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Veröffentlicht am 29.10.2020

Mit Bullerbü in Maßen kann Leben gelingen

Der Bullerbü-Komplex
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Tatsächlich wirkt „Bullerbü“ immer noch wie ein Magnet auf mich. Das habe ich feststellen können, als ich das Buch von Lars Mandelkow aus dem Verlag SCM mit dem Titel „Der Bullerbü Komplex“ entdeckt habe. ...

Tatsächlich wirkt „Bullerbü“ immer noch wie ein Magnet auf mich. Das habe ich feststellen können, als ich das Buch von Lars Mandelkow aus dem Verlag SCM mit dem Titel „Der Bullerbü Komplex“ entdeckt habe. Durch das rot-weiße Strickmuster auf dem Cover bin ich gedanklich schnell in meiner Kindheit gelandet, bei den Büchern und Filmen mit den Kindern aus Bullerbü. Und das ist gut so, denn:

Lars Mandelkow nimmt mich mit in die heile Welt von Astrid Lindgrens Bullerbü, die ihm als Grundlage dient für einen Ratgeber und Wegweiser der besonderen Art. Mit seinem locker-leichten und unterhaltsamen Schreibstil beleuchtet er die Themen Partnerschaft, Erziehung, Familie und Arbeit, ganz ohne erhobenen Zeigefinger, immer mit dem Blick auf Bullerbü und immer auch mit dem Hinweis darauf, dass man es „auch mal gut sein“ lassen darf. Es muss nicht alles perfekt sein. Wenn ich mich darauf einlassen kann, dann kann ich auch feststellen, dass Wunschbild und Wirklichkeit nicht zwangsläufig meilenweit voneinander entfernt liegen müssen.

Neben unterschiedlichen, häufig kleinen Abschnitten in Form von Anekdoten und Fragen, Beispielen und kurzen Zusammenfassungen einzelner Themen sind es auch die Briefe, die Lars Mandelkow an Astrid Lindgren und an Personen aus der Bibel geschrieben hat, die mich nicht nur gut unterhalten, sondern auch zum Nachdenken angeregt haben.

Ich hoffe, ich verrate nicht zu viel, wenn ich meine Lieblingsstelle zitiere aus dem Abschnitt über die Liebe, einem Gemisch aus Freundschaft, Partnerschaft und Leidenschaft, „…Wenn überhaupt, ist sie wie ein Wald. Da gibt es unterschiedliche Bereiche, Unterholz und Kleingetier. Es gibt immer was zu tun. Damit das Ganze gedeiht, muss man mal hier ein bisschen aufforsten, dort etwas lichten.“

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Pferde, Räuber und Gedichte

Die Gabe der Sattlerin
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Charlotte lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf. Ihr Lieblingsplatz ist die Werkstatt ihres Vaters. Dort hat sie auch den Beruf der Sattlerin erlernt, den sie mit Leib und Seele ausübt.
Der historische ...

Charlotte lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf. Ihr Lieblingsplatz ist die Werkstatt ihres Vaters. Dort hat sie auch den Beruf der Sattlerin erlernt, den sie mit Leib und Seele ausübt.
Der historische Roman aus dem Lübbe Verlag, „Die Gabe der Sattlerin“ von Ralf H. Dorweiler, beginnt im Jahre 1781. Erst am Vorabend ihrer Hochzeit bekommt Charlotte die Gewissheit, dass sie sich ein Leben mit ihrem Verlobten nicht vorstellen kann. Noch in derselben Nacht flüchtet sie auf ihrem Pferd Wälderwind, weil sie keinen anderen Ausweg sieht, dieser Vernunftehe zu entgehen. Nach abenteuerlichen Erlebnissen findet sie Zuflucht auf dem Hofgestüt Marbach. Dort bekommt sie Gelegenheit, ihr Können als Sattlerin unter Beweis zu stellen. Ausgerechnet für den Lieblingshengst des württembergischen Herzogs Carl Eugen, der für seine Prunksucht bekannt ist, soll sie einen Sattel anfertigen. Charlotte lässt sich auf dieses Wagnis ein und erlebt eine turbulente Zeit auf dem Gestüt.
Ein zweiter Erzählstrang beschäftigt sich mit Friedrich Schiller, einem Regimentsarzt, der gern Gedichte verfasst und zur gleichen Zeit wie Charlotte auf dem Gestüt eintrifft, um sich verantwortlich um die Gesundheit der Pferde zu kümmern.
Wieder einmal ist es Ralf H. Dorweiler gelungen, mich mit einem seiner historischen Romane restlos zu überzeugen. Ich konnte abtauchen in eine frühere Zeit und mich in einer Geschichte bewegen, die von guter Recherche überzeugt, was sicherlich mit viel Arbeit verbunden war. So wurden Realität und Fiktion durch gekonnte Verknüpfungen zu einer wirklich glaubwürdigen Einheit zusammengefügt.
Ein unglaublich fesselnder Schreibstil mit bildhaften Beschreibungen, dazu die Gabe, mich einzubeziehen zum Beispiel in die Arbeit in einer Sattlerei und den Umgang mit Pferden, mich dort am richtigen Platz und dabei sehr wohl fühlen zu lassen, obwohl ich keinerlei Vorkenntnisse besaß, beweist Einfühlungsvermögen und großes Können.
Sehr hilfreich ist das übersichtliche Verzeichnis am Anfang des Buches mit der Markierung historischer Persönlichkeiten.
Ich möchte nicht vergessen zu erwähnen, wie großartig die Kapitel überschrieben sind. Ortsnamen und Datumsangabe machen die Orientierung einfach, das ist schon mal gut. Was ich aber ganz großartig finde, sind die Zitate aus Schillers Werken, die einfach genau zu jedem der einzelnen Kapitel passen.
Sehr gern gebe ich meine Empfehlung für das Buch, das mir mit Spannung, Humor und so mancher Überraschung unterhaltsame Lesestunden geschenkt hat.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Erinnerungen werden geweckt

