Profilbild von libri-amici

libri-amici

Lesejury Star
offline

libri-amici ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit libri-amici über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2018

DAS LEBEN IST EIN KOSTBARES, WERTVOLLES GESCHENK. MIR WURDE ES NEU GESCHENKT.

Freier Fall in den Himmel
0

DAS LEBEN IST EIN KOSTBARES, WERTVOLLES GESCHENK. MIR WURDE ES NEU GESCHENKT.

"Gott, es tut mir so leid. Bitte gib mir noch eine Chance."

Viel mehr Zeit als für dieses kleine Stoßgebet blieb dem neunzehnjährigen ...

DAS LEBEN IST EIN KOSTBARES, WERTVOLLES GESCHENK. MIR WURDE ES NEU GESCHENKT.

"Gott, es tut mir so leid. Bitte gib mir noch eine Chance."

Viel mehr Zeit als für dieses kleine Stoßgebet blieb dem neunzehnjährigen Mickey Robinson aus Ohio nicht mehr, als er bei der Ausübung seiner größten Leidenschaft, dem Fallschirmspringen, mit dem Flugzeug abstürzte. Schwerst verletzt landete er im Krankenhaus, nicht einmal sein behandelnder Arzt gab ihm Überlebenschancen. Doch Mickey schaffte es entgegen aller Prognosen und seine Genesung wurde unter anderem von einem Neurologen und Rehabilitationsspezialisten als Wunder bezeichnet. Mickeys unglaublicher Heilungsprozess brachte die Ärzte permanent zum Staunen. Der junge Mann machte im Krankenhaus die Erfahrung, dass Berührungen, Mitgefühl und bestärkende Worte eine unermessliche Kraft haben. Nicht zuletzt jedoch war dessen unerschütterlicher Glaube an Gott nach seiner Nahtoderfahrung ausschlaggebend für seine Heilung.

In dieser Biografie berichtet Mickey Robinson von jenem schicksalhaften 15. August des Jahres 1968 und dem tragischen Flugzeugabsturz, der seine Liebe zum Himmel und dem freien Fall abrupt beendete. Mickeys Leben nahm eine neue Wende und er erkannte, dass wahrer Friede nicht durch körperliche Vergnügungen entsteht.

Die Details über den Absturz und den darauf folgenden, langen und schweren Heilungsprozess sind beeindruckend. Mickey Robinson geht jedoch viel weiter zurück in seiner Geschichte. Er erzählt von seiner frühesten Kindheit in einem katholischen Elternhaus, wie er bereits damals vom Fliegen träumte und es schließlich dazu kam, dass sein Kindheitstraum Realität wurde. Der Weg zum talentierten Fallschirmspringer wurde trotz alledem immer von dem Gefühl begleitet, nie gut genug zu sein. Mickey war immer auf der Suche nach etwas, woran er wirklich glauben konnte. Das Fallschirmspringen wurde zu einer Leidenschaft, und letztendlich zu einer regelrechten Sucht.

Dieses Buch ist eine außergewöhnliche Schilderung der Ereignisse, die sämtliche Zukunftspläne eines jungen Mannes durch einen tragischen Unfall zerstörten. Es ist die Geschichte einer Katastrophe, die auf lange Sicht betrachtet das Leben des Unfallopfers in völlig neue Bahnen lenkte. Und es stellt das Zeugnis eines Menschen dar, der im Krankenhaus eine Nahtoderfahrung und viele Wunder im Zuge seiner Genesung erleben durfte, die auch von den Ärzten als solche bezeichnet wurden.

Mickey Robinson erzählt seine Geschichte in einem einfachen und flüssigen Schreibstil. Seine Schilderungen wirken authentisch und er ist weit davon entfernt, in Selbstmitleid zu schwelgen. In schonungsloser Offenheit berichtet er von seiner Zeit im Krankenhaus, seinen Ängsten, seiner Verzweiflung, aber auch der Hoffnung und dem starken Glauben an Gott, die ihm immer wieder Kraft geben, weiter zu machen. Besonders in den Passagen über seine früheste Kindheit und Schulzeit besticht er durch beträchtlichen Humor, wenn er beispielsweise seiner Vorstellung von Gott Ausdruck verleiht oder von Situationen im Beichtstuhl erzählt.

