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Veröffentlicht am 15.07.2019

Italien im Bürgerkrieg

Sterne über der Toskana
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Die Geschichte rund um das Weingut der Toskana geht weiter. Es sind etliche Jahre vergangen und dieses Mal ist es die Tochter Gianna, die eine der Hauptpersonen ist. Sie lebt mit ihren Brüdern auf dem ...

Die Geschichte rund um das Weingut der Toskana geht weiter. Es sind etliche Jahre vergangen und dieses Mal ist es die Tochter Gianna, die eine der Hauptpersonen ist. Sie lebt mit ihren Brüdern auf dem Weingut der Eltern dem Alberi d´Argento.

Direkt auf den ersten Seiten von #SterneÜberDerToskana ist eine Personenliste gedruckt. Sie macht es dem Leser leicht, sich in die Story hineinzufinden, auch wenn er die ersten beiden Bücher noch nicht las. Historische Personen sind hier extra gekennzeichnet.

Gleich zu Beginn wird der Leser auf die Probleme der damaligen Zeit aufmerksam gemacht. Die Zwillinge Tommaso und Guiseppe (Brüder von Gianna) reisen nach Pisa. Nur einer der beiden Brüder kommt zurück. Sie haben sich wohl einer Protestbewegung angeschlossen und wollen für ein freies Italien kämpfen. Tommaso kommt schwer verletzt wieder nach Hause und Guiseppe ist tot. Dass die beiden sich politisch auf der Gegenseite der Nachbarn befinden, lenkt auch das Schicksal von Gianna in eine neue Richtung. Ist sie doch mit dem Sohn dieser Nachbarn, den Besitzern von Tenuta Bandello, verlobt. Angelo, so heißt der junge Mann, lässt Gianna im Stich. Er hört auf seine Eltern und löst die Verlobung.

Gianna muss einige Abenteuer bis sie erkennt, wer sie tatsächlich von Herzen liebt. Es ist aber nicht die Story von Liebenden, welche das Buch zu einem Highlight macht. Auch die wechselvolle Geschichte Italiens wurde von der Autorin bestens recherchiert und aufgeschrieben. So findet unter anderem die Schlacht von Solferino Erwähnung und hier wiederum ebenfalls das Wirken Henry Dunants. Ohne ihn gäbe es das Rote Kreuz nicht und die beiden damals oft gebrauchten Wörter der Frauen, die verletzte Soldaten pflegten, ebenfalls nicht. Tutti Fratelli, das ist es, was leider in vielen Ländern noch immer nicht gilt.

Es ist das erste Mal, dass ich alle drei Bücher einer Reihe las. Meistens höre ich zur Mitte des zweiten Bandes auf. Warum das hier anders war? Karin Seemaier nahm mich an die Hand und sie hielt die unterhaltsame Spannung bis zum Ende des dritten Bandes. Die Beschreibung der Landschaft, die Zerrissenheit der Menschen bei den schrecklichen Gemetzeln, sowie die ausführliche Recherche, machten die Bücher für mich zu etwas ganz Besonderen. Sterne über der Toskana ist für mich ein Highlight des Lesejahres 2019.

Veröffentlicht am 12.07.2019

Ein literarischer Hochgenuss

All die unbewohnten Zimmer
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Einem besonderen und einzigartigen Ritual verdankt die Mordkommission ihren Spitznamen. Er lautet „Die zwölf Apostel“ und bezieht sich auf das gemeinsame Mittagessen der Crew. In dem Buch All die unbewohnten ...

Einem besonderen und einzigartigen Ritual verdankt die Mordkommission ihren Spitznamen. Er lautet „Die zwölf Apostel“ und bezieht sich auf das gemeinsame Mittagessen der Crew. In dem Buch All die unbewohnten Zimmer sind es vier Spezialisten, die zwei Morde aufklären möchten. Polonius Fischer, ein ehemaliger Mönch, dem niemand mehr seine ursprüngliche Mission anmerkt. Der extrovertierte und bereits im Ruhestand lebende Kommissar Jakob Franck, die „Fremde“ Fariza Nasri und Tabor Süden, der Fachmann für das Aufspüren vermisster Personen.

Jeder Ermittler ist auf seine Weise ein Original und hat seine sehr eigenen Methoden, um ans Ziel zu kommen. Sie sind zuweilen zwar nicht für jeden Leser nachvollziehbar, haben aber alle ihren verständlichen Ursprung. In All die unbewohnten Zimmer muss der Mord an einem Polizisten aufgeklärt werden. Und nicht nur das. Auch ein zweites Verbrechen, nämlich die Tötung einer Frau spielt ebenfalls eine Rolle. Es geht hin und her in dem Roman und wer nicht sehr aufmerksam liest, der verliert schnell den Faden.

