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Veröffentlicht am 16.04.2018

Eine Freundschaft, die Spaß macht!

Die geheime Sprache glücklicher Paare
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„Eine Freundschaft, die Spaß macht!“

„Erfolgreiche Ehepaare wissen die Gesellschaft ihres Partners zu schätzen und sind gern mit ihm oder ihr zusammen. Mit anderen Worten: Ehepaare, deren Beziehung sicher ...

„Eine Freundschaft, die Spaß macht!“

„Erfolgreiche Ehepaare wissen die Gesellschaft ihres Partners zu schätzen und sind gern mit ihm oder ihr zusammen. Mit anderen Worten: Ehepaare, deren Beziehung sicher und erfolgreich verläuft, geben ihrer Freundschaft eine besondere Priorität. Sie investieren miteinander geduldig Zeit, um das Herz ihres Partners wirklich kennenzulernen und ein gemeinsames Leben aufzubauen.“

Die beiden Beziehungsspezialisten Bill und Pam Farrel sind nicht nur privat seit 34 Jahren glücklich verheiratet, sondern arbeiten auch gemeinsam an ihrem Anliegen, anderen Menschen dabei zu helfen, wie sie „liebesweise“ leben können. Nach vielen Bestsellern präsentieren sie nun mit dem vorliegenden Buch „Die geheime Sprache glücklicher Paare“ eine Menge theoretische Anregungen, kombiniert mit praktischen Beispielen aus ihrem Eheleben. Es werden auch zahlreiche Ratschläge glücklicher Ehepaare präsentiert, die von Bill und Pam befragt wurden.

Positiv hervorheben möchte ich die Tatsache, dass die einzelnen Kapitelabschnitte stets abwechselnd aus Bills, und dann wieder aus Pams Sicht geschrieben sind.

In insgesamt zehn Kapiteln definieren die Farrels unter anderem die „geheime Sprache des Partners“, den so genannten „Zugangscode“, und sie arbeiten dabei mit den Begriffen „Nutzername und Passwort“, erläutern die Grundlagen und präsentieren Schritte zur Umsetzung in der Beziehung. Sicherheit und Erfolg werden als Schlüsselbedürfnisse präsentiert, das Autorenduo betont deren Wichtigkeit sowie den unterschiedlichen Umgang damit.

In jedem Kapitel schlagen Bill und Pam „Kommunikationsübungen für die Ehe“ als Basis für Gespräche mit dem Partner vor, die helfen sollen, die gegenseitige Wertschätzung zu vertiefen. Es handelt sich hierbei also nicht um ein rein theoretisches Sachbuch, sondern vielmehr um ein Arbeitsbuch, das auch einige Tabellen und Fragebögen aufweist.

Unter zahlreichen anderen Themen weisen die beiden Autoren auf die Wichtigkeit hin, das Geheimnis der Liebe zu entdecken und stets neugierig auf den Partner zu bleiben. Hierbei empfehlen sie, auf die besonderen Vorzüge der Männer, und jene der Frauen einzugehen. Sie zeigen dabei Wege auf, geschlechterspezifische Unterschiede zu akzeptieren und gegenseitig die Kraftreserven aufzufüllen. Die Farrels empfinden eine innige Zuneigung als Schlüssel für eine sichere und glückliche Ehe, liebevolle Berührungen, die einzigartigen Begabungen des Partners stets zu schätzen zu wissen sowie Komplimente und Wertschätzung sind wertvolle inhaltliche Bestandteile dieses Ratgebers. Auch dem Umgang mit Konflikten wird ein Kapitel gewidmet, ein weiteres geht auf die körperliche Liebe, die Intimität zwischen Ehepaaren ein. Die favorisierten Motivationsstile „Entscheider, Inspirierer, Friedenswahrer und Finanzstratege“ werden vorgestellt und anhand praktischer Beispiele erläutert. Als Fähigkeiten, die zu einer besseren Ehe führen, werden „Das Geheimnis der Liebe, Zuneigung, Freizeit, Konfliktlösung, Intimität, Alarmsignale, Goldene Ziele und Sich Ausdrücken“ genannt.

Allen Kapiteln dieses Buches ist eines gemein: der starke christliche Glaube, der sich in unzähligen Bibelversen und Zitaten äußert, und einer abschließenden Einladung am Ende des Buches, in einer noch tieferen Verbindung mit dem „ultimativen Entschlüssler“, mit Gott und seinem Geist zu leben.