Obgleich ich zu Beginn ein wenig skeptisch an dieses Thema herangetreten bin, hat mich dieses Buch inhaltlich letztendlich überzeugt. Mickey Robinson hat eine zweite Chance erhalten und nutzt sie, um anderen Menschen dazu einzuladen, ihre Herzen zu öffnen und Gottes Liebe und Kraft kennen zu lernen. Ein bemerkenswertes Zeugnis, eine Lektüre, die bewegt und nachdenklich stimmt.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Eine wunderschöne, Herz erwärmende Geschichte

Der Duft von Flieder
0

Eine wunderschöne, Herz erwärmende Geschichte

„Der Hund sah aus wie eine Mischung aus Schäferhund und Beagle, keine besonders attraktive Kombination. Ihm war es egal, ob er hässlich war. Er war ein Hund ...

Eine wunderschöne, Herz erwärmende Geschichte

„Der Hund sah aus wie eine Mischung aus Schäferhund und Beagle, keine besonders attraktive Kombination. Ihm war es egal, ob er hässlich war. Er war ein Hund und ein Hund brauchte einen Menschen. Seine schwarzbraunen Augen ließen Jocie wissen, dass sie dieser Mensch war.“

Jocie Brookes inbrünstige Gebete zu Gott, ihr einen Hund zu schenken, scheinen endlich erhört, als das dreizehnjährige Mädchen aus Hollyhill im Wald auf einen herrenlosen Streuner trifft. Er erobert sofort Jocies Herz. Jocies Vater David ist zwar Herausgeber einer örtlichen Zeitung, predigt jedoch auch in der Baptisten-Gemeinde von Mt. Pleasant. Er steht einer derart deutlichen Gebetserhörung seiner innig geliebten Tochter machtlos gegenüber. Und so zieht ein anhänglicher Vierbeiner namens Zebedäus bei den Brookes ein. Jocie hat jedoch noch ein weiteres Anliegen, einen zweiten Herzenswunsch, den sie ebenfalls täglich im Gebet vor Gott bringt: sie wünscht sich, dass ihre Schwester Tabitha wieder nach Hause zurückkehrt. Tabitha verschwand in jener Nacht, als Adrienne Brooke ihren Ehemann und ihre kleine Tochter Jocie verlassen hatte und dabei auch ihre ältere Tochter mitgenommen hatte. Jocie kann es kaum fassen, als Gott innerhalb kürzester Zeit auch ihr zweites Gebetsanliegen erhört und nur wenig später eine zwanzigjährige hübsche Frau auf der Veranda der Familie auftaucht. Tabitha war nach sieben langen Jahren zurückgekommen, aber ein dunkles Geheimnis scheint sie zu bedrücken. Weder die spontane Herzlichkeit, mit der ihr Vater David die schmerzlich vermisste ältere Tochter wieder in seine Arme zieht, noch die überschwängliche Freude der glückstrahlenden kleinen Schwester scheinen Tabitha wirklich aus der Reserve locken zu können. Sogar die exzentrische Tante Love, die mit David und Jocie unter einem Dach lebt, verzichtet auf ihre üblichen Belehrungen in Form von Bibelzitaten und ist ungewöhnlich schweigsam. Das bislang beschauliche und ruhige Leben der Brookes wird durch diese Ereignisse durcheinandergebracht, nichts scheint mehr, wie es war.

Ann H. Gabhart erzählt im vorliegenden Buch auf charmante und humorvolle Art und Weise die Geschichte der Familie Brooke. Eine Familie, die unter der Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit der Mutter sehr gelitten hatte und sich von deren nächtlichen Verschwinden vor sieben Jahren immer noch nicht ganz erholt hat.

