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Veröffentlicht am 25.11.2020

Ein Silberstreif der Hoffnung am Horizont

Gut Greifenau - Silberstreif
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Ein Silberstreif der Hoffnung am Horizont


Die Autorin entführt ihre Leser im fünften Band ihrer Buchreihe um das Hinterpommersche Gut Greifenau ins Jahr 1923. Den historischen Hintergrund bilden die ...

Ein Silberstreif der Hoffnung am Horizont


Die Autorin entführt ihre Leser im fünften Band ihrer Buchreihe um das Hinterpommersche Gut Greifenau ins Jahr 1923. Den historischen Hintergrund bilden die mit einer starken Inflation einhergehende Nachkriegszeit, machen die Hoffnung der Menschen auf Ruhe und Normalität deutlich spürbar. Die Weimarer Republik und der gescheiterte Putschversuch der NSDAP unter Adolf Hitler beschäftigen die Bevölkerung. Errungenschaften wie der Einzug moderner Geräte in der Landwirtschaft und in den Haushalten sowie eine gesicherte Versorgung mit elektrischem Strom werden von den Menschen auf Gut Greifenau und den Bewohnern des gleichnamigen Dorfes begrüßt.

Konstantin Graf von Auwitz-Aarhayn und seine Ehefrau Rebecca sind nach dem Tod des Familienpatriarchen die neuen Gutsherren auf Greifenau. Die ehemalige Lehrerin Rebecca entpuppt sich als einfühlsame und gerechte, vor allen Dingen aber auch äußerst geschäftstüchtige junge Frau. Im aktuellen Band berichtet die Autorin, wie das Ehepaar versucht, das Gut in diesen schwierigen Zeiten vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Konstantins Schwester Katharina Urban hat sich nach einigen familiären Kämpfen durchgesetzt und kann endlich ihr Medizinstudium aufnehmen. Mit ihrem Ehrgeiz, ihrem Fleiß und ihrer Hartnäckigkeit setzt sie sich beharrlich in dieser Männerdomäne durch und verdient sich schließlich sogar die Anerkennung ihrer Professoren. Ihrem Ehemann Julius ist Katharina in tiefer Liebe zugetan, doch die Immobilien- und Kreditgeschäfte fordern dessen gesamte Energie und Aufmerksamkeit. Zu guter Letzt kommt es im engsten Familienkreis zu schweren Konflikten, als ein wohl gehütetes Geheimnis gelüftet wird, wobei die unverhältnismäßigen Ansprüche und der schreckliche Standesdünkel der alten Gräfin Feodora die Situation noch zu verschärfen drohen…

Die mit großer Spannung erwartete Fortsetzung dieser interessanten Buchreihe bot erneut facettenreiche Einblicke in die Geschicke derer von Auwitz-Aarhayns. Hervorragend gezeichnete handelnde Figuren machten die Lektüre zu einem Abenteuer. Ich durfte die persönliche Entwicklung der Personen dieses Buches miterleben und sie ein Stück auf ihrem Weg begleiten. Das Hauptaugenmerk lag zwar auf Konstantin und Rebecca, Katharina und Julius wurde jedoch ebenfalls sehr viel Aufmerksamkeit zuteil. Der Schauplatz wechselte immer wieder zwischen Gut Greifenau und Berlin, die Geschwister Nikolaus und Alexander von Auwitz-Aarhayn spielten für die Handlung relevante Rollen. Nikolaus vermisst seine ehemalige Stellung als Offizier und seine aristokratische Befehlsgewalt, er wird politisch aktiv und knüpft fragwürdige Kontakte. Alexander träumt von einer Karriere als Musiker, bekommt sein Leben jedoch nicht in den Griff. Anastasia, Gräfin von Sawatzki, erhielt nur kleine Gastauftritte im Buch, während ihre hochnäsige und anstrengende Mutter Feodora mit ihrer adeligen russischen Verwandtschaft erneut die Geduld ihrer Mitmenschen strapazierte. Hanna Caspian befasste sich ausgiebig mit der Dienerschaft und den Dorfbewohnern auf Greifenau. Es hat mir Freude bereitet, die Geschicke des frischgebackenen Gutsverwalter-Ehepaares Albert und Ida Sonntag, des traurigen Stubenmädchens Wiebke Plümecke, des obersten Hausdieners Theodor Caspers, der sympathischen Köchin Bertha Polzin und des sportverrückten Hausburschen Kilian Hübner weiter verfolgen zu dürfen. Der im letzten Band nach Amerika ausgewanderte Eugen Lignau wird von der gesamten Dienerschaft schmerzlich vermisst, der berechnende Melker Gustav Minkwitz wird immer unbeliebter, und in Leah Rosenthal betritt eine neue, sympathische Figur den Schauplatz des Geschehens. Rebeccas Eltern Lorenz und Walburga Kurscheid sowie ihre Schwester Karoline sind nach dem Scheitern ihrer Existenz in Berlin nun ebenfalls auf Gut Greifenau eingezogen, sie müssen ihren neuen Weg im Leben noch finden. Es tauchen darüber hinaus noch etliche weitere Nebenfiguren aus den Vorgängerbänden auf, welche in die Ereignisse auf Gut Greifenau eingebunden sind.

