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Veröffentlicht am 16.04.2018

Überrascht von Gott

Überrascht von Gott
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Ulrich Eggers schreibt in seinem Buch „Überrascht von Gott“ über die grundsätzlichen Fragen, an denen viele Menschen zu kauen haben. Allen voran geht es um die Tatsache, dass wir in unserem Bemühen, ein ...

Ulrich Eggers schreibt in seinem Buch „Überrascht von Gott“ über die grundsätzlichen Fragen, an denen viele Menschen zu kauen haben. Allen voran geht es um die Tatsache, dass wir in unserem Bemühen, ein geistlich korrektes Christsein zu leben, schwierige Fragen nicht zu stellen wagen, unsere Zweifel nicht äußern, und somit vor Gott nicht wirklich ehrlich sind. Er schreibt von Misstrauen, Angst und der Befürchtung, nicht zu genügen, und zugleich auch von der Möglichkeit, frei zu werden und die Wahrheit Gottes zu erfahren. Der tugendhafte, christlich-religiöse Weg voller Reserviertheit und Selbstkontrolle verhindert oft die innere Nähe und die befreite Beziehung zu Gott, das Erlebnis, dass Gott die Menschen so liebt, wie sie sind.

„Glauben heißt eigentlich, sich Gott täglich neu hinzugeben, immer wieder zu ihm umzukehren, immer wieder seine Nähe und die Beziehung zu ihm zu suchen“ – Ulrich Eggers offenbart in diesem Buch seine ganz persönlichen Zweifel und Ängste, indem er diese Hingabe mit „sich selber wegzugeben“, „die Herrschaft über das eigene Leben loszulassen“ vergleicht, was ihm – wie er ganz offen zugibt – immens schwer fällt. An einer anderen Stelle beschreibt er dieses Misstrauen etwa mit folgender Aussage: „Kann das denn wirklich sein, dass Gott nichts anderes als Liebe ist? Kann er mich denn wirklich lieben? Wo ich selber mich doch so oft verurteile? Wo ich doch so viel Mist baue? Durch immer wieder eingeschobene Passagen über sein eigenes „Vatersein“ erzählt er anhand einiger Erlebnisse mit seinen Kindern, die er auch schon mal als „kleine Lehrmeister“ tituliert, von seinen überraschenden Erkenntnissen zu dieser „Vater-Kind-Beziehung“, die er auf die Beziehung des Menschen zu Gott umlegt.



„If the request ist wrong, God will say: no!
If the time is wrong, God will say: slow!
If you are wrong, God will say: grow!
But if anything is right, God will say: go!“

Dieses kleine Gedicht stellt für Ulrich Eggers ein Erklärungsmuster dar, mit dem er leben, und worin er wachsen und der Liebe zu Gott immer tiefer vertrauen kann. Es umschließt das Unvermögen, hinter allen Antworten einen Sinn zu erkennen, Ablehnung und Warten zu ertragen. Ein Vertrauen in diese Liebe führt letztendlich zu der Erkenntnis, dass Gott es letztendlich immer gut mit uns meint, auch wenn manche Entscheidungen oder Wege, die uns zugemutet werden, schwierig für uns sind. Der Autor fordert seine Leser durch ein Praxisbeispiel dazu auf, ihrer Unruhe, ihrer Angst oder Abneigung auf die Spur zu kommen, all jenes ins Auge zu fassen, das ihn noch hindert, Gott ganz zu vertrauen und sich seiner Liebe zu überlassen. Weiters betont er auch wie wichtig es ist, regelmäßige Zeiten der Stille in den Alltag einzuplanen und die allseits bereiten Ausreden dafür nicht gelten zu lassen. Eggers schreibt über Sünde und Gnade, über die Wege, Zugang zu Gott zu finden, über seine manchmal äußerst subtilen Zeichen, und über die Erwartung des Menschen, dass Gott eingreift und handelt. Zu guter Letzt veranschaulicht er seine Gedanken, um sich selber zu beobachten, gute Gewohnheiten einzuüben und beschreibt, wie man im Alltag in Gottes Gegenwart leben kann.

