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Veröffentlicht am 27.12.2021

Liebe, skrupellose Machtgier und Angst – Willkommen in der Familie Borgia!

Im Schatten des roten Stieres
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Liebe, skrupellose Machtgier und Angst – Willkommen in der Familie Borgia!

„Tja, liebe Alessia, die Frauen unserer Familie sind nur Spielfiguren im politischen Machtkampf des Papstes und Cesares.“ (Lucrezia ...

Liebe, skrupellose Machtgier und Angst – Willkommen in der Familie Borgia!

„Tja, liebe Alessia, die Frauen unserer Familie sind nur Spielfiguren im politischen Machtkampf des Papstes und Cesares.“ (Lucrezia Borgia)

Erst nach dem Ableben seiner spanischen Mutter erfährt der bekannte römische Advokat Alvaro de Salvatierra, dass er einem außerehelichen Liebesverhältnis mit Rodrigo Borgia, dem Papst Alexander VI, entstand. Während die anderen Kinder des Papstes - Juan, Herzog von Gandia, Jofré, Prinz von Squillace und Lucrezia, Herzogin von Pesaro, die Existenz eines weiteren Bruders mit stoischer Gelassenheit aufnehmen, reagiert sein Erstgeborener Cesare, Herzog von Valentinois und Erzbischof von Valencia, mit Ablehnung und Hass. Cesare personifiziert die Einstellung, das Denken und Handeln dieser skrupellosen Renaissancefamilie. Die Borgias zeigen in ihrem politischen Streben nach Einfluss, in ihren Intrigen und ihrer unerschöpflichen Machtgier keinerlei Skrupel, was auch die fünfzehnjährige Tochter Alvaros bald schmerzlich erfahren muss. Alessia Bertorelli de Salvatierra ist Alvaros einziges Kind, sie besitzt eine liebenswürdige bescheidene Art, ein einnehmendes Äußeres und ihr wurde eine gute Ausbildung zuteil. Alessia hält an ihrer ersten großen Liebe fest - dem gutaussehenden, aber völlig mittellosen Maler Giacomo di Luna. Sie ahnt nichts von den ehrgeizigen Plänen der Borgias, welche ihre weiblichen Familienmitglieder geschickt als Schachfiguren im Spiel um Macht und politischen Einfluss einsetzen. Alessias erhofft sich Unterstützung durch ihre liebevolle Mutter Lea, doch ein dunkles Geheimnis aus deren Vergangenheit scheint diese einzuholen. Als plötzlich ein von Hass- und Rachegedanken zerfressener Feind aus längst vergangenen Zeiten auftaucht, befindet sich die ehemals glückliche kleine Familie de Salvatierra mitten im Zentrum eines Orkans, der sie vollständig zu zerstören droht.

Da ich das Wappenzeichen der päpstlichen Familie – den grasenden roten Stier auf goldenem Hintergrund – zuvor nicht kannte, erfuhr ich erst im Klappentext sowie in der Leseprobe, dass dieser historische Roman aus der Feder von Sylvia Klinzmann sich mit einer der mächtigsten Adelsfamilien Italiens befasst. Angesiedelt im Vatikan Ende des fünfzehnten Jahrhunderts durfte ich in die schillernde Welt der Borgias eintauchen und sowohl Rodrigo Borgia alias Papst Alexander VI, als auch seine Kinder kennenlernen. Das Leben im Einflussbereich des Vatikans ist zwar geprägt von unermesslichem Reichtum und Luxus, es dominieren jedoch Sittenverfall, Verderbtheit und Lasterhaftigkeit. Auch das schamlose Verhalten des Heiligen Vaters sorgt für Unmut, ein fanatischer Dominikanermönch aus Ferrara hält in seinen Predigten flammende Reden und plädiert gemeinsam mit seiner wachsenden Anhängerschaft für eine Reform der katholischen Kirche.