Der äußerst einnehmende Schreibstil der Autorin und der starke Fokus auf die Geschicke der einzelnen handelnden Figuren gestalteten auch diesen fünften Band zu einem Pageturner. Ich fühlte mich durch diese Fortsetzung hervorragend unterhalten und durfte das Leben in dieser schwierigen Nachkriegszeit von Seiten des Adels, aber auch aus der Sicht der ländlichen Bevölkerung und Dienerschaft betrachten.

„Silberstreif“ war eine Lektüre, die mir ausgezeichnet gefallen hat. Ich vergebe begeisterte fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung und freue mich bereits auf den finalen Abschlussband!



Veröffentlicht am 13.11.2020

Ein düsteres Geheimnis

Das Unrecht der Väter
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Ein düsteres Geheimnis

„Nichts und niemand zerstört das, was ich mir aufgebaut habe. Ich glaube an diese Familie und werde alles für sie tun.“

Paul-Friedrich von Falkenbach und die Brüder Wilhelm und ...

Ein düsteres Geheimnis

„Nichts und niemand zerstört das, was ich mir aufgebaut habe. Ich glaube an diese Familie und werde alles für sie tun.“

Paul-Friedrich von Falkenbach und die Brüder Wilhelm und Heinrich Lehmann eint eine jahrelange Freundschaft, die im Krieg ihren Ursprung nahm. Die drei Weggefährten dienten in derselben Einheit und gaben sich gegenseitig das Versprechen, ein schreckliches Geheimnis zu bewahren und das Wissen darüber mit ins Grab zu nehmen. Das nach Kriegsende gemeinsam aufgebaute Unternehmen floriert, ihre Familien leben im Luxus, die Söhne haben ihrerseits bereits Familien gegründet. Ausgerechnet bei der Feier ihres Firmenjubiläums werden Paul-Friedrich, Wilhelm und Heinrich von ihrer Vergangenheit eingeholt. Erna Behrend, Studentin der Zeitungswissenschaften und Tochter eines ehemaligen Kriegskameraden, ist auf Ungereimtheiten betreffend den Tod ihres Vaters gestoßen. Die junge Frau ist fest entschlossen, so viel wie möglich über die damaligen Ereignisse herauszufinden und heftet sich hartnäckig an die Fährten jener Männer aus der ehemaligen Einheit ihres Vaters, welche den Krieg überlebten. Falsche, moralisch verwerfliche Handlungen in der Vergangenheit bedrohen nun die Existenz von Paul Friedrich, Wilhelm und Heinrich. Doch sie sind fest entschlossen, ihr Lebenswerk und ihre Familien zu schützen – und zwar um jeden Preis.

