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Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein ausgezeichneter Gerichtsthriller mit geschichtsträchtigem Hintergrund

Tödlicher Atemzug
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Ein ausgezeichneter Gerichtsthriller mit geschichtsträchtigem Hintergrund

Als Kieran Mullaney, der 25jährige Angestellte einer Überwachungsfirma für nukleare Tests, seinen letzten Auftrag für Covington ...

Ein ausgezeichneter Gerichtsthriller mit geschichtsträchtigem Hintergrund

Als Kieran Mullaney, der 25jährige Angestellte einer Überwachungsfirma für nukleare Tests, seinen letzten Auftrag für Covington Nuclear ausführte, ereignete sich auf dem Gelände der Industrieruine Hanford im Nuklearsperrgebiet ein Unfall. Ein riesiger Tank explodierte und setzte eine große, grün-orange Rauchfahne frei, es fielen plötzlich Schüsse und die Lichtanlage fiel aus. Auch die Sirenen, die die Arbeiter vor einer möglichen Verstrahlung warnen sollen, setzten erst mit einiger Verspätung ein. Kieran überlebte die Folgen der Detonation zwar, setzte aber alle Hebel in Bewegung, um die Ursache dafür herauszufinden. Bereits sein eigener Vater arbeitete für Hanford, und starb einen langsamen, qualvollen Krebstod. Aus diesem Grund fürchtete der gutaussehende blonde junge Mann etwaige Spätfolgen und forderte die Preisgabe jener Substanzen, die bei diesem Unfall freigesetzt wurden. Doch je mehr er sich um Aufklärung bemühte, umso mehr Hindernisse stellten sich ihm in den Weg. Lewis Vandervork, einer der beiden Wachmänner, die damals vor Ort waren, verschwand spurlos, sein Partner Patrick „Poppy“ Martin litt nach der Explosion an hartnäckigem Husten und Kopfschmerzen. Auch seine Bemühungen, eine Verstrahlung seiner Person zu überprüfen, scheiterten. Kirean Mullaneys darauffolgender Entschluss, einen Prozess gegen die Covington Nuclear Corporation anzustrengen, machte einige Personen mächtig nervös. Als seine Anwältin kurz vor Prozessbeginn den Fall niederlegte, war rascher Handlungsbedarf angesagt. Kieran brauchte dringend einen neuen, guten Prozessanwalt. Seine Wahl fiel dabei auf Emily und Ryan Hart, eine ehemalige Studienkollegin, die seit einiger Zeit im Büro eines Pflichtverteidigers tätig war, und ihren brillanten Vater, ebenfalls Anwalt. Gemeinsam versuchten sie, neue Beweise zu sammeln und Licht in die Angelegenheit zu bringen. Ein neuer, wie aus dem Nichts aufgetauchter Experte, der sich auffallend kostengünstig für eine Expertise zur Verfügung stellte, brachte jedoch nicht nur neuen Aufschwung in den Fall, sondern erweckte in dem gewieften Anwalt Ryan Hart auch einige Zweifel. Dr. Minh Tran, der vietnamesische Wissenschaftler und einer der jüngsten Doktoranden in Physik, die je in Princeton promoviert worden waren, kam exakt zum richtigen Zeitpunkt… den Bedenken von Kierans Anwälten zufolge zu passend. Konnten sie dem Mann vertrauen? Und welche Rolle spielte der schweigsame Rancher Ted Pollock? Wie würden Poppys Arbeitskollegen Taylor Christensen und Steve Whalen aussagen, die zum Zeitpunkt des Unglücks Dienst mit Kieran hatten? Und weshalb verschwand Poppys Partner so rasch, ohne irgendjemandem einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort zu geben? Und wer steckt als Drahtzieher hinter all dem Ganzen bzw. welches dunkle Geheimnis soll hier um jeden Preis gehütet werden?

Todd Johnson wird dem Leser, dessen Interesse nun hoffentlich geweckt ist, all diese Fragen detailliert beantworten. Sein flüssiger Schreibstil und der hohe Spannungsfaktor, der das ganze Buch über anhält, lässt keine Sekunde Langeweile aufkommen. Dieser Thriller ist prädestiniert, innerhalb weniger Stunden regelrecht verschlungen zu werden, und zählt für mich zu einen der spannendsten Leseerlebnisse des heurigen Jahres.