In äußerst einnehmendem Schreibstil, mit akribisch recherchierten historischen Fakten, einer bildhaften Beschreibung von Örtlichkeiten und Situationen sowie hervorragend charakterisierten handelnden Figuren brachte die Autorin mich dazu, wie gebannt zwischen den Buchseiten zu verweilen - es fiel mir ehrlich gesagt schwer, mich zwischendurch davon zu lösen. Durch das große Geheimnis der Familie de Salvatierra und den gefährlichen Intrigen der Borgias wird ein nicht unerheblicher Spannungsfaktor ins Geschehen eingebracht. Das zutiefst verabscheuungswürdige Verhalten der Borgias sowie Alessias unglückliche Liebe zu ihrem Giacomo bringt starke Emotionen in die Handlung. Durch das ausgezeichnete Personenregister auf den ersten Seiten des Buches fand ich mich rasch unter den zahlreichen Familienmitgliedern zurecht, eine hilfreiche Begriffserklärung italienischer Ausdrücke und Redewendungen findet sich im Anhang des Buches.

Fazit: „Im Schatten des roten Stieres“ präsentierte sich mir als eindrucksvoller, fesselnder und vollständig überzeugender historischer Roman, den ich nicht mehr aus der Hand legen mochte, ein Buch, das ich von der ersten, bis zur allerletzten Seite in atemloser Spannung regelrecht inhalierte. Sylvie Klinzmann besitzt die Gabe, ihre Leser zu fesseln, mit auf eine Reise in längst vergangene Zeiten zu nehmen und sie die Geschicke dieser italienischen Adelsfamilie Borgia hautnah miterleben zu lassen.

Begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.12.2021

Ich spüre, dass eine neue Zeit anbricht. Und ich kann es kaum erwarten, sie in meinem Sinn zu lenken. (Paul-Friedrich von Falkenbach)

Die Wege der Söhne
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Ich spüre, dass eine neue Zeit anbricht. Und ich kann es kaum erwarten, sie in meinem Sinn zu lenken. (Paul-Friedrich von Falkenbach)

Im vierten Band der Falkenbach-Saga befindet sich Wilhelm Lehmann ...

Ich spüre, dass eine neue Zeit anbricht. Und ich kann es kaum erwarten, sie in meinem Sinn zu lenken. (Paul-Friedrich von Falkenbach)

Im vierten Band der Falkenbach-Saga befindet sich Wilhelm Lehmann nach seinem Schlaganfall bereits auf dem Weg der Genesung, die Beziehung zu seinem verantwortungslosen und egoistischen Sohn Leopold scheint sich ebenfalls gebessert zu haben.

Paul-Friedrich von Falkenbach hütet dunkle Geheimnisse und versteht es wie gewohnt geschickt, jede Situation unter Kontrolle zu haben.

Ferdinand Lehmann ist es durch einen klugen Schachzug gelungen, befördert und zugleich endlich aus der verhassten Wehrmacht entlassen zu werden. Sein Hauptaugenmerk liegt zukünftig darauf, Waffen für das Deutsche Reich zu produzieren – ein Vorhaben, das nicht bei allen Familienmitgliedern Zustimmung findet.

Wilhelmine von Falkenbach hat von ihrem Vater endlich die Erlaubnis bekommen, ihren großen Traum zu verwirklichen und an Springturnieren teilzunehmen. Sie widmet sich mit großer Leidenschaft dem Training und genießt darüber hinaus ihr Liebesglück mit Martin Reinders. Dadurch bringt sie jedoch die gesamte Familie in allergrößte Gefahr. Denn Martin ist ein gesuchter Kommunist und Feind des Reiches, um dessen Versteck einzig Wilhelmine und Gustav wissen.

Die Autorin versteht es, den Leser durch die zum Teil gefährlichen Handlungen der Familienmitglieder sowie die allgegenwärtige Präsenz der Schreckensherrschaft der Nazis in Atem zu halten. Der Spannungsbogen wird auf diese Weise das ganze Buch hindurch konstant hochgehalten. Durch ihr besonnenes und geschicktes Taktieren tragen Paul-Friedrich von Falkenbach und Wilhelm Lehmann immer wieder dazu bei, die einzelnen Mitglieder ihrer Familien zu beschützen. Doch in einigen Fällen scheint sich die Schlinge um den Hals bestimmter Personen enger zu ziehen.