Mit „Das Unrecht der Väter“ liefert Ellin Carsta einen hoch interessanten Auftakt zu ihrer neuen Buchreihe um die Familie Falkenbach. Den drei Hauptfiguren dieses Buches wird große Aufmerksamkeit zuteil. Die Autorin bringt ihrer Leserschaft die verschiedenen Charaktere näher, erzählt von deren Streben um die gemeinsame Firma. Besonderes Augenmerk wird auf die Familien der drei Protagonisten gelegt, die von starken Frauen mit herzlichem Gemüt zusammengehalten werden. Von den Söhnen wird jeweils die Fortführung der Firmengeschicke erwartet, die Tochter Paul-Friedrichs überrascht trotz ihrer Jugend durch Einsicht und Scharfblick. Auch sie möchte wie die Männer der Falkenbachs und Lehmanns für ihre Familie, für Gut Falkenbach und für ihr Land kämpfen. Als interessante Nebenfigur fungiert Paul-Friedrichs Schwiegertochter Clara von Falkenbach, die ihrerseits ein Geheimnis umgibt. Ein übereifriger junger Verehrer von Paul-Friedrichs verliebter Tochter entpuppt sich als fanatischer und gefährlicher Antagonist, von welchem man vermutlich auch in den Nachfolgebänden noch lesen wird.

Die Autorin besitzt einen äußerst einnehmenden Schreibstil, die glaubwürdige Darstellung ihrer Charaktere und der Spannungsfaktor um die Kriegsereignisse, über welche die drei Männer eisern schweigen, sorgen dafür, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Schauplatz der Handlung ist Gut Falkenbach in der Nähe eines kleinen Ortes namens Bernried am Starnberger See, der Führerkult in Deutschland im Jahre 1936 und die zunehmend wachsende Angst der Menschen vor den Repressalien der Nazis bilden den historischen Hintergrund dieser Geschichte. Ellin Carsta versteht es gekonnt, ihre Leser an ein Buch zu fesseln, durch viele Andeutungen wächst die Neugier auf das Geheimnis, welches die drei Protagonisten verbindet, kontinuierlich an. Ein völlig überraschender Cliffhanger auf der letzten Buchseite weckte in mir unverzüglich den Wunsch, mich sofort in den zweiten Band dieser Reihe zu vertiefen. Ich freue mich bereits jetzt darauf und kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es mit den Falkenbachs und Lehmanns weiter geht.

Fazit: „Das Unrecht der Väter“ hat mir ausgezeichnet gefallen. Eine interessante Familiengeschichte, Geheimnisse aus der Vergangenheit, die bedrückende Naziherrschaft als historischer Hintergrund der Handlung und authentische Charaktere machten dieses Buch zu einem reinen Lesevergnügen.

Begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!



Veröffentlicht am 04.11.2020

Die Entscheidung zur Lüge

Die Farbe von Glück
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Die Entscheidung zur Lüge

„Man kann sein Glück nicht auf dem Unglück anderer aufbauen. Lügen breiten ihre schwarzen Flügel aus, die von Tag zu Tag wachsen.“

Als der angesehene Richter Jules nach etlichen ...

Die Entscheidung zur Lüge

„Man kann sein Glück nicht auf dem Unglück anderer aufbauen. Lügen breiten ihre schwarzen Flügel aus, die von Tag zu Tag wachsen.“

Als der angesehene Richter Jules nach etlichen Fehlgeburten seiner Frau im Krankenhaus mit seiner schwerkranken neugeborenen Tochter konfrontiert wird, entschließt er sich zu einem verzweifelten Schritt. Er verstößt gegen all seine moralischen und ethischen Grundsätze, erpresst die zuständige Krankenschwester und veranlasst sie, das sterbenskranke Neugeborene gegen ein anderes, gesundes Baby auszutauschen. Dieser Eingriff in das Schicksal macht zwar seine Ehefrau Louise überglücklich, für Jules beginnt jedoch eine Zeit der Verzweiflung. Die Lüge lastet schwer auf ihm, er ist von Schuld, Reue und Verzweiflung gelähmt, bis er schließlich resigniert und versucht, alles zu verdrängen.

Charlotte ist Krankenschwester und hat sich eines verwaisten Jungen angenommen, den sie über alles liebt. Die Drohung des Richters, ihr den kleinen Antoine wegzunehmen, veranlasst sie dazu, seiner unfassbaren Forderung nachzugeben. Doch auch Charlotte wird mit dieser Schuld nicht fertig. Sie überquert den Ozean und sucht mit Antoine Zuflucht in einem weit entfernten Land im Osten.