Die handelnden Personen dieses Buches sind akribisch und sehr liebenswert gezeichnet, man kann nicht umhin, sich in sie hinein zu versetzen. David Brooke wird als sanfter, gefühlvoller und herzlicher Vater beschrieben, dessen große Berufung das Predigen darstellt. Er betrachtet seine Funktion als Herausgeber der Zeitung „Hollyhill Banner“ als Nebenjob und träumt von einer festen Anstellung als Pastor. Er trägt seinen Kopf aber oftmals in den Wolken oder in der Bibel. Durch den Einzug von Davids alter unverheirateter Tante Lovella wurde der kleinen Jocie nach dem Verlust der Mutter eine Frau zur Seite gestellt, die ihr durch die Lektüre der Bibel und dem Zitieren von Bibelversen in all den Jahren christliche Werte nahegebracht hat. In Wesley Green, einem Angestellten seines Vaters, fand Jocie einen großväterlichen Freund und Seelentröster. Doch sowohl Tante Love, als auch Wes hüten böse Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit, die sie bedrücken und traurig machen. Die Autorin hat neben diesen Hauptpersonen auch noch einige interessante Nebenfiguren geschaffen, die diese Geschichte bereichern.

Aufgrund des Klappentextes hatte ich mir vermutlich ein falsches Bild von dem angekündigten „Überschlagen von Ereignissen“ gemacht. „Der Duft von Flieder“ ist vielmehr eine ruhige, gemächliche Erzählung, die von liebevollen Details in der Beschreibung von Personen und Handlung lebt. Christliche Werte nehmen einen hohen Stellenwert im Buch ein, die Liebe zwischen den handelnden Personen ist aus den Dialogen deutlich spürbar. Ann H. Gabhart verstand es, einen sehr berührenden Roman zu schreiben, der mir nicht nur ausnehmend gut gefallen hat, sondern den ich auch gerne weiterempfehlen möchte. Leser, die eine sanft dahin plätschernde Handlung schätzen, die niemals oberflächlich wird, sondern neben den humoristischen Szenen auch viel Tiefe aufweist, werden diese Lektüre ebenso genießen, wie es bei mir der Fall war. Ich werde mir den Namen Ann H. Gabhart auf jeden Fall merken und würde sehr gerne weitere Bücher dieser Autorin lesen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Der Glaube ist ein Licht, das man am besten in der Dunkelheit sehen kann

Niemals werd ich dich vergessen
0

Der Glaube ist ein Licht, das man am besten in der Dunkelheit sehen kann

„Also: was muss eine Dame tun, um ein Loch in die Wolken zu fliegen?“

Kelly Maines ist zu allem bereit, um ihre Tochter aufzuspüren, ...

Der Glaube ist ein Licht, das man am besten in der Dunkelheit sehen kann

„Also: was muss eine Dame tun, um ein Loch in die Wolken zu fliegen?“

Kelly Maines ist zu allem bereit, um ihre Tochter aufzuspüren, die als Baby entführt wurde… sogar zum Fliegen. Aufgrund eines Hinweises des Ermittlers, den sie für die bereits viele Jahre währende Suche engagiert hat, nimmt sie Kontakt zum Besitzer der Flugschule „Higher Ground“ in Wooster, Ohio, auf. Indem sie sich mit Jack Livingston anfreundet, versucht sie, Kontakt zu seiner Adoptivtochter aufzunehmen. Natalie ist acht Jahre alt, hat große, dunkle Augen und kastanienbraunes Haar – und passt perfekt auf das Profilbild von Emily. Das intuitive Kind hat ein besonderes Talent dafür, Situationen zu erfassen und Gefühle wahrzunehmen, und sie erobert Kellys Herz im Sturm. Kelly hat jedoch nicht damit gerechnet, ihrerseits tiefere Gefühle für Jack zu entwickeln und gerät nach und nach in eine Zwickmühle. Um sicher zu stellen, dass es sich bei Nattie tatsächlich um ihre verschwundene Tochter handelt, ist ein genetischer Abgleich erforderlich… ein Umstand, der Kelly einige Probleme bereitet…

Es ist nicht leicht, potenziellen Lesern einen kleinen Eindruck dieser berührenden Geschichte von Beverly Lewis zu geben, ohne allzu viel über deren Inhalt zu verraten. Bereits beim Einstieg beweist die Autorin sehr viel Gefühl, als sie von der tiefen Verzweiflung der jahrelangen vergeblichen Suche einer Mutter nach ihrem Baby erzählt. Kelly ist von Menschen umgeben, die es gut mit ihr meinen, die ihr angesichts der hoffnungslos scheinenden Situation immer wieder Zuspruch und Unterstützung geben.

