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Veröffentlicht am 16.04.2018

VERLETZUNGEN IN DER LIEBE

Stacheln in der Partnerschaft
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VERLETZUNGEN IN DER LIEBE

„Liebe bedeutet, nicht nur die guten Eigenschaften des anderen zu genießen, sondern auch den anderen in den Grenzen anzunehmen, die die Persönlichkeit des anderen steckt.“

Mit ...

VERLETZUNGEN IN DER LIEBE

„Liebe bedeutet, nicht nur die guten Eigenschaften des anderen zu genießen, sondern auch den anderen in den Grenzen anzunehmen, die die Persönlichkeit des anderen steckt.“

Mit „Stacheln in der Partnerschaft“ setzt der Therapeut und Buchautor Jörg Berger seine „Stachel-Reihe“ fort. Wie auch in den Vorgängerbänden beleuchtet er das jeweilige Thema (beziehungsweise den jeweiligen „Stachel“) von der psychologischen, und der spirituellen Seite. Er beantwortet existenzielle Fragen vorwiegend über den Blickwinkel des christlichen Glaubens.

Im Fokus dieses Buches stehen sieben Themenbereiche zwischen Liebenden, nämlich das Überschreiten von Grenzen, das Blenden, Energie rauben, Einschüchtern, Abwerten, Vermeiden und das Rächen. Jedem dieser Themen ist ein eigenes Kapitel gewidmet, das durch aussagekräftige ganzseitige Illustrationen von Thees Carstens optisch aufgewertet wird. Nach der Kapitelüberschrift folgen einige einleitende Worte, im Anschluss präsentiert der Autor dann Fallbeispiele, die in grauer Farbe unterlegt sind. Danach folgt der theoretische Teil – die Ursachenforschung, die Stellungnahme, eine Erläuterung, das Aufzeigen von Folgen sowie Nebenwirkungen des kurz zuvor thematisierten Verhaltens, und eine abschließende Analyse durch den Autor. Jörg Berger wartet zudem mit praktischen Tipps auf, die ich als äußerst unterstützend und hilfreich empfand. Er bietet beispielsweise Anleitungen zum Loslassen, zum Umgang mit Grenzüberschreitungen oder zu einem guten und liebevollen Setzen von Grenzen. Von seinen Ausführungen zum liebevollen Entlarven war ich besonders angetan, um nur ein Beispiel zu nennen. Als regelrechte Bereicherung empfand ich persönlich die Ausführungen zu den Themen Ballast abwerfen, Perfektionismus, und dem Anspruchsdenken im Kapitel „Energie rauben“.

Der Bezug zum christlichen Glauben wird in diesem Buch besonders schön zum Ausdruck gebracht. So schreibt Jörg Berger, dass die Tatsache, dass kein Mensch unsere existenziellen Bedürfnisse zu stillen vermag, uns geradewegs zu den Quellen unseres Glaubens führt. Er trennt die existenziellen Bedürfnisse strikt von den emotionalen, die seiner Ansicht nach in einer Paarbeziehung durchaus gestillt werden können. Hierbei führt er zahlreiche Zitate aus der Bibel an, die sich zu meinem Leidwesen jedoch nicht durch eine kursive Schrift vom restlichen Text abheben. Dies erschwert ein wenig den Lesefluss und geht meines Erachtens zu Lasten der Übersichtlichkeit.

Bei der Gestaltung des Buchcovers hat sich der Verlag besondere Mühe gegeben. „Stacheln in der Partnerschaft“ ist für meinen Geschmack optisch sehr ansprechend und das schönste Buch aus der Stachel-Reihe. Im Vordergrund des Bildes dominiert der Stiel einer Rose mit fünf großen, spitzen Dornen. Im ansonsten schneeweißen Hintergrund erkennt man zwei wunderschöne rote Blütenköpfe. Autorenname, Titel und Untertitel passen farblich perfekt zur Abbildung, die in ihrer Symbolik und der harmonischen Farbgebung zu einem äußerst anziehenden Gesamtbild beiträgt.