Fünf Bewertungssterne für einen ausgezeichneten Gerichtsthriller mit einem geschichtsträchtigen Hintergrund – nämlich die erschreckende Geschichte des Nuklearsperrgebiets von Hanford am Ostlauf des Columbia River, im Osten des Bundesstaats Washington.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Pardon, ich bin Christ

Pardon, ich bin Christ
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Im Geleit bezeichnet Christian Rendel „Pardon, ich bin Christ“ als eines der einflussreichsten Bücher des zwanzigsten Jahrhunderts und nennt es den Klassiker der christlichen Apologetik schlechthin, basierend ...

Im Geleit bezeichnet Christian Rendel „Pardon, ich bin Christ“ als eines der einflussreichsten Bücher des zwanzigsten Jahrhunderts und nennt es den Klassiker der christlichen Apologetik schlechthin, basierend auf Radiovorträgen des Autors. C. S. Lewis hat mit diesem Werk keine hochgestochene, philosophische Abhandlung für Fachleute geschrieben, sondern ein Buch für eine allgemeine Leserschaft. Die vorliegende Ausgabe ist eine neue, erstmals vollständige deutsche Übersetzung des Klassikers aus dem Jahre 1952 und präsentiert den Worten des Autors zufolge „ein einvernehmliches, allgemeines, zentrales oder bloßes Christentum“.

Diese Ausgabe gliedert sich in insgesamt vier Teile – jeweils Erstes, Zweites, Drittes oder Viertes Buch genannt, und wird von einem Vorwort des Autors eingeleitet. In den verschiedenen Kapiteln thematisiert C.S. Lewis unter anderem das Gesetz der menschlichen Natur und dessen Hintergründe, die rivalisierenden Vorstellungen von Gott, Christliches Verhalten und Ethische Aspekte wie die Sozialethik, Psychoanalyse, Sexualethik und die Christliche Ehe, weiters behandelt er die Themenbereiche Sünde und Vergebung, Nächstenliebe, Hoffnung und Glaube, und konzentriert sich dann letztendlich im vierten Buch auf das Verständnis der Dreieinigkeit.

Der Schreibstil des Autors ist weit weniger anspruchsvoll, als ich zunächst befürchtet hatte. Angesichts der Themenauswahl in der Kapitelübersicht erwartete ich eine Fülle von theologischen Erläuterungen, die mein Verständnis weit überschreiten. C.S. Lewis verstand jedoch die Kunst, seine Ausführungen in einfacher, auch für Laien verständlicher Sprache zu vermitteln und unterlegt sie mit anschaulichen Beispielen aus dem täglichen Leben.

Detailliert auf die einzelnen Inhalte der vier Kapitel einzugehen, wäre Rahmen sprengend und würde anhand der zwangsläufig entstehenden Spoiler dem interessierten potenziellen Leser wohl um sein Lesevergnügen bringen. Ich kann nach der Lektüre dieses ganz besonderen Buches bestätigen, dass es für meine Person Augen öffnend war, dass es mich ganz besonders beeindruckt, und wohl auch bereichert, hat. „Pardon, ich bin Christ“ ist ein außergewöhnliches Werk eines Autors, den ich bislang nur aus den Erzählungen um das fiktive Königreich Narnia kannte, und der mich durch das vorliegende Buch neugierig auf seine weiteren Werke gemacht hat.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Einzige, was man einem Menschen geben kann, ohne ihn zu verletzen, ist eine Chance“

Liebe, die ankommt
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„Das Einzige, was man einem Menschen geben kann, ohne ihn zu verletzen, ist eine Chance“

Dr. Wess Stafford, seit 1993 Präsident und geschäftsführender Direktor von „Compassion International“, weiß aus ...

„Das Einzige, was man einem Menschen geben kann, ohne ihn zu verletzen, ist eine Chance“

Dr. Wess Stafford, seit 1993 Präsident und geschäftsführender Direktor von „Compassion International“, weiß aus eigener Erfahrung, wovon er spricht, wenn er dafür plädiert, Kindern in den ärmsten Regionen der Welt eine Chance zu geben. Er beschreibt deren Verletzlichkeit und Hilflosigkeit und schildert, wie sie überall auf der Welt immer wieder zu Opfer werden.

