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Veröffentlicht am 16.04.2018

Bis dass der Tod uns scheidet

Meinen Weg alleine weitergehen
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„Bis dass der Tod uns scheidet“

„Bei der Eheschließung sagen zwei Menschen Ja – bei einer Scheidung hingegen genügt das Ja eines Partners.“

Eine Scheidung ist bereits eine gesellschaftliche Realität ...

„Bis dass der Tod uns scheidet“

„Bei der Eheschließung sagen zwei Menschen Ja – bei einer Scheidung hingegen genügt das Ja eines Partners.“

Eine Scheidung ist bereits eine gesellschaftliche Realität geworden, meint Christine König. Als Betroffene erzählt sie von den verschiedenen Phasen einer Trennung und zeigt einen Weg aus der Trauer, der Wut und der Rache hinaus in ein hoffnungsvolles, glückliches Leben. Die Autorin versteht dieses Buch als Mischung zwischen Autobiografie und Ratgeber. So stellt sie sich in diesem sehr persönlichen Buch dem Zerbruch ihrer eigenen Ehe und beschreibt ihre Erfahrungen von der Trennung bis hin zur Vergebung und zum Neubeginn. Sie legt dabei all ihre Emotionen offen, den anfänglichen Schock, ihre Sorgen, die Angst, Gefühle wie Bitterkeit, Enttäuschung, Verzweiflung, Verleugnung, Ohnmacht, Panik und Einsamkeit. Nach der Resignation schafft sie es dennoch, in ein normalisiertes Leben ohne den Ehemann an ihrer Seite zurück zu kehren.

Christine König beschreibt das gesamte Umfeld, die Reaktion von Eltern, Schwiegereltern, von Kindern, und bezeichnet Freunde und Familie in dieser schweren Zeit als ganz besondere Lichtblicke. Sie betont, wie wichtig es ist, Menschen an der Seite zu haben, die zu einem stehen, die einen ermutigen und mit denen man über seine Situation und seine Gefühle sprechen kann.

In einem Abschnitt dieses Buches widmet sie sich den Kindern aus zerbrochenen Familien – Kinder, deren Eltern sich trennen oder scheiden lassen. Diese Kinder sind in den meisten Fällen zwischen Mutter und Vater hin- und her gerissen und der richtige Umgang mit ihnen ist von allergrößter Wichtigkeit für deren weitere Entwicklung. Auch hier kann man als Betroffene von den Erfahrungen der Autorin profitieren – Christine König gibt wertvolle Ratschläge, wie man diese Situation für alle Beteiligten meistern kann.

Ein wichtiger Punkt ist Gottes Rolle im Leben der Familie. Es werden in jedem Kapitel entsprechende Bibelzitate in kursiver Schrift angeführt, die Autorin berichtet von ihren Gebeten und ihrer Zwiesprache mit Gott. Vergebung ist für Christine König ein gewichtiges Thema, nicht nur ihre theoretischen Ausführungen, sondern vor allem auch ihre persönlichen Erfahrungen spielen hierbei eine bedeutende Rolle.

Obgleich ich persönlich nicht von diesem Thema betroffen bin, gibt es heutzutage immer wieder Paare im Umfeld, die sich zu einer Trennung entschließen. Die Ansprüche der Partner werden immer höher, die Bereitschaft, in die Beziehung zu investieren, nimmt jedoch ständig ab, weiß die Autorin zu berichten. Umso wertvoller empfand ich nun diesen persönlichen, informativen, und für meine Begriffe sehr hilfreichen Ratgeber, in dem Christine König dieses Thema in exzellenter Art und Weise aufarbeitet.

