Das Licht im Fenster
Das Licht im FensterDer Entschluss der achtzehnjährigen Gutsherrentochter Charlotte Mechthild von Rixtorf, ihr Elternhaus an der holsteinischen Ostseeküste zu verlassen, begründet sich auf eine große Abenteuerlust, die von ...
Der Entschluss der achtzehnjährigen Gutsherrentochter Charlotte Mechthild von Rixtorf, ihr Elternhaus an der holsteinischen Ostseeküste zu verlassen, begründet sich auf eine große Abenteuerlust, die von ihrem seefahrenden Onkel geweckt wurde. Charlotte wagt sich im August des Jahres 1853 auf eine lange Schiffsreise und segelt nach England, wo sie auf dem Landgut Lowerdale Manor in Gloucestershire eine Stelle als Gesellschafterin annimmt. In der zarten, blonden Engländerin Mallory Cranshaw, einer geduldigen und sanften Persönlichkeit, die nur wenig älter als sie selber ist und die trotz Schmerzen und körperlichen Einschränkungen eine positive Lebenseinstellung voller Stärke und Frieden ausstrahlt, findet sie nicht nur eine Aufgabe, sondern zugleich auch eine gute Freundin. Als Charlotte und der charmante Sohn des Hauses, Myles Carrington, sich ineinander verlieben, scheint das Glück perfekt. Der darauffolgende Schicksalsschlag erscheint umso tragischer, denn Charlottes Verlobter stirbt kurz vor der geplanten Hochzeit an den Folgen eines Jagdunfalls. Nicht nur die junge Braut, auch Mallory Cranshaw sowie Edmund, Myles verbitterter alter Vater, sind am Boden zerstört. Während Charlotte ihre Trauer über ihren tragischen Verlust zulässt, baut Sir Edmund C. Carrington einen Schutzwall um sich herum auf, sein ruppiger Umgangston wird von immer schlimmeren Launen und Jähzorn begleitet. Die Situation in Lowerdale Manor eskaliert, als Charlotte zufällig auf ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit stößt, wo ein böser Streit die Familie auseinanderriss. Schon alleine ihrem verunglückten Bräutigam zuliebe, dem eine Versöhnung alles bedeutet hätte, entschließt die energische junge Frau sich, zu handeln. Ihre behutsamen Nachforschungen bringen jedoch Konsequenzen mit sich, mit denen Charlotte nicht gerechnet hatte. Ein turbulentes Abenteuer beginnt, als die dunkelhaarige Deutsche mit den blauen Augen es sich zur Lebensaufgabe macht, die Familie Carrington wieder zu vereinen.
Bereits im Prolog stellt Dorothea Morgenroth ihr wichtigstes Stilmittel dieses Romans vor. In kursiv gedruckter Schrift gestattet sie dem Leser durch die Tagebucheinträge der Charlotte von Rixtorf tiefe Einblicke in deren Gefühls- und Gedankenwelt. Der wunderschöne Schreibstil, der sowohl Landschaft, als auch handelnde Personen und Situationen in liebevollen Details schildert, hat mich unverzüglich für diese Autorin eingenommen, mich an manchen Passagen regelrecht verzaubert. Ihren Protagonisten und auch den Nebenfiguren dieses Romans widmete sie große Aufmerksamkeit, sie zeichnet sie niemals in Schwarz-Weiß-Tönen, sondern gestattet dem Leser auch Einblicke hinter die Fassaden. An Charlottes Seite durchlebt man das ganze Buch hindurch einerseits traurige und bedrückende Momente, andererseits aber auch Mut machende Begegnungen und bereichernde Augenblicke, in denen der unerschütterliche Glaube an Gott den Menschen Mut und Hoffnung verleiht.
Ich habe die Lektüre dieses Buches so sehr genossen, dass ich mich bereits darauf freue, weitere Romane von Dorothea Morgenroth zu lesen. Für „Das Licht am Fenster“ vergebe ich eine unbedingte Bewertung von fünf Sternen und kann es auch jenen, die den Vorgängerroman nicht gelesen haben, uneingeschränkt weiter empfehlen. Ein großartiges Buch über Liebe, Freundschaft, Hoffnung und Vergebung!