Ich möchte meine Rezension mit einem eindrucksvollen Aufruf des Autors abschließen, in dem er schreibt: „Vertrauen Sie der Liebe! Diese muss genährt werden und die Nahrungsmittel für die Liebe sind: Freundlichkeit, echtes Interesse am anderen, Wertschätzung, Humor, Zärtlichkeit, liebevolle Überraschungen, ungestörte Zeit zu zweit, Trost und Verständnis. Wo diese Bedingungen fehlen, schwindet die Liebe und die Partner werden unglücklich.“

Fazit: Bei „Stacheln in der Partnerschaft“ handelt es sich um einen ausgezeichneten weiteren Ratgeber aus der Stachel-Reihe, dessen Lektüre höchst informativ und hilfreich war und den ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann!

Veröffentlicht am 16.04.2018

„N“ für Nasrani, Christen

Entkommen aus dem Netz des Jägers
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„N“ für Nasrani, Christen

„Ihr seid dagewesen und ihr seid wiedergekommen. Das bedeutet uns viel. Sag das auch den Leuten in deinem Land. Es bedeutet uns sehr viel zu sehen, dass wir nicht vergessen sind!“

„Entkommen ...

„N“ für Nasrani, Christen

„Ihr seid dagewesen und ihr seid wiedergekommen. Das bedeutet uns viel. Sag das auch den Leuten in deinem Land. Es bedeutet uns sehr viel zu sehen, dass wir nicht vergessen sind!“

„Entkommen aus dem Netz des Jägers“ – der Buchtitel wurde in Anlehnung an Psalm 124 gewählt, in welchem David Gott als Helfer in der Not anruft. Gleich zu Beginn des Buches wird dem Leser ein Einblick in die Situation der Christen im Irak gewährt und man erfährt über die aktuellen Ereignisse und deren Hintergründe. Vater Emanuel Youkhana, der Gründer der einheimischen Hilfsorganisation CAPNI, erzählt beginnend vom Völkermord der Osmanen im Jahre 1915, über das Massaker im irakischen Staat 1933 bis hin zur aktuellen Bedrohung durch den IS. Es werden Fakten über die Situation der Menschen im Irak in Form von Schicksalsberichten Betroffener oder Tagebucheinträgen der der Helfer präsentiert.

Die Autorin Andrea Wegener arbeitet seit 2007 bei „Campus für Christus“ und ist auch bei Auslandseinsätzen dabei. In diesem Buch hat sie eine Menge persönlicher Erfahrungen eingebracht und eng mit „GAiN (Global Aid Network)“ zusammen gearbeitet. Die humanitäre Arbeit, den Flüchtlingen materiell, seelsorgerlich und geistlich beistehen zu können, ist ein großes Anliegen beider Hilfsorganisationen.

Es wird vom Islam und der Scharia in ihrer extremen Ausrichtung in Form des IS berichtet, eine Schreckensherrschaft, die es zu bekämpfen gilt. Es folgen Berichte von der Entführung von Menschen, um Lösegeld zu erpressen, vom plötzlichen Verschwinden von Kindern, und der Todesangst seines Glaubens wegen. Viele von ihnen wünschen sich nur eines: im Irak mit allen Religionen in Frieden zusammen zu leben. Für viele traumatisierte Flüchtlinge ist der einzige Weg aus ihrem Leid heraus der Weg nach Europa.

Im vorliegenden Buch kommen verschiedene Menschen zu Wort – meist Christen, vereinzelt auch Muslime und Jesiden, die von ihren Erlebnissen berichten. Ein Mann, der mit seiner Familie mit knapper Not dem IS entkam, ist der Meinung, „dass Gott wie eine Kerze ist, die Wärme und Licht bereitet, der IS jedoch nur Dunkelheit und Angst.“ Die Autorin bezeichnet die Geschichten im Buch daher auch als „Rettungsgeschichte“, weil man ihrer Meinung nach Gottes Liebe und Bewahrung darin erkennen kann.