Ein jedes Kapitel wird von einer kurzen Geschichte eingeführt, die meist eine persönliche Erfahrung der Autorin darstellt. Sie beleuchtet anschließend das Ereignis von allen Seiten, beschreibt ihre eigenen Gefühle und ihre Reaktion dabei, und präsentiert danach ihre fundierten Ratschläge dazu. Christine König schreibt: „Die Kämpfe, die wir auf dieser Erde ausfechten müssen, haben einen Sinn. Sie tragen dazu bei, dass wir reifen und charakterfest werden sowie an Weisheit und an Profil gewinnen. Häufig wird uns das erst im Rückblick bewusst.“

Das ansprechende Buchcover zeigt eine Weggabelung – ein breiter Weg verzweigt sich, zwei schmale Wege verlaufen nach der Gabelung fortan in entgegengesetzten Richtungen. Bei der Farbgestaltung des Covers wurden verschiedene Grüntönen gewählt, Titel, Autor und Untertitel sind in dezenter weißer Schrift angeführt. All das trägt zu einer sehr gefälligen, vor allen Dingen zum Thema passenden und aussagekräftigen Gestaltung bei.

Fazit: „Meinen Weg alleine gehen“ spricht ein Thema an, mit dem man im Laufe seines Lebens permanent konfrontiert wird –sei es in sehr persönlicher Hinsicht, oder in Form von Paaren aus der Familie, dem Freundes- oder Bekanntenkreis, die sich zu einer Trennung oder Scheidung entschlossen haben. Ein wertvoller Ratgeber, der meines Erachtens durch die persönlichen Erfahrungen der Autorin ungemein profitiert.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gottes Welt steht auf dem Kopf - unser Leben braucht mehr Tiefenschärfe!

Der Sehendmacher
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Gottes Welt steht auf dem Kopf - unser Leben braucht mehr Tiefenschärfe!

Steve Volke ist Journalist, Medienschaffender, Buchautor und Gründer von „Compassion“ in Deutschland. Wer sich das vorliegende ...

Gottes Welt steht auf dem Kopf - unser Leben braucht mehr Tiefenschärfe!

Steve Volke ist Journalist, Medienschaffender, Buchautor und Gründer von „Compassion“ in Deutschland. Wer sich das vorliegende Buch zu Gemüte führt, kommt in den Genuss seiner brennenden Leidenschaft, nicht nur das Evangelium zu verkündigen, sondern im Sinne Jesu durch soziales Handeln auch Taten zu setzen. „Der Sehendmacher“ ist durchdrungen von dem Wunsch, den Armen zu helfen, Not und Elend in dieser Welt zu lindern.

Zu Beginn gewährt der Autor Einblicke in seine Kindheit als Pastorensohn, in der seine Eltern ihm und den Geschwistern „einen authentischen, lebendigen und nachahmenswerten Glauben vorlebten“, wie er es ausdrückt. Derart geprägt vermeint er dennoch, 45 Jahre seines Lebens blind gewesen zu sein. Durch den Buchtitel „Der Sehendmacher“ weist er bereits darauf hin, dass es sich hierbei um den Bericht seiner eigenen Entwicklung handelt – es ist vielmehr eine Autobiografie, denn ein Sachbuch. In teilweise erschütternden Berichten erzählt er von einer Reise nach Haiti, die das auslösende Moment für sein „Sehend-werden“ darstellte. Er schreibt von unvergesslichen Begegnungen mit Menschen, die ihm deutlich vor Augen führten, in welch großem Luxus er selber in Deutschland leben darf. Der Begriff „Armut“ ist ein roter Faden, der das gesamte Buch durchzieht. Steve Volke lässt hierzu Menschen aus den verschiedensten Teilen der Welt zu Wort kommen. Er weist auch auf das selbstlose Handeln von Christen hin, die sich für die Gerechtigkeit engagierten, wie zum Beispiel William Wilberforce im Kampf gegen die Sklaverei oder aber Graf Ludwig von Zinsendorf durch die Gründung der Herrnhuter Brudergemeinde. Im Zentrum findet sich stets die Frage, WAS der Einzelne tun kann, um Not, Elend und Armut in der Welt zu lindern. Die Gemeinden sind für ihn „Gottes Instanz auf Erden, um seine Liebe zu verbreiten“, deren Mitglieder sollten zu „Tätern des Wortes“ werden und dazu beitragen, die Welt besser zu machen.

