Profilbild von libri-amici

libri-amici

Lesejury Star
offline

libri-amici ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit libri-amici über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2018

Ohne ein Wort

Ohne ein Wort
0

Die Handlung dieses Psychothrillers dreht sich beinahe ausschließlich um das Verschwinden von Cynthias Familie. Eines Morgens, als sie aufwacht, sind Vater, Mutter und Bruder verschwunden. Und kehren nie ...

Die Handlung dieses Psychothrillers dreht sich beinahe ausschließlich um das Verschwinden von Cynthias Familie. Eines Morgens, als sie aufwacht, sind Vater, Mutter und Bruder verschwunden. Und kehren nie wieder zurück. Dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und Linwood Barclay hat daraus einen dermaßen spannenden Psychothriller fabriziert, dass es mir nicht gelungen ist, dieses Buch aus der Hand zu legen.

Die Frage nach dem „Warum“ und ob ihre Familie noch am Leben ist, beschäftigt Cynthia von ihrem 14. Lebensjahr an. Und je näher sie an die Geheimnisse von Damals rührt, in umso größere Gefahr begibt sie sich dabei.

Das Buch ist aus der Sicht von Cynthias Ehemann, Terry, erzählt, die Autorin benutzte dafür die Ich-Form. Kapitelweise sind Dialoge zwischen dem Mörder und einer weiteren Person eingeflochten, die jedoch bis zuletzt als „große Unbekannte“ gehandelt werden, deren Inhalte aber immer mehr zur Aufklärung dieses mysteriösen Falles beizutragen scheinen.

Barclay beginnt bereits mit einem sehr spannenden Einstieg in die Geschichte, indem er den Tag des Verschwindens genau schildert, die Spannung wird das ganze Buch über aufrecht gehalten und ein erstaunliches Finale mit eskalierender Gewalt und einigen unerwarteten Wendungen überraschen den Leser.

Barclays Protagonisten haben mich durch ihre gut entwickelte Persönlichkeit anhand detaillierter Charakterbeschreibungen beeindruckt. Bei den Nebenfiguren hätte ich mir jedoch mehr Tiefe erwartet, Grace und Rolly wie auch Tess, die immerhin eine nicht unbedeutende Rolle in diesem Plot spielen, blieben mir bis zum Schluss fremd und wenig glaubwürdig erschienen mir die Person des „Vince“ sowie Cynthias Vater. Der Gegensatz zwischen Denken und Handeln, zwischen dem, was sie als Personen darstellen und der Art, wie sie tatsächlich in der Geschichte agierten, war für mich unlogisch und nicht stimmig. Hierfür ziehe ich diesem ansonsten ausgezeichneten Psychothriller auch einen Stern ab.

Es handelt sich hierbei um ein Taschenbuch mit düsterem Cover. In den beiden Buchstaben „0“ befinden sich jeweils ein Mann und eine Frau, im „R“ ein kleinerer Mann. Ich nehme an, dies symbolisiert die verschwundene Familie, Vater, Mutter und Sohn. Die Einteilung in fünfzig Kapitel und die dazwischen auftretenden, kursiv gedruckten Dialoge zwischen dem Mörder und seinem Komplizen waren interessant gestaltet und trugen viel zur Übersichtlichkeit des Textes bei.

„Ohne ein Wort“ war im wahrsten Sinne des Wortes ein „Volltreffer“. Ein grandioser Psychothriller mit einer gehörigen Portion Spannung und genau dosiertem Thrill. Sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 17.04.2018

Nachtschrei

Nachtschrei
0

Jefferey Deavers Thriller beginnt mit einer idyllischen Szene inmitten des großartigen Marquette State Parks. Die Anwältin Emma Feldman vergönnt sich ein arbeitsfreies Wochenende, das sie mit ihrem Ehemann ...