Die Handlung ist im Jahre 1938 angesiedelt, als Schauplatz fungieren das Anwesen derer von Falkenbach und ihr engstes Umfeld, der Ort Bernried bei München. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat, welches die im Anschluss geschilderte Situation sehr gut getroffen hat. Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz und widmen sich abwechselnd den verschiedenen Figuren der Handlung.

Das Gedankengut der Nationalsozialisten scheint schleichend einzelne Familienmitglieder zu beeinflussen, was mit entsprechenden Konflikten einhergeht. Im Epilog tauchen schließlich zwei Schlüsselfiguren aus den Vorgängerbüchern auf, welche den von Falkenbachs und Lehmanns schaden wollen. Sie stehen kurz davor, eine unheilvolle Allianz mit einem Mitglied einer dieser Familien einzugehen. Dieser kurze Ausblick lässt bereits ahnen, dass es dem nächsten Band an schicksalhaften Ereignissen, gefährlichen Situationen und Spannung nicht mangelt.

Die Autorin punktet erneut mit einem Familienstammbaum in Form eines Lesezeichens, welches man stets als hervorragende und optisch ansprechende Orientierungshilfe zur Hand nehmen kann. Ein weiteres Lesezeichen informiert über sämtliche bisher erschienene Bände. Das wunderschöne malerische Buchcover stellt wie gewohnt einen regelrechten Blickfang dar und animiert dazu, dieses Buch zur Hand zu nehmen und sich in den Klappentext zu vertiefen.

Wie bereits die drei Vorgängerromane hat mich auch das vorliegende Buch ausnehmend gut unterhalten und mir ein äußerst unterhaltsames und spannendes Lesevergnügen bereitet. Der einnehmende, flüssige Schreibstil und authentische Charaktere runden den positiven Gesamteindruck ab.

„Die Wege der Söhne“ hat mir ausgezeichnet gefallen, ich freue mich bereits auf die Fortsetzung dieser Geschichte.

Begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung von mir!

Veröffentlicht am 30.08.2021

Mamma ti voglia bene – Mama hat dich lieb!

Parted Hearts
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Mamma ti voglia bene – Mama hat dich lieb!

Ein Brief im Nachlass ihres verstorbenen Vaters sowie ein Anhänger in Form eines halben Herzens konfrontieren die völlig erschütterte Stella Lehmann mit der ...

Mamma ti voglia bene – Mama hat dich lieb!

Ein Brief im Nachlass ihres verstorbenen Vaters sowie ein Anhänger in Form eines halben Herzens konfrontieren die völlig erschütterte Stella Lehmann mit der schockierenden Tatsache, dass ihre vermeintlich lange verstorbene Mutter noch am Leben ist. Obgleich die junge Frau aus Köln kurz vor der Hochzeit mit ihrem Verlobten Jonas steht, bricht sie sofort nach Italien auf. Stella beginnt mit ihren Nachforschungen in Alassio an der italienischen Riviera, jenem Ort, an welchem ihre Mutter in ihrer Jugendzeit gelebt hatte. Eine gutaussehende Zufallsbekanntschaft namens Matteo ist Stella dabei behilflich, das Geheimnis um ihre Herkunft zu lösen und begleitet sie auf ihrem turbulenten Weg. Doch der sympathische und attraktive Italiener bringt darüber hinaus auch ihre Gefühle in Aufruhr. Und plötzlich erscheint Stella eine Rückkehr nach Köln in ein sorgenfreies und sicheres Leben mit ihrem Verlobten, der kaum Zeit für sie hat und sie permanent unter Druck setzt, nicht mehr allzu verlockend…

Sowohl der Klappentext, als auch einige Rezensionen zu diesem Buch, verheißen eine locker-leichte Urlaubslektüre, eine Prise Familiengeheimnis und eine romantische Liebesgeschichte. Sylvie Klinzmann ist es gelungen, all diese Komponenten zu einer unterhaltsamen Geschichte zu vereinen. Eine bildhafte Beschreibung der Landschaft sowie eine Vielzahl italienischer Begriffe, die man im Anhang in einem Glossar nachschlagen kann, versetzen den Leser in diesen kleinen Küstenort nach Ligurien. Die Autorin schildert abwechselnd die Ereignisse in Alassio im Jahre 1986, und jene in der Gegenwart. Jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, der den Leser bei der Stange hält und dazu beiträgt, die Spannung aufrecht zu halten. Berührende Schicksale, unerwartete Wendungen und die Schuld vergangener Tage, kombiniert mit interessanten Charakteren und einem saloppen Sprachstil machten diesen Roman zu einem Pageturner.

