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Veröffentlicht am 16.04.2018

Kirche – Gemeinde - Zweifel

Es ist kompliziert
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Kirche – Gemeinde - Zweifel

„Stellt euch vor, die Kirche würde zu einem Ort, an dem alle sicher sind, es aber niemand bequem hat. Stellt euch vor, die Kirche würde zu einem Ort, an dem wir einander die ...

Kirche – Gemeinde - Zweifel

„Stellt euch vor, die Kirche würde zu einem Ort, an dem alle sicher sind, es aber niemand bequem hat. Stellt euch vor, die Kirche würde zu einem Ort, an dem wir einander die Wahrheit sagen. Es könnte tatsächlich passieren, dass wir ein Heiligtum schaffen.“

Die Bestsellerautorin und leidenschaftliche Bloggerin Rachel Held Evans war ein tief gläubiges Kirchenmädchen. Sie war in der Jugendgruppe aktiv und brannte für Gott, bis das Feuer irgendwann, als sie erwachsen war, erlosch. Im vorliegenden Buch, das viele autobiografische Elemente enthält, berichtet sie über ihre persönlichen Lebenserfahrungen und bringt immer wieder Ausschnitte aus der Bibel ein, bezieht sich auf bestimmte, zum Inhalt passende Stellen und zitiert aus der Heiligen Schrift.

Christin zu sein ist für die Autorin die wichtigste, komplizierteste, schönste und herzzerreißendste Beziehung ihres Lebens. Ihre Zweifel und der schleichende Verlust ihres Glaubens werden daher auch sehr eingehend beschrieben, sie führten zu einer Glaubenskrise. Rachel Held Evans thematisiert Elemente der Kirche, benennt ihre sieben Buchkapitel nach den Sakramenten Taufe, Beichte, Weihe, Abendmahl, Konfirmation, Krankensalbung und Ehe und stellt in ihren Ausführungen vieles in Frage. Sie legt klar und deutlich dar, was sie an der Kirche stört und weshalb sie sich zu einer bestimmten Zeit ihres Lebens immer mehr davon distanzierte. Sie erzählt von ihrer Suche nach einer Gemeinde, in der sie und ihr Ehemann Dan sich wohlfühlen, eine Suche, die sogar dazu führte, mit ihren Freunden eine eigene Gemeinde zu gründen, bis sie letztendlich nach langer Suche in der St. Luke’s Episcopal Church ihre geistliche Heimat finden durfte.

Das Buch beinhaltet eine Sammlung von Geschichten unterschiedlicher Kirchengemeinden und persönlich Erlebtem. Die Berichte werden durch eine Vielzahl von Bibelstellen und Zitaten unterlegt. Die Autorin hinterfragt kritisch und scheut sich nicht, kontroverse Themen aufzugreifen. Sie führt jedoch auch das positive Wirken und die Unterstützung in schweren Situationen durch die Gemeindemitglieder an, beleuchtet die Institution Kirche von allen Seiten. Die schrecklichen Gräueltaten, die im Namen Gottes von Christen verübt wurden, bleiben nicht unerwähnt. Rachel Held Evans vermittelt in ihrer Abhandlung einen Weg, den viele Christen vor ihr beschritten haben – und vermutlich auch nach ihr gehen werden. Ich empfand es als einen sehr persönlichen, authentischen und sehr gut dargestellten Bericht ihrer Glaubensentwicklung mit sehr guten Ansätzen und wertvollem Gedankengut.

„Kirche ist nichts Statisches. Sie ist kein Gebäude, keine Denomination, kein eingetragener Verein. Kirche ist der Moment, in dem das Reich Gottes nahekommt, wenn eine Mahlzeit, eine Geschichte, ein Lied, eine Entschuldigung, ja sogar ein Versagen geheiligt wird durch die Gegenwart Jesu unter uns und in uns. Dass wir dazu eingeladen sind, einen Blick auf die Heilige Dreieinigkeit zu erhaschen, ist Gnade. Alles davon, jeder Atemzug und jede Sekunde, ist Gnade“.

