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Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein Höllenritt durch unser Gesundheitssystem

Der goldene Skalp
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Renate Hartwig bezeichnet dieses Buch als einen „Höllenritt durch unser Gesundheitssystem“. Der Tanz um das „Goldene Kalb“, die Gier nach dem Geld, mit dem ihrer Ansicht nach das System verseucht ist, ...

Renate Hartwig bezeichnet dieses Buch als einen „Höllenritt durch unser Gesundheitssystem“. Der Tanz um das „Goldene Kalb“, die Gier nach dem Geld, mit dem ihrer Ansicht nach das System verseucht ist, spielt eine zentrale Rolle in dieser Abhandlung, die zeigt, wie sehr die Kassenpatienten zur Kasse gebeten, dabei aber keine detaillierte Informationen über die Verwendung ihrer Beiträge erhalten. Die Autorin berichtet sehr direkt und anhand vieler Beispiele aus der Berufspraxis von Ärzten, Therapeuten, Pflegern wie auch Patienten und ermuntert ihre Leser, mutig zu sein, aufzustehen und Engagement zu zeigen, zu protestieren. In insgesamt 13 Kapiteln vermittelt sie Einblicke in ihre umfangreichen Rechercheergebnisse. Sie klagt dabei aber nicht nur das Gesundheitssystem an, sondern weist auch auf Patienten hin, die ihrerseits zu „Schnäppchenjäger“ werden, die das Gefühl für den Wert der Dinge und das Bewusstsein dafür verloren haben, dass wir selber ebenso eine Verantwortung für dieses System haben.

Dieses Buch war in vielen Bereichen für meine Person „Augen öffnend“, beleuchtet die Situation der Krankenkassen, der Ärzte, der Patienten, warnt davor, den Menschen als Produkt, und Krankheit als Ware zu sehen, und dies über den Wettbewerb marktgerecht zu organisieren. Renate Hartwig beschreibt, mit welcher Raffinesse und welchem Geschick Verschleierungstaktiken aufgehen, wie wenig der Beitragszahler im Grunde tatsächlich über die Hintergründe unseres Gesundheitssystems weiß, und wie Systemfehler passieren können. Sie weist auf die Pharmaindustrie, die Klinikkonzerne, die IT-Industrie und die Beratungswirtschaft hin, die sich ihrerseits um das „goldenen Kalb“ scharen. Sie beschreibt das Gefühl des Ausgeliefertseins angesichts der Erkenntnis, dass Menschen überall im Land dieselben Erfahrungen machten, erzählt von ihren Ängsten, ihrer Hilflosigkeit und Ohnmacht angesichts der Tatsache, dass Anerkennung der Leistungen oder Wertschätzung immer unwichtiger werden. Renate Hartwig fordert von den Kassenpatienten mehr Selbstbewusstsein als Hauptfinanzierer dieses Systems, das ihrer Aussage nach bewusst undurchsichtig und intransparent gehalten, verbürokratisiert, überverwaltet und durch unzählige Gesetze eingeengt wird.

Ich darf die Lektüre dieses interessanten Buches durchaus als bereichernde Leseerfahrung bezeichnen, jedoch fehlten mir als Einwohnerin eines anderen europäischen Landes einige Wissensinhalte die im Buch thematisierten deutschen Institutionen, deutscher Politiker und die geltenden Gesetze Deutschlands betreffend.

Fazit: Eine klare Leseempfehlung und fünf Bewertungssterne für dieses Buch, das einen kritischen Blick aus der Sicht der Kassenpatienten auf das deutsche Gesundheitssystem wirft.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gottes unfassbare Wege

Gottes unfassbare Wege
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„Kann Gott wirklich das Böse besiegen? Ist Liebe wirklich stärker als Hass? Wie kann man mitten im Dunkeln Hoffnung bewahren, und wenn es noch so wenig ist? Wie kann der Glaube in einem Irrenhaus wie Somalia ...