FAZIT: „Parted Hearts“ ist eine ideale Lektüre für den Urlaub oder für ein paar amüsante Stunden auf der Lesecouch. Das unterhaltsame Buch garantiert kurzweiliges Lesevergnügen und wartet mit einer interessanten Familiengeschichte und einem großen Geheimnis auf, das im Verlauf der Seiten erst langsam enthüllt wird.


Veröffentlicht am 21.08.2021

Die Geschichte einer lebensverändernden Zugfahrt

Engelspost
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Die Geschichte einer lebensverändernden Zugfahrt

„Mein Name ist Palomina. Ich fahre von einem Waisenhaus in ein anderes, weil sie kein Bett mehr für mich haben.“

Ein kleines, fünf Jahre altes Waisenkind ...

Die Geschichte einer lebensverändernden Zugfahrt

„Mein Name ist Palomina. Ich fahre von einem Waisenhaus in ein anderes, weil sie kein Bett mehr für mich haben.“

Ein kleines, fünf Jahre altes Waisenkind wird im Jahre 1913 mit einer 50 Cent-Briefmarke frankiert und per Zug verschickt. Ein desinteressierter Postbeamte, dem die grundlegendsten Bedürfnisse dieses Kindes gleichgültig sind, begleitet sie auf ihrem langen Weg vom Waisenhaus in New York City bis nach New Mexico. Die schmutzige und ärmliche Erscheinung des Mädchens wird von ihrer Liebenswürdigkeit, ihrem klaren und tiefgründigen Blick und einem außergewöhnlichen Verhalten wettgemacht. Die überquellende Freude des Kindes angesichts der Schönheit der Natur und ihre Bescheidenheit berühren die Herzen einiger Mitreisenden.

„Wie ist es möglich, dass ein so kleines Wesen Neid, Angst, Missgunst und Feindschaft mit einem Mal die Wucht nehmen kann und stattdessen erhabene Gefühle auslöst?“

Palomina blickt hinter die Fassaden der Menschen, geht vorurteilsfrei auch auf Angehörigen anderer Ethnien zu, kommuniziert liebevoll und mit großer Herzenswärme, lässt sich völlig offen und interessiert auf neue Perspektiven ein, spürt die Einsamkeit anderer und besitzt sogar in der Interaktion mit Tieren besondere Fähigkeiten.

Mit Eliott White betritt ein gerissener Betrüger und Lügner den Zug, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Reisenden um ihre Wertgegenstände zu erleichtern. Seine Skrupellosigkeit veranlasste den gewissenlosen Gauner in seiner Vergangenheit zu einer schrecklichen Tat, die ihn bis zum aktuellen Tag nicht mehr losgelassen hat. Als Eliott White in diesem Zug auf die kleine Palomina trifft, erschüttert ihn diese Begegnung bis ins Innerste.

„Was habe ich nur getan? Hat jemand wie ich einen Neuanfang verdient? Ich war lange Zeit nichts wert. Lange Zeit lebte ich wie ein Wurzelstock im Dunkeln. Aber Palomina legte mein Herz frei und machte aus mir einen wahrhaftigen Menschen.“