Für alle Beteiligten ändert sich das Leben drastisch – und die Auswirkungen dieser emotionalen und kopflosen Tat sind größer, als sie sich jemals hätten vorstellen können…

Das überaus ansprechende Buchcover sowie der angepriesene Inhalt auf dem Klappentext machten mich auf die aktuelle Neuerscheinung von Cara Maria Bagus aufmerksam. Jules und Louises Geschichte beginnt auf der Neugeborenen Station, die handelnden Figuren werden dem Leser vorgestellt. Die größte Aufmerksamkeit wird Charlotte, Jules und Antoine zuteil, Louise, Florentine und Ni Lou sind für die Handlung relevante Nebenfiguren. Im Rückblick auf die Vergangenheit spielt auch Antoines Mutter Marlene eine wichtige Rolle.

Der Schreibstil und sehr oft auch gewisse Satzkonstruktionen waren für mich gewöhnungsbedürftig. Das Buch ist prall gefüllt mit Lebensweisheiten, die sich beinahe nahtlos aneinanderreihen… für meinen Geschmack bei Weitem zu viel des Guten. Die eigentliche Geschichte gerät angesichts der vielen klugen Worte ein wenig in den Hintergrund und erreichte mich nicht wirklich. Der Faktor des Übernatürlichen, Magie und beispielsweise auch die Thematisierung alter Seelen hat mir überhaupt nicht gefallen, ich konnte auch viele Motive und Handlungen nicht nachvollziehen. Besonders die Entwicklungen im letzten Abschnitt des Buches empfand ich als unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen. Angesichts der blassen Figuren und der für meinen Geschmack unzureichenden Charakterzeichnung blieben diese unnahbar, konnten mich emotional nicht einbeziehen. Ein wenig irritiert hat mich auch die Tatsache, dass die Protagonisten und Nebenfiguren allesamt nur Vornamen, aber keine Nachnamen besitzen.

FAZIT: „Die Farbe von Glück“ wird durch ein ausdrucksstarkes Cover präsentiert und verheißt eine vielversprechende Geschichte, konnte mich persönlich jedoch nicht überzeugen. Ich war von dieser Lektüre enttäuscht und mehrfach versucht, sie abzubrechen.

Ich vergebe aufgerundete zwei Bewertungssterne für die beachtliche Anzahl von Lebensweisheiten in diesem Buch, eine Leseempfehlung kann ich dafür jedoch nicht aussprechen.



Veröffentlicht am 31.10.2020

Ich glaube an die Liebe

Die Sache mit der Liebe
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Ich glaube an die Liebe

„Es ist nicht schwer, sich zu verlieben. Der schwere Teil ist, jemanden zu lieben, der einem gut tut.“

Der fünfzigjährige Hayden Reese führt nicht gerade ein Leben auf der Überholspur. ...

Ich glaube an die Liebe

„Es ist nicht schwer, sich zu verlieben. Der schwere Teil ist, jemanden zu lieben, der einem gut tut.“

Der fünfzigjährige Hayden Reese führt nicht gerade ein Leben auf der Überholspur. Nach einer schwierigen Kindheit mit einem unbarmherzigen und lieblosen Vater ist schließlich auch seine Ehe gescheitert. Der als sonderbar und gewalttätig bekannte Hayden lebt in einer kleinen Holzhütte, der Kontakt zu seiner Familie ist schon vor fünfzehn Jahren abgerissen. Haydens Probleme mit seiner Selbstkontrolle bringen ihn laufend in Schwierigkeiten. Die Liebe zu einer verheirateten Frau führt schließlich dazu, dass die Situation außer Kontrolle gerät – und Hayden steht einmal mehr vor den Scherben seines Lebens…

Catherine Ryan Hyde beschreibt in ihrer aktuellen Neuerscheinung das Leben eines Mannes, der all seine Ängste, seine Schuldgefühle und seine Verzweiflung, sogar seine Trauer, ganz fest in seinem Inneren eingeschlossen hat. Die einzige Art, Emotionen zu zeigen, sind Wutanfälle, die sehr oft in Form von Gewalt gegen andere eskalieren. Die Autorin zeichnet ein Bild von einem Mann, der trotz seiner schlimmen Erfahrungen nicht gänzlich aufgegeben hat, sondern immer noch an die Liebe glaubt. Doch manchmal verliebt man sich in den falschen Menschen.

