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Veröffentlicht am 14.05.2018

Der verschollene FAVOR CONSTRACTUS. Ein fast perfekter Plan.

Felsenfest
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Der verschollene FAVOR CONSTRACTUS. Ein fast perfekter Plan.

Es war wieder einmal so weit. Eine fröhliche Gruppe, bestehend aus vierzehn Personen, folgte der Einladung zum jährlichen Klassentreffen des ...

Der verschollene FAVOR CONSTRACTUS. Ein fast perfekter Plan.

Es war wieder einmal so weit. Eine fröhliche Gruppe, bestehend aus vierzehn Personen, folgte der Einladung zum jährlichen Klassentreffen des Abiturjahrgangs 82/83 und macht sich in der Nähe des alpenländischen Kurortes auf zu einer Wanderung. Doch in der ehemaligen Klassengemeinschaft wimmelt es von hochaggressiven Verhaltensweisen, soziopathischen Mustern und unbewussten Traumata. Auf dem Gipfel eskaliert die Situation schließlich – ein maskierter Kidnapper mit einer Waffe überrumpelt die kleine Gemeinschaft, es kommt zu cholerischen Ausbrüchen, brutalen Misshandlungen und schließlich Mord. Einer der Geisel kann jedoch rasch eine kryptische SMS absenden, deren Bedeutung sich einzig dem Empfänger erschließt – nämlich Jennerwein.

Im sechsten Fall der Alpenkrimi-Reihe um Kriminalhauptkommissar Hubertus Jennerwein wird es für den besonnenen und erfolgreichen Ermittler persönlich. Bei den Teilnehmern dieses Klassentreffens handelt es sich nämlich um seine ehemaligen Schulkollegen, denen er sich bislang bei ihren Ausflügen nie angeschlossen hatte. Diesmal wird Hubertus jedoch dabei sein – und zwar aus beruflichen Gründen. Eine Geiselnahme fällt zwar nicht in den Zuständigkeitsbereich des erfolgsverwöhnten Kult-Ermittlers, er hält jedoch gemeinsam mit seinem Team bis zum Eintreffen des Sondereinsatzkommandos die Stellung und leitet die Ermittlungen. Jennerwein ist felsenfest davon überzeugt, dass es sich bei dem Geiselnehmer um ein Mitglied des Abschlussjahrgangs 82/83 handelt. Die Tatsache, dass er jeden einzelnen Teilnehmer aus seiner Schulzeit kennt, involviert ihn auch emotional in diesen Fall und macht ihn zu einem exzellenten Beobachter, der hilfreiche Hinweise gibt, Zusammenhänge erkennt und Verbindungen zur Vergangenheit herstellen kann.

Jörg Maurer erzählt seine Geschichte wie gewohnt in mehreren Handlungssträngen. Zunächst liegt der Fokus auf der Ausflugsgruppe, die das jährliche Klassentreffen gemeinsam genießen möchte. Sämtliche Absolventen des Abiturjahrgangs 82/83 werden durch ein Personenregister am Anfang des Buches kurz vorgestellt, was mir den steten Überblick über die handelnden Personen während der Lektüre gewährleistete.

Parallel dazu findet ein weiteres Treffen statt – und zwar jenes der Nachfahren des Abiturjahrgangs 82/83, die ihre eigene Party veranstalten. Sie werden zwar namentlich erwähnt, eine Nebenrolle in der Handlung spielen jedoch nur der Arztsohn Tom Fichtl, die Juristentochter Mona Gudrian und der Computerfreak Motte.

In einem weiteren Handlungsstrang ist ein rüstiger alter Mann in Ausübung seines liebsten Hobbys unterwegs auf den Berg. Der siebzigjährige Geocacher bleibt zwar bis zur letzten Seite des Buches namenlos, macht jedoch eine grausame Entdeckung und vernimmt wichtige Hinweise in Form der letzten Worte eines Sterbenden.