Die Lebensgeschichte des Betrügers Eliott White wird durch ein Interview im Radio publik gemacht. Es ist für den alten Mann die Möglichkeit, sich von einer schweren Last zu befreien, seine vergangenen Sünden öffentlich zu bekennen, aber auch auf das Positive in seinem Leben hinzuweisen. Die poetische Sprache, eindrucksvolle Charaktere und malerische Beschreibungen der Landschaft, welche der Zug passiert, aber auch ganz besondere zwischenmenschliche Begegnungen, machten diese Lektüre zu einem reinen Lesevergnügen. Die vielen kurzen Kapitel verdienen es, mit Genuss und Bedacht gelesen und regelrecht genossen werden. Doch angesichts der Faszination, die dieses Kind auch auf den Leser ausübt, ist man versucht, tief berührt und völlig gefesselt durch die Seiten zu hasten. Die kleine Palomina ist eine Waise ohne Zukunft, unschuldig und völlig auf sich alleine gestellt. Es ist der Autorin aufs Vortrefflichste gelungen, dem Leser die Einzigartigkeit dieses Kindes nahezubringen. Obgleich sie von einigen hochmütigen Mitreisenden verachtet, gemieden und als „Gesindel“ bezeichnet wird, gewinnt Palomina in Eliott White einen Fürsprecher und Beschützer. Es war wunderschön, die allmähliche Annäherung zwischen den beiden, als auch die charakterliche Veränderung des Eliott White mitzuverfolgen und den Zauber dieses Kindes ebenfalls zu spüren.

Menschenhandel, Ungerechtigkeit, Verachtung und Benachteiligung sind ebenso Themen dieses Buches wie das harte Leben eines Waisenkindes Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts sowie die Tatsache, dass es für einen bestimmten Zeitraum im Jahre 1913 üblich war, Kinder wie ein Stück Ware postalisch zu transportieren.

Iris Muhl ist die Umsetzung dieser auf Tatsachen beruhenden Geschichte hervorragend gelungen. Authentische Charaktere und die Vermittlung tiefer Emotionen sorgten in Kombination mit der interessanten Vergangenheit der beiden Protagonisten für allergrößtes Lesevergnügen.

„Engelspost“ besticht durch eine hochwertige, sehr elegant wirkende Aufmachung. Ein aussagekräftiges Coverfoto in Schwarz-Weiß-Optik mit den beiden Hauptfiguren im Vordergrund, einem Bahnhofsgebäude und einem einfahrenden Zug im Hintergrund lenken sofort die Augen des Betrachters auf sich. Der Buchtitel in dicken, goldfarbenen Lettern und eine kleine 50 Cent-Briefmarke lassen gemeinsam mit dem Klappentext bereits vorab erahnen, dass es sich hierbei um einen Roman handelt, den man noch eine ganze Weile in seinem Inneren bewahrt, der einen auch nach dem Umblättern der letzten Seite nicht so rasch wieder loslässt.

Fazit: Dieses Buch hat mir ausgezeichnet gefallen, es war nicht meine erste Lektüre aus der Feder der christlichen Autorin Iris Muhl. Wie auch dessen Vorgänger empfand ich diese kostbare kleine Perle als große Bereicherung meines Lesejahres – ich vergebe für diese beeindruckende Geschichte völlig begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.07.2021

Am Anfang vom Ende steht eine Computertastatur – das Internet als Achillesferse einer ganzen Gesellschaft

Systemfehler
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Am Anfang vom Ende steht eine Computertastatur – das Internet als Achillesferse einer ganzen Gesellschaft

Ein ausgeklügelter und raffinierter Cyberangriff eines Unbekannten stellt in einer Zeit, in der ...

Am Anfang vom Ende steht eine Computertastatur – das Internet als Achillesferse einer ganzen Gesellschaft

Ein ausgeklügelter und raffinierter Cyberangriff eines Unbekannten stellt in einer Zeit, in der Technik und Internet einen Großteil des Alltags bestimmen, einen massiven Schlag gegen die Infrastruktur in Europa dar. Der zunächst schleichende Ausfall von Verkehrsleitsystemen und Mobilfunknetzen eskaliert, als letztendlich auch die Mobilität und die Versorgung mit Strom, Wasser und Nahrungsmittel gefährdet sind. Szenarien wie panische Hamsterkäufe und Plünderungen, eine rasant steigende Kriminalität und brutale Gewalttaten lassen deutlich erkennen, dass es den Menschen nur noch um das eigene Überleben geht. Der ausgebildete IT-Spezialist und Softwareentwickler Daniel Faber steht als Hauptverdächtiger im Fokus der Ermittlungen und versucht verzweifelt, seine Unschuld zu beweisen. Der ehrgeizige BND-Ermittler Nelson Carius soll den vermeintlich koordinierten Großangriff untersuchen. Carius liebt die Herausforderung, ist von einem abgestimmten Angriff und nur einer Tätergruppe felsenfest überzeugt, hat jedoch Zweifel an der Täterschaft Fabers. Gemeinsam mit seiner Kollegin Diana Winkels ermittelt Carius in alle Richtungen, doch die Zeit wird knapp. Denn die Angriffe im Internet häufen sich, und deren Auswirkungen kosten zahlreiche Menschenleben.

