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Veröffentlicht am 02.02.2022

Mit Fürsorge für Sorge sorgen

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Was kann man nur tun, wenn man nicht weiß, wie man seine Trauer bewältigen kann?
„Der fürsorgliche Mr Cave“ von Matt Haig sieht nur eine Chance, nachdem er seine Liebsten an den Tod verloren ...

Was kann man nur tun, wenn man nicht weiß, wie man seine Trauer bewältigen kann?
„Der fürsorgliche Mr Cave“ von Matt Haig sieht nur eine Chance, nachdem er seine Liebsten an den Tod verloren hatte. Zuletzt ist es sein Sohn Reuben, der auf tragische Weise ums Leben kommt. Danach bleibt ihm nur seine Tochter Byrony. Aus Angst, auch sie noch zu verlieren, will er sie vor allen Gefahren beschützen.
Byrony ist 15 und ganz und gar nicht damit einverstanden, von ihrem Vater quasi auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden. Diesen Eindruck hat sie zumindest.
Das Cover ist unglaublich gut gelungen. Es zeigt auf der einen Seite, wie „gefangen“ sich Byrony fühlt, und auf der anderen Seite den ausgestreckten Arm ihres Vaters, der den Käfig hält. Die Tür ist offen, doch Mr Cave bleibt immer in der Nähe.
Es ist eine aufwühlende, eine finstere Geschichte, die Matt Haig erzählt. Dennoch hat sie mich gepackt und hineingezogen in das Leben von Mr Cave und Byrony. Meine Sympathien haben sie beide und auch mein Verständnis. Trotzdem möchte ich vor allem Mr Cave manchmal bei den Schultern packen und durchschütteln, damit er aufwacht und sieht, was er mit seiner übergroßen Fürsorge eigentlich anrichtet und wie sehr seine Tochter darunter leidet, die doch in einem Alter ist, in dem sie ihre Freiheit genießen möchte. Aber mit dem Durchschütteln würde ich wohl kaum etwas erreichen, denn in gewisser Weise ist er ebenso in seinem Tun gefangen wie Byrony.
Es ist gewaltig, welche Dramatik und welches Gespür für die Psyche des Menschen in dieser Geschichte stecken und mit welcher Glaubwürdigkeit Matt Haig die Gefühle zu transportieren in der Lage ist.
Meine volle Leseempfehlung für die tragische, emotionsgeladene Geschichte.


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Veröffentlicht am 31.01.2022

Brückenbaukunst im Prag des 14. Jahrhunderts

Die Brücke der Ewigkeit
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„Die Brücke der Ewigkeit“ von Wolf Hector ist erschienen im Verlag Ullstein.
Die Unterzeile „Historischer Prag-Roman“ und dazu das Bild auf dem Cover, das die alte Stadt mit der Brücke zeigt, ...

„Die Brücke der Ewigkeit“ von Wolf Hector ist erschienen im Verlag Ullstein.
Die Unterzeile „Historischer Prag-Roman“ und dazu das Bild auf dem Cover, das die alte Stadt mit der Brücke zeigt, haben mich neugierig gemacht auf das Buch.
In der Buchbeschreibung ist von dem halbwüchsigen Otlin die Rede, der in einer Gewitternacht miterleben musste, wie die Judithbrücke zerstört und seine Mutter in die Fluten gerissen wurde. Damals hat Otlin geschworen, er würde eine Brücke der Ewigkeit bauen… So geschehen im Jahr 1342 in Prag.
Gleich zu Beginn im Register der historischen und fiktiven Personen begegnet mir als erster Name Jan Otlin, Steinmetz und Baumeister. Er ist eine der historischen Figuren und in der Geschichte der Hauptprotagonist, der von Anfang an meine Sympathien besitzt.
Große Spannung gibt es nicht nur auf der Brückenbaustelle, sondern sie zieht sich durch die ganze Geschichte, die Wolf Hector in einer gelungenen Mischung aus fiktiven und historischen Elementen gezaubert hat. Neben Jan Otlin ist es die junge Maria-Magdalena, die mich damit beeindruckt hat, wie sie sich für ihre Familie einsetzt und sich dafür häufig in große Gefahr begibt.
Neben vielen Verstrickungen und Verwicklungen, Neid, Hass und Gewalt finden auch Nächstenliebe und Sinn für Gerechtigkeit Platz. Und natürlich gibt es interessante Informationen über die Baukunst, hier speziell die des Brückenbauens.
Was ich noch für erwähnenswert erachte, weil es eher ungewöhnlich, aber sehr gelungen ist: „Die Brücke der Ewigkeit“ ist eingeteilt in vier Bücher, deren jeweils erstes Kapitel „Am Ende“ beginnt – im Jahr 1367. Von dort aus lässt uns Wolf Hector zurückschauen, gibt damit immer ein wenig mehr preis und damit Antworten auf viele Fragen, von denen manche schon am Anfang, viele aber auch im Verlauf des Geschehens entstehen.
Mich hat der Roman sehr gut unterhalten und ich gebe gern meine Empfehlung dafür.