Ein Mitglied der ehemaligen Klassengemeinschaft befindet sich am anderen Ende der Welt und kann aufgrund der großen räumlichen Distanz nicht an den jährlichen Treffen teilnehmen. Christine Schattenhalb-Keneally besitzt eine Schaffarm in Australien, und hütet ein dunkles Geheimnis. Die Kontaktaufnahme durch Jennerwein macht sie hochgradig nervös.

Das ehemalige Bestattungsunternehmerehepaar Ursel und Ignaz Grasegger heckt erneut etwas aus. Die beiden wollen ihre kriminelle Vergangenheit hinter sich lassen und in ihrem Heimatort politisch aktiv werden. Für diesen Plan sind jedoch aufwändige Recherchen erforderlich – und im Zuge ihrer Nachforschungen kommt die Hobbyhistorikerin Ursel mit ihrem Faible für bayrische Geschichte einem Geheimnis von großer politischer Bedeutung auf die Spur.

Der Autor reist in diesem Fall auch tief in die Vergangenheit und thematisiert ein folgenschweres Rechtsgeschäft aus dem Jahre 1294, wo es um eine vertrackte Liegenschaftsangelegenheit geht. Dem studierten Rechtswissenschaftler Graf Folkhart von Herbrechtsfeld obliegt es, mehrere Abschriften eines FAVOR CONTRACTUS anzufertigen und diese mitsamt dem Originalvertrag nach Rom zu bringen. Der Mann ahnt nicht, auf welch brisante und höchst gefährliche Mission er sich damit einlässt.

Jörg Maurer lässt in seinem sechsten Alpenkrimi erneut altbekannte Figuren aus den Vorgängerbänden – allen voran das Jennerwein-Team - antreten. Unter der Regie von Hubertus Jennerwein agieren die Recklinghäuser Austauschkommissarin Nicole Schwattke, die Polizeipsychologin Maria Schmalfuß, der hervorragende Kletterer Hauptkommissar Ludwig Stengele aus dem Allgäu und Polizeiobermeister Johann Ostler. Sogar der krankgeschriebene Polizeiobermeister Franz Hölleisen lässt es sich nicht nehmen, in diesem hochbrisanten Fall aufs Revier zu kommen, um die Kollegen zu unterstützen. Neben den beiden Graseggers darf auch Karl Swoboda, der österreichische Problemlöser mit Mafia-Kontakten nicht fehlen, und sogar Wolzmüller-Michl aus Band fünf hat einen kurzen Gastauftritt. Bei der Darstellung von Jennerweins ehemaligen Klassenkameraden ist es dem Autor gelungen, gleich mehrere von ihnen verdächtig erscheinen zu lassen. Aufgrund der Maskierung und einiger falscher Fährten wurden der Spannungsbogen und meine Neugier auf die Identität des Mörders bis zum Ende aufrechterhalten. Den einnehmenden und lockeren Schreibstil mit der starken Einbindung des bayrischen Dialekts und der grandiosen Situationskomik empfinde ich inzwischen bereits als Markenzeichen des Autors.

„Felsenfest“ ist ein weiterer hervorragender Alpenkrimi aus der Feder von Jörg Maurer, der meinen Lesegeschmack ziemlich genau trifft und den ich mittlerweile bereits sehr schätze. Alle bisherigen Bände zeugten von großem Unterhaltungswert aufgrund der schrulligen bayrischen Dialektausdrücke, einem liebenswürdigen Humor, manchmal skurrilen Situationen und exzentrischen Figuren, in jedem Fall aber sind sie ein Garant für höchst unterhaltsame Lesestunden.


Veröffentlicht am 11.05.2018

Die bunten Farben deines Lebens

Die bunten Farben deines Lebens
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Die bunten Farben deines Lebens

„„Die bunten Farben deines Lebens“ erinnert auf positive und optimistische Weise daran, dass wir nach dem Plan Gottes und zu seiner Freude geschaffen sind.“ (Liz Curtis ...