In einem zweiten Erzählstrang rollt Beverly Lewis die Geschichte der kleinen Natalie auf und berichtet von deren Leben bei ihrem Adoptivvater Jack Livingston. In der Person des sanften und freundlichen Kindermädchens Laura Mast bringt Beverly Lewis eine Frau aus einer Amisch-Gemeinschaft ins Geschehen ein. Die junge Frau betreute Natalie seit ihrer frühesten Kindheit und gab dem Mädchen liebevollen Halt und mütterliche Zuneigung.

Der Glaube spielt eine große Rolle in dieser herzzerreißenden Geschichte einer jungen Mutter, die verzweifelt nach ihrem Kind sucht, und auch nach vielen Jahren nicht aufgeben möchte. Ihr vorrangiges Ziel ist es, wieder mit ihrer Tochter vereint zu sein, ihre kleine Emily wieder in die Arme schließen zu dürfen. Beverly Lewis schreibt mit sehr viel Gefühl über dieses tragische Schicksal. In den Dialogen mit der vorwitzigen und altklugen Nattie kommt zudem auch eine Menge Humor in die Geschichte.

Die handelnden Personen wurden sehr überzeugend dargestellt, wobei mich besonders das liebenswerte ältere Ehepaar Chet und Eloise Stilson sowie Jacks Schwester, die temperamentvolle und scharfzüngige San, beeindruckten. Da ich die Autorin aufgrund ihrer Geschichten über die Amisch sehr schätze, war ich vom Kindermädchen Laura Mast ebenfalls sehr angetan.

„Niemals werd‘ ich dich vergessen“ ist eine sehr zu Herzen gehende Geschichte, die den Leser fesselt und ihn auch nach Beendigung der Lektüre noch lange nicht los lässt. Ein Drama für jede Mutter, das zur schrecklichen Realität wurde, beschrieben von einer Autorin, die es in einnehmendem Schreibstil und mit viel Feingefühl zu Papier brachte und dem christlichen Glauben dabei großen Raum gab. Erstklassig!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gott ist an deiner Seite, vergiss das nicht. Du bist nicht allein

Der unsichtbare Kampf
0

Gott ist an deiner Seite, vergiss das nicht. Du bist nicht allein

„Das ist meine Wand der Erinnerung. Wenn mir etwas Angst und Sorgen macht, dann schaue ich mir das hier an und erinnere mich, dass mein ...

Gott ist an deiner Seite, vergiss das nicht. Du bist nicht allein

„Das ist meine Wand der Erinnerung. Wenn mir etwas Angst und Sorgen macht, dann schaue ich mir das hier an und erinnere mich, dass mein Gott die ganze Welt in seinen Händen hält. Das gibt mir immer wieder neuen Mut.“

Als die liebenswürdige Witwe Clara Williams eine Maklerfirma kontaktiert, wird der Weg für eine Begegnung geebnet, die man im Grunde als Gebetserhörung bezeichnen kann. In Elizabeth Jordan trifft Clara auf eine intelligente und tüchtige Immobilienmaklerin, die zwar in ihrem Beruf erfolgreich ist, in deren Privatleben aber einiges im Argen liegt. Ihr Ehemann Tony arbeitet als Pharmavertreter im Außendienst. Der ehrgeizige, elegant gekleidete und körperbewusste Afroamerikaner besitzt ein selbstsicheres Auftreten und großen Charme, den er gerne auch auf andere Frauen wirken lässt. Zuhause zeigt er kaum Interesse an seiner zehnjährigen Tochter, auch seiner Ehefrau Elizabeth gegenüber verhält er sich distanziert, reagiert oft kalt und lieblos. Sowohl Elizabeth als auch ihr Ehemann haben das Gefühl, dass es für ihre Ehe keine Hoffnung mehr gibt, ihre Tochter Danielle leidet ebenfalls unter der verfahrenen Situation. Alle Beteiligten fühlen sich einsam, traurig und gekränkt. Als Elizabeth auf ihre neue Klientin Clara Williams trifft, bricht sie zum ersten Mal in ihrer Karriere eine ihrer eisernen Regeln und spricht mit der warmherzigen älteren Dame über ihre persönlichen Probleme.