Das Buch von Ulrich Eggers hat mir viele interessante Argumente und Beispiele zur Reflektion sowie Denkanstöße geliefert. Sein Erzählen war bildhaft und anschaulich, der Schreibstil durch die nicht zu langen, insgesamt 12 Kapitel, flüssig und angenehm zu lesen. Im Anschluss an jedes einzelne der insgesamt zwölf Kapitel gibt der Autor dem Leser die Möglichkeit zur Selbstreflektion. Durch die jeweiligen Passagen „Weiterdenken“ wird man mit konkreten Fragen zu seinem eigenen Leben, und seinem Verhalten konfrontiert… ein Denkanstoß, der Raum für viele positive Veränderungen im Alltag bietet.

„Überrascht von Gott“ hat mich im wahrsten Sinne des Wortes „positiv überrascht“ und ich werde wohl noch einige Male darin schmökern, einzelne, mit Bleistift markierte Passagen, die mir in ihren Aussagen wichtig waren, immer wieder lesen und darüber nachsinnen. Ich möchte mich zudem ganz herzlich beim SCM-Verlag bedanken, der mir dieses Exemplar im Zuge einer Lovelybooks-Leserunde zur Verfügung gestellt hat. Für diese beeindruckende Lektüre vergebe ich fünf Bewertungssterne.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Darauf kannst du dich verlassen

Darauf kannst du dich verlassen!
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Dieses Buch hat mich zwar bereits durch die Leseprobe angesprochen, nicht zuletzt jedoch dann durch das beeindruckende Cover überzeugt. Ein wogendes Meer mit Felsen im Hintergrund, ein dickes, sehr gut ...

Dieses Buch hat mich zwar bereits durch die Leseprobe angesprochen, nicht zuletzt jedoch dann durch das beeindruckende Cover überzeugt. Ein wogendes Meer mit Felsen im Hintergrund, ein dickes, sehr gut vertäutes Seil auf Holzplanken im Vordergrund. Die Aussage ist klar, der Titel des Buches im Fettdruck mittig angeführt: „Darauf kannst du dich verlassen! Wie Gottes Zusagen unser Leben verändern“. Nachdem mich nun die Neugier gepackt hatte, wollte ich nun natürlich „mehr“ über Autor und Inhalt erfahren…

Den Einstieg in dieses Buch, das in nicht zu lange, insgesamt 13 Kapitel aufgeteilt ist, machte Ansgar Hörsting mit einem persönlichen Erlebnis und berichtet von einem Erdbeben, das ihn in seinen Grundfesten verunsichert und dadurch geprägt hat. Er stellt Gottes Zusagen ins Zentrum dieses Buches und empfiehlt seinen Lesern, dies auch auf das Zentrum ihres Denkens und ihres eigenen Lebens anzuwenden. Er meint, dass mit den Zusagen Gottes zu leben zugleich bedeutet, die Fülle des Lebens zu entdecken und diese Fundament, Mittelpunkt und Ziel unseres Lebens sein sollten. Sie geben dem Menschen Halt, bewegen etwas in ihnen. Man lebt anders, wenn man mit diesen Zusagen lebt, wird selber fest, gibt Halt und bewegt etwas.

Der Autor wählt seine Thematik unter interessanten Gesichtspunkten aus… als Überschrift verwendet er stets ein Adverb – wie beispielsweise „Verlässlich“, „Kräftig“, „Vielfältig“ usw.. Erklärend dazu gibt es für jedes Kapitel aber auch einen Untertitel, der den zuvor angeführten Überbegriff ein wenig näher definiert, wie z.B. „Gottes Zusagen sind ein sicherer Grund“, „Gottes Zusagen haben Macht“, „Manchmal muss man unterscheiden“…. Die einzelnen Kapitel sind ähnlich aufgebaut: beginnend mit einer kleinen Erzählung, einem „Praxisbezug“, liefert Ansgar Hörsting Bibelzitate, die er dann auf die jeweilige Situation anwendet/erläutert. Sein präzises Eingehen auf die Bibel lässt dieses Buch kaum zu einer Lektüre werden, die man innerhalb kürzester Zeit „mal rasch durchgelesen hat“. Ich würde es für meine Person eher als ein „Arbeitsbuch“ auffassen, bei dem man sich Passagen markiert, die in der aktuellen Lebenssituation gerade zutreffend scheinen bzw. Passagen, mit denen man sich unbedingt näher beschäftigen möchte. Und anhand der genauen Angaben, wo man die erwähnten Zitate in der Bibel finden kann, ist es auch ein Leichtes, sich tatsächlich intensiver darauf einzulassen. Der Autor stellt sich selber jedoch nicht als Verfasser dar, der mit erhobenem Zeigefinger Weisheiten an seine Leser weiter gibt. Was mich sehr erstaunte ist die Tatsache, wie ehrlich und unverblümt er auf seine eigenen Zweifel, Fehler und Schwächen hinweist, und dazu auch Beispiele nennt. Dadurch wirkt dieses Buch authentisch und man spürt die Überzeugung, die hinter dem Text steht. Ansgar Hörsting schreibt, dass er mit diesem Buch bewirken möchte, dass viele Menschen die Zusagen Gottes als Grundlage und Kraftquelle für ihr eigenes Leben entdecken. Ich denke, dies ist ihm wirklich gelungen. Er möchte unterstreichen, dass das Thema eine gute Botschaft ist und dass er möchte, dass Menschen einen festen Grund für ihr Leben in den Zusagen Gottes finden.