Die bunten Farben deines Lebens

„„Die bunten Farben deines Lebens“ erinnert auf positive und optimistische Weise daran, dass wir nach dem Plan Gottes und zu seiner Freude geschaffen sind.“ (Liz Curtis Higgs)

Die erfolgreiche amerikanische Romanautorin Debbie Macomber liebt es, zu Stricken und verwendet diese Tätigkeit im vorliegenden Buch oft für verschiedene Vergleiche. Sie sagt: „Für mich sind Träume wie die Garnknäule, die ich in meinem Garnzimmer aufbewahre: all die wunderschönen Farben und Garnstrukturen, die nur darauf warten, aus dem Regal genommen und zu etwas Wunderschönem verarbeitet zu werden. Man weiß nie, was aus einem Strickmuster oder aus einem Traum am Ende Schönes entsteht.“

Als überzeugte Christin möchte sie ihr Lebensmotto „Du sollst für andere ein Segen sein“ umsetzen und mit ihrem authentischen Glauben, ihrer positiven Grundhaltung und ihrer ansteckenden Begeisterung den Menschen Mut machen. Sie ist bestrebt, dem Leser zu helfen, seiner Bestimmung auf die Spur zu kommen, Gott zu lieben und anderen zu dienen.

Die zahlreichen Bibelzitate wurden in kursiver Schrift dargestellt, wobei die Autorin anschließend stets auch näher darauf eingeht. In einem lockeren Schreibstil und mit sehr vielen Beispielen aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz sowie jenem ihres Umfelds weist sie auf die einmalige Bestimmung hin, die Gott in jeden Menschen hineinlegt. Sie ermutigt zur Selbstreflektion und fordert dazu auf, seine Träume zu verwirklichen und niemals vor verschlossenen Türen zu kapitulieren. In offenen Worten und mit schonungsloser Ehrlichkeit berichtet sie von Hindernissen, die sich ihr in ihrem Leben bereits in den Weg gestellt haben. Debbie Macomber erlaubt ihren Lesern Einblicke in ihre Familie und Kindheit. Sie skizziert den langen und manchmal steinigen Weg von ihrer ersten eigenhändig verfassten Geschichte bis zur Veröffentlichung des ersten Romans. Ihre offene und liebenswürdige Art ließ mir diese Autorin, deren Werke ich bislang nicht kannte, auf der Stelle sympathisch erscheinen. Durch die Berichte über ihren eigenen Umgang mit Hindernissen, Ängsten und Zweifeln vermittelt sie den Eindruck, ganz genau zu wissen, wovon sie schreibt. Sie lässt persönliche Erfahrungen – sowohl in positiver, als auch in negativer Hinsicht – tief in ihre Ausführungen einfließen und bewirkt dadurch hohe Authentizität. Debbie Macomber bleibt trotz der Erwähnung negativer Erfahrungen und Rückschlägen in ihrem Leben stets positiv. Sie plädiert für Freude, Lachen, Zufriedenheit und Dankbarkeit – zugleich aber auch für eine gewisse Risikobereitschaft, Mut und Abenteuerlust beim Verfolgen seiner angestrebten Ziele und Realisierung seiner Träume. Speziell ihre Empfehlungen hinsichtlich des Umgangs mit der Zeit, dem Setzen von Prioritäten, der Notwendigkeit, auch „Nein“ sagen zu können und dem Überwinden von Schuldgefühlen empfand ich als äußerst hilfreich und praxistauglich. Sie stellt ihre eigene Tagesplanung und Zeitspar-Tipps vor und vermittelt anschaulich, wie sie diese Empfehlungen in ihrem eigenen Leben umgesetzt hat.

Fazit: „Die bunten Farben deines Lebens“ war eine hoch interessante und durch die vielen praktischen Tipps auch eine sehr hilfreiche Lektüre, die mir sehr gut gefallen hat und die ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Gott hat einen Plan

Das Motel der vergessenen Träume
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Gott hat einen Plan

„Nicht alles lohnt das Bewahren, aber für manche Dinge lohnt es sich, mit aller Kraft zu kämpfen. Man muss nur den Unterschied erkennen.“ (Tante Ingrid)

Tante Ingrid leidet an Osteoporose ...