Andrea Wegener beschreibt die Not und das Elend der Christen, die aus ihren Häusern und aus ihrer Heimat vertrieben wurden und unter drastischen Umständen als Flüchtlinge leben müssen, zum Teil auch hoch intelligente Menschen, die zur Elite des Landes gehört hatten und nun zu Bettlern und Hilfesuchenden wurden. Sie berichtet aber auch vom großartigen Einsatz verschiedener Helfer angesichts der Gewalt, der Willkür und des wahnsinnigen Wütens und Mordens des IS. Die Helfer leisten oft Unmenschliches und viele von ihnen sind zudem bereits mehrmals dem Tode entronnen. Sie führt die Beweggründe für den ehrenamtlichen Einsatz im Irak an und schreibt unumwunden, dass es für sie in ihrer Nachfolge des gekreuzigten Christus in Ordnung ist, beim Einsatz für einen Bruder das Leben zu riskieren. Sie erwartet dafür keine Bewunderung, möchte sich dafür aber auch nicht rechtfertigen müssen. Die Autorin ist der Ansicht, dass der christliche Glaube und das Evangelium in Regionen, in denen Gewalt, Hass und Mord herrschen, eine völlig neue Dimension bekommt und dass „dieses Leben und alles, was wir haben und ja auch genießen dürfen, endlich und nur vorläufig“ ist. Andrea Wegener möchte ihr Leben an dem ausrichten, was wirklich zählt.

Einige Passagen dieses Buches haben mich ganz besonders berührt, einige zum Nachdenken gebracht, einige machten mir Angst:

Einem Mann namens Kemal war es sehr wichtig, dass seine Worte weitergegeben wurden, die lauten: „Ihr liegt uns am Herzen, und deswegen sage ich es so deutlich, wie ich kann: „Nehmt euch vor dem Islam in Acht. Ich sage euch das als Christ, der jahrelang von Muslimen umgeben gelebt hat: Der Islam ist nicht das, als was er sich bei euch darstellt. Er ist eine Gefahr für euer Land und für Europa. Der IS zeigt das wahre Gesicht des Islam, und wenn es nach denen ginge, würden sie euch genauso erobern wie uns. Wenn ein normaler Muslim zu einem radikalen Muslim wird, verändert er sich. Da ist keine Liebe mehr, nur noch Hass und Zerstörung. Eure Kirchen sind zu schwach, euer Glaube hat kein festes Fundament mehr und ihr seid viel zu gleichgültig: ihr erzählt den Muslimen nicht von Jesus, obwohl ihr die Freiheit hättet. Und ihr setzt dem Islam nicht entgegen. Wer weiß, vielleicht passiert euch in zehn oder zwanzig Jahren, was uns in diesem Jahr passiert ist. Ich wünsche es euch nicht.“

Dem entgegen heißt es an einer anderen Stelle: „Die meisten Muslime sind einfach nur Menschen; sie nehmen ihre Religion nicht besonders wichtig und wollen nur eins: in Frieden leben. Das Leben ist wirklich nicht mehr einfach in Mossul, auch nicht für Muslime.“

„Wo ihr gleichzeitig viele Muslime aufnehmt, achtet darauf, dass sich die Probleme und die Gewalt, die wir hier hatten, nicht bei euch fortsetzen! Und gebt den Flüchtlingen nicht nur, was sie materiell brauchen, sondern habt ihr ganzes Wohl im Blick!“

Nach Beendigung der Lektüre dieser sachlich vorgebrachten, und dennoch zutiefst erschütternden Berichte verspürte ich als Leser tiefe Dankbarkeit für das Privileg, in einem freien Land leben zu dürfen, den christlichen Glauben frei und offen leben zu dürfen, Zugang zu ausreichend Nahrung und Grundversorgung zu haben und in Anbetracht der Umstände im Irak wirklich im Luxus zu leben.

