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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2018

Fein ausgearbeitete Charakterstudien

Krähen über Niflungenland
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Gunnar Kunz arbeitet seit 1997 als selbstständiger Autor. Neben Theaterstücken schrieb er bereits Kinderbücher und Krimis. Sein Roman Krähen über Niflungenland wurde im Jahr 2017 veröffentlicht.

Die als ...

Gunnar Kunz arbeitet seit 1997 als selbstständiger Autor. Neben Theaterstücken schrieb er bereits Kinderbücher und Krimis. Sein Roman Krähen über Niflungenland wurde im Jahr 2017 veröffentlicht.

Die als Nibelungensage wohl vielen Schülern mehr oder weniger gut bekannt, wird in dem Roman Krähen über Niflungenland ein wenig spezieller ausgearbeitet. Es fängt mit Grimhild an, die sich in Sigfrid verliebt und durch Zauberei sein Herz gewinnt. Aus dem Grund bricht er ein Versprechen, welches er Brünhild vor einigen Jahren gab und niemand kann seinem schweren Schicksal entgehen. Gunnar Kunz beschreibt im zweiten Abschnitt ebenfalls die Jugendjahre Sigfrids und was es mit seinem Schwert und dem Kampf gegen den gefährlichen Drachen auf sich hat. Im letzten Teil des Romans spitzt sich die Situation auf eine Weise zu, die an Grauen nicht zu überbieten ist. Immer wieder kommt es auch zu Kämpfen zwischen den Menschen der Naturvölker und den „Christenmenschen“. Die Unstimmigkeiten der Religionen fanden damals bereits ihren Anfang.

Das Cover passt perfekt zum Roman. Es sieht ein wenig gruselig aus und die große Krähe im Mittelpunkt hat ihren Anteil an dem Eindruck.

Die detaillierte Darstellung der fünf Hauptpersonen macht das Buch für mich zu etwas Besonderem. Ich konnte sie förmlich vor mir sehen und ihre Wünsche und Gedanken nachvollziehen. Selbst der finstere Hagen wurde mir ein klein wenig sympathisch. Gunnar Kunz ist es gelungen, ein recht schwieriges Thema nahezu perfekt umzusetzen. Mit einem Satz: Ein Highlight meines Bücherjahres 2018 und unbedingt empfehlenswert. Für mich ist es die beste Nacherzählung der berühmten Sage.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Ein Buch mit Tiefgang

Mein zauberhafter Weihnachtsladen
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Angela Lautenschläger ist Nachlasspflegerin und bevor ich diese Rezension schrieb, besuchte ich zunächst ihre Website. Bei der Vorstellung ihrer Arbeit gab es einen Satz, der mich sehr beeindruckte: „Aber ...

Angela Lautenschläger ist Nachlasspflegerin und bevor ich diese Rezension schrieb, besuchte ich zunächst ihre Website. Bei der Vorstellung ihrer Arbeit gab es einen Satz, der mich sehr beeindruckte: „Aber ein altes Haus, mit vielen Räumen, in dem viele Menschen gelebt haben, und das eine ganz eigene Geschichte erzählt, wenn die Tür hinter einem ins Schloss gefallen ist und den Lärm der Welt von draußen aussperrt, das regt meine Phantasie an.“ Warum ich das zitiere? Weil hier in einem Satz die Erzählung rund um Mein zauberhafter Weihnachtsladen beschrieben wird.

Nele Hansen ist eine der Hauptpersonen in diesem Buch. Sie wird in dem Testament eines Mannes bedacht, den sie überhaupt nicht kennt. Da sie sich in einer Notsituation befindet, nimmt sie das Erbe an und springt im wahrsten Sinne des Wortes ins kalte Wasser. Sie ist aber nicht alleine in ihrem Weihnachtsladen. Der junge Jonas hilft ihr und auch eine Frau Silberberg zählt zu den ersten Bekanntschaften. Die Ereignisse kommen kurz vor Weihnachten in geballter Form auf sie zu. Dabei zeigt sich, dass der Vorbesitzer sehr genau wusste, warum er ausgerechnet Nele als Erbin für sein Geschäft aussuchte.