Ich möchte abschließend einen Ausschnitt aus Kapitel 13 dieses Buches zitieren, der mich am meisten beeindruckt und nachdenklich gestimmt hat. Ansgar Hörsting schreibt über das Wesen eines erfüllten Lebens folgendes: „Schon immer wusste ich eins: Leben muss mehr sein als rein biologische Existenz. Leben muss mehr sein als die zufällige Verkettung von chemischen Prozessen, die für ein paar Jahre dazu führen, dass es einen Menschen gibt, der isst und trinkt und ausscheidet und sich fortpflanzt und alt wird und dann wieder in sich zusammenfällt, nur um andere Menschen zu hinterlassen, die essen und trinken und ausscheiden und sich fortpflanzen und alt werden, um wiederum andere Menschen zu hinterlassen… und so weiter und so fort. Mir kam es oft so vor, als sei mein Leben erfüllt von einem Schrei, der einen verzweifelten Ton in sich trug: „Ich will leben! Die Bibel lehrt uns zu leben. Ich bin überzeugt, dass es so etwas gibt wie christliche Lebenskunst. Es ist die Kunst, die Fülle des Lebens aus Gott zu erfahren. Es gibt ganze Bücher in der Bibel, die sich der Frage widmen, wie denn das Leben gelingen kann. Wenn Jesus die Weisheit ist, dann ist daraus zu folgern, dass er in Sachen Leben ein echter Meister ist. Und das stimmt.“

„Darauf kannst du dich verlassen!“ ist ein ziemlich intensives Buch, das mich nachdenklich gestimmt, teilweise auch ein wenig überfordert hat, mir aber letztendlich viele Denkanstöße gab. Ein Buch, das man vielleicht nicht nur einmal zur Hand nehmen sollte, und dessen Lektüre sich auf jeden Fall lohnt.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Es ist niemals langweilig. Aber es kostet uns etwas.

Folge. Mir. Nach.
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„Es ist niemals langweilig. Aber es kostet uns etwas“.

Anhand des Klappentextes und der Leseprobe neugierig geworden wollte ich mich mit dem Buch des mir bislang unbekannten Autoren, dem jungen und engagierten ...

„Es ist niemals langweilig. Aber es kostet uns etwas“.

Anhand des Klappentextes und der Leseprobe neugierig geworden wollte ich mich mit dem Buch des mir bislang unbekannten Autoren, dem jungen und engagierten Pastor David Platt, eingehender beschäftigen. Die Lektüre übertraf dann aber all meine Erwartungen. Der Autor beschreibt nicht nur, was es bedeutet, ein Nachfolger Jesu zu sein, sondern er stellt sehr viele Dinge in Frage. Er ist zugegebenermaßen unbequem. Er ist herausfordernd. Er lockt uns aus unserer sicheren, gemütlichen Behaglichkeit und weist darauf hin, wie ein Christ, der Gottes Wort wirklich ernst nimmt, handeln sollte. David Platt erläutert beispielsweise den gravierenden Unterschied zwischen Christen, die Gemeinden mit Gebäuden und Programmen assoziieren, und jenen, die sich dabei ein echtes Gemeindeleben vorstellen, in dem eine Gruppe von Christen aufeinander achtgibt, sich gegebenenfalls auch ermahnt und zurechtweist. Wie unbequem! Wie aufdringlich! Sehen wir es denn nicht als Anmaßung, sich in das einmischen zu wollen, was der Mitmensch glauben möchte bzw. wozu er bereit ist? Und steht es uns denn zu, einen anderen zu verurteilen? Wenn man Platts Ausführungen folgt, muss man unweigerlich zugeben: JA! Es steht uns nicht nur zu, es ist unsere Aufgabe.