Ich konnte bei der Lektüre „Die geheime Sprache glücklicher Paare“ viele hilfreiche Ansatzpunkte und Überlegungen entdecken und kann diesen Ratgeber allen weiter empfehlen, die Interesse daran haben, laufend an ihrer Beziehung zu arbeiten.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein atemberaubender Pageturner!

Die Kreuzträgerin
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Ein atemberaubender Pageturner!

„Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien.“

Ein Kreuzzeichen und elf Worte in schwungvoller Handschrift auf einem kleinen weißen Stück Papier, ...

Ein atemberaubender Pageturner!

„Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien.“

Ein Kreuzzeichen und elf Worte in schwungvoller Handschrift auf einem kleinen weißen Stück Papier, überreicht durch einen schmutzigen, verwahrlost aussehenden Mann ohne Beine. Eine Begegnung, die das Leben einer zwanzigjährigen Apollinerin im Europa einer fernen Zukunft, im Jahre 331 Anno Illumini, Stück für Stück bis in ihren Grundfesten erschüttert. Die Welt der Anna Tanner ist ein „Freies Europa“, wo Frieden, Gleichheit, Toleranz und Freiheit als erreichtes Ideal gelten. Die vollständig reglementierte Gesellschaft basiert auf einem dualistischen System, bei dem junge Menschen ab sechzehn Jahren entweder die apollinische, oder die dionysische Laufbahn anstreben. Studentische Aussteiger, die Peacemen genannt werden, demonstrieren für ihre Grundsätze der Toleranz und des Friedens, werden jedoch kaum ernst genommen. Psychische Krankheiten, aber auch Geiseln der Menschheit wie Aids und Krebs, gelten als ausgerottet, es gibt auch keine alten Menschen mehr. Alles scheint reglementiert, perfekt, und lückenlos überwacht zu sein.

In diesem Umfeld lebt Anna Tanner in einer kleinen Wohnung in der Rabengasse, wobei kein Mensch erfahren darf, dass auch ihre schwermütige Mutter, Priscilla Tanner, bei ihr wohnt. Dieses Geheimnis könnte Anna nicht nur ihre apollinische Laufbahn, sondern sogar ihr Leben kosten. Bereits ihr Vater Reinhold und ihr Bruder Michael verschwanden auf seltsame Art und Weise. Annas Tagesablauf ist von Angst und stetem Leistungsdruck geprägt, und das schüchterne Mädchen hat nur einen einzigen „echten“ Freund: Felix Livingstone. Der dunkelhäutige junge Mann mit den pechschwarzen krausen Haaren und dem offenen Lächeln bringt Fröhlichkeit und Abwechslung in Annas Leben. Als Anna und Felix ihren Dozenten für Geschichte kennen lernen, stockt dem jungen Mädchen der Atem: der Humanitus Perfectus trägt einen Namen, der sein Äußeres bereits zu definieren scheint: Adonis Magellan – ein charismatischer, braungebrannter Schönling aus einflussreichem und wohlhabendem Elternhaus. Anna verliebt sich Hals über Kopf in ihren Dozenten und möchte mit einer ganz besonderen Studienarbeit seine Aufmerksamkeit erringen. Sie plant, dem Geheimnis des Kreuzes und der Schrift auf dem Stück Papier des Bettlers auf den Grund gehen – und begibt sich dabei ohne es zu ahnen in akute Lebensgefahr…

Spätestens ab diesem Augenblick verlor ich mich vollständig in dieses Geheimnis, vermeinte oftmals, mit angehaltenem Atem neben Anna einher zu hasten, war in diesem einsamen, kalten und fremdbestimmten Leben an ihrer Seite, und durfte nach und nach immer tiefer in die Hintergründe eintauchen. Ich staunte über die Dinge, die sich mir im Verlauf der Geschichte offenbarten und konnte das Buch schlichtweg nicht mehr aus der Hand legen.