Den Kindern widmet Steve Volke gleich zwei Buchkapitel. Er konfrontiert seine Leser mit tief berührenden Schicksalsberichten, in denen Kinder aus ärmsten Verhältnissen ausgenutzt werden, die Rechtlosigkeit erleben und ihr Dasein unter unmenschlichen Bedingungen fristen. Der Organisation „Compassion“ wird in diesem Buch großes Augenmerk zuteil und man merkt auf jeder Seite dieses Buches die Leidenschaft, mit der Steve Volke lebt, handelt, und sich darüber mitteilt. Er besitzt die Fähigkeit, Menschen durch seine Worte aufzurütteln, ihnen Missstände klar und deutlich vor Augen zu führen, und sie vom Engagement für die Armen dieser Welt zu begeistern. Sein Leitsatz lautet: „Jesus in den Armen sehen“ und es ist ihm ein Anliegen, mit seinem Leben für andere ein Segen zu sein. So stellt er auch die Frage: „WAS SOLL ICH für dich tun, Jesus?“ Der Beantwortung dieser Frage widmet er den letzten Abschnitt seines Buches. Hier geht er darauf ein, was der Einzelne angesichts des Elends in der Welt ausrichten kann. Er fordert seine Leser dazu auf, keine „coolen Christen“, sondern außergewöhnlich und Reformatoren zu sein und einen neuen Blick auf die Welt zu haben. „Wer die Welt verändern will, muss sich selbst immer wieder verändern lassen.“ Wie wahr!

Die auf blauem Hintergrund abgebildete Lesetafel auf dem Buchcover ähnelt jener eines Augenarztes, bei der man die riesigen Lettern noch sehr gut entziffern kann, die jedoch nach unten verlaufend in Folge immer kleinere Buchstaben aufweisen. Auf diese Weise wurden Autorenname, Titel und Untertitel dargestellt. Passend zum Thema befindet sich im Zentrum auch eine rosafarbene Brille, eine Symbolik für eine bewusste Wahrnehmung der Not und des Elends nachdem einem die Augen geöffnet wurden. Das Buch ist durchdrungen von zahlreichen Bibelzitaten, die in kursiver Schrift gedruckt wurden.

Tief beeindruckt hat mich das Zitat des schottischen Theologen Henry Drummond, der schreibt: „Wenn du auf dein Leben zurückblickst, dann wirst du merken, dass gewisse Augenblicke herausstechen, Augenblicke, in denen du wirklich gelebt hast – und das sind die Momente, in denen du aus dem Geist der Liebe heraus gehandelt hast. Alles andere hat nur kurzfristige Bedeutung. Die Taten der Liebe aber, von denen kein Mensch je erfahren hat oder erfahren wird, sie bleiben bestehen.“

Fazit: „Der Sehendmacher“ ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Augenöffner. Steve Volke kämpft gegen die Passivität der Menschen und deren Versuchung, sich der großen Masse anzuschließen, Dinge einfach geschehen zu lassen, die in der Welt passieren. Er rüttelt auf, führt Missstände vor Augen und hat mit diesem Buch einen erstklassigen Beitrag dazu geleistet, Menschen dazu zu animieren, die Welt durch ihr soziales Wirken ein kleines Stück besser zu machen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

VERLETZUNGEN IN DER LIEBE

Stacheln in der Partnerschaft
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VERLETZUNGEN IN DER LIEBE

„Liebe bedeutet, nicht nur die guten Eigenschaften des anderen zu genießen, sondern auch den anderen in den Grenzen anzunehmen, die die Persönlichkeit des anderen steckt.“

Mit ...

VERLETZUNGEN IN DER LIEBE

„Liebe bedeutet, nicht nur die guten Eigenschaften des anderen zu genießen, sondern auch den anderen in den Grenzen anzunehmen, die die Persönlichkeit des anderen steckt.“

Mit „Stacheln in der Partnerschaft“ setzt der Therapeut und Buchautor Jörg Berger seine „Stachel-Reihe“ fort. Wie auch in den Vorgängerbänden beleuchtet er das jeweilige Thema (beziehungsweise den jeweiligen „Stachel“) von der psychologischen, und der spirituellen Seite. Er beantwortet existenzielle Fragen vorwiegend über den Blickwinkel des christlichen Glaubens.