„Kann Gott wirklich das Böse besiegen? Ist Liebe wirklich stärker als Hass? Wie kann man mitten im Dunkeln Hoffnung bewahren, und wenn es noch so wenig ist? Wie kann der Glaube in einem Irrenhaus wie Somalia überleben? Wie kann ein Christ das überfließende, sieghafte Leben, das Jesus verheißen hat, an Orten in unserer Welt leben, die die reinste Hölle sind? Funktioniert das Christentum auch in Ländern, die nicht westlich, gutbürgerlich und wohlgeordnet sind? Und wenn ja, wie?“

Der Ich-Erzähler schreibt zum Schutze der Identität vieler Menschen, die in seinem Buch vorkommen, unter dem Pseudonym Nik Ripken und berichtet zunächst von seiner ärmlichen Kindheit auf einer Farm im ländlichen Kentucky, wo er bei seinen Eltern und inmitten seiner sechs Geschwister aufwuchs. Von seinen Eltern bekam er einen ausgeprägten Sinn für Familienzusammenhalt, Ehrlichkeit, persönliche Verantwortung, Eigenständigkeit und solide Arbeitsethik als Basis mit auf den Weg. Kontakt zum Glauben hatte er lediglich durch die Sonntagsschule sowie den anschließenden Gottesdienst. Nach seinem achtzehnten Lebensjahr verließ er sein Elternhaus, um zu studieren, und als er eine junge Frau namens Ruth kennen lernte, war es für ihn wie ein Geschenk Gottes. Er verliebte sich bereits bei der ersten Begegnung in die junge Pastorentochter und fand in ihr die Frau fürs Leben. Danach ging Nik Ripken mit seiner Frau nach Afrika – und erlebte dort als Pastor eine tiefe Glaubenskrise. Nach einem Aufenthalt in Hargeysa wagte er sich als einer der ersten christlichen Helfer in die somalische Hauptstadt Mogadischu, wo nach dem blutigen Bürgerkrieg unvorstellbare Grausamkeit und Leiden herrschten. Ein somalisches Sprichwort, das ihm einer seiner einheimischen Mitarbeiter nahe brachte, zeugte in kurzen Worten vom Ausmaß des Schreckens: „Ich und Somalia gegen die Welt; ich und mein Clan gegen Somalia; ich und meine Familie gegen meinen Clan; ich und mein Bruder gegen meine Familie; ich gegen meinen Bruder“. Der Autor wird mit dahin dämmernden Lebenden und hoffnungslosen leeren Augen, unzähligen Leichen am Wegesrand und in den Hütten verhungerter Menschen konfrontiert, wo nichts anderes mehr zu tun blieb, als sie vorsichtig inmitten der verminten Straßen und Wege zu bergen, und zu begraben. Die Plünderungen, Vergewaltigungen, Misshandlungen und Folter in Somalia schilderte er als Albtraum der Gewalt und des Wahnsinns, eine Hölle des Bösen, eine Welt ohne genügend Nahrung, um zu überleben, eine Welt, in der die Kinder nicht zur Schule gehen konnten und ihre Eltern kaum damit rechneten, dass sie das Erwachsenenalter erreichen würden. Ripken musste halb verhungerte kleine brüllende Bündel Mensch aus den Armen ihrer toten Mütter nehmen, die vor Hunger und Entkräftung starben, während sie ihre Babys stillten. Durch den fanatischen Glauben der Einwohner Somalias an die Überlegenheit des Islams und deren völlige Ablehnung des Christentums wurden die Hilfseinsätze des Autors zu höchst riskanten Unternehmen, für die viele seiner somalischen Helfer mit dem Leben bezahlten. Ripken stand vor dem Problem, in einem Land, wo christliche Mission gesetzlich verboten war, offen über Jesus zu reden. Und er erkannte auch rasch, dass die Menschen in Somalia zwar dringend Lebensmittel, Medikamente, Kleidung und Schutz vor den Elementen benötigten, dass sie aber beinahe ebenso dringend jemanden brauchten, der für sie da war, ihnen zuhörte, dem sie ihre Geschichte erzählen konnten. Durch einfaches Zuhören und Gespräche „von Mensch zu Mensch“ konnte er ihnen ein Stück Menschenwürde zurückgeben. Ripkens Problem war es jedoch, angesichts all dieses Elends nicht abzustumpfen, die Gefühle zu stählen, ohne das sein Herz dabei hart würde. Seine Hilfseinsätze waren tägliche körperliche und emotionale Schwerstarbeit, während rings um ihn herum das Rattern der Gewehre und die Blitze explodierender Granaten zu hören war. Einzig sein Glaube an Gott und der Rückzug zu seiner Ehefrau Ruth und seinen drei Söhnen Shane, Timothy und Andrew gaben ihm die Kraft, weiter zu machen. Die Pastorentochter war der Stützpunkt seiner Hilfsorganisation, Mutter seiner Kinder und fungierte als Familienmanagerin, unterstützte ihren Mann, wo sie nur konnte. Der Autor erlebte in seinen Jahren in Afrika auch persönliche Tragödien, als seine gesamte Familie schwer an Malaria erkrankte, und als sein Sohn Timothy im Alter von nur sechzehn Jahren an einem schlimmen Asthmaanfall starb.