Ich empfand den Roman „Die Kreuzträgerin“ als anrührende, traurige, aber dennoch auch hoffnungsvolle Geschichte mit schillernden und sehr authentisch gezeichneten handelnden Personen. Das Buch hat meine Gedanken nicht mehr los gelassen, was im Endeffekt dazu führte, dass ich in einem halsbrecherischen Tempo durch den Plot raste. Der ansprechende Schreibstil und die gewählte Ausdrucksweise haben mir bei diesem Buch außerordentlich gut gefallen, und durch die Person des Peaceman und schrägen Vogels „Norbert Parzival Bonifaz Fritzius der Vierte“ kam auch eine Prise Humor ins Spiel.

Die vehemente Verfolgung der Christen und das strikte Verbot der „Jesus-Religion“ waren Kernthemen dieses Buches. Die brutale Verfolgung der überlebenden Christen im Untergrund, die einen harten Kampf gegen Kälte, Hunger und Verfolgung führen und trotz der Umstände christliche Gemeinschaften gründen, wird mit dem schrecklichen Vernichtungsfeldzug gegen die Juden in der Zeit des Weltkrieges verglichen. Da nimmt es nicht Wunder, dass nach dem fulminanten Ende ein bitterer Beigeschmack und ein klein wenig Angst zurückbleiben – die Angst davor, dass die Geschichte von Lydia Schwarz einen kleinen Funken Wahrheit beinhalten könnte und dieses Szenario ähnlich tatsächlich irgendwann in ferner Zukunft schreckliche Realität werden könnte.

Ein faszinierendes, hoch spannendes, und rasantes Buch mit eindrucksvollen Protagonisten und sehr einnehmendem Schreibstil, das mit einem hohen Unterhaltungswert aufwartet und eine sehr ernste Thematik beinhaltet.

Einzige Kritikpunkte meinerseits waren die sehr kleine Schriftgröße, die engen Zeilenabstände und die Seitenzahlen, die sich an den Buchrändern links und rechts neben dem Text befanden… damit konnte ich mich bis zur letzten Seite nicht recht anfreunden.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Für einen Zimmermann kann er erstaunlich gut reden!

Der den Sturm stillt
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„Für einen Zimmermann kann er erstaunlich gut reden!“

Ich habe bereits sehr viel von Titus Müller gehört und auch einige Leseempfehlungen erhalten. Mit „Der den Sturm stillt“ vertiefte ich mich zum ersten ...

„Für einen Zimmermann kann er erstaunlich gut reden!“

Ich habe bereits sehr viel von Titus Müller gehört und auch einige Leseempfehlungen erhalten. Mit „Der den Sturm stillt“ vertiefte ich mich zum ersten Mal in ein Buch dieses Autors, und war sofort durch den einnehmenden Schreibstil gefesselt. Was den Inhalt betrifft, verraten bereits Buchtitel und Klappentext. Es handelt sich hierbei um einzelne Erzählungen aus der Bibel, die Titus Müller neu beleuchtet und den Lesern auf diese Art und Weise durch einen etwas anderen Zugang präsentierte.

Die fünfundzwanzig Erzählungen behandeln Begegnungen mit Jesus in chronologischer Reihenfolge seines Lebens, beginnend mit der Geburt im Stall von Bethlehem. Der Autor erzählt beispielsweise die Geschichte des Sterndeuters Bel-Assar oder der Hirten Joel und Ruben, die sich unabhängig voneinander aufmachen, um den neugeborenen Erlöser aufzusuchen. In anderen Kapiteln widmet er sich vielen Menschen, die Jesus von ihren Krankheiten geheilt, oder sie gar vom Tode auferweckt hat. Viele Geschichten, die man aus der Bibel kennt, durfte ich bei dieser Lektüre aus einer etwas anderen Perspektive betrachten – besonders positiv in Erinnerung blieben mir das familiäre Umfeld im Hause des Petrus, oder aber der Einzug des auf einem Esel reitenden Jesu in Jerusalem. Nachdenklich stimmte mich hingegen der Verrat durch Judas – auch hier wird eine Perspektive aufgezeigt, die mir völlig neu war. Oder aber die großzügige Einladung an den Zollbeamten Matthäus, Jesu nachzufolgen – wodurch in Folge das größte Abenteuer seines Lebens beginnt.