Mit Hayden hat Catherine Ryan Hyde einen sehr starken, eigenwilligen, nicht unbedingt sympathischen Protagonisten geschaffen. Seine Gedanken und Handlungen konnte ich so gut wie nie befürworten, und nur ganz wenige Dinge nachvollziehen. Vielmehr fühlte ich mich während der gesamten Lektüre seltsam distanziert zu dieser Figur. Die Geschichte umfasst den Zeitraum zwischen 1960 und 1996, wichtige Nebenfiguren sind das Ehepaar Jack und Laurel sowie Laurels Tochter Peg, der Zuhälter Joey, der Tierarzt Doktor Meecham und ein mit Hayden befreundeter Polizist namens Scott. Im Handlungsstrang der Vergangenheit spielen Haydens Ehefrau Judith, seine Schwiegermutter Thea sowie seine Tochter Allegra eine Rolle. Haydens Eltern Lucy und Ed sowie sein Bruder Daniel sorgten für schlimme Erinnerungen und große Schuldgefühle, ihre Beziehung ist ebenfalls seit fünfzehn Jahren auf Eis gelegt.

Die Hauptperson wurde zwar ausführlich charakterisiert, die Nebenfiguren blieben jedoch blass. Es gab laufende zeitliche Sprünge in der Geschichte. Nur sehr langsam erfährt man Einzelheiten über Haydens Vergangenheit und die Gründe für sein aggressives Verhalten. In diesem Buch gibt es angesichts einer Verfolgungsjagd zwar ein gewisses Spannungsmoment, ansonsten plätschert die Geschichte jedoch dahin.

Fazit (Achtung Spoiler!):
„Die Sache mit der Liebe“ war nach einigen wundervollen Romanen für mich das bislang schlechteste Werk dieser Autorin. Catherine Ryan Hyde zeichnete einen Protagonisten, der sein Leben vergeudet, vollkommen unsympathisch ist, absolut lernresistent, defensiv und jähzornig agiert. Beinahe das gesamte Buch hindurch liest man von Gewaltakten und wütenden Ausbrüchen sowie Haydens hasserfüllten Gedanken. Zudem bedient die Autorin sich einer sehr derben Sprache, im ganzen Buch wird permanent geflucht. Inhaltlich war ich vom Plot, unsympathischen und blassen Charakteren und Themen wie Prostitution, Ehebruch und Gewalttaten abgestoßen. Trotz einiger positiver Erfahrungen mit ihren Büchern wird „Die Sache mit der Liebe“ wohl mein letzter Roman von Catherine Ryan Hyde bleiben.

Ich kann für dieses Buch leider keine Leseempfehlung aussprechen, da ich mich durch die Lektüre quälte und oft kurz davor war, sie abzubrechen. Eine kleine positive Entwicklung auf den letzten Seiten entschädigt leider nicht für den gesamten vorangegangenen Inhalt, zumal ich auch das Ende nicht wirklich überzeugend fand.

Veröffentlicht am 31.10.2020

Wir brauchen nicht viel… solange wir zusammen sind

Solange wir zusammen sind
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Wir brauchen nicht viel… solange wir zusammen sind

„Da draußen gibt es gute Menschen. Ein paar schlechte Menschen, aber meistens sind es gute. Vergiss das nie, Baby. Meistens sind sie gut.“

Jewel Knight ...

Wir brauchen nicht viel… solange wir zusammen sind

„Da draußen gibt es gute Menschen. Ein paar schlechte Menschen, aber meistens sind es gute. Vergiss das nie, Baby. Meistens sind sie gut.“

Jewel Knight ist eine traurige und verwirrte alte obdachlose Frau, die in einem Park lebt. Sie hat alles verloren, was ihr wichtig war – ihr Zuhause, ihre Familie, ihre Erinnerungen. Ein kleiner brauner Hund mit schokoladenbraunen Augen und einem weißen Fleck auf dem Hinterkopf ist alles, was sie noch hat. Ihr „Baby“ ist für Jewel die ganze Welt – und umgekehrt ist es ebenso. Baby ist glücklich bei Jewel, er liebt sie über alles. Doch es zeichnet sich ab, dass die beiden einander verlieren könnten.