Die Wahrheit über Metting
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Ein kurzer Hinweis auf die „Geschichte rund um Tomás Lebesanft, der in einem Altenheim aufwächst und das Leben sozusagen rückwärts kennenlernt“ hat mich neugierig gemacht auf das Buch „Die Wahrheit über ...

Ein kurzer Hinweis auf die „Geschichte rund um Tomás Lebesanft, der in einem Altenheim aufwächst und das Leben sozusagen rückwärts kennenlernt“ hat mich neugierig gemacht auf das Buch „Die Wahrheit über Metting“ von Tom Liehr, erschienen im Rowohlt Verlag.
Die Geschichte spielt in den 1970er Jahren in dem kleinen fiktiven Ort Metting in Niedersachsen. Hier wächst Tomás Lebesanft auf, in dem Altenheim Horizont, das von seinen Eltern geführt wird. Durch seine aufgeschlossene und liebenswerte Art gewinnt er schnell das Vertrauen vieler Bewohnerinnen und Bewohner. Eine ganz besondere Freundschaft entwickelt sich zwischen Tom und der 82-jährigen Marieluise Benedickt. Wegen seiner Legasthenie findet er in der Schule bei den Lehrern kaum Anerkennung. Darum freue ich mich, dass es der Buchliebhaberin Marieluise gelingt, in Tom die Liebe zu Büchern zu wecken.
Die Gabe des Autors, sich in die Zeit der Handlung zurückzuversetzen, ist bewundernswert. Es gelingt ihm durch detaillierte Beschreibungen, aber auch mit seinem besonderen Schreibstil, meine eigenen Erinnerungen zu wecken und teilweise mit den Erzählungen verschmelzen zu lassen. Dabei sind es nicht nur die schönen Dinge wie das Capri-Eis oder die Beschäftigung mit der HO-Eisenbahn, die mich gern zurückdenken lassen. Es werden auch Erinnerungen ganz anderer Art geweckt, zum Beispiel denke ich an Rassismus durch die Freundschaft zwischen Tom und Filip, den „Zigeunerjungen“, oder an die Ungerechtigkeit, dass Homosexualität damals noch strafrechtlich verfolgt wurde.
Mir hat es gefallen, Toms Kindheit und Jugend in Metting zu begleiten. Auch die Geschichte seiner Rückkehr in seine Heimatstadt nach dreißig Jahren hat mich gefesselt und berührt.
Ich danke für ein tolles Buch mit spannender Unterhaltung und großem Lesevergnügen. Sehr gern empfehle ich das Buch, das so manche Überraschung bereithält, weiter.

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Ehrgeizig, mutig und hilfsbereit

Selma Lagerlöf - Die Liebe und der Traum vom Fliegen
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Das Buch „Selma Lagerlöf – Die Liebe und der Traum vom Fliegen“ als Romanbiografie von Maria Regina Kaiser aus dem Südverlag hat bei mir die Lust geweckt, wieder einmal etwas über die wunderbare Autorin, ...

Das Buch „Selma Lagerlöf – Die Liebe und der Traum vom Fliegen“ als Romanbiografie von Maria Regina Kaiser aus dem Südverlag hat bei mir die Lust geweckt, wieder einmal etwas über die wunderbare Autorin, die als erste Frau den Nobelpreis für Literatur erhalten hatte, zu lesen.