Der warmherzige, äußerst mitfühlende Mann wuchs als Sohn eines Missionarsehepaares in einem entlegenen und bettelarmen westafrikanischen Dorf auf. In seinem Buch „Liebe, die ankommt“ erzählt er von seiner glücklichen Kindheit an der Elfenbeinküste in Westafrika, stellt seinen Lesern seine afrikanischen Freunde vor, berichtet vom liebevollen und wertschätzenden Umgang in der Dorfgemeinschaft des kleinen afrikanischen Dorfes Nielle, wo er seiner Aussage nach „die schönste Zeit seiner Kindheit verbringen durfte, und wo sich seine einzige Heimat befindet“. Die lebhaften Schilderungen des Alltags in Nielle werden überschattet von seiner Internatszeit, die er neun Monate pro Jahr in einer Missionarsschule verbringen musste, und die von Gewalt und Grausamkeit geprägt war. Wess Stafford berichtet über die physischen und psychischen Misshandlungen in dieser Anstalt, einem Ort strenger Kontrollen und fürchterlicher Strafen, die ihn dennoch nicht an seiner Situation verzweifeln oder gar seinen Glauben an Gott verlieren ließen. Gerade sein tiefer Glaube machte ihn stark, und die schlimmen Erlebnisse seiner Schulzeit prägten den Autor, sodass er nach seiner Rückkehr nach Amerika begann, ein Anwalt der Kinder zu werden. Seine qualvollen Jahre im Internat formten Wess Stafford für einen lange anhaltenden Kampf im Namen missbrauchter und misshandelter Kinder. Er plädiert dafür, dass Erwachsene sich für die Verletzlichen und Schwachen einsetzen, den Kindern Sicherheit gewähren und Respekt zollen sollen. Durch seine Arbeit bei Compassion möchte er bewirken, dass Kinder erfahren dürfen, nicht alleine gelassen zu werden, dass sie geliebt und angenommen sind. Dies bezeichnet er als „Ein Stückchen Himmel auf Erden“. Seiner Meinung nach ist das wichtigste Element im Kampf gegen die Armut, jemandem eine Chance zu geben, an den Menschen zu glauben, ihn aufzumuntern, nicht aufzugeben. Wess Stafford hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, sich für die Bedürfnisse und Belange von Kindern einzusetzen, für deren Interessen einzutreten… „Kindheit – wir durchleben sie nur ein einziges Mal. Es gibt keine zweite Chance“.

Ich habe dieses Buch mit großem Interesse und noch größerer Faszination gelesen. Der Autor beschreibt hier nicht nur seine eigenen Kindheitserlebnisse, sondern versteht es dabei exzellent, den Leser für ein Leben in einer der ärmsten Regionen der Welt zu interessieren. Durch seine detaillierten Schilderungen des Alltags und der Geborgenheit in der afrikanischen Dorfgemeinschaft lässt der Autor die glücklichsten Jahre seiner Kindheit Revue passieren und nimmt den Leser dabei mit auf eine emotionale Reise in die Vergangenheit, zur Elfenbeinküste, lässt ihn an den Aufgaben der Kinder teilhaben wie das Bewachen der Felder vor der Ernte, das Verjagen von diebischen Affen im Gebüsch oder der Jagd nach Vögeln als Beitrag zur Ernährung des Stammes. Er erzählt von Freundschaften, die geschlossen wurden, von glücklichen Zeiten und Augenblicken der Trauer, von dem unbändigen Willen, die Folter im Internat zu überstehen, von Abschied und Verlust.

„Wir müssen die Kinder in der heutigen Welt einzeln betrachten. Wir müssen uns um sie bemühen- um ein Kind nach dem anderen. Wenn genügend von uns dies tun, kann Großes erreicht werden. Jeder von uns hat einen Einflussbereich, Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung, die wir mit unseren Worten und Taten beeinflussen können. Manche dieser Menschen haben beträchtliche Fähigkeiten, eine sehr fruchtbare, segensreiche Kinderarbeit zu leisten. Sie müssen sich dessen nur bewusst werden. Wenn wir aus ihnen Advokaten – Anwälte der Kinder – machen könnten, wäre vielen Kindern geholfen, die wir auf andere Weise niemals erreichen könnten, und das auf eine Art, wie wir es niemals fertiggebracht hätte."