„Entkommen aus dem Netz des Jägers“ ist ein Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte. Durch die im Inhalt dargelegten Fakten öffnet es die Augen für das Leben der verfolgten Menschen im Irak und verändert vielleicht auch ein klein wenig die Sicht auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik, in dem es uns dazu anregt, vermehrt die Einzelschicksale hinter den Vertriebenen zu sehen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Wärst du glücklich in Gefangenschaft?

Lamantin
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Wärst du glücklich in Gefangenschaft?

„Die Wünsche eines Menschen dürfen nicht über dem Wohl solch eines Geschöpfes stehen“.

Das Werbeplakat eines Naturalienkabinetts preist eine Weltsensation an und ...

Wärst du glücklich in Gefangenschaft?

„Die Wünsche eines Menschen dürfen nicht über dem Wohl solch eines Geschöpfes stehen“.

Das Werbeplakat eines Naturalienkabinetts preist eine Weltsensation an und macht den zwölfjährigen Jungen Dietrich Schreiber (Thilo) auf eine neue Attraktion aufmerksam. Im Inneren dieses Kabinetts trifft er auf ein riesengroßes, sehr seltenes Tier der Gattung „Lamantin“ – ein Geschöpf mit warmherzigen, traurigen Augen, zu dem er sich seltsam hingezogen fühlt. Bei seinen wiederholten Besuchen merkt der Junge nur allzu gut, dass dieses Lamantin-Mädchen immer apathischer und unglücklicher in seinem Gefängnis wird. Als begeisterter Leser der Bücher Alexander von Humboldts und angespornt von seinem großen Forschungsdrang beschließt Thilo, das Tier aus seinem Gefängnis zu befreien und ihm den Weg in die Freiheit des Meeres zu ebnen. Gemeinsam mit dem technikbegeisterten Assistenten der Konservatoren namens Paul Broxter schmiedet Thilo einen wagemutigen Plan, und nach anfänglichem Widerstreben nimmt Paul ihn schließlich mit auf die abenteuerliche Reise.

Markus J. Beyer hat in diesem Roman die Geschichte eines intelligenten, wissbegierigen und das Abenteuer liebenden gelähmten Jungen mit der Rettungsaktion einer seltene Tiergattung verknüpft und durch die Person des hartnäckigen Detektivs Sigmar Salmen einen hohen Spannungsfaktor eingebracht. Die handelnden Personen sind liebevoll gezeichnet, deren Motivationen anschaulich dargestellt. Dem sympathischen Thilo und seinem Helfer Paul stehen bei dieser waghalsigen Rettungsaktion sympathische Nebenfiguren zur Seite. Die Contessa Celestina fand ich erfrischend und einfallsreich, mein Favorit war jedoch der Schweizer Schmied namens Eisenauge mit seinem ruppigen Äußeren und dem butterweichen Kern.

Der wundervolle Schreibstil in der kurzen Leseprobe in Kombination mit dem Klappentext war der Anlass dafür, mich für die Lektüre dieses Buches zu entscheiden. Dieser kurze Ausschnitt auf der Verlagsseite hat nicht zu viel versprochen: sowohl der Inhalt, als auch das sprachliche Niveau dieses Buches haben mich vollends für „Lamantin“ eingenommen. Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes jede Seite davon genossen und bin Thilo und Paul auf ihrer Flucht mit angehaltenem Atem gefolgt. Der mysteriöse Fremde, den ich bis zum letzten Abschnitt des Buches nicht einzuschätzen vermochte, trug neben dem hartnäckigen Detektiv sehr viel zu einem durchgehend hohen Spannungsniveau bei. Der Autor vermittelt in seinem Buch auch wichtige Werte in Form von Dialogen, wie zum Beispiel: „Manchmal müssen wir Dinge tun, die für uns selbst unendlich wichtig sind, auch wenn es die Menschen, die uns lieben, nicht verstehen können. Aber es ist wichtig für unsere Seele – damit sie sich aus den niederen Gefilden der Angst aufrichtet und gesund und stark durchs Leben wandeln kann.“