Das Cover mit einem Foto von Selma Lagerlöf wirkt auf mich sehr einladend.

Bereits das Vorspiel unter der Überschrift „Der Paradiesvogel“ hat gezeigt, dass der Griff nach dem Buch ein guter war. Mit ihren kurzen Geschichten ist es Maria Regina Kaiser gelungen, mich begeistert auf die Spuren von Selma Lagerlöf zu schicken, und damit einer ungewöhnlich mutigen Frau, die unbeirrt ihren eigenen Weg gegangen ist und ihren Traum vom Schreiben verwirklicht hat, zu folgen und dabei viel über ihr unkonventionelles Leben zu erfahren.

Das Inhaltsverzeichnis am Anfang des Buches bietet einen guten Überblick über die Geschichten, die in zwei Teilen durch Selmas Leben führen. Im ersten Teil geht es „Hinaus in die Welt“, während sich der zweite Teil mit der „Heimkehr“ befasst. Der außergewöhnliche Schreibstil der Autorin lässt mich mit Bildern wie in einem Film durch die erlebnisreichen Geschichten fliegen.

Ein umfangreiches Nachwort bietet in mehreren Kapiteln zusätzliche Informationen und Wissenswertes über das Leben und Wirken von Selma Lagerlöf, die nicht nur eine begnadete Schriftstellerin war, sondern sich eingesetzt hat zum Beispiel für Frauenrechte und für jüdische Exilanten.

Viele Fotos finden sich im Buch und im Anhang gibt es eine übersichtliche Zeittafel, ein Personen- und ein Ortsverzeichnis. Ein Glossar, eine Übersicht von Selmas Werken und eine Auswahl deutscher Ausgaben, eine Liste weiterführender Literatur und Quellenangaben machen das Buch komplett.

Ein wunderbares Buch zum Wohlfühlen mit dem tollen Nebeneffekt, auf unterhaltsame Weise noch Vieles lernen zu können. Sehr gern empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Eine besondere Liebe

Verlangen
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Die niederländische Autorin Bregje Hofstede erzählt in dem Roman „Verlangen“ die Geschichte einer jungen Frau, die ihre Jugendliebe geheiratet, aber schon bald darauf verlassen hat. Dass die Protagonistin ...

Die niederländische Autorin Bregje Hofstede erzählt in dem Roman „Verlangen“ die Geschichte einer jungen Frau, die ihre Jugendliebe geheiratet, aber schon bald darauf verlassen hat. Dass die Protagonistin denselben Vornamen trägt wie die Autorin, finde ich sehr geschickt, weil es für zusätzliche Spannung, aber auch für Verwirrung sorgt. Ich habe mich mehrmals gefragt, ob es wohl ihre eigene wahre Geschichte ist, die sie erzählt, oder ob es sich um eine fiktive Erzählung handelt.
Die Ich-Erzählerin Bregje packt ihren Rucksack voll mit ihren Tagebüchern, die sie schon seit ihrer Kindheit schreibt. Mehr nimmt sie nicht mit, als sie Hals über Kopf das Haus verlässt.
Sehr offen spricht Bregje über ihr bisheriges Leben, über ihre Kindheit und über die Zeit, in der sie ihre Jugendliebe Luc kennen und lieben gelernt hat. Dabei zitiert sie immer wieder aus ihren Tagebüchern, so dass ich mir auch von Luc ein gutes Bild machen kann. Tatsächlich habe ich den Eindruck gewonnen, als ob sie Luc zwar von ganzem Herzen liebt, aber dennoch selbst wie zerrissen und sich ihrer Gefühle scheinbar nicht sicher ist. Auch wenn Bregje viel Persönliches preisgibt und dabei auch ganz intime Dinge nicht verschweigt, so spricht sie doch nur andeutungsweise über die Gründe, warum sie fortgehen musste. Es sind 40 Tage, die Bregje braucht, um Klarheit zu bekommen, wie es in ihrem Leben weitergehen soll.
Mir haben der nicht immer ganz leicht verständliche Schreibstil und die einzigartigen Formulierungen sehr gut gefallen, auch wenn meine ganze Aufmerksamkeit gefordert war. Zusätzliche Verwirrung entstand noch durch die „eigenartige“ Seitennummerierung, über die ich erst sehr viel später Klarheit gewonnen habe.
Ich mag Geschichten, die mal so ganz anders erzählt werden als andere, und dadurch auch für mich als Leser zu einer Herausforderung werden. Das ist Bregje Hofstede mit ihrem wunderbaren Buch über eine besondere Liebe großartig gelungen.

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