Im Fokus dieses Buches stehen sieben Themenbereiche zwischen Liebenden, nämlich das Überschreiten von Grenzen, das Blenden, Energie rauben, Einschüchtern, Abwerten, Vermeiden und das Rächen. Jedem dieser Themen ist ein eigenes Kapitel gewidmet, das durch aussagekräftige ganzseitige Illustrationen von Thees Carstens optisch aufgewertet wird. Nach der Kapitelüberschrift folgen einige einleitende Worte, im Anschluss präsentiert der Autor dann Fallbeispiele, die in grauer Farbe unterlegt sind. Danach folgt der theoretische Teil – die Ursachenforschung, die Stellungnahme, eine Erläuterung, das Aufzeigen von Folgen sowie Nebenwirkungen des kurz zuvor thematisierten Verhaltens, und eine abschließende Analyse durch den Autor. Jörg Berger wartet zudem mit praktischen Tipps auf, die ich als äußerst unterstützend und hilfreich empfand. Er bietet beispielsweise Anleitungen zum Loslassen, zum Umgang mit Grenzüberschreitungen oder zu einem guten und liebevollen Setzen von Grenzen. Von seinen Ausführungen zum liebevollen Entlarven war ich besonders angetan, um nur ein Beispiel zu nennen. Als regelrechte Bereicherung empfand ich persönlich die Ausführungen zu den Themen Ballast abwerfen, Perfektionismus, und dem Anspruchsdenken im Kapitel „Energie rauben“.

Der Bezug zum christlichen Glauben wird in diesem Buch besonders schön zum Ausdruck gebracht. So schreibt Jörg Berger, dass die Tatsache, dass kein Mensch unsere existenziellen Bedürfnisse zu stillen vermag, uns geradewegs zu den Quellen unseres Glaubens führt. Er trennt die existenziellen Bedürfnisse strikt von den emotionalen, die seiner Ansicht nach in einer Paarbeziehung durchaus gestillt werden können. Hierbei führt er zahlreiche Zitate aus der Bibel an, die sich zu meinem Leidwesen jedoch nicht durch eine kursive Schrift vom restlichen Text abheben. Dies erschwert ein wenig den Lesefluss und geht meines Erachtens zu Lasten der Übersichtlichkeit.

Bei der Gestaltung des Buchcovers hat sich der Verlag besondere Mühe gegeben. „Stacheln in der Partnerschaft“ ist für meinen Geschmack optisch sehr ansprechend und das schönste Buch aus der Stachel-Reihe. Im Vordergrund des Bildes dominiert der Stiel einer Rose mit fünf großen, spitzen Dornen. Im ansonsten schneeweißen Hintergrund erkennt man zwei wunderschöne rote Blütenköpfe. Autorenname, Titel und Untertitel passen farblich perfekt zur Abbildung, die in ihrer Symbolik und der harmonischen Farbgebung zu einem äußerst anziehenden Gesamtbild beiträgt.

Ich möchte meine Rezension mit einem eindrucksvollen Aufruf des Autors abschließen, in dem er schreibt: „Vertrauen Sie der Liebe! Diese muss genährt werden und die Nahrungsmittel für die Liebe sind: Freundlichkeit, echtes Interesse am anderen, Wertschätzung, Humor, Zärtlichkeit, liebevolle Überraschungen, ungestörte Zeit zu zweit, Trost und Verständnis. Wo diese Bedingungen fehlen, schwindet die Liebe und die Partner werden unglücklich.“

Fazit: Bei „Stacheln in der Partnerschaft“ handelt es sich um einen ausgezeichneten weiteren Ratgeber aus der Stachel-Reihe, dessen Lektüre höchst informativ und hilfreich war und den ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann!

Veröffentlicht am 16.04.2018

„N“ für Nasrani, Christen

Entkommen aus dem Netz des Jägers
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„N“ für Nasrani, Christen

„Ihr seid dagewesen und ihr seid wiedergekommen. Das bedeutet uns viel. Sag das auch den Leuten in deinem Land. Es bedeutet uns sehr viel zu sehen, dass wir nicht vergessen sind!“

„Entkommen ...