Es war mein erstes Buch von Friedrich Ani und ich bin beeindruckt. Seine Sprache gefällt mir bestens und der Roman war ein literarischer Hochgenuss. Auch der Mut des Autors ist beachtenswert. Beschreibt er doch wie einfältig die Ansichten von Rechten sind und welche Meinung auf der Straße herrscht. Er zeigt uns den Spiegel und das zuweilen sogar mit Humor. Ja, es ist ein anspruchsvoller Roman und beim Lesen darf man sich nicht ablenken lassen. Und meiner Meinung nach wäre es vorteilhaft, wenn die vorherigen Bände der Reihe rund um die Kommissare bekannt sind. Das Lesen dieser Bücher werde ich sehr bald nachholen.

Veröffentlicht am 12.07.2019

Mit Füchsin Fidelia und Wildschwein Schorsch in die Sommerzeit

Gedichte und Geschichten zur Sommerzeit
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Wildschwein Schorsch, Füchsin Fidelia und Hase Hanno schmücken das Cover des Buches Gedichte und Geschichten zur Sommerzeit. Die Bilder sind kindgerecht gemalt und die Farben treffend ausgewählt. Wunderschöne ...

Wildschwein Schorsch, Füchsin Fidelia und Hase Hanno schmücken das Cover des Buches Gedichte und Geschichten zur Sommerzeit. Die Bilder sind kindgerecht gemalt und die Farben treffend ausgewählt. Wunderschöne Gedichte machen den Anfang. Das erste zeigt auch gleich, was die Kinder in den Sommerferien unternehmen können. Entweder fahren sie in den Urlaub, also in die Berge oder ans Meer, oder sie verleben die lange Freizeit mit ihren Freunden im Schwimmbad am Ort. Es gibt so viele Aktivitäten, dass keine Langeweile aufkommt.

Die Geschichten schildern eine Sommerparty im Sagawald aber auch, wie wichtig Hilfe und Freundschaft ist. Ein Büchlein, welches sich sowohl für Leseanfänger als auch Großeltern eignet. Die Zeichnungen sind sehr gut zum Ausmalen und es kommt nicht darauf an, ob die Jüngsten hier über den schwarzen Strich malen. Wichtig ist, dass sie Freude daran haben. Zum Schluss gibt es noch Schablonen zum Ausschneiden, Anmalen und Dekorieren.

Wieder ein schönes Buch, das von Ulrike Handwerker Illustriert und von Nele Handwerker geschrieben wurde. Aber nur die Geschichten. Die wunderschönen Gedichte reimte Gertraude Witschas. Es gibt weitere Bücher zum Thema und darauf sind unsere Enkel bereits sehr gespannt. Und nicht nur sie.

Veröffentlicht am 11.07.2019

Literarisch ein Genuss

Ein anderer Takt
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EinAndererTakt erschien bereits im Jahr 1962 unter dem Originaltitel A Different Drummer. Der Autor William Melvin Kelley wurde schon vor vielen Jahren als der „übersehene Gigant der amerikanischen Literatur“ ...

EinAndererTakt erschien bereits im Jahr 1962 unter dem Originaltitel A Different Drummer. Der Autor William Melvin Kelley wurde schon vor vielen Jahren als der „übersehene Gigant der amerikanischen Literatur“ bezeichnet. Er wurde 1937 in einem Sanatorium auf Staten Island geboren. Seine Mutter litt an Tuberkulose und sie trug den Jungen entgegen der Warnungen ihrer Ärzte aus. Das Risiko wurde mit der Geburt eines gesunden Kindes belohnt. Gestorben ist William im Jahr 2017 in Harlem.

Der Roman beginnt mit einem Rückblick als Sklaven noch angekettet und in Schiffen nach Amerika kamen. Grauenhaft, wie die Menschen bei ihrer Ankunft begutachtet wurden. Wie Tiere behandelten die Weißen Herren sie und zahlten je nach Gesundheitszustand und Ausbau der Muskulatur für sie. Die Menschen wurden teilweise mit Peitschen vom Schiff getrieben. Ein dunkelhäutiger Riese wehrte sich gegen die Machenschaften und ihm gelang es, einige seiner Peiniger auszuschalten.

Tucker ist ein Mann, der in

EinAndererTakt seine Farm zunächst mit Salz überschüttet. Dann tötet er seine Kuh und das Pferd und steckt anschließend das Haus an. Er nimmt Frau und Kind um das Land zu verlassen und alle Schwarzen mitzunehmen. Niemand will mehr in der Gegend bleiben. Die Weißen wundern sich zunächst und erst nach und nach wird ihnen klar, was damit zusammenhängt.

Das Buch glänzt durch seine klare und zugleich ausgefallene Sprache. Sie ist kaum mit dem schriftstellerischen Versuch so mancher „Autoren“ der heutigen Zeit. Es berichtet nicht chronologisch sondern beginnt mit dem Verlassen der Farm. Danach wird aus Sicht von verschiedenen Leuten der Werdegang bis zu diesem Ereignis beschrieben.

