Pensare fuori dagli schemi - in andere Richtungen denken!
Abschied auf ItalienischPensare fuori dagli schemi - in andere Richtungen denken!
„Als Ermittler sollte man immer über den Tellerrand der eigenen Logik hinausdenken können. Pensare fuori dagli schemi. Verbrechen sind unlogisch, ...
Pensare fuori dagli schemi - in andere Richtungen denken!
„Als Ermittler sollte man immer über den Tellerrand der eigenen Logik hinausdenken können. Pensare fuori dagli schemi. Verbrechen sind unlogisch, doch Verbrecher glauben, dass sie logisch handeln. Es kommt darauf an, die Zweifel zu spüren und zuzulassen, wenn die Antworten „zu“ einfach sind. Und das eine vom anderen zu unterscheiden.“ (Vito Grassi)
Der römische Commissario Vito Grassi wagt im ersten Band der Krimireihe von Andrea Bonetto einen Neuanfang und beantragt eine Versetzung zur Polizia di Stato in La Spezia, Ligurien. Das Haus in Levanto, das sein kürzlich verstorbener Vater Emilio liebevoll renoviert hat, wird Vitos neuer Wohnsitz. Emilio Grassis rechte Hand Antonella Solinas („Toni“) ist im Haus und im Olivenhain tätig. Sie denkt gar nicht daran, nach Emilios Tod auszuziehen - und schon hat der Commmissario auch noch eine Mitbewohnerin. Bereits unmittelbar nach seiner Ankunft wird Vito mit dem Fund einer weiblichen Leiche in einem leeren Tunnel konfrontiert. Capitano Bruzzone, der zuständige Ermittler der Carabinieri, hegt sichtlich keine Sympathien für den römischen Polizisten, der Gerichtsmediziner Dottore Andrea Penza ermöglicht Vito jedoch wichtige erste Einblicke und Erkenntnisse. Nach Vitos offiziellem Dienstantritt in der Questura von La Spezia wird eine weitere Leiche gefunden und nun ist Vito gefordert, sich in seinem neuen Arbeitsumfeld zu bewähren. Kompetenzgerangel, verbaler Schlagaustausch und politischer Druck erschweren die Ermittlungen, doch Vito ist ein guter Polizist, der sich mit seinem eigenwilligen Instinkt durchsetzt und sich niemals mit einfachen Antworten zufriedengibt. Unterstützt durch seine neue Vorgesetzte Quästorin Lilia Feltrinelle und mit Ispettore Marta Ricci an seiner Seite geht der neue Commissario jeder noch so kleinen Fährte nach und arbeitet dabei letztendlich auch mit den Carabinieri zusammen.
Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren ist dem Autor aus meiner Sicht sehr gut gelungen, deren glaubwürdige Darstellung erstreckt sich sowohl auf den Protagonisten, als auch auf die Nebenfiguren dieses Buches. Andrea Bonetto bringt interessante Persönlichkeiten in seine Geschichte ein. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem zynischen Vito Grassi. Vitos beruflicher Werdegang sowie seine in Rom lebende Ehefrau und die beiden erwachsenen Kinder werden kurz vorgestellt. Der sarkastische, oftmals launische und manchmal auch unfreundliche Protagonist bekommt keine Gelegenheit, sich in Ruhe in seinem neuen Umfeld in Ligurien einzuarbeiten. Er wird vielmehr sofort nach seiner Ankunft mit zwei Mordfällen konfrontiert. Durch sein schroffes Verhalten brüskiert der Commissario aus Rom nicht nur seine neuen Kollegen, auch Toni oder befragte Zeugen fühlen sich bisweilen durch seine Art vor den Kopf gestoßen. Doch Vitos neue Vorgesetzte stellt ihm eine sehr fähige junge Ispettore namens Marta Ricci zur Seite. Martas exotisches, jugendliches Aussehen und ihre empathische Art stellen besonders bei den Zeugenbefragungen eine willkommene Bereicherung dar. Mir hat besonders ihre unkomplizierte, selbstsichere und fröhliche Art gefallen. Die verschlossene und misstrauische Toni fungiert als einziges Bindeglied zu Vitos verstorbenem Vater, sie zeigt jedoch vor allem zu Beginn ein sehr reserviertes Verhalten. Mit dem skurrilen Gerichtsmediziner Dottore Andrea Penza betritt ein echtes Original den Schauplatz der Handlung. Der kleine, untersetzte Mann verfügt über Scharfblick und einen wachen Verstand, sein makabrer Humor und sein Hang zur Poesie bilden einen auffallenden Gegensatz zu seiner beruflichen Tätigkeit.
Der Schreibstil des Autors hat mir sehr gut gefallen. Ich begrüßte zudem die Einbindung zahlreicher italienischer Bezeichnungen und Ausdrücke, welche der Geschichte zusätzliche Authentizität verliehen. Darüber hinaus war ich tief beeindruckt von der lebendigen und bildhaften Beschreibung der ligurischen Landschaft, des Dorflebens sowie der Menschen in Vitos Umfeld.
Der Krimi bleibt durch einige Verwicklungen stets spannend und bereitete mir durch unerwartete Wendungen großes Lesevergnügen. Die Geschichte punktet durch die kleinen Macken des sympathischen und eigenwilligen Ermittlers sowie gewisser Nebenfiguren, bietet interessante Verstrickungen und ein beschauliches Setting im kleinen ligurischen Küstenstädtchen Levanto, mit Blick auf die malerische Schönheit der Cinque Terre. Eine echte Bereicherung stellt aus meiner Sicht auch die farbige Karte im Anhang dar, die einen detaillierten Überblick über die Schauplätze der Handlung gibt und hervorragend zur Orientierung beiträgt.
FAZIT: „Abschied auf Italienisch“ war ein richtiges Lesevergnügen! Der komplexe Kriminalfall, liebevoll ausgearbeitete Charaktere sowie der einnehmende Schreibstil des Autors haben mich ausgezeichnet unterhalten und mir sehr gut gefallen. Ich empfehle dieses Buch gerne weiter und sehe den nächsten Bänden dieser Reihe mit Commissario Vito Grassi mit hoher Erwartungshaltung und großer Vorfreude entgegen.