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Veröffentlicht am 30.01.2022

Mehr als das Flüstern des Meeres

Nichts als das Flüstern des Meeres
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Mit „Nichts als das Flüstern des Meeres“ nimmt Willibald Schachenhofer seine Leser mit nach Griechenland und weckt damit die Sehnsucht nach der wunderbaren Inselwelt dieses Landes, das ich persönlich noch ...

Mit „Nichts als das Flüstern des Meeres“ nimmt Willibald Schachenhofer seine Leser mit nach Griechenland und weckt damit die Sehnsucht nach der wunderbaren Inselwelt dieses Landes, das ich persönlich noch nicht bereist habe.

Kurze Geschichten und Gedichte, aber auch zeitkritische Texte, die zum Nachdenken einladen, sind in dem kleinen Büchlein zu finden.

Aufrüttelnde Texte über die von Menschen verschuldeten Dinge, die unsere Erde kaputt machen, haben mich nachdenklich gestimmt.

Auf der anderen Seite bin ich dahingeschmolzen, wenn ich Geschichten über Menschen lesen konnte, die ein einfaches Leben führen und damit zeigen, dass zum wirklichen Glück keine Reichtümer gehören.

Eine Bereicherung sind die vielen Fotos, die entsprechend der jeweiligen Texte zum Träumen einladen oder auch zeigen, welche verheerenden Folgen durch Menschenhand entstehen können.

Was ich nicht so ganz gelungen finde, sind die erotischen Texte, die mir zu persönlich erscheinen und die mir in diesem Rahmen nicht passend erscheinen. Doch das ist meine ganz persönliche Meinung. Dennoch empfehle ich das Buch sehr gern weiter.

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Veröffentlicht am 09.01.2022

Durch fiktive Figuren wird Historisches zur spannenden Geschichte

Gold und Ehre
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Mit dem historischen Roman „Gold und Ehre“ führt Sabine Weiß zurück ins 17. Jahrhundert.

Einer der Hauptprotagonisten, der junge Architekt Benjamin Aard aus Amsterdam, wird von seinem Vater nach Hamburg ...

Mit dem historischen Roman „Gold und Ehre“ führt Sabine Weiß zurück ins 17. Jahrhundert.

Einer der Hauptprotagonisten, der junge Architekt Benjamin Aard aus Amsterdam, wird von seinem Vater nach Hamburg geschickt. Dort geht es „um den Bau des Hamburger Michels, um Krieg und Frieden und um die Freiheit, sein eigenes Glück zu suchen“.
Die Schilderung der Reise und das Leben in der Stadt Hamburg um 1650 herum haben mir sehr gefallen. Alles ist so lebhaft und detailliert beschrieben, dass ich mir nicht nur ein gutes Bild machen kann, sondern dabei auch spannend unterhalten werde, egal, ob es um die unterschiedlichen Bekanntschaften auf dem Schiff oder auch um zum Teil zwielichtige Gestalten in Hamburg geht. Benjamin kommt mir zunächst ein wenig zu blauäugig und vertrauensselig vor. Da ist es kein Wunder, dass er belogen und betrogen wird. Selbst Lucia, die in Hamburg für ihre Mutter und ihren kleinen Bruder sorgt, lernt er auf unschöne Weise kennen. Neben Benjamin ist sie eine weitere Protagonistin, die ich gern begleitet habe.