„Liebe, die ankommt“ ist ein Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte. Fünf Bewertungssterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für dieses beeindruckende Plädoyer, jedem Kind auf dieser Erde eine Chance zu geben.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein Höllenritt durch unser Gesundheitssystem

Der goldene Skalp
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Renate Hartwig bezeichnet dieses Buch als einen „Höllenritt durch unser Gesundheitssystem“. Der Tanz um das „Goldene Kalb“, die Gier nach dem Geld, mit dem ihrer Ansicht nach das System verseucht ist, ...

Renate Hartwig bezeichnet dieses Buch als einen „Höllenritt durch unser Gesundheitssystem“. Der Tanz um das „Goldene Kalb“, die Gier nach dem Geld, mit dem ihrer Ansicht nach das System verseucht ist, spielt eine zentrale Rolle in dieser Abhandlung, die zeigt, wie sehr die Kassenpatienten zur Kasse gebeten, dabei aber keine detaillierte Informationen über die Verwendung ihrer Beiträge erhalten. Die Autorin berichtet sehr direkt und anhand vieler Beispiele aus der Berufspraxis von Ärzten, Therapeuten, Pflegern wie auch Patienten und ermuntert ihre Leser, mutig zu sein, aufzustehen und Engagement zu zeigen, zu protestieren. In insgesamt 13 Kapiteln vermittelt sie Einblicke in ihre umfangreichen Rechercheergebnisse. Sie klagt dabei aber nicht nur das Gesundheitssystem an, sondern weist auch auf Patienten hin, die ihrerseits zu „Schnäppchenjäger“ werden, die das Gefühl für den Wert der Dinge und das Bewusstsein dafür verloren haben, dass wir selber ebenso eine Verantwortung für dieses System haben.

Dieses Buch war in vielen Bereichen für meine Person „Augen öffnend“, beleuchtet die Situation der Krankenkassen, der Ärzte, der Patienten, warnt davor, den Menschen als Produkt, und Krankheit als Ware zu sehen, und dies über den Wettbewerb marktgerecht zu organisieren. Renate Hartwig beschreibt, mit welcher Raffinesse und welchem Geschick Verschleierungstaktiken aufgehen, wie wenig der Beitragszahler im Grunde tatsächlich über die Hintergründe unseres Gesundheitssystems weiß, und wie Systemfehler passieren können. Sie weist auf die Pharmaindustrie, die Klinikkonzerne, die IT-Industrie und die Beratungswirtschaft hin, die sich ihrerseits um das „goldenen Kalb“ scharen. Sie beschreibt das Gefühl des Ausgeliefertseins angesichts der Erkenntnis, dass Menschen überall im Land dieselben Erfahrungen machten, erzählt von ihren Ängsten, ihrer Hilflosigkeit und Ohnmacht angesichts der Tatsache, dass Anerkennung der Leistungen oder Wertschätzung immer unwichtiger werden. Renate Hartwig fordert von den Kassenpatienten mehr Selbstbewusstsein als Hauptfinanzierer dieses Systems, das ihrer Aussage nach bewusst undurchsichtig und intransparent gehalten, verbürokratisiert, überverwaltet und durch unzählige Gesetze eingeengt wird.

Ich darf die Lektüre dieses interessanten Buches durchaus als bereichernde Leseerfahrung bezeichnen, jedoch fehlten mir als Einwohnerin eines anderen europäischen Landes einige Wissensinhalte die im Buch thematisierten deutschen Institutionen, deutscher Politiker und die geltenden Gesetze Deutschlands betreffend.

Fazit: Eine klare Leseempfehlung und fünf Bewertungssterne für dieses Buch, das einen kritischen Blick aus der Sicht der Kassenpatienten auf das deutsche Gesundheitssystem wirft.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gottes unfassbare Wege

Gottes unfassbare Wege
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„Kann Gott wirklich das Böse besiegen? Ist Liebe wirklich stärker als Hass? Wie kann man mitten im Dunkeln Hoffnung bewahren, und wenn es noch so wenig ist? Wie kann der Glaube in einem Irrenhaus wie Somalia ...