Gott hat einen Plan

„Nicht alles lohnt das Bewahren, aber für manche Dinge lohnt es sich, mit aller Kraft zu kämpfen. Man muss nur den Unterschied erkennen.“ (Tante Ingrid)

Tante Ingrid leidet an Osteoporose und Demenz und lebt in einer Seniorenresidenz. An guten Tagen erinnert sie sich gerne an die glücklichen Jahre mit ihrem kürzlich verstorbenen Ehemann Gerald, als die beiden noch das Motel „Treasure Chest“ führten. Nachdem der Geschäftsführer gekündigt hatte, ist die ehemals beliebte Unterkunft verlassen und baufällig geworden. Es ist Ingrids größter Herzenswunsch, das „Treasure Chest“ auch weiterhin in Familienbesitz zu wissen und in alter Pracht wieder aufleben zu sehen.


„Ich hatte für ein eigenes Kind gebetet – ein süßes, unschuldiges Baby, das kicherte, wenn ich lächelte, und von mir geküsst werden wollte. Stattdessen hatte ich Gracie bekommen – einen feindseligen, rebellischen Teenager, der mich von ganzem Herzen hasste.“ (Carmen Hart)

Carmen Hart ist eine ehrgeizige, perfektionistisch veranlagte und beliebte Wetterfee im Fernsehen und sehnt sich verzweifelt nach einem Baby. Nach vielen Fehlgeburten hat die erfolgreiche Karrierefrau die Hoffnung beinahe aufgegeben, auch ihre einst so glückliche Ehe mit dem Mann ihrer Träume leidet unter der Situation. Carmen verliert nach und nach die Kontrolle – sowohl in beruflicher, als auch in privater Hinsicht. Als unvermittelt ihre Halbschwester Gracie auftaucht, muss sie sich abgesehen von den Anstrengungen zur Rettung ihrer Ehe auch noch mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Denn Carmen war bislang keine gute große Schwester gewesen.


„Du solltest dich von etwas, das in der Vergangenheit geschehen ist, nicht dran hindern lassen, etwas Schönes in der Gegenwart zu erleben.“ (Ben Hart)

Carmens Ehemann Ben ist Lehrer und Football-Trainer in der Bay Breeze Highschool. Der Sport hat einen sehr hohen Stellenwert für den attraktiven und sehr beliebten Coach und er kann ausgezeichnet mit Teenagern umgehen. Leider kriselt es in seiner Ehe und die Beziehung ist drauf und dran, kaputtzugehen. Als seine siebzehnjährige Schwägerin Gracie Fisher bei ihm und Carmen einzieht, sorgt der wilde Teenager für zusätzliche Aufregung in dem bereits stark mit Konflikten belasteten Alltag der Harts. Gracie hatte eine sehr schwere Kindheit, ist Außenseiterhin und hält sich selber für eine Versagerin. Sie hat bislang die bittere Erfahrung gemacht, dass Hoffnung im Leben stets enttäuscht wird.


In behutsamen und einfühlsamen Worten erzählt Katie Ganshert die Geschichte einer Familie, die bereits viel Schmerz und enttäuschte Hoffnungen durchleben musste. Sie berichtet vom unerfüllten Kinderwunsch der Protagonistin Carmen Hart, der Belastung ihrer Ehe durch wiederholte Fehlgeburten und die dadurch aufkommende Resignation und Bitterkeit. Alkoholismus, Vernachlässigung, Selbstzweifel, Versagensängste und ein ungesundes Streben nach Perfektion werden in diesem beeindruckenden und tief emotionalen Roman thematisiert.

Die Autorin bedient sich hierbei höchst authentisch gezeichneter Protagonisten, denen sie sympathische Nebenfiguren zur Seite stellt. Die drei Protagonisten Carmen, Gracie und Ben sind mir sofort ans Herz gewachsen, meine liebsten Nebenfiguren in diesem Buch waren Carmens Großtante Ingrid und Gracies Freund Elias Banks.