EinAndererTakt liest sich nicht nebenbei, sondern es ist Konzentration gefragt. Dafür wird der Leser mit einem literarischen Hochgenuss belohnt.

Tucker ist ein „Neger“, ja auch dieses „Unwort“ kommt häufig in dem Buch vor. Der Autor schreibt dazu, dass es nur dann ein Schimpfwort sei, wenn es auch so gemeint ist. Der Junge lässt sich nicht verbiegen und macht Dinge, die von seiner Umgebung zunächst nicht verstanden werden. Er sagt: Jeder kann seine Ketten abstreifen. Der nötige Mut, ganz gleich, wie tief er begraben ist, wartet nur darauf, gerufen zu werden.“

EinAndererTakt ist aber viel mehr als die Darstellung von Rassismus des letzten Jahrhunderts. Es berichtet von Vertrauen und Freundschaft sowie Ungerechtigkeit durch Menschen, die meinen, dass sie über dem Gesetz stehen.

Das Buch war für mich ein Highlight meines Lesejahres 2019 und ich gebe eine ausdrückliche Empfehlung, es auch zu lesen.

Ich danke dem Verlag und #NetGalley, dass ich den Roman lesen durfte.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Nein, er war kein Attentäter, er war ein Held

Stauffenberg - mein Großvater war kein Attentäter
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StauffenbergMeinGroßvaterWarKeinAttentäter ist ein sehr beeindruckendes Buch. Die Historikerin Sophie von Bechtolsheim schrieb es und es erschien im Herder Verlag. Bald jährt sich der Tag des Attentates ...

StauffenbergMeinGroßvaterWarKeinAttentäter ist ein sehr beeindruckendes Buch. Die Historikerin Sophie von Bechtolsheim schrieb es und es erschien im Herder Verlag. Bald jährt sich der Tag des Attentates auf Hitler wieder und es werden etliche Gedenkfeiern stattfinden. Daher ist es gut, wenn durch das Buch auch eine andere Sicht auf den Menschen Stauffenberg möglich ist.

Claus Schenk Graf von Stauffenberg wurde am 27.08.1913 geboren und am 21.07.1944 erschossen. Und nicht nur er war das Opfer der Nationalsozialisten. Mit ihm gab es etwa 200 Menschen, die ebenfalls aufgrund des Ereignisses ermordet wurden. Sie waren an der Planung beteiligt oder unterstützten die Akteure. Aber auch nach dem Vorfall starben Angehörige durch die damals übliche „Sippenhaft“. Die Mutter von Claus von Stauffenberg starb während der Haft in einem Lager nahe Danzig an Typhus. Seine Frau überlebte die Gefangenschaft unversehrt. Die Kinder der Beteiligten wurden in einem eigens dafür hergerichteten Haus in Gewahrsam genommen. Das Geschehen wird bis heute kontrovers diskutiert und es gibt etliche Bücher und Schriften über den Widerständler Stauffenberg. War er tatsächlich ein Antisemit, wie es einige Historiker behaupten? Folgte er wirklich mit wehenden Fahnen dem Emporkömmling und Österreicher nach?

Das Sachbuch

StauffenbergMeinGroßvaterWarKeinAttentäter zeigt, wie schwer es ist, die Wahrheit zunächst zu ergründen und dann zu erhalten. Frau Bechtolsheim ist das gelungen. Sie berichtet über das Kennenlernen des Ehepaars Stauffenberg, wie es zur Verwundung des Großvaters kam und welche Verletzungen er durch seinen Afrikaeinsatz davontrug. Er verlor die rechte Hand, zwei Finger der linken Hand und sein linkes Auge. Nach dem Tod ihres Mannes Claus wurde die Witwe Nina häufig interviewt. Ihre Worte gaben die Journalisten jedoch falsch wieder und daher beschloss sie in den 70er Jahren, keine öffentlichen Interviews mehr zu geben.

Die Hinterbliebenen der damals Beteiligten erhielten keinerlei Zuwendung. Ihre Männer wurden unehrenhaft aus dem Militär entlassen und die Witwen mit ihren Kindern mussten nach dem Krieg bis zu 10 Jahre auf finanzielle Unterstützung warten. Die am Widerstand beteiligten wurden „Volksverräter“ genannt und ihre Familien mit Wut und Ausgrenzung bedacht. Das dauerte bis weit nach der Kapitulation an.

Nein, das Buch überzeugte mich ganz klar, dass Stauffenberg kein Attentäter war. Warum es seiner Enkelin so wichtig ist? Weil sie miterlebte, dass er mit den Attentätern der Bader-Meinhof-Bande und dem Terroristen des Islams verglichen wurde und wird.

StauffenbergMeinGroßvaterWarKeinAttentäter ist ein wertvolles Buch. Es zeigt, welcher Mensch Stauffenberg war und was ihn zu diesem Schritt bewog. Er dachte dabei an das Deutsche Volk und seine Familie.

Vielen Dank an den Verlag und

NetGalleyDE, dass ich das Buch lesen durfte.