„Kann Gott wirklich das Böse besiegen? Ist Liebe wirklich stärker als Hass? Wie kann man mitten im Dunkeln Hoffnung bewahren, und wenn es noch so wenig ist? Wie kann der Glaube in einem Irrenhaus wie Somalia überleben? Wie kann ein Christ das überfließende, sieghafte Leben, das Jesus verheißen hat, an Orten in unserer Welt leben, die die reinste Hölle sind? Funktioniert das Christentum auch in Ländern, die nicht westlich, gutbürgerlich und wohlgeordnet sind? Und wenn ja, wie?“

Der Ich-Erzähler schreibt zum Schutze der Identität vieler Menschen, die in seinem Buch vorkommen, unter dem Pseudonym Nik Ripken und berichtet zunächst von seiner ärmlichen Kindheit auf einer Farm im ländlichen Kentucky, wo er bei seinen Eltern und inmitten seiner sechs Geschwister aufwuchs. Von seinen Eltern bekam er einen ausgeprägten Sinn für Familienzusammenhalt, Ehrlichkeit, persönliche Verantwortung, Eigenständigkeit und solide Arbeitsethik als Basis mit auf den Weg. Kontakt zum Glauben hatte er lediglich durch die Sonntagsschule sowie den anschließenden Gottesdienst. Nach seinem achtzehnten Lebensjahr verließ er sein Elternhaus, um zu studieren, und als er eine junge Frau namens Ruth kennen lernte, war es für ihn wie ein Geschenk Gottes. Er verliebte sich bereits bei der ersten Begegnung in die junge Pastorentochter und fand in ihr die Frau fürs Leben. Danach ging Nik Ripken mit seiner Frau nach Afrika – und erlebte dort als Pastor eine tiefe Glaubenskrise. Nach einem Aufenthalt in Hargeysa wagte er sich als einer der ersten christlichen Helfer in die somalische Hauptstadt Mogadischu, wo nach dem blutigen Bürgerkrieg unvorstellbare Grausamkeit und Leiden herrschten. Ein somalisches Sprichwort, das ihm einer seiner einheimischen Mitarbeiter nahe brachte, zeugte in kurzen Worten vom Ausmaß des Schreckens: „Ich und Somalia gegen die Welt; ich und mein Clan gegen Somalia; ich und meine Familie gegen meinen Clan; ich und mein Bruder gegen meine Familie; ich gegen meinen Bruder“. Der Autor wird mit dahin dämmernden Lebenden und hoffnungslosen leeren Augen, unzähligen Leichen am Wegesrand und in den Hütten verhungerter Menschen konfrontiert, wo nichts anderes mehr zu tun blieb, als sie vorsichtig inmitten der verminten Straßen und Wege zu bergen, und zu begraben. Die Plünderungen, Vergewaltigungen, Misshandlungen und Folter in Somalia schilderte er als Albtraum der Gewalt und des Wahnsinns, eine Hölle des Bösen, eine Welt ohne genügend Nahrung, um zu überleben, eine Welt, in der die Kinder nicht zur Schule gehen konnten und ihre Eltern kaum damit rechneten, dass sie das Erwachsenenalter erreichen würden. Ripken musste halb verhungerte kleine brüllende Bündel Mensch aus den Armen ihrer toten Mütter nehmen, die vor Hunger und Entkräftung starben, während sie ihre Babys stillten. Durch den fanatischen Glauben der Einwohner Somalias an die Überlegenheit des Islams und deren völlige Ablehnung des Christentums wurden die Hilfseinsätze des Autors zu höchst riskanten Unternehmen, für die viele seiner somalischen Helfer mit dem Leben bezahlten. Ripken stand vor dem Problem, in einem Land, wo christliche Mission gesetzlich verboten war, offen über Jesus zu reden. Und er erkannte auch rasch, dass die Menschen in Somalia zwar dringend Lebensmittel, Medikamente, Kleidung und Schutz vor den Elementen benötigten, dass sie aber beinahe ebenso dringend jemanden brauchten, der für sie da war, ihnen zuhörte, dem sie ihre Geschichte erzählen konnten. Durch einfaches Zuhören und Gespräche „von Mensch zu Mensch“ konnte er ihnen ein Stück Menschenwürde zurückgeben. Ripkens Problem war es jedoch, angesichts all dieses Elends nicht abzustumpfen, die Gefühle zu stählen, ohne das sein Herz dabei hart würde. Seine Hilfseinsätze waren tägliche körperliche und emotionale Schwerstarbeit, während rings um ihn herum das Rattern der Gewehre und die Blitze explodierender Granaten zu hören war. Einzig sein Glaube an Gott und der Rückzug zu seiner Ehefrau Ruth und seinen drei Söhnen Shane, Timothy und Andrew gaben ihm die Kraft, weiter zu machen. Die Pastorentochter war der Stützpunkt seiner Hilfsorganisation, Mutter seiner Kinder und fungierte als Familienmanagerin, unterstützte ihren Mann, wo sie nur konnte. Der Autor erlebte in seinen Jahren in Afrika auch persönliche Tragödien, als seine gesamte Familie schwer an Malaria erkrankte, und als sein Sohn Timothy im Alter von nur sechzehn Jahren an einem schlimmen Asthmaanfall starb.