Der einnehmende Schreibstil Katie Gansherts wird durch humorvolle Passagen in Dialogen und Ereignissen rund um die sarkastische Gracie aufgelockert. Der Leser wird auf emotionaler Ebene in die Welt der Familie Hart hineingezogen und durchlebt mit ihnen den schwierigen Prozess der Konfliktbearbeitung und Versöhnung. Da auch der Glaube eine tragende Rolle in diesem Buch spielt und mich sowohl die Handlung, als auch die dargestellten Personen absolut überzeugt haben, kann ich diesem Buch nur die Höchstwertung vergeben.

„Das Motel der vergessenen Träume“ ist eine Lektüre, die mir ausgezeichnet gefallen hat und die sehr lange nachwirkt. Sie konfrontiert den Leser mit einer zum Teil tragischen Familienverhältnissen und Konflikten und liefert ein für meinen Geschmack absolut glaubwürdiges und authentisches Ende.

Veröffentlicht am 05.05.2018

Das gibt es doch nicht, dass jemand überhaupt keine Spuren hinterlässt!

Unterholz
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Das gibt es doch nicht, dass jemand überhaupt keine Spuren hinterlässt!

„Das gab es wohl. Die Äbtissin zum Beispiel war in der Szene schon seit Jahren berühmt dafür, überhaupt keine Spuren zu hinterlassen.“ ...

Das gibt es doch nicht, dass jemand überhaupt keine Spuren hinterlässt!

„Das gab es wohl. Die Äbtissin zum Beispiel war in der Szene schon seit Jahren berühmt dafür, überhaupt keine Spuren zu hinterlassen.“

„Manchmal stellt dich das Leben vor eine Kreuzung. Ein Wegweiser zeigt hinüber ins liebliche Tal, der andere ins Unterholz Nimm nicht den erstbesten Weg!“


Auch der fünfte Krimi-Fall aus der Feder von Jörg Maurer fordert den sympathischen Kult-Ermittler Hubertus Jennerwein und bringt ihn in brandgefährliche Situationen und in allergrößte Bedrängnis. Auf der schwer zugänglichen Wolzmüller-Alm beim idyllisch gelegenen Kurort werden Manager-Seminare veranstaltet, die aktuellen Seminarteilnehmer stammen aus aller Herren Länder. Bei einem nächtlichen Kontrollgang entdeckt der Pächter und Hüttenwirt Rainer Ganshagel eine weibliche Leiche und ruft Kriminalhauptkommissar Hubertus Jennerwein und sein Team auf den Plan. Die schrecklich zugerichtete Frau wurde ermordet und Polizeimeister Johann Ostler, Hauptkommissar Ludwig Stengele, Franz Hölleisen, Austauschkommissarin Nicole Schwattke aus Recklinghausen sowie die Polizeipsychologin Maria Schmalfuß und der Spurensicherer Hansjochen Becker sind gefordert. Die Tötung wurde professionell durchgeführt, die Flucht des Täters perfekt abgewickelt. Sämtliche Seminargäste verschwinden über Nacht spurlos, verdächtig ist jeder Einzelne von ihnen.

Zwei bergsteigende Mediziner, die ihren Urlaub dem liebsten Hobby verschrieben haben, beobachten aus verschiedenen Perspektiven die abgelegene Wolzmüller-Alm. Ein hervorragendes Doppelfernrohr verhilft ihnen zu tiefen Einblicken… sie sehen mehr, als gut für sie ist. Die Liebe des Ehepaares Schultheiss ist erkaltet, die beiden verspürten tiefe gegenseitige Verachtung füreinander, es existiert nur mühsam aufrecht erhaltene desinteressierte Höflichkeit. In einem der beiden reift ein tödlicher Plan.

Das ehemalige Bestatter Paar Ignaz und Ursel Grasegger wird durch Rainer Ganshagel ebenfalls in den Fall involviert, befolgt jedoch den gut gemeinten Rat der italienischen Mafia, die ihnen empfiehlt, die Finger von dieser hochbrisanten Sache auf der Alm zu lassen. Auch der gerissene österreichische Problemlöser Karl Swoboda erhält wird für einen neuen Auftrag in den Kurort beordert und sucht Kontakt zu den Graseggers.