Weiters erinnert er uns an die Aufforderung in der Bibel, „Menschenfischer“ zu werden. Wie kann er nur…?! Ist es nicht eher so, dass wir es viel lieber jedem selber überlassen möchten, was der andere tut, dass es schließlich „sein Leben“, „seine Entscheidung“ und „seine Verantwortung“ ist?

Der Autor erzählt uns anhand vieler Bibelstellen von den Aufgabe eines Christen, und vertieft sich hierbei in anschauliche Beispiele. Sein Buch ist im Grunde eine Richtlinie zum aktiven Christsein, ein „unbequemer“ Stachel im Fleisch, der uns aus unserer Behäbigkeit katapultieren und zu Menschen machen möchte, die den Aufforderungen von Jesus wirklich Folge leisten. Dieser junge Pastor, dessen zahlreiche Videos im Internet von seinem aktiven Einsatz für dieses Ziel Zeugnis ablegen, engagiert sich auch in seinem Buch „Folge. Mir. Nach“ mit viel Charisma und Überzeugungskraft dafür, Menschen für Jesus zu gewinnen. Sein Buch ist keine leichte, angenehme Lektüre, die man nach der letzten Seite mit einem zufriedenen Seufzer zur Seite legt. Ganz im Gegenteil. David Platt rüttelt uns wach, bringt unbequeme Dinge ans Tageslicht. Er fordert uns in sehr eindringlichen Worten auf, den größten Auftrag der Menschheitsgeschichte auszuführen und sich nicht damit zufrieden zu geben, bloß Zuschauer zu sein. Er ist aber nicht nur fordernd, er regt auch an und fasziniert durch seine interessanten Beispiele aus der Bibel, wobei er stets auf unseren Alltag und das heutige, moderne Leben eingeht.

„Folge. Mir. Nach“ stellt für mich ein überaus lehrreiches Buch dar, das ich wohl noch sehr oft zur Hand nehmen werde. Es sind darin viele wichtige Passagen enthalten, die ich markierte und mit denen ich mich durchaus noch eingehender beschäftigen möchte. Die Aussage unter dem Titel auf dem Cover ist sehr aussagekräftig und sagt viel über dieses Buch aus – „Du wirst dich niemals langweilen. Aber es wird dich etwas kosten“. Wie Recht David Platt doch hat!

Ich möchte mich sehr herzlich beim Brunnen Verlag für diese beeindruckende Lektüre bedanken, die mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde. Mein ganz besonderer Dank gilt auch der Organisatorin der Lovelybooks-Leserunde zu diesem Buch, die es mir ermöglichte, meine Leseeindrücke in Zuge der Diskussionen über das Gelesene zu vertiefen und mich darüber auszutauschen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ich bin keine Ware. Ich bin eine Person!

Der erste Ball der Clara Carter
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„Ich bin keine Ware. Ich bin eine Person“.
… „die für eine großartige Ehe bestimmt ist. Du wirst bald ein Leben führen, von dem jedes Mädchen träumt. Ein wahrhaftiges Märchen.“

Die 17jährige Arzttochter ...

„Ich bin keine Ware. Ich bin eine Person“.
… „die für eine großartige Ehe bestimmt ist. Du wirst bald ein Leben führen, von dem jedes Mädchen träumt. Ein wahrhaftiges Märchen.“