Jefferey Deavers Thriller beginnt mit einer idyllischen Szene inmitten des großartigen Marquette State Parks. Die Anwältin Emma Feldman vergönnt sich ein arbeitsfreies Wochenende, das sie mit ihrem Ehemann Steven, einem Sozialarbeiter, sowie einer Freundin aus Chicago, in ihrem Ferienhaus am Lake Mondac verbringen wollen. Als ein edler Tropfen entkorkt ist, bemerkt Emma plötzlich ungewöhnliche Geräusche, und ehe Steven reagieren kann, werden die beiden von einem gedungenen Killerpärchen überfallen. Emma wird sofort getötet, Steven hat noch kurz Zeit, den Notruf auf seinem Mobiltelefon zu aktivieren, dann wird auch er erschossen. Die einzige Zeugin, Michelle, kann entkommen und flieht in das dicht bewaldete Gebiet des großen State Parks.

Die Polizeistation von Kennesha County geht dem abrupt beendeten Anruf von Steven Feldman nach – das Wort „Dies“, das dem Ermordeten noch gelungen ist zu übermitteln, machte den zuständigen Deputy stutzig. Kurzerhand kontaktiert er die tüchtige Polizistin Brynn McKenzie, die nicht unweit des abgelegenen Ferienhauses mit ihrem Ehemann Graham, dem gemeinsamen Sohn Joey und ihrer Mutter Anna, lebt. Brynn verspricht, sich die Sache näher anzusehen und begibt sich auf die Fahrt zum Lake Mondac. Beim Betreten des Hauses trifft sie jedoch ihrerseits auf die beiden Mörder und muss ebenfalls die Flucht ergreifen.

Das Hörbuch schildert in adrenalingeladenem, halsbrecherischem Tempo die abenteuerliche und gefährliche Flucht der beiden unterschiedlichen Frauen. Hart und Lewis scheinen nicht aufgeben zu wollen und einzig Brynns ruhige Voraussicht, ihre beruflichen Fähigkeiten und ihre Kenntnis der Umgebung ermöglichen es ihnen immer wieder, sich ihren Verfolgern zu entziehen.

Jeffery Deaver baut in seinen Plot zudem viele falsche Fährten und höchst interessante Wendungen ein, und mithilfe der wunderbar gezeichneten Protagonisten liefert er ein hoch spannendes Hörbuch. Man vermeint einige Male, die Identität des Drahtziehers zu kennen, muss dann aber immer wieder feststellen, dass der Autor es erneut geschafft hat, ein Trugbild zu schaffen.

Der talentierte Hörbuchsprecher Michael Hansonis schafft mit seiner wohlklingenden Stimme eine Atmosphäre, die besonders in brenzligen Situationen regelrechten Gänsehautfaktor besitzt.

Ausgezeichnetes Hörbuch, erstklassig vertont – und eine unbedingte Höchstbewertung von fünf Sternen!


Veröffentlicht am 17.04.2018

Morgen, Kinder, wird's was geben

Morgen, Kinder, wird's was geben
0

Im ersten Band der Alex-Cross-Reihe von James Patterson wird dem Leser der sympathische Protagonist vorgestellt. Dr. Alex Cross, ein Psychologe, der erst nach seiner Ausbildung und einer kurzen Praxiszeit ...

Im ersten Band der Alex-Cross-Reihe von James Patterson wird dem Leser der sympathische Protagonist vorgestellt. Dr. Alex Cross, ein Psychologe, der erst nach seiner Ausbildung und einer kurzen Praxiszeit in seinem Beruf zur Polizei kam, lebt in Washington D.C. und ist der stellvertretende Leiter der Washingtoner Kriminalpolizei. Gemeinsam mit seinem Partner, Detective John Sampson, wird er zu einem Mordfall gerufen, bei dem eine Mutter und ihre Tochter schrecklich verstümmelt und ermordet wurden. Der kleine, dreijährige Sohn der Frau wird ebenfalls tot aufgefunden, und Alex Cross schwört sich bei diesem traurigen Anblick, dieses Verbrechen aufzuklären.

Kurze Zeit später entführt ein Lehrer einer Privatschule zwei Kinder prominenter Eltern. Michael, der Sohn des Finanzministers, wird bald danach tot aufgefunden, das zweite Kind, Maggie Rose, bleibt jedoch verschwunden. Es kommt zu einer Lösegeldforderung, bei der Alex Cross die Übergabe vornehmen soll, doch die Sache gerät aus dem Ruder …

Um nicht allzu viel über den Inhalt zu verraten und somit die Spannung vorweg zu nehmen, möchte ich nicht näher auf die Handlung dieses Buches eingehen. James Patterson liefert mit den beiden Ermittlungsfällen eine spannende Ausgangsbasis für den Einsatz seines genialen Ermittlers. Er führt den Leser bisweilen durch gut gelegte Fährten in die Irre, hält den Spannungsbogen konstant auf hohem Niveau und seinen Schreibstil kann man durchwegs als fesselnd bezeichnen.