Dabei ist mir der Einstieg nicht ganz leicht gefallen. Ich musste mir sehr viel Zeit nehmen, damit ich die historischen Zusammenhänge und die vielen Personen erst einmal richtig einordnen konnte. Die Faszination und die Begeisterung gerade der geschichtlichen – auch der politischen - Zusammenhänge waren jedoch von Anfang an da. Und den Respekt vor dem Hintergrundwissen und den guten Recherchen der Autorin hatte ich bereits vorher.

Eine große Hilfe zum besseren Verständnis ist das Personenregister am Anfang, das die realen und die fiktiven Personen kenntlich macht. Im Glossar findet man viele Begriffe aus der Zeit gut erklärt.

Erwähnen möchte ich einige Stellen, die mich besonders bewegt und berührt haben: die Sturmflut, den Sklavenhandel, das Nieuw Amsterdam – stellvertretend für viele interessante, spannende und informationsreiche Themen, die in dem Roman zu finden sind. Sehr gern gebe ich eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.01.2022

Grausam und gefühlvoll

Perfect Day
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Der Wiedererkennungswert entsteht bereits durch das Cover: „Perfect Day“ von Romy Hausmann – ein Thriller aus dem Verlag dtv – mit Gänsehautgarantie.
Durch die ganz eigene Schreibweise begleitet ...

Der Wiedererkennungswert entsteht bereits durch das Cover: „Perfect Day“ von Romy Hausmann – ein Thriller aus dem Verlag dtv – mit Gänsehautgarantie.
Durch die ganz eigene Schreibweise begleitet mich der Nervenkitzel von Anfang an. Auch in diesem Buch begegnet mir die zwischen den Figuren wechselnde Perspektive. Das ist zu Beginn noch etwas verwirrend, aber schon bald fängt mich das Geschehen ein und ich kann mich hineinfinden in das Seelenleben der unterschiedlichen Erzählenden.
In einem Zeitraum von 14 Jahren verschwinden immer wieder Mädchen im Grundschulalter. Was sie verbindet, sind rote Schleifenbänder, die zu ihren Leichen führen – aber leider nicht zum Täter. Bis ganz plötzlich der Philosophieprofessor und Anthropologe Walter Lesniak verhaftet wird. Die Polizei glaubt an seine Täterschaft. Doch seine Tochter Ann ist wild entschlossen zu kämpfen, um seine Unschuld zu beweisen.
Einfach ist es nicht für Ann. Freunde, Nachbarn und Bekannte ziehen sich nach der Verhaftung ihres Vaters von ihr zurück. Aber trotzdem gibt es Menschen, die ihr helfen und sie in dieser Situation nicht allein lassen. Was in ihr vorgeht, das wirkt durch bildhafte Beschreibungen sehr realistisch. Dadurch lässt mich Romy Hausmann mitfühlen, mal wütend, manchmal aber auch ohnmächtig werden und einfach nur zusehen. Ab und zu glaube ich den wahren Täter zu kennen, doch immer wieder tauchen Fragen auf, die meine Gedanken in andere Richtungen drängen.
Ich mag die Verbindung zwischen dem Cover und der Geschichte. Allein das, was entsteht, wenn ich das Buch beim Lesen in der Hand halte, ist für mich ein wichtiger Teil der Geschichte – rau, erdig, sandig ist das haptische Gefühl.
Ich liebe die Art, mit der es der Autorin gelingt, mich in die Geschichte hineinzuziehen und den Psycho-Thrill spüren zu lassen. Gern gebe ich meine absolute Leseempfehlung!

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