Der Wolzmüller-Michl ist ein eigenartiger Kauz, der von manchen Einwohnern des Kurortes aufgrund seiner Zurückgezogenheit für geistig verwirrt gehalten wird. Der Sohn des ehemaligen Almbauers hat zwar trübe Augen, ist jedoch nicht dumm, sondern darüber hinaus noch ein begnadeter Maler. Er bringt bevorzugt Gesichter und Menschen zu Papier und hat ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Durch seine detaillierten Beobachtungen und Skizzen stellt er jedoch eine Bedrohung für die kriminellen Elemente in diesem Buch dar.

Zu guter Letzt wird dieser Mordfall auch von Seiten einer Mordwaffe beleuchtet – ein Klappspaten der Marke Gartenfreund erzählt seine Sicht der Dinge – und verhilft dem Leser zu tiefen und mörderischen Einsichten.

Jörg Maurers fünfter Fall beinhaltet zahlreiche Handlungsstränge, die nach und nach ineinander übergehen. Viele interessante Figuren bereichern die Szenen, altbekannte Protagonisten sind Hauptkommissar Jennerwein, sein Ermittlungsteam und berühmt-berüchtigte Figuren um und aus dem alpenländischen Kurort. Sogar der Papst hat in diesem Fall als „Knollennasiger mit schlohweißen Haaren“ kurze Auftritte in „Unterholz“ und der Humor kam auch in diesem Fall nicht zu kurz.

Der einnehmende und lockere Schreibstil mit der starken Einbindung des bayrischen Dialekts und der grandiosen Situationskomik haben mir ausgezeichnet gefallen. Durch die vielen verschiedenen Handlungsstränge erhielt das Buch einen durchgehend hohen Spannungsbogen. Im vorliegenden Fall erfährt man als Leser interessante Einzelheiten zu den Themen „Optografie“ und „Ophthalmologie“, und die unheilvolle Tätigkeit der sogenannten „Rothalsigen Silphen“ sorgte für unheimliches Schaudern. Die Charakterisierung der handelnden Figuren empfand ich als sehr gut gelungen, und das Wiedersehen mit den aus den Vorgängerkrimis bekannten Figuren sorgte in Kombination mit dem Kriminalfall für großes Lesevergnügen.

Ich kann „Unterholz“ aus der Feder des bayrischen Krimiautors Jörg Maurer jedem Liebhaber von Regionalkrimis als unterhaltsamen Kriminalroman mit sympathischem Ermittler, interessantem Plot und einer großen Menge Humor weiterempfehlen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, mich ausgezeichnet unterhalten und für spannende und zugleich auch amüsante Momente gesorgt. Ich freue mich bereits auf den sechsten Band dieser Reihe!

Veröffentlicht am 30.04.2018

„Ich mag sie, deine Miss Hanby!“

Mit Herz, Mut und Verstand
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„Ich mag sie, deine Miss Hanby!“

Mit ihrer aktuellen Neuerscheinung führt Rosslyn Elliott die Reihe um die Familie Hanby fort. Die Protagonistin Susanna Hanby ist eine intelligente und wissbegierige junge ...

„Ich mag sie, deine Miss Hanby!“

Mit ihrer aktuellen Neuerscheinung führt Rosslyn Elliott die Reihe um die Familie Hanby fort. Die Protagonistin Susanna Hanby ist eine intelligente und wissbegierige junge Frau auf dem Weg nach Westerville, wo sie in zwei Monaten mit ihrem Studium der Botanik beginnen und sich damit ihren großen Traum erfüllen wird. In dem friedvollen Städtchen Westerville leben auch Susannas Onkel und Tante – Will und Ann Hanby, bei denen sie die Zeit bis zu ihrem Studienbeginn zu verbringen beabsichtigt. Unterwegs besucht sie ihre Schwester Rachel, trifft jedoch lediglich auf deren brutalen und streitsüchtigen Ehemann George, der dem Alkohol verfallen ist. Rachel selbst ist spurlos verschwunden, ihre sechs Kinder wurden auf zwei verschiedene Waisenhäuser aufgeteilt. Außer sich vor Sorge und Angst informiert Susanna ihre Verwandten, und gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach den Vermissten. Wird es ihnen gelingen, die Kinder vor einer unwiderruflichen Trennung durch Adoptionen zu retten und ihre verschollene Mutter Rachel wiederzufinden?