„Wenn dieser Jesus wüsste, was er angerichtet hat! Statt das Volk und den Glauben zu schützen, hatte er im unbeschnittenen Heiden einen Bruder gesehen. Er lobte den Glauben eines römischen Hauptmanns und führte Samariter als Beispiel für Barmherzigkeit an, sogar notorischen Sündern reichte er die Hand, Prostituierten, Betrügern.“

Das Buchcover hat mir sowohl in seiner Gestaltung, als auch in der Farbgebung sehr gut gefallen. Weniger ansprechend fand ich jedoch die Schwarz-Weiß-Variante dieses Bildes als jeweiligen Hintergrund für die Kapitelüberschriften – sie wirkten dadurch düster und für meinen Geschmack viel zu dunkel. Überaus hilfreich zum schnellen Auffinden der entsprechenden Bibelstellen, auf denen die einzelnen Erzählungen basieren, war die Auflistung im Anhang dieses Buches, ein Detail, das es jedem Leser relativ einfach macht, den Originaltext nachzulesen und mit der Auslegung von Titus Müller zu vergleichen.

Die Lektüre dieses Buches war faszinierend und wunderschön. Der Autor präsentierte darin unzählige liebevoll skizzierte Details, die Bibelgeschichte für den Leser beinahe „hautnah erlebbar“ machen. Ein wundervolles Buch, das mich regelrecht dazu verführt, mehr von Titus Müller zu lesen. Meine Erwartungshaltung ist nun entsprechend hoch.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein bewegendes Schicksal in der DDR

Annegret - die fremde Tochter
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Ein bewegendes Schicksal in der DDR

Bereits im Vorwort weist Annegret Range darauf hin, dass mit dem vorliegenden Buch ein Traum für sie in Erfüllung gehen durfte. Sie erklärt, dass die folgenden Seiten ...

Ein bewegendes Schicksal in der DDR

Bereits im Vorwort weist Annegret Range darauf hin, dass mit dem vorliegenden Buch ein Traum für sie in Erfüllung gehen durfte. Sie erklärt, dass die folgenden Seiten Erinnerung und zugleich Gewissheit seien, wie Gott einen Menschen durchs Leben führt. Sie fordert ihre Leser auf, Mut zu haben, und „an Gottes Hand über unser Leben“ zu glauben.

Annegret erblickte am 14. Juli 1957 als Tochter von Agnes und Erich Sawetzki das Licht der Welt. Als vorbestrafter und derzeit inhaftierter Pole wurde zu jenen Zeiten nicht nur der Vater, sondern zugleich auch seine Ehefrau als asozial eingestuft. Annegret wurde ihren Eltern daher bereits kurz nach der Geburt entzogen und kam ins Kinderheim Clara-Dieckhoff-Haus in Güstrow. Diese herzlose und radikale Vorgehensweise galt besonders jenen Menschen, die sich weigerten, den sozialistischen Normen zu entsprechen, die nicht ins ideologische Schema passten... Menschen wie die Sawetzkis.

Zu Annegrets Glück wurde das Kinderheim von christlichen Schwestern geführt, die das Mädchen liebevoll aufnahmen. Bereits 1961 fand sich ein Ehepaar aus Teterow, das großen Wert auf den christlichen Hintergrund ihres zukünftigen Adoptivkindes legte. Und bald durfte Annegret bei Laura und Heinrich Kahle einziehen. Sie wuchs in dem Glauben auf, die leibliche Tochter der Kahles zu sein. Erst durch Hänseleien in der Schule kam das Geheimnis ans Tageslicht. Das Mädchen lernte, sich zu wehren und weigerte sich zudem, sich an die sozialistischen Vorgaben anzupassen.

Lothar von Seltmann erzählt von Annegrets Werdegang, von den Hindernissen, die der Staat ihr in den Weg legt. Der Autor beschreibt die Lebensumstände dieser Zeit und den nahenden politischen Umbruch.

Die handelnden Personen werden anschaulich dargestellt, und abgesehen von der Protagonistin Annegret erfährt man auch Einzelheiten über ihre Adoptiveltern, ihren christlichen Schulfreund Kurt, der ihr in schweren Zeiten stets zur Seite stand. Man darf ihre Ausbildung zur Krankenschwester mitverfolgen, wo Annegret mit ihren drei christlichen Zimmergenossinnen ein „fidel-charmantes Ausbildungskollektiv“ bildet. Auch von den Konflikten mit den Adoptiveltern oder dem späteren Kennenlernen ihres Ehemannes berichtet Lothar von Seltmann, und geht detailliert auf die Ausgrenzung all jener Menschen, die ihren christlichen Glauben in der DDR offen leben, ein.