Ich habe die Lektüre dieses Thrillers über alle Maßen genossen und nahm durch die sehr gut gezeichneten Protagonisten dieses Romans aktiv am Geschehen teil. Die Auflösung des Falles war eine große Überraschung für mich und ich werde diese Reihe um Dr. Alex Cross weiterhin aufmerksam verfolgen.

Ich freue mich schon auf das nächste Buch von James Patterson!


(Rezension zur Printform)

Veröffentlicht am 17.04.2018

Magus. Die Bruderschaft

Magus Die Bruderschaft
0

„Magus“ beginnt mit dem Blick durch das Fadenkreuz eines Killers und endet auch genauso. Was zu dieser Situation führte ist Inhalt dieses Thrillers von Arno Strobel.

Es ist die Geschichte eines Geheimbundes, ...

„Magus“ beginnt mit dem Blick durch das Fadenkreuz eines Killers und endet auch genauso. Was zu dieser Situation führte ist Inhalt dieses Thrillers von Arno Strobel.

Es ist die Geschichte eines Geheimbundes, der sogenannten „Simonischen Bruderschaft“, die zielstrebig und durch gründliche Planung nur ein einziges Ziel anstreben: die Weltherrschaft zu übernehmen. Nicht durch Umstürze oder Kriege, sondern durch das Einschleusen von Priestern aus ihren Reihen, die sie bereits im Jungenalter rekrutiert und in eigenen Internaten für ihre Aufgaben ausgebildet hatten. Infiltration, Manipulation und Zeit – mit diesen drei „Waffen“ erreicht dieser Geheimbund beinahe sein Ziel …

Arno Strobel hat seine Idee ausgezeichnet umgesetzt. In umfassenden Rückblenden, durch Datum und Ortsangabe sehr übersichtlich gestaltet, erhält der Leser Einblick in die verschiedenen Stadien dieses globalen Plans. Ich konnte quasi die „Geburt“, den Grundgedanken bis hin zur letzten Konsequenz, dem Anschlag auf den neu gewählten Papst, rekonstruieren und hautnah mit verfolgen. Einzig die Herkunft der „Gründer“ hat mir einen schalen Nachgeschmack hinterlassen. Wieder einmal durften die Nazis die Bösewichte verkörpern und ein wenig zu oft wurden das Naziregime und seine Schrecken in diesem Buch erwähnt. Allein das große Thema „Katholische Kirche“ mit den erstaunlich detaillierten Erläuterungen über interne Vorgänge im Vatikan wäre zusammen mit dem Entstehen der Bruderschaft seitenfüllend gewesen.

Die bereits erwähnte Szene des Attentats, die Anfang und Ende des Buches einläutet, hat Strobel nicht nur textlich, sondern auch in der Cover-Gestaltung durch den Verlag gewählt. Ein sehr aussagekräftiges Element – denn dieser Anschlag könnte die jahrelangen, wenn nicht jahrzehntelangen Bemühungen der gefährlichen Bruderschaft zunichtemachen. Durch die Festnahme des Täters und seine Übergabe wichtiger Dokumente an Bischof Corsetti gelangt jener in Besitz des kostbarsten Schatzes der Bruderschaft: die Simonischen Tagebücher. Dort wird die Entwicklungsgeschichte dieser Verschwörung Wort für Wort wieder gegeben ... und der Leser darf gemeinsam mit dem Bischof in die Geschichte eintauchen, die diese Tagebücher erzählen.