Die zwölfjährige Piper Elizabeth Trudeau macht sich um viele Dinge Sorgen. Nachdem ihre Eltern arbeitslos wurden und die Familie ihr Heim verlor, fanden sie in einem Obdachlosenheim Aufnahme. Piper vermisst ihre Heimat, ihre Freunde und die Schule. Als sie Jewel und Baby begegnet, verliebt sie sich auf der Stelle in den kleinen Hund, weiß aber, dass Jewel Baby viel dringender braucht, als sie. Gemeinsam mit ihren neuen Freunden bei den „Firefly Girls“ startet sie eine Rettungsaktion für Jewel. Gemäß deren Motto „Wir sind eine Familie. Wir halten zusammen. Und wir werden etwas erreichen“ erinnert sie sämtliche Mitglieder an deren „Firefly-Girls-Versprechen“: „Ich verspreche, täglich mein Bestes zu tun, um die Welt besser zu machen, freundlich, mitfühlend, fair und stark zu sein. Mein Licht soll ein Strahl der Hoffnung sein. Ich verspreche, meine Familie zu ehren, mich selbst und alle Lebewesen auf der Welt. Zusammen leuchten wir heller. Zusammen sind wir stärker. Zusammen können wir alles erreichen.“

Bobbie Pyron hat mit dieser zutiefst berührenden Geschichte auf der Stelle mein Herz erobert. Sie stellt Jewels Schicksal und jenes ihrer obdachlosen Freunde der jugendlichen Leserschaft vor, ermutigt sie dazu, nicht nur auf den äußeren Schein zu achten, sondern viel weiter, bis ins Innerste eines Menschen, zu blicken. Die zwölfjährige Piper ist ein herausragendes Vorbild darin, seinen Mitmenschen Mut und Hoffnung zu machen und sich selbstlos für sie einzusetzen. Der Wert von Familie, Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe wird in diesem Buch hochgehalten. In eindringlichen Worten schildert die Autorin das Schicksal der alten Obdachlosen und ihres Hundes, welches durch die kleine Piper und ihr Engagement beeinflusst wird. Wundervoll gezeichnete Charaktere, ein der jugendlichen Zielgruppe angepasster und äußerst einnehmender Schreibstil sowie tiefgründige und Werte vermittelnde Aussagen machen diese Lektüre zu einem herausragenden Leseerlebnis. Der kleine Hund fungiert als tierischer Protagonist, auch seine Gedanken werden in berührender Art und Weise zum Ausdruck gebracht und sollen dem Leser deutlich vor Augen führen, welche Werte im Leben wirklich wichtig sind:

„Menschen tragen eine zu große Last. Baby versteht nicht, warum Menschen so viel brauchen. Es gibt doch Essen. Es gibt Obdach. Es gibt Spiel. Es gibt Liebe. Baby weiß: die Aufgabe eines Hundes ist es, seinem Menschen zu zeigen, was wichtig ist. Die Freude über einen vollen Magen. Das Glück. Spielen und springen zu können, einfach mit Freunden herumtoben. Wie köstlich ein süßer Duft. Wie tröstlich die warme Sonne auf dem Bauch. Und die Welt ist vollständig, ganz, wenn es eines gib: uns gemeinsam. GEMEINSAM.“

Tief berührt haben mich in diesem Buch auch die Prioritäten und Werte der Obdachlosen:

„Unsere Tiere gehen immer vor. Weißt du auch, warum? Weil wir sie lieben. Und weil sie unsere Liebe erwidern, ganz egal, was ist. Wenn sie uns ansehen, dann sehen sie nicht irgendeinen zerlumpten Alten, der einen Einkaufswagen schiebt, oder irgendeine gesichtslose alte Frau. Sie sehen in uns hinein!“

Fazit: „Solange wir zusammen sind“ war mit Abstand das am meisten berührende und tiefgründige Jugendbuch, das ich jemals in Händen halten durfte. Die wundervolle Geschichte um Piper und Jewel hat mir ausgezeichnet gefallen und wird noch lange in meinem Gedächtnis bleiben.

Ich gebe völlig begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung dafür!