Als Ruth und Nik im Zuge eines Forschungsprojektes freigestellt wurden, besuchten sie ein halbes Dutzend ehemaliger Ostblockstaaten und erkannten, dass der christliche Glaube auch an den schwierigsten, feindseligsten Orten der Welt überleben kann. In Russland erlebte er beispielsweise hautnah die Christenverfolgung mit, und erzählt unter anderem die tragische Geschichte seines Bekannten Dimitri, der seinen Glauben leben und auch seine Söhne im christlichen Sinne erziehen wollte. Verfolgung war für die Pastoren in solchen Gegenden ebenso etwas Alltägliches wie in Somalia. Auch in der Ukraine musste er mit ansehen, wie das Regime der kommunistischen Länder versuchte, die Seele oder zumindest die Identität der Menschen, die als Bedrohung galten, zu zerstören. Jahrelange Haft, Folter und Misshandlungen waren an der Tagesordnung. Der Bericht seines Aufenthalts in China umfasst die Überwachung und Beschattung der so genannten Hausgemeindechristen durch die Polizei und dem unvorstellbar grausamen Vorgehen der Schwangerschaftspolizei, wo Zwangsabtreibungen nur ein Beispiel für den Versuch der Regierung waren, alle Lebensbereiche des Einzelnen zu kontrollieren. Der Glaube an Gott stellte für diese Regierung eine Bedrohung dar, und wurde mit allen Mitteln bekämpft. Nik Ripken betrachtete seine Chinareise als einer der größten Schlüssel- und Wendepunkte seines geistlichen, persönlichen und beruflichen Lebens. Nach seinem Einsatz in Südostasien resümiert der Autor: „Wir fanden Jesus – und entdeckten, dass er auch im 21. Jahrhundert lebt und handelt. Er offenbart sich in Leben, Worten und in Auferstehungsglauben verfolgter Christen. Diese Christen leben nicht nur für Jesus, sie leben jeden Tag mit ihm. Und sie haben mir eine ganz neue Perspektive zum Thema „Verfolgung“ geschenkt. „Ich habe nicht auf alle meine Fragen Antworten gefunden. Ich weiß immer noch nicht genau, wohin die Reise geht. Aber ich bin sicher, dass es sich lohnt, die Fragen zu stellen – und dass Gott ein geduldiger, wenn auch zuweilen anspruchsvoller Lehrer ist“.

Dieses Buch hat mich mit seinen grauenhaften Details über die Zustände nach dem Bürgerkrieg in Somalia und der Grausamkeit der Christenverfolgung in den ehemaligen Ostblockstaaten tief betroffen gemacht. Der schonungslose und offene Bericht des Autors kann den Leser unmöglich unberührt lassen, Nik Ripkens mutiger Einsatz verlangt großen Respekt und Bewunderung ab. Inhaltlich kann ich dieses Buch jedem Menschen ans Herz legen, der einmal einen Blick „über den Tellerrand“ riskieren und über beinahe unvorstellbare Zustände in ein wenig entfernteren Regionen dieser Welt lesen möchte. Mein Abzug eines Bewertungssternes ist auf dem sprunghaften Schreibstil des Autors begründet (unvermittelter Wechsel in der Zeit und der Perspektive). Hier wären Orts- bzw. Jahreszahlangaben hilfreich gewesen.