Das Buch las ich am ersten Weihnachtstag und es passte ausgezeichnet zur Stimmung. Wenn nicht dann, wann sonst gibt es für die Inhaberin von Mein zauberhafter Weihnachtsladen so viel zu tun? Viele Probleme türmen sich auf, die aber sehr rasch von Nele gelöst werden. Dabei wird auch ihr eigenes Glück nicht vernachlässigt. Bis auf die Tatsache, dass es für meinen Geschmack zu viele Ereignisse waren, die sich ausgerechnet vor Weihnachten einfanden, ist es ein lesenswertes Buch. Es zeigt, dass Mitmenschlichkeit nichts kostet und Empathie viel höher zu bewerten ist als das wertvollste Geschenk.

Veröffentlicht am 26.12.2018

Bestens recherchiert

Flammen und Seide
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Petra Schier stöberte in der Bibliothek ihres Vaters und fand dort eine Festschrift, die sie zum Roman Flammen und Seide inspirierte. Sowohl der Überfall auf Rheinbach als auch der Grund für die Sturheit ...

Petra Schier stöberte in der Bibliothek ihres Vaters und fand dort eine Festschrift, die sie zum Roman Flammen und Seide inspirierte. Sowohl der Überfall auf Rheinbach als auch der Grund für die Sturheit des Bürgermeisters sind historisch belegt. Auch die Tatsache, dass dabei viele Häuser in Brand gesetzt wurden, kann jeder historisch Interessierte nachlesen.

Madlen ist die Hauptperson des Romans. Sie ist die Tochter eines Kaufmanns und nicht nur intelligent. Sie ist aufrichtig und muss bereits in jungen Jahren ihren Vater vertreten. Der hatte einen Unfall und war seitdem behindert. Er konnte sein Geschäft nicht ohne Hilfe weiterführen. Madlen hatte Freude am Handeln und führte eifrig und erfolgreich fort, was ihr Vater aufbaute.

Zwei Männer sind es, die im Leben von Madlen eine wichtige Rolle spielen. Sie heißen Lucas und Peter. Als junger Mann ist Lucas ein Weiberheld und wird als Vergewaltiger angeklagt. Madlen kennt ihn besser und hilft ihm, dass er aus dem Gefängnis fliehen kann. Sie verlobt sich mit ihrem Jugendfreund Peter und das Glück der Brautleute scheint vollkommen. Bis, ja bis Lucas nach Rheinbach zurückkehrt. Erneut landet er unschuldig im Kerker. Auch jetzt hilft ihm die junge Madlen und nicht nur ihm. Auch ihr Verlobter wird inhaftiert. Er Lucas vor Jahren denunzierte und auch jetzt für seine Inhaftierung verantwortlich ist, wird etliche Leser erstaunen.

Mir gefiel das Buch sehr gut. Es war der erste historische Roman von Petra Schier, den ich las. Die historischen Fakten wurden sehr gut recherchiert und die Sprache der Autorin entspricht meinem Anspruch für ein gutes Buch. Einzig die für meine Begriffe zu ausführlich beschriebenen Szenen der Leidenschaft führen dazu, dass ich einen Stern abzog. Das Cover wurde sehr gut gewählt. Es zeigt eine junge Frau, die in die Ferne schaut und im Hintergrund ist eine brennende Stadt zu sehen.

Veröffentlicht am 26.12.2018

Für Anhänger der antiautoritären Erziehung

Der Winter der Wunder
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Die Autorin Debbie Macomber lebt in Washington und betreibt dort ein gut gehendes Café. In regelmäßigen Abständen stehen ihre Romane auf den Bestsellerlisten der New York Times. Der Winter der Wunder erschien ...

Die Autorin Debbie Macomber lebt in Washington und betreibt dort ein gut gehendes Café. In regelmäßigen Abständen stehen ihre Romane auf den Bestsellerlisten der New York Times. Der Winter der Wunder erschien im November 2018 in Deutschland und auch hier beliebt.

Kathrin O´Connor ist die Hauptperson des Romans. Sie hat keine feste Arbeit, nur kurz vor Weihnachten kann sie sich vor Kundschaft kaum retten. Das liegt daran, dass sie Weihnachtsbriefe schreibt. Ihre Auftraggeber schildern, was sie zu erwähnen hat und sie schmückt alles aus. Es sind keineswegs nur Wahrheiten, die hier stehen. Im Gegenteil. Die Empfänger der Briefe sollen denken, dass es den Absendern gut geht und nicht wirklich erfahren, welche Sorgen drücken.