Der Autor hat mit diesem Buch keinen Thriller geliefert, bei dem Verfolgungsjagden den Leser den Atem anhalten lassen. Er zieht hier vielmehr die Fäden im Hintergrund, lässt die Dinge ihren geordneten Lauf gehen und greift in den richtigen Momenten ein. Worauf lange hin gearbeitet wurde, scheint im Moment, als ein zielstrebiges Mitglied der Bruderschaft es ganz an die Spitze schafft, endlich in Erfüllung zu gehen. „Habemus Papam – Wir haben einen neuen Papst“ – ist das der Anfang vom Ende? Ein großartiger Einblick in den innersten „Kreis“ der Kirche mit Andeutungen über die Finanzgebaren, innere Machtkämpfe, Machenschaften und einer Truppe von Männern, die jederzeit zu etwaigen „Problemlösungen“ bereit stehen. Wie gesagt: Andeutungen, keine konkreten Aussagen. Dennoch genug, um dem Leser den Eindruck zu vermitteln, dass auch hier „mehr“ hinter der Fassade existiert, als man vermutet.

Bei der Geschichte der Simoner empfand ich das Thema „Nazis“ ein wenig zu dominierend. Auch die Schilderungen der teilweise sehr brutalen Szenen waren mir zu blutrünstig. Strobel bringt die Allmacht der Gründerväter dieser Bruderschaft unter anderem durch Methoden wie Einschüchterung, Drohungen, Erpressung und Mord zum Ausdruck. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass nur ein einziger Kandidat dieser ausgewählten Jugendlichen seinem Gewissen folgt und während des Theologiestudiums und der Rekrutierung zum Simoner seine Prioritäten setzt - und verweigert. Die unausweichliche Folge, die allen Kandidaten klar ist, ist sofortige Eliminierung, Mord. Doch es sind allesamt charakterstarke, junge Männer, die zudem tief gläubig sind. Hier erkenne ich einen winzigen Widerspruch …

Das Thema „Macht“ und der Missbrauch dieser Macht wurden von Strobel sehr anschaulich beschrieben. Der Umgang des „Obersten Simoner“ mit seiner Frau, seinem Zu-Tode-Quälen des eigenen Kindes und die Schilderungen einiger brutaler Handlungen habe ich als sehr heftig empfunden. Sie verdeutlichen aber, was Strobel damit ausdrücken wollte. Nichts destotrotz möchte ich eine Szene zitieren, ein Rückblick des Papstes, der in diesem Thriller in drei verschiedenen Varianten erzählt wird - hier die wahre, unbeschönigte Version: „Er war zum mächtigsten Mann der Welt geworden. Er sah sich selbst noch einmal an der Hand des Vaters aus den Trümmern steigen, sah diesen jüdischen Jungen aus dem zerstörten Geschäft kriechen und Hilfe suchend auf sie zulaufen. Das grinsende Gesicht seines Vaters, als er ihm die Pistole hinhielt. Und dann dieses unvergleichliche, unbeschreibliche Gefühl, als er, der dreijährige Kurt, diese Waffe nahm. Als er sie, geführt vom starken Arm seines Vaters, an den Kopf des Jungen hielt und abdrückte. Damals hatte er nicht gewusst, was es war, das ihn daran so sehr faszinierte. Einige Jahre später war es ihm klar geworden: Macht! Nie wieder konnte etwas auch nur annähernd einen solchen Rausch in ihm entfachen.“

Sätze wie diese lassen mich beim Lesen schaudern. Und sie lassen mich zudem nicht nur die Gräuel dieser unseligen Zeit begreifen, sondern auch, wie gefährlich am Abgrund wir stehen, wenn Wahnsinnige in der Fassade des gesetzestreuen Bürgers, des Priesters, Bischofs oder Kardinals, an die Macht kommen. Wie zerbrechlich im Grunde unsere „heile Welt“ ist, wie abgrundtief böse das Handeln eines Menschen sein kann.