Fazit: „Es ist kompliziert“ ist eine interessante, fordernde Lektüre, ein Buch, das unbequemen Fragen nicht ausweicht und sie thematisiert.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Kreativ – unkonventionell - nachhaltig

Herausspaziert
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Kreativ – unkonventionell - nachhaltig

„Ich wünschte mir, den Leuten so zu begegnen, wie Jesus ihnen begegnet wäre.“

Bettina Becker wünscht sich das nicht nur, sie setzt es auch in ihrem täglichen Leben ...

Kreativ – unkonventionell - nachhaltig

„Ich wünschte mir, den Leuten so zu begegnen, wie Jesus ihnen begegnet wäre.“

Bettina Becker wünscht sich das nicht nur, sie setzt es auch in ihrem täglichen Leben um. Als Theaterpädagogin und Theologin mit einem großen Faible für die Improschauspielerei scheut sie sich nicht, aus ihrem alltäglichen Umfeld „herauszuspazieren“ und auf die unterschiedlichsten Menschen zuzugehen. Im vorliegenden Buch berichtet sie über Erkenntnisse, die sie aus solchen Begegnungen gewonnen hat. Sie behandelt auftretende Fragen und verleiht ihren Gedanken dazu Ausdruck. Das Ziel der Autorin ist es, den Menschen Mut zu machen, auf andere zuzugehen, „herauszuspazieren“, wie sie es nennt, und „Hoffnung zu leben“. Im Zuge ihrer Berichte betrachtet sie die Situation immer wieder aus biblischer Sicht, zieht Vergleiche und führt dem Leser vor Augen, wie Jesus auf jene Menschen zuging, die am Rande der Gesellschaft lebten.

Bettina Becker erzählt von regelmäßigen Besuchen bei Prostituierten, von Jugendlichen, die auf die schiefe Bahn gerieten und ihren Erfahrungen als Streetworkerin. Hierbei spricht sie aber nicht nur von ihren Erfolgen, sondern auch von Misserfolgen. Sie offenbart ihre Ängste und die Notwendigkeit, immer wieder improvisieren zu müssen. Als Erfolg ihres Handelns definiert die Autorin eine Veränderung ihrer Mitmenschen, bedingt durch die Tatsache, dass sie geliebt werden. Sie betont, wie wichtig es ist, dass verletzte, einsame Menschen die Erfahrung machen dürfen, was es bedeutet, geliebt zu werden, und zwar so, wie sie sind. Ihr vorrangiges Ziel ist es, keine professionelle Distanz, sondern Nähe und Wertschätzung zu vermitteln – Erfolg ist, wenn Menschen geliebt werden. „Liebe ist niemals umsonst. Liebe hat Auswirkungen. Erfolg ist, wenn Menschen geliebt werden. Dazu braucht es kein großes Konzept, kein Geld, keinen Verein. Dazu braucht es einen Menschen, der den ersten Schritt auf einen anderen Menschen zugeht. Dazu braucht es nichts Großes. Mutter Teresa hat gesagt: „Man muss nichts Großes tun, sondern die kleinen Dinge in großer Liebe tun. Wichtig ist nicht, wie viel man tut, sondern wie viel Liebe man darauf verwendet“. Wir haben Erfolg, wenn wir lieben. Was daraus entsteht ist nicht unsere Verantwortung, aber wir dürfen wissen, dass etwas entsteht. Denn Liebe ist nicht vergeblich. Erfolg ist, wenn Menschen geliebt werden.“

Bettina Becker schreibt über die wichtigen Dinge im Leben, nämlich Glaube, Hoffnung und Liebe. In diesem Sinne äußert sie sich zur praktischen Umsetzung im täglichen Leben – und zu gelebter Hoffnung. Sie beleuchtet aber auch Gründe, nicht aktiv zu werden, nicht aus der eigenen Komfortzone „herauszuspazieren“. Die Autorin schreibt absolut überzeugend und mitreißend, sie versteht es, mit ihren Worten Menschen zu begeistern. Bettina Becker macht Mut und fordert ihre Leser heraus, deren Begabungen zu erkennen und aktiv zu werden… auch, wenn man dabei alte Strukturen und Gewohnheiten verlassen muss.