Clara praktiziert eine Art der Hingabe, das so genannte „kraftvolle Beten“ und demonstriert auf diese Weise ihr unerschütterliches Vertrauen in Gott und ihre festen Glaubensüberzeugungen. Im Gebetsraum ihres Hauses trägt sie geistliche Gefechte aus und durfte als äußerst aktive „Gebetskämpferin“ bereits viele Gebetserhörungen erleben. Gemeinsam mit Clara nimmt Elizabeth nun den Kampf um ihre Ehe – und gegen „den Feind“ – auf. Die junge Frau wird zu Claras Mitstreiterin in der unsichtbaren Welt, in einem Krieg, der täglich in jedem Menschen tobt…

Chris Fabry erzählt seinen Lesern die Geschichte zweier Menschen, die kurz vor dem Ende ihrer Ehe stehen. Er versteht es ausgezeichnet, die verfahrene Situation der Jordans zu beschreiben, wobei er nicht nur auf Handlungen und Dialoge eingeht, sondern auch deren Emotionen sehr gut zum Ausdruck bringt. Die handelnden Personen sind sehr gut beschrieben und bringen den Leser unweigerlich dazu, sich sofort in sie hinein zu versetzen. Das große Augenmerk dieses Buches liegt jedoch auf dem Gebet. Hier spielt die Protagonistin Clara eine tragende Rolle. Ihr tiefer Glaube an Gott und ihr felsenfestes Vertrauen an die Macht des Gebets stellen die Basis der Handlung dar. Der Autor bringt viele Zitate aus der Bibel in seinen Roman ein und bereichert die Geschichte dadurch ungemein. Das Beten zu Gott wird dem Leser nicht nur nahe gebracht, sondern regelrecht schmackhaft gemacht. Trotz des ernsten Themas gibt es durchaus auch humorvolle Passagen, die vor allem in Dialogen mit der Protagonistin zum Ausdruck kommen. Mich haben nicht nur der außergewöhnliche Schreibstil des Autors, sondern auch seine lebendige und tiefsinnige Art, eine Geschichte zu erzählen, berührt. Die ausgefeilten Charaktere sind mir im Verlauf des Buches ans Herz gewachsen. „Der unsichtbare Kampf“ ist eines der besten Bücher, das ich bislang lesen durfte – eine Perle unter den christlichen Romanen, und eine wahre Bereicherung. Ich werde es mit Sicherheit noch etliche Male zur Hand nehmen, um mich erneut darin zu vertiefen!

Das Buchcover gibt einen Einblick auf ein gemeinsames Gebete von Elizabeth und Clara, im Hintergrund erkennt man ganz dezent handschriftlich verfasste Gebetszettel der alten Dame sowie die Person des Tony Jordan, der ganz im Gespräch versunken scheint. Ein sehr ausdrucksstarkes Coverfoto, das mich sofort dazu animierte, das Buch zur Hand zu nehmen und den Klappentext zu lesen.

„Durch Gebet wird die Kraft Gottes im Leben anderer Menschen freigesetzt. Gott muss von uns nicht an das Problem erinnert werden. Aber er will, dass wir am Leben anderer Menschen Anteil nehmen und uns für die Sachen interessieren, die um uns herum passieren. Wir sollen seine Mitarbeiter sein und andere Menschen mit ihm bekannt machen. Wenn viele für etwas beten, wird Gott am Ende von vielen geehrt. Durch das Gebet sind wir Gottes Mitarbeiter. Wir sind mit ihm unterwegs, werden davon von ihm verändert und er bekommt die Ehre. Und für die Veränderung, die er an uns vornimmt, wird er noch zusätzlich geehrt.“ (Clara Williams)

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ich fliege mit zerrissenen Flügeln

Ich fliege mit zerrissenen Flügeln
0

„Meine autistische Wahrnehmung ist nur selten deckungsgleich mit eurer „normalen“ Wahrnehmung. Wer vermag schon mit objektiver Sicherheit zu sagen, wessen Realität nun realer ist, nehmen wir doch alle ...

„Meine autistische Wahrnehmung ist nur selten deckungsgleich mit eurer „normalen“ Wahrnehmung. Wer vermag schon mit objektiver Sicherheit zu sagen, wessen Realität nun realer ist, nehmen wir doch alle nur Ausschnitte der Wirklichkeit wahr. Jeder erkennt nur einen kleinen Teilbereich und verteidigt diesen tapfer als „die Wahrheit““.