Bei den Hauptfiguren dieses Buches bin ich ein wenig im Zwiespalt. So grandios gezeichnet der Charakter des Protagonisten Friedrich von Keipen ist, so mangelhaft kam mir im Gegenzug die Beschreibung der Ehefrau vor. Strobel erzählt Friedrich von Keipens Lebensgeschichte in allen Details, lässt auch die Emotionen und Beweggründe nicht zu kurz kommen und vermittelt mithilfe einiger Dialoge mit seinem Gönner Hermann von Settler die überragende Intelligenz dieses Jungen. Seine Intelligenz, aber auch die erbliche Belastung, die sich im Verlauf des Buches in Wahnvorstellungen äußern wird. Evelyn Geimer, die junge Lehrerin, die durch Erpressung und Morddrohungen gegen ihre Eltern dazu gezwungen wird, Von Keipen zu ehelichen, wird als charakterschwach und hilflos gezeichnet. Woher diese Frau stammt, wie sie zur Bruderschaft gestoßen und Ausbilderin der rekrutierten Jungen wurde, aber auch ihr persönlicher Hintergrund – das alles wird mit keinem Wort erwähnt.

Meines Erachtens hätte Strobel viel mehr aus diesem Charakter machen können, hier fand ich einfach keinen richtigen Zugang zu ihr. Evelyns Aufschrei und der Gedanke daran, diesen bösartigen Mann zu verlassen, kommt spät, zu spät. Erst nach dem brutalen Quälen seines jüngeren, schwächlichen Sohnes Franz, der aufgrund der Torturen, die ihm sein Vater beibringt, stirbt, bringt sie zur Besinnung. Jede Mutter muss spätestens hier an diesem Punkt mit einem empörten Aufschrei reagieren. Evelyn erträgt nicht nur stumm die seelischen Qualen, sondern lässt sich ohne Aufmucken von ihren Kindern trennen, lässt sich bevormunden und wird zu einer Befehlsempfängerin und reinen Lust- und Gebärmaschine degradiert. Wahrlich – hier hätte ich mir sehr viel mehr von einer intelligenten Lehrerin erwartet.

Hermann ist der ältere Bruder und potentielle Nachfolger von Friedrich, dem Magus der Bruderschaft. Seine Person wird zwar nicht sehr ausführlich, aber dennoch überzeugend dargestellt. Die Bewunderung und Anerkennung der Allmacht des Vaters wird durch das hautnahe Miterleben vom Tod des Bruders rapide gewandelt. Hermann empfindet ab sofort nur noch abgrundtiefen Hass auf den Vater und schwört Rache. Einige Nebenfiguren werden namentlich erwähnt, charakterlich beschrieben, verleihen im Buch ihren Gedanken und Meinungen Ausdruck und runden das Bild ab.

Beim Cover dieses Taschenbuchs handelt es sich um ein sehr aussagekräftiges Foto eines Papstes im Visier der Mordwaffe – was den Einstieg und zugleich auch das Ende dieses Buches versinnbildlicht. Genialer Gedanke, klasse Ausführung!

Dieser Thriller beinhaltet ein großes Geheimnis, das es zu lösen gilt. Man durchlebt mit dem Autor die Auswirkungen der Nazizeit, schnuppert die Luft des Vatikans und erhascht einige Seitenblicke in Abgründe, wo man niemals welche vermutet hätte. Für interessierte Leser des Spannungsromans absolut zu empfehlen.


Veröffentlicht am 17.04.2018

Level 9

Level 9
0

Frank Balenger, ein ehemaliger Ranger im Golfkrieg mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom, hat gemeinsam mit seiner Lebensgefährtig Amanda die Schrecken des Paragon Hotels überlebt, bei weitem aber ...

Frank Balenger, ein ehemaliger Ranger im Golfkrieg mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom, hat gemeinsam mit seiner Lebensgefährtig Amanda die Schrecken des Paragon Hotels überlebt, bei weitem aber noch nicht überwunden (hier bezieht das Buch sich auf den Vorgängerroman von David Morrell „Creepers“).

Im Zuge einer generalstabsmässig geplanten und mit Schauspielern überzeugend dargestellten Szenerie gelingt es einem psychopathischen Computerspiele-Entwickler, Amanda und vier weitere Personen zu betäuben und zu entführen. Alle Entführungsopfer haben eines gemeinsam: sie sind Überlebenskünstler und stellten dies in der Vergangenheit unter extremsten Bedingungen und Lebensgefahr unter Beweis. Und sie haben genau vierzig Stunden Zeit, das „Spiel“ zu gewinnen – ein Spiel, das für sie alle tödlich enden kann.