Durch die neumodische Erfindung der Benzinkutsche namens „Phönix“ und ihren Einsatz bei dieser Rettungsaktion erfährt man als Leser einiges über den großen Erfinder, Motoren- und Automobilbauer Gottfried Daimler.

Das auf mich überaus harmonisch wirkende Coverfoto war zunächst der Grund, weshalb ich mir dieses Buch näher angesehen habe. Die Farbgebung, die Gestaltung und die einnehmend dargestellten Figuren haben mir auf den ersten Blick gefallen. Das eigentümliche Gefährt ganz oben - über dem Buchtitel - finde ich pfiffig und originell. Ich möchte zudem auf die hohe Qualität dieses Buches hinweisen. Das aufwändige Innenleben ist bemerkenswert. Das Papier der ersten Buchinnenseiten ist von einer Stärke und Haptik, wie man sie selten bei Büchern sieht, die angenehme Schriftgröße stellt einen weiteren Pluspunkt dar. Das Einzige, das mich in diesem Buch ein wenig irritierte, war die permanent wechselnde Schriftgröße. Nach Passagen mit „normaler Schriftgröße“ kam es das gesamte Buch hindurch immer wieder vor, dass einige Zeilen in kleiner Schrift eingeschoben wurden.

Fazit: „Lamantin“ stellte für mich einen wunderbaren Ausflug an der Seite eines bemerkenswerten Jungen dar. Das Buch versprach Abenteuer, vermittelte Werte und glänzte mit einem hohen Sprachniveau– ein Faktor, der für mich wirklich bedeutend ist und den man heutzutage nicht mehr allzu oft findet. Ich würde mir wünschen, dass Markus J. Beyer diesen Schreibstil beibehält und uns noch mit vielen weiteren Büchern dieser Art höchsten Lesegenuss bereitet. Für mich war diese Lektüre ein absolutes Lese-Highlight, das ich uneingeschränkt weiter empfehle.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Beten. Das ist…

Beten
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Beten. Das ist…

„… ehrfürchtige Scheu, Zweisamkeit mit Gott, Kämpfen und Ringen – aber es ist der Weg zur Realität. Es gibt nichts, was wichtiger, schwerer, reicher oder Leben verändernder wäre. Es gibt ...

Beten. Das ist…

„… ehrfürchtige Scheu, Zweisamkeit mit Gott, Kämpfen und Ringen – aber es ist der Weg zur Realität. Es gibt nichts, was wichtiger, schwerer, reicher oder Leben verändernder wäre. Es gibt nichts, was so groß ist wie das Gebet.“