„Herausspaziert“ hat mich positiv überrascht. Ich konnte diese Lektüre nicht mehr aus der Hand legen und bin begeistert von der Initiative, dem Mut, der Entschlossenheit und der Sensibilität der Autorin, die über ihren Schatten sprang und auf Menschen zuging, bei denen sie bislang eine gewisse Scheu vor dem Kontakt hatte. Ihre permanenten Verweise auf die Grundsätze der Bibel und die Vergleiche mit den Handlungen von Jesus waren beeindruckend.
Bettina Becker schreibt: „ Wenn Gott in dieser Welt etwas Großes tut, dann will ich vorne mit dabei sein und nicht bloß Geschichten darüber hören. Ich will als Christin leben und diesem Namen alle Ehre machen. Es geht darum, da zu sein, wo Menschen in Not sind. Deswegen sollen wir herausspazieren. Um Menschen zu begegnen. Weil nur durch Bewegung Begegnung entsteht.“

Ein großartiges Buch, ein Augenöffner und Mutmacher – ein absolutes Lese-Highlight und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.04.2018

ESTHER – „Persia’s next Topmodel“

Esther
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ESTHER – „Persia’s next Topmodel“

Leo Bigger, Pastor, Buchautor, Gastredner und TV-Prediger macht Königin Esther, die schöne jüdische Gemahlin von König Xerxes, zum Mittelpunkt seines gleichnamigen Buches. ...

ESTHER – „Persia’s next Topmodel“

Leo Bigger, Pastor, Buchautor, Gastredner und TV-Prediger macht Königin Esther, die schöne jüdische Gemahlin von König Xerxes, zum Mittelpunkt seines gleichnamigen Buches. Der Autor führt eine Vielzahl von Bibelstellen an, die von jener mutigen Frau, der es gelang, die Geschichte zu verändern, handeln. Doch Esther ist lediglich die Kerngeschichte und der Ausgangspunkt für Leo Biggers Ausführungen. In Überleitung zur Geschichte dieser biblischen Figur schreibt er über viele wichtige Themenbereiche in unser aller Alltagsleben, stellt praktische Bezüge her.

In insgesamt acht Kapiteln präsentiert Leo Bigger seine Botschaften in lockerem Schreibstil und in direkten, unverblümten Worten. Die Sprache ist modern, der jugendlichen Zielgruppe angepasst, der Leser wird mit dem vertraulichen „Du“ angesprochen. Seine Ausführungen sind an vielen Stellen sogar sehr humorvoll („Gott verbannte den Teufel aus dem Himmel und schickte ihn on a Highway to hell – und zwar mit einem Oneway-Ticket“). Der Autor beherrscht es vortrefflich, Dinge zu hinterfragen, die Menschen durch seine Worte zu begeistern und zu motivieren.

Im gesamten Buch findet man viele, meist ganzseitige Fotos von Frauen oder Mädchen. Die „abstrakten Bilder“ darunter haben mir jedoch überhaupt nicht gefallen. Die unzähligen QR-Codes sollen die Lektüre mit ansprechenden Videoclips, Songs und vielem mehr bereichern – ich empfand das gehäufte Vorkommen jedoch als Leserin, die kein Smartphone besitzt, als störend.

Jedes Kapitel beginnt mit einer pistaziengrünen Doppelseite, auf der in Riesenlettern die Kapitelüberschrift zu finden ist. Es folgen Texte aus der Bibel und Leo Biggers eigene Ausführungen dazu, den Abschluss bildet eine einseitige, in beiger Farbe gehaltene Seite mit einer Meditation zum Gelesenen. Der Autor gibt hier auch einen kursiv und fett gedruckten Bibelvers sowie einige relevante Fragen mit auf den Weg, dazu wieder einen unvermeidlichen QR-Code und als Abschluss einen von ihm formulierten Gebetsvorschlag.

Im gesamten Buch findet man eine Menge Erfahrungsberichte aus dem Leben des Leo Bigger und dessen Umfeld. Er berichtet auch von seiner Arbeit als leitender Pastor des ICF Zürich und plädiert für „multimediale, mit kreativen Elementen gespickte Gottesdienste, bei denen alle paar Minuten etwas passieren muss“.