David Morrell versteht es, die Spannung gleich zu Beginn des Buches aufzubauen und steigert sie bis zum Ende des Buches. Das Ziel des Entführers ist einfach, jedoch arbeitet er mit sehr vielen Fährten und versteckten Hinweisen, dessen Auffinden und Verfolgen dem Leser zum reinsten Vergnügen gereichen.

Mir hat der prägnante Schreibstil des Autors gefallen - nicht zu lange und verschachtelte Sätze. Die Beschreibungen von Landschaft und Situation sind so eindrucksvoll, dass man beim Lesen die unbarmherzige Trockenheit am Tag, die grausame Kälte in der Nacht wie auch den Hunger und Durst der Flüchtenden zu spüren meint. Morrell zeichnet jede Szene mit liebevollen Details, neigt aber keineswegs dazu, sich dadurch zu verzetteln.

Durch die Vorgabe der vierzig Stunden, die den Geiseln Zeit blieb, das tödliche Spiel zu lösen, hört man als "Beinahe-Mitspieler" die Uhr ticken und ist versucht, die Protagonisten zur Eile anzutreiben. Mir hat der Schreibstil dieses Autors bereits bei seinem Vorgänger "Creepers" gefallen und ich wurde auch hier nicht enttäuscht. Morrell schafft es ein weiteres Mal, mich mit seinem Spannungsaufbau von Beginn an von seiner Geschichte zu begeistern und ich fühlte mich wie eine Mitspielerin dieses tödlichen Spiels, die sicher abgeschirmt von den turbulenten Abenteuern und tödlichen Bedrohungen auf ihrer Lesecouch sitzt.

Morrell lässt den Psychopathen seine Opfer geschickt auswählen und durch die Allmacht des Gamemasters sind sie gezwungen, sich gegenseitig ihre schlimmsten Ängste und Erlebnisse einzugestehen. Der Entführer sucht sich regelrechte Überlebenskünstler aus, die er interessant und vielschichtig zeichnet. Er jongliert auch mit Ängsten und es gelingt ihm dabei, den Druck auf die Psyche der einzelnen Personen innerhalb der festgesetzten Frist gekonnt darzustellen.

Die Protagonisten müssen sich wie schon in der Vergangenheit auch in der neuen Situation bewähren, finden wieder Extrembedingungen vor und es kommt nicht nur angesichts der vielen Bedrohungen von außen auch zu Konflikten innerhalb der kleinen Gruppe. An Bethany, die dem immensen Druck nicht standhält, wird ein Exempel statuiert und Morrell veranschaulicht dessen Auswirkungen auf die einzelnen Mitspieler. Er zeichnet sehr wohl auch Schwarz-Weiss, jedoch geht er dabei auf den Hintergrund, die Motive der Handlungen ein, die im Leser Verstehen bzw. Verständnis für die Handlung wecken. Angesichts der Relation zwischen ereignisreichem Plot und Seitenanzahl ist es Morrell jedoch nicht möglich, die Personen noch detaillierter zu zeichnen – und an diesem Punkt vermisse ich ein wenig ihre Vorgeschichten. Der Grund ihrer Auswahl, die dramatischen Vorfälle und ihr Überleben in Extremsituationen, wird zwar angeführt, aber zum Aufbau von Sympathie und dazu, sich mit den Personen noch mehr zu identifizieren, wird eine Spur zu wenig über sie erzählt.

Das vorliegende Taschenbuch hat ein Cover, das farblich an den Vorgänger „Creepers“ erinnert. Mich irritieren jedoch die durch ein Nachtsichtgerät betrachteten flüchtenden Personen zwischen Bäumen – im gesamten Handlungsverlauf kommt es zu keiner solchen Szene. Im Gegenteil – es ist einige Male von der weiten Sicht in dem Gebiet die Rede. Lediglich Frank Balenger, der zuletzt in das gefährliche Spiel einsteigt, bewegt sich kurzfristig in solcher Umgebung.

Fazit: Für mich als Thriller-Fan war "Level 9" ein aufregendes Abenteuer, in das ich tief eintauchen und das ich hautnah miterleben durfte. Erstklassiger Thrill, guter Spannungsaufbau, sorgfältig recherchierte Hintergründe und keine großen Überraschungen, aber dennoch ausgezeichnet konstruierte Szenen.