Annegrets Leben wurde chronologisch wiedergegeben, und ein Einblick in die politischen Entwicklungen im Hintergrund ermöglicht. Im Buch finden sich sehr viele, kursiv gedruckte Gebete und Lieder, und der Glaube nimmt einen hohen Stellenwert ein.

Das Schicksal Annegrets – eine Zwangsadoption in der DDR als Teil der deutschen Geschichte – stellte eine berührende und teilweise betroffen machende Lektüre für mich dar. Ich empfand es als bedrückenden Ausflug in das Seelenleben eines Kindes, das seinen leiblichen Eltern bereits nach der Geburt entzogen wurde. Meine persönliche Meinung zu diesem Buch ist ein wenig zweigeteilt. Einerseits fand ich die Schilderung des „Überwachungsstaates DDR“ als Nicht-Deutsche interessant, andererseits darf man angesichts anderer Rezensionen scheinbar davon ausgehen, dass es Zweifel am Wahrheitsgehalt der Geschichte gibt. Persönlich enttäuscht war ich vom gegenseitigen Umgang der Familie Kahle – ich hätte mir von bekennenden Mitgliedern der lutherischen Kirche und der baptistischen Freikirche etwas mehr Warmherzigkeit, Verständnis und Liebe erwartet. Ihr Verhältnis zueinander wirkte auf mich ein wenig unterkühlt wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass Annegret das lange ersehnte Kind war, das die Kahles nach den tragischen Ableben ihrer drei eigenen Mädchen, endlich adoptieren durften. Auch Annegrets Äußerungen ihren Eltern gegenüber zeugte manchmal von wenig Respekt und von Lieblosigkeit, was jedoch wohl unter anderem auch eine Reaktion auf deren besitzergreifendes und völlig vereinnahmendes Verhalten war.

„Annegret die fremde Tochter“ – ein Lebensbericht aus der DDR, das ich mit drei soliden Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Beten

Beten
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Klaus Douglass, langjähriger Gemeindepfarrer und derzeit Theologischer Referent hat bereits einige erfolgreiche Bücher geschrieben. Mit dem vorliegenden Buch „Beten“ machte er sich auf eine „spirituelle ...