Die optische Aufmachung des Buches, die lesefreundliche Schrift und das große Format (25 x 17 cm) haben mir sehr gut gefallen. Leider entwickelt die Druckerfarbe beim Umblättern der einzelnen Seiten einen intensiven, teilweise sogar stechenden Geruch, den ich als sehr unangenehm empfunden habe. Dafür punktet das Buch jedoch durch eine wunderschöne Optik. Im Vordergrund dominiert der Buchtitel in riesengroßen, braunen Lettern, während die Schwarz-Weiß-Fotografie einer jungen Frau, deren Gesicht vom Betrachter abgewandt ist und die mit dem tiefschwarzen Hintergrund verschmilzt, zu einem eleganten und geheimnisvollen Gesamteindruck beiträgt.

Fazit: „Esther“ ist eine Lektüre, die mir ausgezeichnet gefallen hat. Es handelt sich hierbei um ein Buch, das klare, wundervolle Aussagen liefert, das ermutigt und hoch motivierend auf seine Leser wirkt.

Besonders beeindruckt haben mich Leo Biggers Worte über Gottes Wege, die manchmal sogar Umwege zum eigentlichen Ziel sein können. Er schreibt:

„Gottes Pläne und Wege sind nicht immer sofort erkennbar, doch genau da beginnt der Glaube. Glaube bedeutet: Ich vertraue darauf, dass – auch wenn ich es nicht spüre, nicht sehe und nicht hören kann – Gott mein Leben führt und lenkt. Es mag oft keinen Sinn machen, doch schaut man Jahre später im Leben zurück, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und nicht alles ist Gottes Wille, aber alles wird von Gott gebraucht, um Gutes zu schaffen. Umwege sind für Gott kein Problem. Er hat Zeit. Er lebt außerhalb von ihr. Weil Gott besser sieht, was mir gefährlich werden kann, sind seine Wege nicht meine Wege, seine Gedanken nicht meine Gedanken.“

Veröffentlicht am 16.04.2018

„Die Teens-Bibel“ – ein Sachbuch über die Bibel

Teens-Bibel
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„Die Teens-Bibel“ – ein Sachbuch über die Bibel

Die Idee, die Inhalte der Bibel „jugendgerecht“ darzustellen und der Zielgruppe die Lektüre des Originals durch Nacherzählungen schmackhaft zu machen, fand ...

„Die Teens-Bibel“ – ein Sachbuch über die Bibel

Die Idee, die Inhalte der Bibel „jugendgerecht“ darzustellen und der Zielgruppe die Lektüre des Originals durch Nacherzählungen schmackhaft zu machen, fand ich sehr gut. Mit der vorliegenden „Teens-Bibel“ hat der Autor Willem de Vink dieses Vorhaben gekonnt umgesetzt.

„Teens-Bibel“ ist zunächst ein optischer Blickfang. Ich empfand die Haptik dieses großformatigen, broschierten Buches mit den abgerundeten Seiten als äußerst anziehend. Das Softcover fühlt sich weich und "gepolstert" an, das erhobene Wort „BIBEL“ in goldenen Lettern wirkt edel. Die bunte Covergestaltung mit biblischen Personen im Hintergrund und Jesus im Vordergrund, seine Hand dem Betrachter reichend, ist wirklich gelungen und für die gedachte Zielgruppe sehr passend. Die schönen, farbenprächtigen Illustrationen im Inneren des Buches und das tiefrote Lesebändchen tragen zum positiven Gesamteindruck bei.
Wichtig fand ich die einleitenden Worte, in denen erläutert wird, dass es sich hierbei um eine Zusammenfassung von 250 ausgewählten Geschichten aus der Bibel in den Worten des Autors handelt. Es sollte dem Leser bewusst sein, dass es sich hierbei nicht um die Originaltexte der Bibel, sondern um die Auslegung, oder besser gesagt um eine Präsentation für die jugendlichen Leser durch den Autor handelt. Willem de Vink bedient sich einer einfachen, modernen Sprache und verwendet zudem die vertraute Anredeform „Du“, was ich angesichts der Zielgruppe als passend empfand.