Die 17jährige Arzttochter Clara Carter, die ihre Mutter bereits in jungen Jahren verloren hatte, wird unvermittelt mit der Tatsache konfrontiert, dass ihre Einführung in die Gesellschaft bereits ein Jahr früher als geplant stattfinden soll. Für Clara, die sich nichts mehr wünscht, als ein selbstbestimmtes Leben zu führen und die im New York des Jahres 1891 sogar kühn von einem Studium träumt, scheinen all ihre Pläne und Träume für die Zukunft zunichte gemacht. Von Kindheit an zu striktem Gehorsam erzogen fügt sie sich jedoch in ihr Schicksal und verbringt ihre Tage mit mühsamen Tanzstunden und Benimm-Unterricht. Die Weisung ihres Vaters ist eindeutig: unter Anleitung ihrer unerbittlichen Tante soll Clara sich den reichen Erben Franklin de Vries angeln. Obgleich sich alles in Clara sträubt, macht sie gute Miene zum bösen Spiel und stürzt sich in die gesellschaftlichen Verpflichtungen, die ihr Debüt mit sich bringt. Sie kokettiert mit ihren Bewunderern und wird zum strahlenden Star der Saison. Clara unterdrückt sowohl ihr aufbegehrendes Wesen, als auch ihren Herzenswunsch, höhere Bildung zu erfahren. Durch einen Kutschenunfall landet sie in einem zwielichtigen Viertel, wo ihr zum ersten Mal die große Armut der notleidenden New Yorker Bevölkerung vor Augen geführt wird. Clara scheint ihrem Ziel bereits sehr nahe zu sein und die Erfüllung der ehrgeizigen Pläne ihrer Familie in Reichweite. Doch dann blickt sie tief hinter die Kulissen der feinen Gesellschaft… und muss schließlich eine Entscheidung treffen…

Ich war, was den Inhalt dieses Buches betrifft, ein wenig zwiespältig. Einerseits wurde der Person der Clara Carter viel Aufmerksamkeit in diesem Roman zuteil und man konnte als Leser ihre Wandlung vom leichten Schmetterling und „Darling der Gesellschaft“ zur reiferen, selbstbewusst agierenden jungen Frau hautnah miterleben. Claras Wissensdurst, ihr ungewöhnlich tiefer Ernst sowie ihre Gleichgültigkeit modischem Schnickschnack gegenüber machen sie als Protagonistin sehr sympathisch. Ich vermisste in diesem Buch jedoch Gegenspieler und Nebenfiguren, die ebenso detailliert und lebendig ausgearbeitet waren. Gleichzeitig muss ich auch unumwunden zugeben, dass ich kaum Verständnis für die Oberflächlichkeit in der Gestaltung des Alltags, als auch die strikte Etikette der viktorianischen Frauen aufbringen konnte – wie beispielsweise das endlose Hungern und tägliche Schnüren der Korsetts bis zur Bewusstlosigkeit, aber auch andere, zum Teil schmerzhafte Einschränkungen, die Mode und Zeitgeist mit sich brachten. Die ausführlichen Beschreibungen dieser „Foltermethoden“ und das Streben nach im Grunde vollkommen unwichtigen Dingen, denen die so genannte „bessere Gesellschaft“ jedoch große Bedeutung zusprach, bildeten einen drastischen Kontrast zu deren Gleichgültigkeit jenen Zustände gegenüber, in denen zwei Drittel der städtischen Bevölkerung elend und notleidend vegetieren musste. Siri Mitchell bringt hier das aufrüttelnde Buch „Wie die andere Hälfte lebt“ von Jacob Riis ins Spiel, welches die Protagonistin heimlich las, und das einen tiefen Sinneswandel in ihr auslöste.

„Der erste Ball der Clara Carter“ war für mich ein interessanter historischer Liebesroman, der mich gut unterhalten hat. Für eine maximale Anzahl an Bewertungssternen fehlte mir jedoch neben den bereits erwähnten wenig authentischen handelnden Personen auch „das gewisse Etwas“ – die Fähigkeit, mich tief zu berühren, zu fesseln.

Abschließend möchte ich das Coverfoto positiv erwähnen, das Clara Carter exakt so darstellte, wie ich sie mir aufgrund der Personenbeschreibungen im Buch vorgestellt hatte. Die stille, sanfte Anmut und die schlichte Eleganz verbreiteten zusammen mit dem versonnenen, aber auch nachdenklichen Lächeln der hübschen Protagonisten eine geheimnisvolle Atmosphäre.

(Rezension zum Printexemplar)

Veröffentlicht am 16.04.2018

Emily. Sommer der Sehnsucht.

Emily - Sommer der Sehnsuch
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„Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag“ (Sprüche 3, 27)

Diese Bibelstelle wurde zum Leitsatz von Richter Nate Lindberg, dem Besitzer von Lindbergs Haushalts- und ...

„Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag“ (Sprüche 3, 27)

Diese Bibelstelle wurde zum Leitsatz von Richter Nate Lindberg, dem Besitzer von Lindbergs Haushalts- und Kolonialwaren-Geschäfts in der kleinen Stadt Noble Springs in Missouri. Der alte Mann, der nach dem frühen Tod seiner Ehefrau und seiner Tochter zur wichtigsten Bezugsperson im Leben seiner Enkelin wurde, musste nach diesen schweren Schicksalsschlägen auch noch die Botschaft verkraften, dass sowohl sein Sohn (Emilys Vater), wie auch Emilys Bruder Maxwell, in der Schlacht von Westport gefallen waren. Das junge Mädchen schloss sich eng an ihren Großvater, und die beiden fanden in ihrer tiefen Trauer gegenseitig Trost und Beistand. Dennoch ließ Emily der Gedanke an eine Übersiedelung in den Westen nicht mehr los und sie versuchte vergeblich, ihren Großvater davon zu überzeugen, sich einem Treck anzuschließen. Seit einiger Zeit bemerkte sie auch vermehrt auftretende Gedächtnislücken bei dem alten Mann, der die Leitung des Ladens letztendlich nur zu gerne in die Hände seiner Enkelin legte. Die unerwartete Heimkehr ihres großen Jugendschwarms, des stattlichen Majors Royal Baxter, brachte Emilys Gefühlsleben wild durcheinander, und ihr großer Traum von einem Leben in Oregon lag plötzlich nicht mehr in unerreichbarer Ferne…

Emilys größtes Bedenken war jedoch die Tatsache, dass sie Menschen, die ihr lieb und vertraut waren, zurück lassen müsste… allen voran ihre beste Freundin Rosemary Saxon. Emily freundete sich gleich bei ihrem ersten Zusammentreffen mit der netten Frau an, die aufgrund ihrer beruflichen Vergangenheit als Lazarettschwester im Krieg von den Einwohnern von Noble Springs geschnitten wurde. In Rosemary fand Emily sowohl eine wundervolle Freundin, als auch eine treue und fleißige Mitarbeiterin für ihren kleinen Gemischtwarenladen. Doch auch die Freundschaft zu Rosemarys ruhigen, zurückhaltenden Bruder, Curt Saxon, wurde für Emily bald unentbehrlich. Der sympathische junge Mann hatte seinerseits ein Auge auf Emily geworfen, schafft es jedoch seit seiner Rückkehr aus dem Krieg nur sehr schwer, die traumatischen Erinnerungen aus dieser Zeit zu verarbeiten. Für welchen Weg Emily sich schließlich entschied, und welchem ihrer beiden Verehrer sie letztendlich ihr Herz schenkte, erzählt uns das vorliegende Buch von Ann Shorey.

Dieser Roman beinhaltete für mich einfach alles, was ich mir von einer romantischen Liebesgeschichte erwarte: glaubwürdige Protagonisten, eine interessante Handlung, bei der durchaus noch Handlungsspielraum bleibt und das Ende zwar erahnt wird, der Weg dahin aber verschlungen und mit einigen unerwarteten spannenden Momenten aufwartet. Der Schreibstil ist äußerst einnehmend, der tiefe Glaube an Gott spielt eine bedeutende Rolle im Buch. Besonders ins Herz geschlossen hatte ich Großvater Nate, der mir mit seinem Lieblingszitat aus der Bibel immer wieder vor Augen führte, wie einfach es sein kann, anderen Menschen zu helfen. Ich habe diese Lektüre sehr genossen und werde auch zukünftig Ausschau nach Romanen dieser Autorin halten.

Einziger Kritikpunkt war für mich das Cover des Buches, das jedoch meine Bewertung in keiner Weise beeinflusst hat. Die harmonische, farbenprächtige Landschaft auf dem Einband hätte meines Erachtens durchaus noch eine weibliche Silhouette im Vordergrund vertragen. Jene Abbildung jedoch, die scheinbar die Protagonistin Emily darstellen soll, wirkte mit ihrer gekünstelten Pose weder sympathisch, noch Interesse weckend. Ihre in aufdringlichen Farben gehaltene Bekleidung war für meinen Geschmack dann doch „Zuviel des Guten“… aufgrund der Optik hätte ich dieses Buch niemals in die Hand genommen. Ich habe dieses wundervolle Leseerlebnis einer Leseempfehlung bei Lovelybooks zu verdanken und kann „Emily. Sommer der Sehnsucht“ uneingeschränkt weiter empfehlen. Ein wunderschönes Buch voller Emotionen, das unbedingte fünf Bewertungssterne verdient