Neben K.O. (so wird Kathrin genannt) gibt es noch den „Erziehungspapst“ Dr. Jeffries. Der schrieb einen Ratgeber für Eltern und Kathrins Schwester Zelda richtet sich streng danach. Sie betet Dr. Jeffries förmlich an und die Erziehung ihrer Zwillinge ist komplett auf das Buch ausgerichtet. K.O. mag es absolut nicht und teilt das dem Autor unverblümt mit. Das führt zu kontroversen Diskussionen und keine Seite gibt nach. Es ist ein Wechselbad der Gefühle und Komplikationen und Wendungen gehören ebenfalls dazu.

Der Winter der Wunder las ich in einem Rutsch durch. Es ist unterhaltsam und lässt sich locker und ohne Nachdenken lesen. Es ist ein Roman zum Abschalten und keineswegs kitschig. Wer allerdings ein Werk mit Tiefgang erwartet, wird enttäuscht sein. Eltern, die ihren Kindern viel Freiraum lassen, werden beim Lesen wohl sich selbst und ihre Nachkommen erkennen.

Veröffentlicht am 26.12.2018

Es lässt mich sprachlos zurück

Das Barackenmädchen
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Gute Romane entstehen nicht ohne die Arbeit der Autoren und Thriller wachsen nicht auf Bäumen. Der Autor Peter Mainka hat mit seinem Buch Das Barackenmädchen einen Thriller geschrieben, der unter die Haut ...

Gute Romane entstehen nicht ohne die Arbeit der Autoren und Thriller wachsen nicht auf Bäumen. Der Autor Peter Mainka hat mit seinem Buch Das Barackenmädchen einen Thriller geschrieben, der unter die Haut geht. Es ist die Aufgabe von uns allen, dass wir Zeitzeugenberichte aufschreiben und sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Nur so sind wir in der Lage, dem allgemeinen Rechtsdruck entgegenzuwirken.

Der Prolog gefällt mir, weil es stimmt, was die alte Dame denkt. Die Zeitzeugen sterben aus und alle sollten der Nachwelt mitteilen, welches Leid Hitler und seine Anhänger über viele Menschen brachte. Helene ist eine mittlerweile 90jährige Frau, die ihrer Enkelin erzählt, wie es ihr nach dem unsäglichen 2. Weltkrieg ergangen ist. Das Mädel lebte mit ihren Eltern und dem Bruder in Brünn, einem Ort in Tschechien. Nach der Kapitulation der Deutschen floh sie mit ihrer Mutter dem kleinen Bruder in der Hoffnung, sehr bald zurückzukehren und die eigene Wohnung wieder beziehen zu können. Das war ein Wunsch, aber wurde leider nicht erfüllt. Vielen Tschechen waren die Deutschen verhasst. Sie verurteilten alle und machten keine Unterschiede zwischen Akteuren und Menschen, die zum Handeln gezwungen wurden. Helene erlebt viel Leid und die Sorge um ihre Familie raubt ihr nahezu den Verstand.

Ich las viele Bücher über die Zeit während und nach dem 2. Weltkrieg. Doch mir wurde nie bewusst, was nach der Kapitulation des elenden Diktators Hitler geschah. In welcher Weise Deutsche verfolgt und erniedrigt wurden, das wusste ich nicht. Dieser Thriller ist für mich so bewegend, weil er auf Tatsachen beruht. Das Kaunitz-Kolleg gab es tatsächlich und während des Krieges wurden hier Patrioten und Intellektuelle durch die Gestapo getötet. Das nahmen die tschechischen Partisanen zum Anlass, hier ein Lager für Deutsche einzurichten und diese in gleicher Weise zu quälen. Ja, sie handelten so, weil sie hassen und nur daran dachten, was Hitler und seine Anhänger taten. Es war ihnen nicht bewusst, dass viele Deutsche zu ihren Handlungen gezwungen wurden und nur ihre eigene und die Haut ihrer Lieben retten wollten.

Im Anhang macht der Autor auf seine Quellen aufmerksam. Hervorheben möchte ich dabei ein Buch, welches den Titel „Der Brünner Todesmarsch“ trägt. Die historischen Fakten sind belegt und der Autor Peter Mainka hielt sich daran.