Als Ruth und Nik im Zuge eines Forschungsprojektes freigestellt wurden, besuchten sie ein halbes Dutzend ehemaliger Ostblockstaaten und erkannten, dass der christliche Glaube auch an den schwierigsten, feindseligsten Orten der Welt überleben kann. In Russland erlebte er beispielsweise hautnah die Christenverfolgung mit, und erzählt unter anderem die tragische Geschichte seines Bekannten Dimitri, der seinen Glauben leben und auch seine Söhne im christlichen Sinne erziehen wollte. Verfolgung war für die Pastoren in solchen Gegenden ebenso etwas Alltägliches wie in Somalia. Auch in der Ukraine musste er mit ansehen, wie das Regime der kommunistischen Länder versuchte, die Seele oder zumindest die Identität der Menschen, die als Bedrohung galten, zu zerstören. Jahrelange Haft, Folter und Misshandlungen waren an der Tagesordnung. Der Bericht seines Aufenthalts in China umfasst die Überwachung und Beschattung der so genannten Hausgemeindechristen durch die Polizei und dem unvorstellbar grausamen Vorgehen der Schwangerschaftspolizei, wo Zwangsabtreibungen nur ein Beispiel für den Versuch der Regierung waren, alle Lebensbereiche des Einzelnen zu kontrollieren. Der Glaube an Gott stellte für diese Regierung eine Bedrohung dar, und wurde mit allen Mitteln bekämpft. Nik Ripken betrachtete seine Chinareise als einer der größten Schlüssel- und Wendepunkte seines geistlichen, persönlichen und beruflichen Lebens. Nach seinem Einsatz in Südostasien resümiert der Autor: „Wir fanden Jesus – und entdeckten, dass er auch im 21. Jahrhundert lebt und handelt. Er offenbart sich in Leben, Worten und in Auferstehungsglauben verfolgter Christen. Diese Christen leben nicht nur für Jesus, sie leben jeden Tag mit ihm. Und sie haben mir eine ganz neue Perspektive zum Thema „Verfolgung“ geschenkt. „Ich habe nicht auf alle meine Fragen Antworten gefunden. Ich weiß immer noch nicht genau, wohin die Reise geht. Aber ich bin sicher, dass es sich lohnt, die Fragen zu stellen – und dass Gott ein geduldiger, wenn auch zuweilen anspruchsvoller Lehrer ist“.

Dieses Buch hat mich mit seinen grauenhaften Details über die Zustände nach dem Bürgerkrieg in Somalia und der Grausamkeit der Christenverfolgung in den ehemaligen Ostblockstaaten tief betroffen gemacht. Der schonungslose und offene Bericht des Autors kann den Leser unmöglich unberührt lassen, Nik Ripkens mutiger Einsatz verlangt großen Respekt und Bewunderung ab. Inhaltlich kann ich dieses Buch jedem Menschen ans Herz legen, der einmal einen Blick „über den Tellerrand“ riskieren und über beinahe unvorstellbare Zustände in ein wenig entfernteren Regionen dieser Welt lesen möchte. Mein Abzug eines Bewertungssternes ist auf dem sprunghaften Schreibstil des Autors begründet (unvermittelter Wechsel in der Zeit und der Perspektive). Hier wären Orts- bzw. Jahreszahlangaben hilfreich gewesen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Der Fluss macht etwas mit mir. Er erinnert mich daran, was wirklich wichtig ist

Der Fluss
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Der Fluss macht etwas mit mir. Er erinnert mich daran, was wirklich wichtig ist

„Die Steine fallen nun mal und wir können sie weder aufhalten noch vorher ahnen, dass sie kommen. Wir fließen immer weiter ...