Timothy Keller präsentiert mit dem vorliegenden Buch eine in moderner Sprache abgefasste Einstiegslektüre zum Thema Beten und möchte seinen Lesern die Möglichkeit bieten, ihr Gebetsleben zu intensivieren. Nach einigen einleitenden Worten befasst er sich in insgesamt fünf Buchabschnitten mit den verschiedensten Aspekten des Gebets. Nach den theoretischen Ausführungen im Hauptteil des Buches liefert er eine Vielzahl von praktischen Beispielen und Umsetzungsvorschlägen für den täglichen Gebets-Alltag eines Christen. Während er sich der Frage widmet, wie man betet, berichtet er auch von seiner persönlichen Suche nach einem tieferen Glaubensleben und seinen daraus gewonnenen Erkenntnissen. Der Autor bezeichnet das Gebet als eine Kombination von Gespräch und Begegnung mit Gott, eine Tür zur Vaterliebe, einen Zufluchtsort. Er geht auf die „absolute Meisterklasse des Gebets“, das Vaterunser, ein und legt dar, was Augustinus, Luther und Calvin darüber zu sagen hatten. In einem Abschnitt dieses Buches beschäftigt er sich mit der Meditation über Bibeltexte – ein Themenbereich, der für mich ebenso interessant war wie die Verwendung der Psalmen im täglichen Gebetsleben. Obgleich das gesamte Buch eine wahre Fülle an wertvollen Informationen für mich darstellte, empfand ich seine Ausführungen zu Luthers kraftvoller Gebetstheologie und Gebetspraxis und Calvins vier Regeln für das Gebet als die am meisten beeindruckenden Abschnitte. Für Timothy Keller gibt es keinen „Generalschlüssel zum richtigen Gebet“, sondern lediglich „Prüfsteine“, anhand derer der Einzelne testen kann, inwiefern sein eigenes Gebet Gott ehrt und ihn in seine Nähe bringt. Er spricht gezielt problematische Fragen an, die sich vermutlich viele Menschen stellen. So schreibt er beispielsweise: „Wir wissen wohl, dass Gott uns alles, was geschieht, zum Besten dienen lässt, aber nur selten können wir sehen, was dieses Beste ist. Anders ausgedrückt: Die meiste Zeit wissen wir nicht genau, worum wir denn nun beten sollen.“ – oder sehr treffend ausgedrückt: „Gott gibt uns entweder das, worum wir ihn bitten, oder das, worum wir gebeten hätten, hätten wir das gewusst, was er weiß.“ Timothy Keller belässt es jedoch nicht bei einzelnen Aussagen, sondern analysiert das jeweilige Grundproblem und liefert fundierte Hilfestellungen dazu.

Das 350-Seiten zählende Sachbuch punktet mit einer schlichten, aber „sonnigen“ Optik – auf einem goldgelben und weißen Hintergrund dominiert das Wort „BETEN“ in Blockbuchstaben. Die Ausführung als Hardcover empfand ich für einen Ratgeber dieser Art, den man vermutlich oft zur Hand nimmt, als sehr gute Entscheidung seitens Verlags. In einem Anhang von beachtlichen 70 Seiten findet man wichtige Erläuterungen sowie Quellenangaben zum Text.

Fazit: Ich empfand diese Lektüre als wahren Fundus an sehr interessantem und theoretischem Wissen, das gepaart mit wertvollen Tipps zur praktischen Umsetzung im täglichen Gebetsleben beiträgt. Für mich war „Beten“ von Timothy Keller das bislang beste Buch, das ich zu diesem Thema lesen durfte.

Abschließend ein Zitat, das mich tief beeindruckt hat:
„Das Gebet ist die einzige Tür zu echter Selbsterkenntnis. Es ist auch der hauptsächliche Weg zu tiefgreifenden Veränderung in unserem Leben – zur Neuordnung unserer Prioritäten. Durch das Gebet gibt Gott uns so viele der unvorstellbaren Schätze, die er für uns bereithält, ja das Gebet ermöglicht es ihm, viele unserer tiefsten Sehnsüchte zu erfüllen. Wenn wir beten, lernen wir Gott kennen, lernen wir es, ihn endlich als Gott zu behandeln. Das Gebet ist der Schüssel zu allem, was wir in unserem Leben tun müssen und sein müssen. Wir müssen Beten lernen.“

Veröffentlicht am 16.04.2018

Mehr in Freundschaft mit sich selbst leben

Freunde fürs Leben
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Mehr in Freundschaft mit sich selbst leben

„Freundschaft – und eben auch die Freundschaft mit sich selbst – lässt sich nicht erzwingen. Aber wir können dazu beitragen, dass sich eine solche entwickelt.“

Die ...

