„Kann Gott wirklich das Böse besiegen? Ist Liebe wirklich stärker als Hass? Wie kann man mitten im Dunkeln Hoffnung bewahren, und wenn es noch so wenig ist? Wie kann der Glaube in einem Irrenhaus wie Somalia überleben? Wie kann ein Christ das überfließende, sieghafte Leben, das Jesus verheißen hat, an Orten in unserer Welt leben, die die reinste Hölle sind? Funktioniert das Christentum auch in Ländern, die nicht westlich, gutbürgerlich und wohlgeordnet sind? Und wenn ja, wie?“
Der Ich-Erzähler schreibt zum Schutze der Identität vieler Menschen, die in seinem Buch vorkommen, unter dem Pseudonym Nik Ripken und berichtet zunächst von seiner ärmlichen Kindheit auf einer Farm im ländlichen Kentucky, wo er bei seinen Eltern und inmitten seiner sechs Geschwister aufwuchs. Von seinen Eltern bekam er einen ausgeprägten Sinn für Familienzusammenhalt, Ehrlichkeit, persönliche Verantwortung, Eigenständigkeit und solide Arbeitsethik als Basis mit auf den Weg. Kontakt zum Glauben hatte er lediglich durch die Sonntagsschule sowie den anschließenden Gottesdienst. Nach seinem achtzehnten Lebensjahr verließ er sein Elternhaus, um zu studieren, und als er eine junge Frau namens Ruth kennen lernte, war es für ihn wie ein Geschenk Gottes. Er verliebte sich bereits bei der ersten Begegnung in die junge Pastorentochter und fand in ihr die Frau fürs Leben. Danach ging Nik Ripken mit seiner Frau nach Afrika – und erlebte dort als Pastor eine tiefe Glaubenskrise. Nach einem Aufenthalt in Hargeysa wagte er sich als einer der ersten christlichen Helfer in die somalische Hauptstadt Mogadischu, wo nach dem blutigen Bürgerkrieg unvorstellbare Grausamkeit und Leiden herrschten. Ein somalisches Sprichwort, das ihm einer seiner einheimischen Mitarbeiter nahe brachte, zeugte in kurzen Worten vom Ausmaß des Schreckens: „Ich und Somalia gegen die Welt; ich und mein Clan gegen Somalia; ich und meine Familie gegen meinen Clan; ich und mein Bruder gegen meine Familie; ich gegen meinen Bruder“. Der Autor wird mit dahin dämmernden Lebenden und hoffnungslosen leeren Augen, unzähligen Leichen am Wegesrand und in den Hütten verhungerter Menschen konfrontiert, wo nichts anderes mehr zu tun blieb, als sie vorsichtig inmitten der verminten Straßen und Wege zu bergen, und zu begraben. Die Plünderungen, Vergewaltigungen, Misshandlungen und Folter in Somalia schilderte er als Albtraum der Gewalt und des Wahnsinns, eine Hölle des Bösen, eine Welt ohne genügend Nahrung, um zu überleben, eine Welt, in der die Kinder nicht zur Schule gehen konnten und ihre Eltern kaum damit rechneten, dass sie das Erwachsenenalter erreichen würden. Ripken musste halb verhungerte kleine brüllende Bündel Mensch aus den Armen ihrer toten Mütter nehmen, die vor Hunger und Entkräftung starben, während sie ihre Babys stillten. Durch den fanatischen Glauben der Einwohner Somalias an die Überlegenheit des Islams und deren völlige Ablehnung des Christentums wurden die Hilfseinsätze des Autors zu höchst riskanten Unternehmen, für die viele seiner somalischen Helfer mit dem Leben bezahlten. Ripken stand vor dem Problem, in einem Land, wo christliche Mission gesetzlich verboten war, offen über Jesus zu reden. Und er erkannte auch rasch, dass die Menschen in Somalia zwar dringend Lebensmittel, Medikamente, Kleidung und Schutz vor den Elementen benötigten, dass sie aber beinahe ebenso dringend jemanden brauchten, der für sie da war, ihnen zuhörte, dem sie ihre Geschichte erzählen konnten. Durch einfaches Zuhören und Gespräche „von Mensch zu Mensch“ konnte er ihnen ein Stück Menschenwürde zurückgeben. Ripkens Problem war es jedoch, angesichts all dieses Elends nicht abzustumpfen, die Gefühle zu stählen, ohne das sein Herz dabei hart würde. Seine Hilfseinsätze waren tägliche körperliche und emotionale Schwerstarbeit, während rings um ihn herum das Rattern der Gewehre und die Blitze explodierender Granaten zu hören war. Einzig sein Glaube an Gott und der Rückzug zu seiner Ehefrau Ruth und seinen drei Söhnen Shane, Timothy und Andrew gaben ihm die Kraft, weiter zu machen. Die Pastorentochter war der Stützpunkt seiner Hilfsorganisation, Mutter seiner Kinder und fungierte als Familienmanagerin, unterstützte ihren Mann, wo sie nur konnte. Der Autor erlebte in seinen Jahren in Afrika auch persönliche Tragödien, als seine gesamte Familie schwer an Malaria erkrankte, und als sein Sohn Timothy im Alter von nur sechzehn Jahren an einem schlimmen Asthmaanfall starb.