Der Fluss macht etwas mit mir. Er erinnert mich daran, was wirklich wichtig ist

„Die Steine fallen nun mal und wir können sie weder aufhalten noch vorher ahnen, dass sie kommen. Wir fließen immer weiter … sind in Bewegung, leben… und irgendwie werden diese Ereignisse Teil unserer kunstvollen Lebenslandschaft. Es kommt immer darauf an, wie man die Dinge sieht“

John Clarke, der wortkarge 32jährige Mann mit den graublauen Augen und den strubbligen hellblonden Haaren, als Ausbildner von Wildwasser-Guides am „Whitefire River“ reich an Lebenserfahrung, verschwindet vor den Augen seines fünfjährigen Sohnes bei dem riskanten Versuch, einem Kajakfahrer das Leben zu retten und ertrinkt in den Fluten. Jener schicksalsträchtigen Tag, an dem etwas Außergewöhnliches und Gewaltiges geschah, als nämlich ein Mann sein Leben gab, um jenes eines anderen zu retten, bedeutet für seinen kleinen Sohn Gabriel das Ende seines bisherigen Lebens. Sein Vater, der zugleich sein großes Vorbild und sein bester Freund war, und der sich nach der Trennung von seiner Frau Maggie liebevoll um seinen Sohn gekümmert hatte und ihn alleine aufzog, würde nie wieder mit ihm Abenteuer am Fluss erleben, mit ihm Murmeln spielen, ihm über das Wesen des Flusses erzählen. Der kleine Junge wächst bei seiner Mutter Maggie in einem alten Farmhaus in Cairo, Kansas, auf und seine gesamte Kindheit wie auch seine Jugendjahre sind von schlimmen Alpträumen seinen großen Verlust betreffend geprägt. Doch auch im weit entfernten Kansas findet der kleine Gabriel Menschen, die sich liebevoll um ihn kümmern, und er findet Freunde, die ihn im Erwachsenenalter schließlich zu einer Rafting-Tour überreden. Es wird ein Ausflug, der Gabriels gesamtes Weltbild verändert, der ihn befreit und ihm eine neue Perspektive eröffnet. Und es wird ein Ausflug, der Gabriel zu Menschen führt, die von großer Bedeutung für ihn werden.

Michael Neale hat mit diesem Roman eine wundervolle, sehr zu Herzen gehende Geschichte geschrieben, in der man sich schlichtweg verlieren kann. Wenn man sich auf dieses Buch einlässt, vermeint man, das Rauschen des Flusses zu hören, die elementare Kraft seiner Stromschnellen und die geheimnisvolle Verbundenheit mit dem Fluss zu spüren. Die Geschichte des Gabriel Clarke wird mit der Geschichte der Wildwassertouren verflochten und mit vielen Lebensweisheiten bestückt. Michael Neals Buch erzählt über Kreuzungen und Irrwege im Leben, über gute und schlechte Entscheidungen, über Flucht und Heimkehr. Es erzählt über Schuld und Sühne, über Vergebung und Neubeginn.

Der Autor bedient sich hierbei interessanter Charaktere, wobei mich besonders der alte Ezra Buchanan und Jacob Fielding beeindruckten. Und er liefert in Form von Miss Vonda und Mr. Earl sowie Gabriels Lehrerin Lily Collingsworth auch äußerst liebenswerte Nebenfiguren, die dieses Buches bereichern. Mir haben sowohl der flüssige Schreibstil, als auch die Geschichte, die Michael Neale zu erzählen hatte, außerordentlich gut gefallen und ich kann dieses Buch von ganzem Herzen weiter empfehlen. „Der Fluss“ ist nicht nur interessant für Menschen, die dieses Element lieben, weit gefehlt. Es ist eine Lektüre, „die einen die Welt hinterher anders sehen lässt“, wie bereits im Klappentext angekündigt wird. Ein wundervoller Roman, dem ich nur zu gerne fünf Bewertungssterne gebe.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Himmel über fremdem Land

Himmel über fremdem Land
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Frau Büchle hat es erneut geschafft, mich von einem ihrer Romane zu begeistern. Die Geschichte der jungen Holländerin Demy van Campen, die ihre große Schwester Tilla nach einer arrangierten Vermählung ...