Wolf Harlander nimmt sich in seiner Neuerscheinung „Systemfehler“ eines hochaktuellen Themas an und führt seiner Leserschaft detailliert vor Augen, in wie vielen Bereichen wir diversen Computersystemen ausgeliefert sind und blind auf deren Zuverlässigkeit vertrauen. Thematisiert werden nicht nur die Auswirkungen eines europaweiten Internet-Versagens, sondern auch die Begleitumstände und die Auswirkungen auf die Menschen. Der Autor erzählt von der Suchtwirkung von Computerspielen und den Einfluss einer permanenten Smartphone-Nutzung auf das Verhalten der Menschen, welche im Falle eines totalen Internetversagens zu regelrechten Entzugserscheinungen führt. Er beschreibt das Verhalten von Menschen in Krisenzeiten, manipulatives Handeln, aber auch gefährliche Ausschreitungen und Plünderungen bei drohenden Versorgungsengpässen. Wolf Harlander zeichnet ein drastisches und äußerst realistisches Szenario und erzeugt dadurch ein Gefühl der Beklemmung beim Lesen.

Die Aussage des Autors, dass Web und Mobiltelefon sich sehr langsam in das Leben von Milliarden Menschen eingeschlichen haben, nun ihre Aufmerksamkeit aufsaugen und deren Lebenszeit kapern, empfinde ich als erschreckende Tatsache. Es wird einem bewusst, wie viel Zeit man tatsächlich vor einem Bildschirm oder mit Smartphone in Händen verbringt, wie rasch man in eine Abhängigkeit schlittern kann und das Gefühl erzeugt wird, ständig online, stets informiert und erreichbar sein zu müssen

Was mir sehr gut gefallen hat war die Tatsache, dass der Autor bei jedem Szenenwechsel, bei jedem Wechsel zu einem anderen Handlungsort und anderen handelnden Figuren, einen neuen Absatz mit Nennung des Schauplatzes als Überschrift beginnt. Dies erleichtert die Orientierung im Buch ungemein.

Der Spannungsfaktor wird durch die permanenten virtuellen Bedrohungen und deren verheerenden Auswirkungen durchgehend hochgehalten. Die Geschichte dieser mit teuflischer Raffinnesse ausgeführten Cyberattacke hat mich sofort in den Bann gezogen. Die handelnden Figuren empfand ich jedoch als etwas blass, die Charakterzeichnung der Protagonisten war für meinen Geschmack unzureichend, die Akteure konnten mich emotional nicht einbeziehen. Was Nebenfiguren wie beispielsweise Daniel Fabers Ehefrau Isabelle sowie die beiden Töchter Carolin und Sophie betrifft, erhält man nur spärliche Informationen. Darüber hinaus gab es nach Beendigung der letzten Seite noch offene Fragen, aber auch zu rasch, in nur wenigen Sätzen, abgehandelte offene Themen. Was mir persönlich bei diesem Buch nicht gefallen hat war die sprachliche Umsetzung. Saloppe Ausdrücke und die Verwendung der Umgangssprache, der reichhaltige Einsatz derber Ausdrücke und Flüche sowie vereinzelte Fehler im Buch verleideten mir ein wenig die Freude an dieser Lektüre.

FAZIT: Ich empfand „Systemfehler“ als anregende, unterhaltsame, mit hohem Spannungsfaktor versehene Geschichte eines Szenarios, welches theoretisch zu jedem Zeitpunkt stattfinden könnte. Der hoch spannende Plot entschädigte mich für etwas zu blasse Charaktere, ein paar bis zuletzt offen gebliebene Fragen und einen Sprachstil, der meinem persönlichen Lesegeschmack leider nicht so ganz entspricht.