Raphael Müller, der durch einen Schlaganfall vor seiner Geburt im September des Jahres 1999 körperliche Einschränkungen erdulden muss, lässt uns durch sein Buch an seiner ganz persönlichen Sichtweise auf sein Erleben und die Welt im Allgemeinen teilhaben. Er erzählt von der ersten harten Zeit der innerlichen Isolation, bis er sich nach sieben Jahren erstmals durch Schreiben mitteilen, und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten seinen Mitmenschen offenbaren konnte. Der Junge, der fälschlicherweise oftmals als geistig behindert galt, durfte sich nach einem abgegrenzten und von seiner Umwelt unverstandenen Dasein endlich äußern und seine Genialität zu erkennen geben. Ich vertiefte mich in die Geschichte des jungen Autors, und mein anfänglich ungläubiges Staunen verwandelte sich sehr rasch in respektvolle Faszination, als er Einblick in seine ganz besonderen Fähigkeiten gab, um die ihn unzählige Menschen beneiden würden. Nicht nur das fotooptische Gedächtnis oder das für ihn scheinbar spielend einfache autodidaktische Lernen, sondern auch sein Umgang mit Buchstaben und Zahlen, die seiner eigenen Aussage nach seine Freunde und seine Vertrauten sind, verlangten mir höchsten Respekt und große Bewunderung ab. Raphael Müllers Schilderungen seines oftmals harten Alltags und seiner körperlichen Einschränkungen sind manchmal nüchtern und realistisch, teilweise zu Tränen rührend. Durch seine selbst verfassten Texte erlaubt er seinen Lesern, sich ein wenig näher an seine autistische Welt heran zu wagen, ein wenig tiefer zu blicken. Er erzählt auch von seinem starken Glauben an Jesus, der ihn hält, der die Quelle seiner Hoffnung, und neben seiner Familie auch die einzige Konstante in seinem Leben war bzw. ist. Im Kapitel „Ich möchte Brücken bauen!“ vermittelt der Autor eindrucksvoll, was ihn bewegt. Raphael Müller möchte Positives bewirken, so wie einige seiner großen Vorbilder Ghandi, Nelson Mandela oder Alber Schweitzer. Er ist der Meinung, dass auch sein Schicksal Sinn machen und anderen Betroffenen den Weg ebnen sollte, und er möchte Brücken zwischen seiner eigenen, autistischen Welt, und der unseren bauen. Hierbei ist Inklusion ein sehr wichtiges, dominierendes Thema in seinem Leben. Sehr beeindruckend war es für mich, den bedingungslosen Zusammenhalt und die Unterstützung durch die gesamte Familie in den Ausführungen zu erleben, und die Briefe seiner Mutter und einiger ihm nahestehender Personen im Anhang des Buches komplettieren den Gesamteindruck dieses außergewöhnlichen Autors.

Besonders berührt hat mich ein kleiner Satz im ersten Drittel des Buches, wo Raphael Müller über seine Schulzeit schreibt: „Dabei sein dürfen und einen Hauch Normalität erleben, das bedeutet mir sehr viel“. Vielleicht sollten wir uns an dieser Stelle selber fragen, wie oft wir eigentlich unseren Alltag bewusst wahrnehmen? Wie oft danken wir für die Tatsache, in einem gesunden Körper leben und uns verbal äußern zu dürfen? Wie oft nehmen wir die Geschenke des Lebens wirklich und wahrhaftig wahr?

Ich bin der Meinung, wir können von Raphael eine Menge lernen, und ich würde mich freuen, auch zukünftig noch einiges von ihm zu lesen bzw. zu hören. Und vielleicht können wir über unseren Schatten springen und seinem Wunsch entsprechen, wenn er sagt: „Ich wünsche mir Menschen, die nicht vor meinem Anderssein zurückschrecken, sondern die den Mut haben für eine Freundschaft, und mich begleiten auf meinem manchmal holprigen Weg durch das Gestrüpp des Alltags hin zu meiner Bestimmung.“

Vielleicht können wir alle lernen, hinter die Fassade zu blicken und vorurteilsfrei auf Menschen wie Raphael zuzugehen.