Frau Büchle hat es erneut geschafft, mich von einem ihrer Romane zu begeistern. Die Geschichte der jungen Holländerin Demy van Campen, die ihre große Schwester Tilla nach einer arrangierten Vermählung mit dem Industriellen Joseph Meindorff zum Familienstammsitz nach Berlin begleiten muss, ist mir sehr zu Herzen gegangen. Das dreizehnjährige lebensfrohe und ein wenig unbändige Mädchen wehrt sich mit aller Kraft dagegen, ihr Elternhaus in Holland zu verlassen, muss sich aber dem Willen ihres Vaters fügen. Demy wird zu einer wohlerzogenen jungen Dame, die zukünftig an der Seite ihrer Schwester als deren Gesellschafterin in höchsten Kreisen verkehrt. Eine Gouvernante sorgt für ihren Unterricht, so etwas wie Wärme, Zuneigung oder familiäre Bande muss sie jedoch schmerzlich missen. Einzig in Hannes, dem jüngere Bruder von Tillas Ehemann Joseph, findet sie einen Verbündeten und so etwas wie einen Bruder. Auf ihren eigenmächtigen verbotenen Ausflügen lernt sie nicht nur Freundinnen kennen, sondern erlebt in erschreckendem Ausmaß auch die Not und Elend der Arbeiterklasse. Die unglückliche Demy findet sich nur schwer damit ab, weit von ihrem Elternhaus in einer lieblosen Umgebung leben zu müssen, als sich nicht nur die politische Situation zuspitzt, sondern auch ihre eigene, private Lage verschärft. Demy reagiert mit Aufgebehren und Trotz, doch sie hat nicht mit der Skrupellosigkeit und Macht ihres neuen Brotgebers, Joseph Meindorff senior, gerechnet.

Den Inhalt dieses Buches zu beschreiben, ohne nicht all zu viel von dessen Inhalt zu verraten, ist schwer. Die familiären Verwicklungen und Probleme, mit denen die junge Protagonistin konfrontiert wird, sorgen für eine gewisse Spannung, die den Leser immer weiter blättern lässt, neugierig darauf, wie Demy sich aus ihrer prekären Lage wohl herauszuwinden vermag. Im Buch wird auch die dritte Schwester, Anki van Campen, erwähnt, die in St. Petersburg bei Familie Chabenski als Gouvernante der drei Töchter Nina, Jelena und Katja arbeitet. Auch sie wurde ohne ihre Einwilligung ins Ausland geschickt, scheint sich jedoch in ihr Los gefügt zu haben. Elisabeth Büchle lässt auf ihren Einblendungen von Ankis Geschichte auch den russischen „Heiler“ Grigori Jefimowitsch Rasputin, gewisse Aufmerksamkeit zuteil werden. Dieser Roman erzählt in wundervollem Schreibstil und sehr bewegender Art und Weise über die Situation der armen Bevölkerung, und stellt das Leben der Adeligen und gut situierten Bevölkerung in Luxus und Sorglosigkeit gegenüber. Die Protagonisten dieses Romans sind sehr lebendig gezeichnet und man verfolgt bei der Lektüre beinahe atemlos deren Geschicke mit. Eindrucksvoll bringt die Autorin in ihrem dritten Erzählstrang die Geschichte des Pflegesohnes Phillippe ein, der in Deutsch-Südwestafrika stationiert ist. Und letztendlich führen alle drei Erzählstränge– die Schicksale der van Campen-Schwestern in Berlin, in Russland, und jenes von Phillippe in Afrika – zusammen.

„Himmel über fremdem Land“ hat mir ein bereicherndes Leseerlebnis beschert, und ich freue mich bereits auf „Sturmwolken am Horizont“, die Fortsetzung dieser Trilogie.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Michal

Michal
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Die junge Königstochter und der Hirte, der Goliat mit einer Steinschleuder besiegte

Jill Eileen Smith, die Autorin des vorliegenden Buches „Michal“, hatte laut ihrer eigenen Aussage große Freude bei den ...

Die junge Königstochter und der Hirte, der Goliat mit einer Steinschleuder besiegte

Jill Eileen Smith, die Autorin des vorliegenden Buches „Michal“, hatte laut ihrer eigenen Aussage große Freude bei den Nachforschungen zu diesem Roman und lernte in Israel, wie die Frauen im Alten Testament lebten. Dieses Wissen hat sie auf wunderbare Weise mit ihrer Geschichte verflochten, und sich so um eine authentische Schilderung der damaligen Ereignisse bemüht.