Johann Giere ist ein deutschsprachiger Einwanderersohn und lebt in Columbus. Als einziger Sohn wird er in naher Zukunft die Brauerei seines Vaters erben, in der er bereits jahrelang mitarbeitet. Seine große Leidenschaft gilt jedoch seinem Nebenberuf – dem Journalismus. Johann fühlt sich durch die Erwartungen des Vaters, die Verkuppelungsversuche seiner wohlmeinenden Mutter und der übermäßig anhänglichen besten Freundin seiner beiden Schwestern immer mehr in die Ecke gedrängt. Die Aussicht auf eine hauptberufliche Karriere als Reporter einer New Yorker Zeitung scheint ihm die Erfüllung all seiner Wünsche und zugleich auch die Lösung seiner Probleme zu sein. Doch dann lernt Johann die bezaubernde Susanna Hanby kennen, die trotz ihrer anfänglich kratzbürstigen und starrsinnigen kühlen Distanz sein Herz im Sturm erobert. Wie wird Johann sich hinsichtlich seiner Zukunft entscheiden?

Rosslyn Ellliott hat es erneut geschafft, mich mit einem ihrer Romane zu verzaubern. Susanna ist eine äußerst vielschichtige und direkte Protagonistin, die kein Blatt vor den Mund nimmt, unerschrocken und manchmal auch zu impulsiv agiert. Der ruhige und besonnene Johann ist mit seiner bescheidenen, zuvorkommenden und mitfühlenden Art der ruhende Gegenpol in dieser Geschichte, sein tiefer und aufrichtiger Glaube und die Liebe zu Susanna haben mich tief berührt. Eine ganz besondere Freude bereitete mir das Wiedersehen mit Will und Ann Hanby, die mir bereits im ersten Band dieser Reihe sehr ans Herz gewachsen sind. Die beiden einfühlsamen und liebevollen Menschen setzten sich ihr ganzes Leben lang für Schwache und Unschuldige ein und treten in diesem Buch bereits als in die Jahre gekommene reife Persönlichkeiten auf. Ihr Glaube ist stark wie eh und je und sie vermitteln auch in der vorliegenden Geschichte auf liebevolle Art und Weise anderen Menschen Trost und Zuversicht. Die Autorin hat in ihrer Charakterzeichnung auch einiges Augenmerk auf die Nebenfiguren gelegt und dafür gesorgt, dass zwei Antagonisten ein klein wenig Spannung ins Spiel brachten.

Eines der Kernthemen dieses Romans ist der Kampf gegen den Alkohol mit all seinen tragischen Auswirkungen – sowohl innerhalb der Familien, als auch seitens Angehöriger des christlichen Glaubens. Damit verbunden beschreibt Rosslynn Elliott das Auseinanderreißen von Familien und die Tragödie, Geschwister voneinander zu trennen, die zunächst in Waisenhäusern ein erbärmliches Dasein fristen, und danach in verschiedene Adoptivfamilien vermittelt werden – ohne jegliche Hoffnung auf Wiedervereinigung. Die deutschen Einwandererfamilien in Ohio bekommen durch die fiktive Brauereifamilie Giere ein Gesicht und man erhält als Leser Einblicke in ihre Kultur und ihre Bräuche.

Das vorliegende Buch aus der Feder der christlichen Autorin Rosslyn Elliott bescherte mir allergrößtes Lesevergnügen und ich konnte diese in einnehmendem Schreibstil erzählte romantische Geschichte in vollen Zügen genießen.

„Mit Herz, Mut und Verstand“ hat mir ausgezeichnet gefallen!