„N“ für Nasrani, Christen

„Ihr seid dagewesen und ihr seid wiedergekommen. Das bedeutet uns viel. Sag das auch den Leuten in deinem Land. Es bedeutet uns sehr viel zu sehen, dass wir nicht vergessen sind!“

„Entkommen aus dem Netz des Jägers“ – der Buchtitel wurde in Anlehnung an Psalm 124 gewählt, in welchem David Gott als Helfer in der Not anruft. Gleich zu Beginn des Buches wird dem Leser ein Einblick in die Situation der Christen im Irak gewährt und man erfährt über die aktuellen Ereignisse und deren Hintergründe. Vater Emanuel Youkhana, der Gründer der einheimischen Hilfsorganisation CAPNI, erzählt beginnend vom Völkermord der Osmanen im Jahre 1915, über das Massaker im irakischen Staat 1933 bis hin zur aktuellen Bedrohung durch den IS. Es werden Fakten über die Situation der Menschen im Irak in Form von Schicksalsberichten Betroffener oder Tagebucheinträgen der der Helfer präsentiert.

Die Autorin Andrea Wegener arbeitet seit 2007 bei „Campus für Christus“ und ist auch bei Auslandseinsätzen dabei. In diesem Buch hat sie eine Menge persönlicher Erfahrungen eingebracht und eng mit „GAiN (Global Aid Network)“ zusammen gearbeitet. Die humanitäre Arbeit, den Flüchtlingen materiell, seelsorgerlich und geistlich beistehen zu können, ist ein großes Anliegen beider Hilfsorganisationen.

Es wird vom Islam und der Scharia in ihrer extremen Ausrichtung in Form des IS berichtet, eine Schreckensherrschaft, die es zu bekämpfen gilt. Es folgen Berichte von der Entführung von Menschen, um Lösegeld zu erpressen, vom plötzlichen Verschwinden von Kindern, und der Todesangst seines Glaubens wegen. Viele von ihnen wünschen sich nur eines: im Irak mit allen Religionen in Frieden zusammen zu leben. Für viele traumatisierte Flüchtlinge ist der einzige Weg aus ihrem Leid heraus der Weg nach Europa.

Im vorliegenden Buch kommen verschiedene Menschen zu Wort – meist Christen, vereinzelt auch Muslime und Jesiden, die von ihren Erlebnissen berichten. Ein Mann, der mit seiner Familie mit knapper Not dem IS entkam, ist der Meinung, „dass Gott wie eine Kerze ist, die Wärme und Licht bereitet, der IS jedoch nur Dunkelheit und Angst.“ Die Autorin bezeichnet die Geschichten im Buch daher auch als „Rettungsgeschichte“, weil man ihrer Meinung nach Gottes Liebe und Bewahrung darin erkennen kann.

Andrea Wegener beschreibt die Not und das Elend der Christen, die aus ihren Häusern und aus ihrer Heimat vertrieben wurden und unter drastischen Umständen als Flüchtlinge leben müssen, zum Teil auch hoch intelligente Menschen, die zur Elite des Landes gehört hatten und nun zu Bettlern und Hilfesuchenden wurden. Sie berichtet aber auch vom großartigen Einsatz verschiedener Helfer angesichts der Gewalt, der Willkür und des wahnsinnigen Wütens und Mordens des IS. Die Helfer leisten oft Unmenschliches und viele von ihnen sind zudem bereits mehrmals dem Tode entronnen. Sie führt die Beweggründe für den ehrenamtlichen Einsatz im Irak an und schreibt unumwunden, dass es für sie in ihrer Nachfolge des gekreuzigten Christus in Ordnung ist, beim Einsatz für einen Bruder das Leben zu riskieren. Sie erwartet dafür keine Bewunderung, möchte sich dafür aber auch nicht rechtfertigen müssen. Die Autorin ist der Ansicht, dass der christliche Glaube und das Evangelium in Regionen, in denen Gewalt, Hass und Mord herrschen, eine völlig neue Dimension bekommt und dass „dieses Leben und alles, was wir haben und ja auch genießen dürfen, endlich und nur vorläufig“ ist. Andrea Wegener möchte ihr Leben an dem ausrichten, was wirklich zählt.

