia Agrippina zwischen die Fronten. Bald ist nicht nur das Leben des Sklaven Flavus, sondern auch jenes der beiden Frauen in großer Gefahr. Invita sammelt Indizien, ist aber nicht immer diskret genug. Einzelne Fragmente lenken den Verdacht in verschiedene Richtungen, doch Invita fehlt trotz allem der entscheidende Hinweis. Den Leser erwartet ein spannendes Abenteuer mit politischen Ränkespielen und Machtkämpfen der Herrschenden. Bei Maria W. Peter ist ein historisch hervorragend recherchierter Hintergrund garantiert und man erfährt auch in diesem Band viel über das Leben und den Alltag wohlhabender Römer. Errungenschaften wie Kanalisation, Badetrakte und Begräbnisrituale werden ebenso in die Handlung eingeflochten wie die Verehrung der diversen Gottheiten und Begräbnisrituale. Barbarenüberfälle an Rhein und Limes, die Belagerung der Stadt und letztendlich der Ausbruch der Pest sorgen für Aufruhr und führen schließlich zur Eskalation.

Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren hat mir sehr gut gefallen. Neben Invita, Marcella und Flavus betreten eine Vielzahl neuer Figuren den Schauplatz des Geschehens. Mit dem Gastgeber Postumus, dem amtierenden Unterkaiser Salonius sowie dessen Berater, dem Praetorianerpraefecten Silvanus, bringt Maria W. Peter drei sehr gefährliche Männer in die Geschichte ein. Salonius ist in seiner Funktion als stellvertretender Kaiser ein äußerst unberechenbarer, überheblicher und geltungssüchtiger Mann, der zur Selbstüberschätzung neigt. Sein Berater und Mentor Silvanus hält kalt und unerbittlich alle Fäden in der Hand, während der machtbesessene Postumus ganz eigene Ziele verfolgt. Mucius Longinus, der tapfere Centurio, wird damit beauftragt, als kaiserlicher Ermittler den grausamen Mord an dem hochrangigen Beamten Aurelius Celer aufzuklären. Der kriegserfahrene Soldat hat jedoch auch eine sanfte Seite und zeigt Gefühle für Marcella. Als Nebenfiguren der Handlung fungieren Familienmitglieder des Ermordeten und einigen Sklaven des Praetoriums. Der interessanteste Charakter dieses Buches war der römische Bürger Simon Patricius, welcher auffallendes Interesse an Invita zeigt.

Der Spannungsfaktor in diesem vierten Band ist deutlich höher als in den Vorgängerbänden, die Autorin entwirrt den roten Faden der Handlung erst langsam. Maria W. Peter sorgt für unerwartete Wendungen, durch Invitas Hartnäckigkeit und waghalsige Aktionen kommt es darüber hinaus zu aufregenden Szenen im Buch. Invitas Versuch, Licht in ihre Vergangenheit zu bringen und etwas über ihre Herkunft herauszufinden, ist nur zum Teil von Erfolg gekrönt.

Die optische Aufmachung der Covers ähnelt jenen der ersten drei Bände dieser Reihe, das Buch weist jedoch eine weit höhere Seitenanzahl auf. Zu Beginn findet sich eine Karte der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (heutiges Köln) im 3. Jahrhundert n. Chr. Der Anhang liefert ein umfangreiches Glossar, eine Personenübersicht sowie ein ausführliches Nachwort der Autorin mit interessanten und informativen Anmerkungen zu Inhalt, Figuren und geschichtlichen Fakten.

Fazit: „Verrat in Colonia“ war eine Lektüre, die mich vollkommen in ihren Bann gezogen und für spannende Momente und ausgezeichnete Unterhaltung gesorgt hat. Dem einnehmenden Schreibstil, der gut ausgefeilten Handlung und den überzeugenden Charakteren war es geschuldet, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 21.06.2021

Wir sind eine Familie, ob nun verwandt oder nicht. Und darum werden wir auch zusammenhalten.