Die einzelnen Kapitel beginnen jeweils mit einleitenden Worten und einer Übersicht über Orte und Personen, ein meines Erachtens wichtiges Instrument, das zur Übersichtlichkeit beitrug und stets eine kurze Zusammenfassung lieferte, die man immer wieder rasch nachschlagen kann. Was dieses Buch für mich besonders anziehend machte waren die wunderschönen bildhaften Darstellungen in lebhaften, leuchtenden Farben

Ich habe es genossen, in diesem Buch zu lesen. Die farbenfrohe Optik, die relativ kurzen und übersichtlichen einzelnen Geschichten sind für junge Leser gut geeignet. Bevor die Konzentration nachlässt, ist die Geschichte bereits zu Ende. Auf diese Art und Weise kann man sich täglich einem Kapitel innerhalb eines Leseabschnittes widmen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dieses informative Sachbuch über die Bibel Jugendliche neugierig macht und sie dazu bringt, sich für das Original zu interessieren. Ich verspürte während der Lektüre tatsächlich große Lust, die echte Bibel zur Hand zu nehmen und die Geschichten im Originaltext nachzulesen. Und ich bin der Ansicht, wenn das auch bei den Jugendlichen gelingt, hat dieses Sachbuch wirklich seinen Zweck erfüllt: nämlich dazu zu animieren, sich der Lektüre der Bibel intensiv zu widmen. Leider enthält die „Teens-Bibel“ immer wieder Informationen und Aussagen, die vom biblischen Original ein wenig abweichen.

Fazit: Bei der „Teens-Bibel“ handelt es sich um ein wunderschön gestaltetes Sachbuch, eine Art Kurzfassung, in der Willem de Vink biblische Inhalte auf einnehmende und für Jugendliche interessante Art und Weise nacherzählt. Als Einstieg und Motivation für ein intensives Vertiefen ins Original wirklich gut geeignet. Man darf sich als Leser jedoch keinesfalls Original-Texte erwarten… hier muss ich einem Vorrezensenten uneingeschränkt zustimmen, der den Buchtitel aus diesem Grund als ein wenig irreführend bezeichnet. Ich empfehle dieses Buch als reine Einstiegslektüre, als Sachbuch, jedoch keinesfalls als „Bibel“. Jugendliche sollten unbedingt dazu animiert werden, sich nach der Lektüre mit der „richtigen Bibel“, mit dem Originaltext, zu befassen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gott war mit ihnen, dessen war er gewiss. Wer sollte da gegen sie sein?

Die Feuerschreiber
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Gott war mit ihnen, dessen war er gewiss. Wer sollte da gegen sie sein?

„Wer hätte wohl gedacht, dass hinter feuchten Klostermauern so ein Geist heranwächst. Und er hat großen Mut, der fürchtet sich nicht ...

Gott war mit ihnen, dessen war er gewiss. Wer sollte da gegen sie sein?

„Wer hätte wohl gedacht, dass hinter feuchten Klostermauern so ein Geist heranwächst. Und er hat großen Mut, der fürchtet sich nicht vor den Mächtigen!“

Die Begegnung des Philipp Melanchthon, seines Zeichens Magister, Professor, Sprachgelehrter, und großer Geist in kleinem, unscheinbarem Körper, mit dem Mönch aus Wittenberg hatte bedeutende Folgen für die Kirche. Die beiden Männer waren zwar in mancherlei Hinsicht unterschiedlich, hatten jedoch ein gemeinsames Ziel vor Augen. Ihrer beider Bestreben war es, das Evangelium Gottes durch genaues Studium zu erkunden und die Kirche und das Universitätsstudium zu erneuern. Sowohl Luther als auch Melanchthon waren dazu berufen, zu Reformatoren zu werden, sie gingen ihren Weg mit unerschütterlicher Überzeugung. Melanchthon bildete mit seiner ruhigen, besonnenen Art einen Gegenpol zum aufbrausenden, glühenden Geist Luthers mit seinem messerscharfen Verstand, seiner Fähigkeit zum Ordnen von Gedanken und seiner bemerkenswerten Redlichkeit im Ringen um Wahrhaftigkeit. Ihre Gottesfurcht, ihr tiefer Glaube und das Wissen um die Dringlichkeit der Erneuerung der Kirche einte sie ebenso wie der Drang, den Menschen Bildung und Wissen zu vermitteln und ihnen zu dienen.