Einige Passagen dieses Buches haben mich ganz besonders berührt, einige zum Nachdenken gebracht, einige machten mir Angst:

Einem Mann namens Kemal war es sehr wichtig, dass seine Worte weitergegeben wurden, die lauten: „Ihr liegt uns am Herzen, und deswegen sage ich es so deutlich, wie ich kann: „Nehmt euch vor dem Islam in Acht. Ich sage euch das als Christ, der jahrelang von Muslimen umgeben gelebt hat: Der Islam ist nicht das, als was er sich bei euch darstellt. Er ist eine Gefahr für euer Land und für Europa. Der IS zeigt das wahre Gesicht des Islam, und wenn es nach denen ginge, würden sie euch genauso erobern wie uns. Wenn ein normaler Muslim zu einem radikalen Muslim wird, verändert er sich. Da ist keine Liebe mehr, nur noch Hass und Zerstörung. Eure Kirchen sind zu schwach, euer Glaube hat kein festes Fundament mehr und ihr seid viel zu gleichgültig: ihr erzählt den Muslimen nicht von Jesus, obwohl ihr die Freiheit hättet. Und ihr setzt dem Islam nicht entgegen. Wer weiß, vielleicht passiert euch in zehn oder zwanzig Jahren, was uns in diesem Jahr passiert ist. Ich wünsche es euch nicht.“

Dem entgegen heißt es an einer anderen Stelle: „Die meisten Muslime sind einfach nur Menschen; sie nehmen ihre Religion nicht besonders wichtig und wollen nur eins: in Frieden leben. Das Leben ist wirklich nicht mehr einfach in Mossul, auch nicht für Muslime.“

„Wo ihr gleichzeitig viele Muslime aufnehmt, achtet darauf, dass sich die Probleme und die Gewalt, die wir hier hatten, nicht bei euch fortsetzen! Und gebt den Flüchtlingen nicht nur, was sie materiell brauchen, sondern habt ihr ganzes Wohl im Blick!“

Nach Beendigung der Lektüre dieser sachlich vorgebrachten, und dennoch zutiefst erschütternden Berichte verspürte ich als Leser tiefe Dankbarkeit für das Privileg, in einem freien Land leben zu dürfen, den christlichen Glauben frei und offen leben zu dürfen, Zugang zu ausreichend Nahrung und Grundversorgung zu haben und in Anbetracht der Umstände im Irak wirklich im Luxus zu leben.

„Entkommen aus dem Netz des Jägers“ ist ein Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte. Durch die im Inhalt dargelegten Fakten öffnet es die Augen für das Leben der verfolgten Menschen im Irak und verändert vielleicht auch ein klein wenig die Sicht auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik, in dem es uns dazu anregt, vermehrt die Einzelschicksale hinter den Vertriebenen zu sehen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Wärst du glücklich in Gefangenschaft?

Lamantin
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Wärst du glücklich in Gefangenschaft?

„Die Wünsche eines Menschen dürfen nicht über dem Wohl solch eines Geschöpfes stehen“.

Das Werbeplakat eines Naturalienkabinetts preist eine Weltsensation an und ...

Wärst du glücklich in Gefangenschaft?

„Die Wünsche eines Menschen dürfen nicht über dem Wohl solch eines Geschöpfes stehen“.

Das Werbeplakat eines Naturalienkabinetts preist eine Weltsensation an und macht den zwölfjährigen Jungen Dietrich Schreiber (Thilo) auf eine neue Attraktion aufmerksam. Im Inneren dieses Kabinetts trifft er auf ein riesengroßes, sehr seltenes Tier der Gattung „Lamantin“ – ein Geschöpf mit warmherzigen, traurigen Augen, zu dem er sich seltsam hingezogen fühlt. Bei seinen wiederholten Besuchen merkt der Junge nur allzu gut, dass dieses Lamantin-Mädchen immer apathischer und unglücklicher in seinem Gefängnis wird. Als begeisterter Leser der Bücher Alexander von Humboldts und angespornt von seinem großen Forschungsdrang beschließt Thilo, das Tier aus seinem Gefängnis zu befreien und ihm den Weg in die Freiheit des Meeres zu ebnen. Gemeinsam mit dem technikbegeisterten Assistenten der Konservatoren namens Paul Broxter schmiedet Thilo einen wagemutigen Plan, und nach anfänglichem Widerstreben nimmt Paul ihn schließlich mit auf die abenteuerliche Reise.