Der Bund der Familien
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Wir sind eine Familie, ob nun verwandt oder nicht. Und darum werden wir auch zusammenhalten.

„Wir sind Brüder, du, Wilhelm und ich. Und wir haben uns einmal etwas geschworen. Diesen Schwur dürfen wir ...

Wir sind eine Familie, ob nun verwandt oder nicht. Und darum werden wir auch zusammenhalten.

„Wir sind Brüder, du, Wilhelm und ich. Und wir haben uns einmal etwas geschworen. Diesen Schwur dürfen wir niemals brechen. Ganz gleich, was geschieht.“ (Paul-Friedrich von Falkenbach)

Die engen Bande der Familie und der Freundschaft werden in diesem dritten Band der Falkenbach-Saga hart auf die Probe gestellt. Der Schlaganfall von Wilhelm Lehmann hat weitreichende Folgen – nicht nur für die Topf- und Pfannenfabrik, sondern auch für Wilhelms Beziehung zu seinem Bruder Heinrich und seinem Sohn Leopold. Eine Entscheidung droht, die Familien zu entzweien, während sich das Unheil auch von anderer Seite in Gestalt eines fanatischen Gauleiters ihren Weg bahnt, um die Familien Lehmann und von Falkenbach zu zerstören. In dieser interessanten Fortsetzung gilt es, den zahlreichen Bedrohungen Herr zu werden, kühl und überlegt zu handeln, und vor allen Dingen: zusammenzuhalten!

Ich habe mich gefreut, die Charaktere aus den Vorgängerbüchern wiederzutreffen. Im Zentrum des Geschehens stehen Paul-Friedrich von Falkenbach und Wilhelm Lehmann, welche die Geschicke zu lenken versuchen. Leopold findet sich an einem Scheideweg wieder und seine bisherige positive persönliche Entwicklung wird in Frage gestellt. Während Elisabeth sich auf die bevorstehende Geburt ihres ersten Kindes freut, träumt Wilhelmine von einer Karriere als Springreiterin und sehnt sich nach Martin Reinders, der wie vom Erdboden verschluckt scheint. Das eingeschworene Trio Heinrich, Leopold und Paul-Friedrich steht vor einer harten Bewährungsprobe, und ein schlimmes Ereignis aus der Vergangenheit droht, auch die weiblichen Mitglieder der Familien einzuholen. Der ehrgeizige und rachsüchtige Gauleiter Karl Langenmüller ist Antagonist dieses Buches. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, Paul-Friedrich von Falkenbach festzunehmen und dessen Besitztümer zu beschlagnahmen.

Ellin Carsta präsentiert mit dem vorliegenden Roman eine fesselnde Fortsetzung, in welcher gleich mehrere persönliche Dramen innerhalb der Familien thematisiert werden. Der einnehmende Schreibstil und sehr gut ausgearbeitete handelnde Figuren sorgten dafür, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mochte. Der Spannungsfaktor ist hoch und steigert sich im letzten Drittel des Buches rasant. Paul-Friedrich, Wilhelm und Heinrich sind gefordert, kluge Entscheidungen zu treffen und durch geschickte Schachzüge ihre aufgebauten Firmenimperien und zugleich auch ihre Familien zu beschützen. Die Handlung spielt im Jahr 1938, die grausame Schreckensherrschaft der Nazis wird dem Leser vor Augen geführt.

Obgleich ich nunmehr bereits drei Bände dieser mitreißenden Familiensaga gelesen habe, empfinde ich den in Form eines Lesezeichens beigelegten Familienstammbaum als unverzichtbares Extra, um die Verwandtschaftsverhältnisse stets vor Augen zu haben. Das wunderschöne malerische Buchcover mit einem preisgekrönten Pferd des Gestüts der Falkenbachs auf dem Anwesen stellt einen optischen Blickfang dar.

„Der Bund der Familien“ war ein spannendes und unterhaltsames Lesevergnügen und ich freue mich bereits jetzt auf weitere Bände dieser Reihe.

Begeisterte fünf Sterne und eine Leseempfehlung!