Mehr in Freundschaft mit sich selbst leben

„Freundschaft – und eben auch die Freundschaft mit sich selbst – lässt sich nicht erzwingen. Aber wir können dazu beitragen, dass sich eine solche entwickelt.“

Die Seelsorgerin und Buchautorin Dr. Melanie Wolfers macht in ihrem Buch „Freunde fürs Leben“ die Freundschaft mit dem eigenen Ich zum zentralen Thema. Gleich zu Beginn erlaubt sie ihren Lesern auch einen kleinen Einblick in ihr eigenes Leben und berichtet von den Vorgängen in ihrem Inneren, als sie eine Entscheidung treffen und eine neue Richtung einschlagen musste.

Auf knapp 220 Seiten und in 7 Kapiteln thematisiert sie unter anderem die Kunst, den eigenen Körper wahrzunehmen, die Kraft der Gefühle, die Lebendigkeit, den Umgang mit Grenzen, der Versöhnung mit der Vergangenheit und die wesentliche Frage des Lebens – „Worum geht es dir?“. So stellt sie beispielsweise fest, dass viele Menschen sich selbst viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken, nicht gut mit sich selber umgehen. Die Autorin schreibt über Dinge, die für eine gute Beziehung zu sich selbst relevant sind, erwähnt Stolpersteine auf dem Weg dorthin und benennt Rückzug und Stille als jene Faktoren, die uns prägen. Sie schreibt vom Zeitgeist, von der Hektik und dem Stress bezüglich Leistung, Zeit und Technik und den damit verbundenen Folgen.

Die Gedanken von Dr. Wolfers sind anregend, teilweise unbequem, aber allesamt für die eigene Weiterentwicklung überaus wichtig und wertvoll. Man kommt nicht umhin, sich während der Lektüre diesen Fragen zu stellen und dadurch Rückschlüsse auf das eigene Leben zu ziehen. Die Autorin ermutigt dazu, alles gründlich zu analysieren. Als Christin und Ordensfrau der Salvatorianerinnen verweist sie in ihren Ausführungen immer wieder auf biblische Aussagen und veranschaulicht diese durch Praxisbeispiele aus dem täglichen Leben.

Die zwischendurch eingefügten tiefsinnigen Gedichte empfand ich als große Bereicherung, wobei der durch Nelson Mandela bekannt gewordene Text von Marianne Williamson mich am meisten beeindruckte:

„Unsere tiefste Angst ist nicht, ungenügend zu sein. Unsere tiefste Angst ist, dass wir über alle Maßen kraftvoll sind. Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, die uns am meisten Angst macht. Wir fragen uns selbst - wer bin ich, um von mir zu glauben, dass ich brillant, großartig, begabt und einzigartig bin? Aber genau darum geht es, warum solltest Du es nicht sein? Du bist ein Kind Gottes. Dich klein zu machen nützt der Welt nicht. Es zeugt nicht von Erleuchtung, sich zurückzunehmen, nur damit sich andere Menschen um dich herum nicht verunsichert fühlen. Wir alle sind aufgefordert, wie die Kinder zu strahlen. Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes, die in uns liegt, auf die Welt zu bringen. Sie ist nicht in einigen von uns, sie ist in jedem. Und indem wir unser eigenes Licht scheinen lassen, geben wir anderen Menschen unbewusst die Erlaubnis, das Gleiche zu tun.“

Die Aufmachung dieses Buches trägt dem wertvollen Inhalt Rechnung. Malerische rote Mohnblüten auf grünem Hintergrund sorgen für eine ansprechende Umschlagsgestaltung in farblicher Hinsicht. Das hochwertige Papier und der schneeweiße Bucheinband unter dem Umschlag vervollständigen den optischen edlen Eindruck.

Fazit: Ich empfand die Lektüre dieses Buches als hilfreichen Ratgeber, der exakt zur richtigen Zeit meinen Weg kreuzte und den ich als überaus bereichernd empfand. Fünf Bewertungssterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für „Freunde fürs Leben!“