Markus J. Beyer hat in diesem Roman die Geschichte eines intelligenten, wissbegierigen und das Abenteuer liebenden gelähmten Jungen mit der Rettungsaktion einer seltene Tiergattung verknüpft und durch die Person des hartnäckigen Detektivs Sigmar Salmen einen hohen Spannungsfaktor eingebracht. Die handelnden Personen sind liebevoll gezeichnet, deren Motivationen anschaulich dargestellt. Dem sympathischen Thilo und seinem Helfer Paul stehen bei dieser waghalsigen Rettungsaktion sympathische Nebenfiguren zur Seite. Die Contessa Celestina fand ich erfrischend und einfallsreich, mein Favorit war jedoch der Schweizer Schmied namens Eisenauge mit seinem ruppigen Äußeren und dem butterweichen Kern.

Der wundervolle Schreibstil in der kurzen Leseprobe in Kombination mit dem Klappentext war der Anlass dafür, mich für die Lektüre dieses Buches zu entscheiden. Dieser kurze Ausschnitt auf der Verlagsseite hat nicht zu viel versprochen: sowohl der Inhalt, als auch das sprachliche Niveau dieses Buches haben mich vollends für „Lamantin“ eingenommen. Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes jede Seite davon genossen und bin Thilo und Paul auf ihrer Flucht mit angehaltenem Atem gefolgt. Der mysteriöse Fremde, den ich bis zum letzten Abschnitt des Buches nicht einzuschätzen vermochte, trug neben dem hartnäckigen Detektiv sehr viel zu einem durchgehend hohen Spannungsniveau bei. Der Autor vermittelt in seinem Buch auch wichtige Werte in Form von Dialogen, wie zum Beispiel: „Manchmal müssen wir Dinge tun, die für uns selbst unendlich wichtig sind, auch wenn es die Menschen, die uns lieben, nicht verstehen können. Aber es ist wichtig für unsere Seele – damit sie sich aus den niederen Gefilden der Angst aufrichtet und gesund und stark durchs Leben wandeln kann.“

Durch die neumodische Erfindung der Benzinkutsche namens „Phönix“ und ihren Einsatz bei dieser Rettungsaktion erfährt man als Leser einiges über den großen Erfinder, Motoren- und Automobilbauer Gottfried Daimler.

Das auf mich überaus harmonisch wirkende Coverfoto war zunächst der Grund, weshalb ich mir dieses Buch näher angesehen habe. Die Farbgebung, die Gestaltung und die einnehmend dargestellten Figuren haben mir auf den ersten Blick gefallen. Das eigentümliche Gefährt ganz oben - über dem Buchtitel - finde ich pfiffig und originell. Ich möchte zudem auf die hohe Qualität dieses Buches hinweisen. Das aufwändige Innenleben ist bemerkenswert. Das Papier der ersten Buchinnenseiten ist von einer Stärke und Haptik, wie man sie selten bei Büchern sieht, die angenehme Schriftgröße stellt einen weiteren Pluspunkt dar. Das Einzige, das mich in diesem Buch ein wenig irritierte, war die permanent wechselnde Schriftgröße. Nach Passagen mit „normaler Schriftgröße“ kam es das gesamte Buch hindurch immer wieder vor, dass einige Zeilen in kleiner Schrift eingeschoben wurden.

Fazit: „Lamantin“ stellte für mich einen wunderbaren Ausflug an der Seite eines bemerkenswerten Jungen dar. Das Buch versprach Abenteuer, vermittelte Werte und glänzte mit einem hohen Sprachniveau– ein Faktor, der für mich wirklich bedeutend ist und den man heutzutage nicht mehr allzu oft findet. Ich würde mir wünschen, dass Markus J. Beyer diesen Schreibstil beibehält und uns noch mit vielen weiteren Büchern dieser Art höchsten Lesegenuss bereitet. Für mich war diese Lektüre ein absolutes Lese-Highlight, das ich uneingeschränkt weiter empfehle.