Zu Beginn durfte ich die junge, ungestüme Königstochter Michael kennen lernen, die im Palast ihres Vaters, König Saul, mit ihrer Brüder Jonathan, Abinadab, Malkischua, Isch-Boschet und ihrer Schwester Merab aufwuchs. Als ihre wunderschöne, elegante ältere Schwester sich in den jungen Harfenspieler und Sänger David verliebte, und dieser seine Zuneigung zu ihr ebenfalls kaum verhehlen konnte, war Michals Eifersucht entflammt, begehrte das junge Mädchen doch Davids Herz für sich selber. Michal war bereits einige Zeit in David, den Sohn von Isai aus Bethlehem, mit seinem guten Aussehen, dem muskulösen und hochgewachsenen Körper, seinen dunkelbraunen Augen und seinem bezaubernden Lächeln, verliebt.

Großes persönliches Unheil bahnte sich für die junge Königstochter an, als es zum legendären biblischen Kampf zwischen König Sauls Armee und den Philistern kam, wo der Schafhirte und Harfenspieler David gegen den Riesen Goliat aus Gat, einen der Söhne Ansates, antrat. König Saul hatte in einem letzten, hoffnungslosen Versuch demjenigen, der Goliat erschlägt, Reichtum, Steuerfreiheit, und die Hand seiner ältesten Tochter Merab versprochen. David verlangte zwar nach der Hand der älteren eleganten Königstochter, seine eigentliche Motivation war jedoch Vergeltung. Goliat hatte den Namen Gottes beleidigt, und Davids Ziel war die Rache an dem so genannten „unbeschnittenen Barbaren“. Sein Vertrauen in Gott war zum Zeitpunkt des Kampfes unerschütterlich und der demütige, tief gläubige Mann wusste ohne jeden Zweifel, dass Gott ihn für diesen Augenblick berufen hatte. Und so trat er auf der Anhöhe Goliat entgegen, mit nichts in der Hand als seine Schleuder und Steinen – und errang letztendlich mit seiner Steinschleuder den Sieg.

Da David jedoch bereits vor diesem Ereignis von Samuel zum „von Gott auserwählten König Israels“ gesalbt wurde, stellte er für den herrschenden König Saul eine Bedrohung dar. Sauls Wutausbrüche und Launen, die sich sehr oft auch gegen seine Ehefrau Ahinoam und seine sechs Kinder richtete, konzentrierten sich nun voll und ganz auf David.

Nachdem Michal durch eine Intrige Merabs Hochzeit mit David verhindert hatte, und sie an ihrer Stelle den Mann ihres Herzens ehelichen durfte, schien ihr Glück vollkommen. Doch Sauls Hasstiraden und die Wutausbrüche des unberechenbaren Mannes eskalierten letztendlich, und er trachtete David nach dem Leben. Mit Michals Hilfe floh er schließlich aus dem Palast, und seine junge Ehefrau bleibt in großer Verzweiflung als Gefangene im Palast ihres Vaters zurück.

Doch die junge, aufrührerische Königstochter Michal schmiedete bereits Pläne für ihr Entkommen… und so entführt die Autorin ihre Leser in die abenteuerliche Welt der Vergangenheit, weit zurück in der Geschichte, 1023 Jahre vor Christi Geburt, und erzählt ihren Lesern die wahre Geschichte der ersten Ehefrau des Königs David.

Die mit Liebe zum Detail beschriebenen Lebensverhältnisse der damaligen Zeit basierten lt. Nachwort der Autorin auf den Fakten, wie man sie in der Bibel nachlesen kann (1. und 2 Samuel). Mit diesem Roman wird die Bibel lebendig, werden die dort erwähnten Namen zu Menschen aus Fleisch und Blut, nehmen vor dem inneren Auge Gestalt an. Es ist dies mein erster Roman dieser Art, und ich kann „Michal“ jedem ans Herz legen, der die Bibel hautnah erleben und in die Zeit König Sauls und Davids zurückversetzt werden möchte. Jeder, der mehr über den Kampf des riesigen Giganten gegen den kleinen Hirtenjungen erfahren möchte, und der sich gerne von dem einnehmenden Schreibstil und der hoch interessanten Geschichte, sollte sich dieser Lektüre widmen.