Klaus Douglass, langjähriger Gemeindepfarrer und derzeit Theologischer Referent hat bereits einige erfolgreiche Bücher geschrieben. Mit dem vorliegenden Buch „Beten“ machte er sich auf eine „spirituelle Reise“ und testet in einem Selbstversuch fünfzig Tage lang ebenso viele verschiedene Arten zu Beten. Dies dokumentiert er tagebuchartig. Er widmet jedem dieser fünfzig Arten zu Beten ein Buchkapitel und möchte seine Leser an seinen Erfahrungen teilhaben lassen. Beten soll für ihn nach seinen eigenen Worten „keine fromme Pflicht, sondern eine natürliche Lebensäußerung – wie etwa das Atmen, Lernen, Lachen oder Lieben“ – sein. Er bezeichnet sein Werk auch nicht als hochtheologisch und tiefgehend, auch nicht objektiv oder gar humorfrei. Doch gerade das ist es, was mir an diesem Buch gefallen hat. Klaus Douglass schlägt einen lockeren Ton bei ernsthaften Themen an, berichtet von seinen erfolgreichen, aber ganz freimütig und offen auch den weniger positiven Versuchen. Die stete Gleichförmigkeit im Gebet bezeichnet er als Killer jeglicher lebendigen Kommunikation mit Gott. Zwar listet er im Anhang dieses Buches über hundert Weisen zu beten auf, beschränkt sich in seinem Buch jedoch auf fünfzig davon. So individuell wie die Menschen untereinander kommunizieren, so unterschiedlich sind für ihn auch die Arten, mit Gott zu sprechen. Er möchte dem Leser durch seine Anregungen und Erfahrungsberichte helfen, seine ganz eigene persönliche Weise für das Beten herauszufinden. Und tatsächlich präsentiert er eine Vielzahl von Gebetsformen, wobei ich als Beispiele das Beten voller Sehnsucht, das Beten mit dem Vaterunser, das Bittgebet, das Beten in Gemeinschaft, die Anbetung als tiefste innigste Form der verbalen Kommunikation mit Gott, das Beten mit der Bibel, Beten für andere („Fürbitten“) oder das Dankgebet als eine der grundlegendsten Gebetsformen anführen möchte. Der Autor wollte in seinem Selbstversuch erreichen, sich selber auszuloten, neue Möglichkeiten zu entdecken und Grenzen zu überschreiten. Er rät, sich nicht festzulegen und seine eigenen Standpunkt sowie die eigene Sicherheitszone zu verlassen, sich zu neuen Ufern aufzumachen. Auf welche Art und Weise ihm dies durch die fünfzig Varianten zu Beten gelungen ist, erzählt er freimütig, oftmals mit einem kleinen Schmunzeln und einer Prise Selbstironie, was dem Buch eine humorvolle Note verleiht. In jedem Kapitel widmet sich der Autor nach der Erläuterung der aktuellen Gebetsform seinen Erfahrungen, führt reflektierende Gedanken an und fasst seinen Versuch anschließend in einigen Schlagwörtern zusammen, wobei er auch seine persönlichen Erfahrungen damit benotet. Die Grundthese dieses Buches lautet: „Gebetsformen, die für die einen gut sind, müssen dies nicht unbedingt für die anderen sein.“ Und er hat Recht. In einigen Kapiteln würde ich seiner Benotung keinesfalls zustimmen, manche Arten zu Beten wie beispielsweise das Reden in Zungen wirkten überaus befremdend auf mich. An einer anderen Stelle positioniert er sich klar und deutlich und gibt zu, die Bibel nicht für „Gottes unverfälschtes Wort“ zu halten. Er bezieht sich auf viele Irrtümer, Widersprüche und Boshaftigkeiten und nennt es unter“ anderem ein eigenartiges Buch“. Er vergleicht es mit einer dicken Schicht aus Schlamm, Steinen und Geröll, worunter man das ein oder andere Goldkorn finden kann. Der Autor bezeichnet zudem Lobpreis als emotional verdichtetes, intensives Gespräch mit Gott und empfiehlt, „die Kirche rocken zu lassen“. Er bevorzugt „saugute Rockmusik, verbunden mit innigen Gebetstexten“ und ist der Ansicht, dass klassische Kirchenmusik wie Chor oder Orgelmusik am Lebensgefühl der meisten Menschen weitgehend vorbei geht. Irgendwie habe ich den Eindruck, der Autor befürwortet es, sich nach dem aktuellen Lebensgefühl, dem aktuellen Musiktrend zu richten, um die Menschen in die Kirche zu holen… „Kirche als Unterhaltung“? Ich kann ihm da nicht ganz zustimmen. Klaus Douglass schreibt: „Wenn die Musik für die Menschen nicht stimmt, geht ein Gottesdienst bereits in seinem Ansatz an ihren innersten Empfindungen vorbei und die Menschen bleiben fern, weil sie die Musik dort „uncool“ finden. Irgendwie vermittelt sich mir hier der Eindruck, dass der Gottesdienst sich nach aktuellen Trends richten sollte… muss ein Gottesdienst wirklich „cool“ sein?

Laut Autor ist es das Ziel dieser Lektüre, „empfänglicher für die Gegenwart Gottes in unserem Leben zu werden, uns mit Gott in Berührung zu bringen, und sie an der Fülle dessen teilhaben zu lassen, was Gebet sein kann.“ Dieses Ziel hat Klaus Douglass bei mir auf jeden Fall erreicht. Es gab für mich persönlich viele verschiedene Anregungen, die ich sehr gerne umsetzen werde, die neu für mich waren und die ich meinerseits in Selbstversuchen ausprobieren möchte. Insgesamt betrachtet empfand ich „Beten“ als einen inspirierenden Bericht über den Selbstversuch des Autors Klaus Douglass, und ich kann dieses Buch wärmstens weiter empfehlen.

Ich möchte abschließend noch ein großes Kompliment für das Buchcover aussprechen – die Optik und Haptik der Umschlaggestaltung wirkt sehr edel, zwar schlicht, aber elegant. Ein kleines, optisch wunderschönes Büchlein mit über vierhundert Seiten äußerst interessantem Inhalt.