Als Ruth und Nik im Zuge eines Forschungsprojektes freigestellt wurden, besuchten sie ein halbes Dutzend ehemaliger Ostblockstaaten und erkannten, dass der christliche Glaube auch an den schwierigsten, feindseligsten Orten der Welt überleben kann. In Russland erlebte er beispielsweise hautnah die Christenverfolgung mit, und erzählt unter anderem die tragische Geschichte seines Bekannten Dimitri, der seinen Glauben leben und auch seine Söhne im christlichen Sinne erziehen wollte. Verfolgung war für die Pastoren in solchen Gegenden ebenso etwas Alltägliches wie in Somalia. Auch in der Ukraine musste er mit ansehen, wie das Regime der kommunistischen Länder versuchte, die Seele oder zumindest die Identität der Menschen, die als Bedrohung galten, zu zerstören. Jahrelange Haft, Folter und Misshandlungen waren an der Tagesordnung. Der Bericht seines Aufenthalts in China umfasst die Überwachung und Beschattung der so genannten Hausgemeindechristen durch die Polizei und dem unvorstellbar grausamen Vorgehen der Schwangerschaftspolizei, wo Zwangsabtreibungen nur ein Beispiel für den Versuch der Regierung waren, alle Lebensbereiche des Einzelnen zu kontrollieren. Der Glaube an Gott stellte für diese Regierung eine Bedrohung dar, und wurde mit allen Mitteln bekämpft. Nik Ripken betrachtete seine Chinareise als einer der größten Schlüssel- und Wendepunkte seines geistlichen, persönlichen und beruflichen Lebens. Nach seinem Einsatz in Südostasien resümiert der Autor: „Wir fanden Jesus – und entdeckten, dass er auch im 21. Jahrhundert lebt und handelt. Er offenbart sich in Leben, Worten und in Auferstehungsglauben verfolgter Christen. Diese Christen leben nicht nur für Jesus, sie leben jeden Tag mit ihm. Und sie haben mir eine ganz neue Perspektive zum Thema „Verfolgung“ geschenkt. „Ich habe nicht auf alle meine Fragen Antworten gefunden. Ich weiß immer noch nicht genau, wohin die Reise geht. Aber ich bin sicher, dass es sich lohnt, die Fragen zu stellen – und dass Gott ein geduldiger, wenn auch zuweilen anspruchsvoller Lehrer ist“.
Dieses Buch hat mich mit seinen grauenhaften Details über die Zustände nach dem Bürgerkrieg in Somalia und der Grausamkeit der Christenverfolgung in den ehemaligen Ostblockstaaten tief betroffen gemacht. Der schonungslose und offene Bericht des Autors kann den Leser unmöglich unberührt lassen, Nik Ripkens mutiger Einsatz verlangt großen Respekt und Bewunderung ab. Inhaltlich kann ich dieses Buch jedem Menschen ans Herz legen, der einmal einen Blick „über den Tellerrand“ riskieren und über beinahe unvorstellbare Zustände in ein wenig entfernteren Regionen dieser Welt lesen möchte. Mein Abzug eines Bewertungssternes ist auf dem sprunghaften Schreibstil des Autors begründet (unvermittelter Wechsel in der Zeit und der Perspektive). Hier wären Orts- bzw. Jahreszahlangaben hilfreich gewesen.