Durch ihre gründlichen Recherchen gestattet die Autorin im vorliegenden Buch tiefe Einblicke in die Zeit der Reformationsbewegung und den Ursprung der Erneuerung der Kirche. Claudia Schmid begeisterte mich mit einer prallen Fülle von historisch relevanten Fakten und ließ mich in Form von Dialogen zwischen den Protagonisten an deren Ansichten, Anliegen und Lehren teilhaftig werden. Zwar ist – und bleibt – das Kernthema dieses Buches die Reformation mit all ihren Hintergründen und Auswirkungen, die bittere Armut und das unermessliche Leid des einfachen Volkes und die Errungenschaften dieser Zeit werden jedoch ebenfalls beleuchtet.

Der schöne, gewählte Sprachstil hat viel dazu beigetragen, das Lesen zu einem Vergnügen zu machen. Die Kombination von fundierten Informationen und der Erzählung in Form eines Romans fand ich ausgezeichnet umgesetzt. Historische Ereignisse wurden auf sehr lebendige, interessante, oft sogar fesselnde Weise vermittelt und ich hatte an vielen Passagen das Gefühl, tief ins Geschehen einzutauchen.

Die Autorin konzentriert sich im vorliegenden Buch nicht allein auf ihre beiden Protagonisten Melanchthon und Luther. Sie gibt auch weiteren bekannten Figuren wie beispielsweise dem Ablassprediger Johannes Tetzel, dem Erzbischof Albrecht von Mainz, dem Hofmaler Lucas Cranach sowie dessen Freund Albrecht Dürer, Luthers Kontrahenten Johannes Eck, und vor allen Dingen den Ehefrauen der beiden Reformatoren ein Gesicht. Ich konnte mir die ruhige, gütige und mitfühlende Katharina Krapp mit ihrer zarten Statur ebenso bildhaft vorstellen wie die ehemalige Nonne Katharina von Bora, die dem Haushalt Luthers vorstand und ihren Mann in jeder Hinsicht eine großartige Unterstützung war. Dieses Buch weckte in mir das Verlangen, mich intensiver mit der Lebensgeschichte Luthers und seiner Beziehung zu Katharina von Bora zu beschäftigen. Die Person des Jörg Unbereit als Wegbegleiter Philipp Melanchthons empfand ich als sehr gutes Stilmittel, um dem Leser das Leben des Bauernstandes und die Entstehung der Wiedertäufer-Bewegung nahezubringen. Der geschickte, kräftige Hüne aus dem Odenwald begleitet Melanchthon nach Wittenberg, ihre Lebenswege kreuzen sich danach immer wieder.

Nicht nur inhaltlich, sondern auch hinsichtlich der optischen Aufmachung empfand ich dieses Buch als wirklich gelungen. Der Titel „Feuerschreiber“ könnte eindrucksvoller nicht dargestellt sein wie auf dem Cover dieses historischen Romans: ein Tintenfass mit Feder und den in kalligraphischen Schriftzügen angeführten Namen der beiden Reformatoren befindet sich in der oberen Hälfte des Buches, während die untere Hälfte von einem roten, lodernden Feuer dominiert wird und Bewegung und Gefahr versinnbildlicht. Der in großen weißen Lettern angeführte Buchtitel in der Mitte wurde mit tiefroter Farbe hinterlegt – eine wahrlich anziehende, aussagekräftige und gelungene Gestaltung!

FAZIT: Ich empfand die Lektüre dieses historischen Romans aus der Feder von Claudia Schmid als höchst informatives, interessantes und an manchen Stellen sogar fesselndes Lese-Abenteuer, das mir auf den Spuren der beiden großen Reformatoren ein tiefes Eintauchen in die Geschichte erlaubte. „Die Feuerschreiber“ war eine Lektüre, die ich uneingeschränkt weiter empfehle!