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Veröffentlicht am 01.03.2020

Gefühle füreinander finden

Wie wir gehen
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Der Schweizer Schriftsteller Andreas Neeser erzählt mit dem Buch „Wie wir gehen“ die Geschichte einer Familie in vier Generationen. Erschienen ist es im Haymon Verlag.
Hauptprotagonistin Mona ist geschieden ...

Der Schweizer Schriftsteller Andreas Neeser erzählt mit dem Buch „Wie wir gehen“ die Geschichte einer Familie in vier Generationen. Erschienen ist es im Haymon Verlag.
Hauptprotagonistin Mona ist geschieden und hat eine Tochter, Noelle, die aber dabei ist, ihre eigenen Wege zu finden und auch zu gehen. Monas Vater ist über 80 und schwer krank. Erst da denkt sie daran, dass sie sich immer fremd geblieben sind. Dabei würde sie ihn so gern einmal umarmen, ihm einfach näherkommen. So bittet sie ihn, seine Geschichte zu erzählen. Dafür bringt sie ihm ein Diktiergerät mit. Es ist nicht viel, was Johannes zu erzählen hat. „Siebenundvierzig Minuten für vierundzwanzig Jahre“, sagte er, „mehr ist mir nicht eingefallen.“
Doch für Mona ist das Gesprochene ihres Vaters dennoch wertvoll. Sie erinnert sich an Vieles aus ihrem Familienleben, so auch an ihren Großvater Gottlieb, zu dem sie nie eine Beziehung aufbauen konnte, und der auch Johannes sein Leben lang unnahbar geblieben ist.
Andreas Neeser versteht es, die Fäden von Monas Gedanken und Erinnerungen und den Erzählungen von Johannes zu verweben, einen gelungenen Wechsel zu den Erlebnissen der Generationen zu finden und in einem Buch zu vereinen.
Das Buch bietet viele Gelegenheiten zum Nachdenken, einerseits über das Leben von Monas Familie vor mehr als neunzig Jahren bis in die Gegenwart hinein, aber auch über das eigene Leben und Zusammenleben. „Wie wir gehen“ ist ganz eng auch mit unserer Vergangenheit verbunden, mit dem Leben und Er-Leben in der Familie mit Eltern, Geschwistern und auch mit den Großeltern.
Mir haben an diesem Buch die einzigartigen Umschreibungen verschiedener Situationen und vor allem die vielen wunderbaren Zitate gefallen, an denen meine Gedanken oft hängen geblieben sind. Ein ganz spezieller aussagekräftiger Schreibstil!

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Veröffentlicht am 17.02.2020

Wie durch einen Nebel

Je tiefer das Wasser
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Zwei halbwüchsige Mädchen, eine alleinerziehende labile Mutter, die versucht sich umzubringen und in einer psychiatrischen Klinik landet. Dazu der Vater der Mädchen, ein berühmter Schriftsteller, ...

Zwei halbwüchsige Mädchen, eine alleinerziehende labile Mutter, die versucht sich umzubringen und in einer psychiatrischen Klinik landet. Dazu der Vater der Mädchen, ein berühmter Schriftsteller, der die Familie verlassen hat, als die Kinder noch sehr klein waren, und der jetzt seine Töchter aus Louisiana zu sich nach New York holt. Was sind das für Mädchen? Wie verarbeiten sie das Geschehene? Wie begegnet der Vater der neuen, ungewohnten Situation? Das sind nur drei von ganz vielen Fragen, die sich mir stellen.
Ich muss gestehen, dass ich am Ende immer noch unbeantwortete Fragen habe, aber die Autorin Katya Apekina hat mich mit ihrem Buch „Je tiefer das Wasser“ aus dem Suhrkamp Verlag von Beginn an mitgerissen in das „wilde Wasser“, von dem die Familie umgeben ist. Dazu trägt nicht zuletzt der etwas ungewöhnliche, aber außerordentlich packende Schreibstil bei. Die Geschichte wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, erzählt wird in der Ich-Form in kurzen Kapiteln. Allerdings ist es nicht eine bestimmte Person, die erzählt, sondern die Erzählenden, deren Namen über dem jeweiligen Kapitel stehen, wechseln. Da sind zum einen die beiden Schwestern Mae und Edith, die abwechselnd aus ihrem Leben berichten, über Vater und Mutter, aber auch viel über ihre eigene Gefühlswelt, in der keine klaren Grenzen erkennbar sind. Zum anderen sind es die Menschen, die eine Verbindung zur Familie haben, sei es in der Gegenwart oder in der Vergangenheit, die ihre Ansichten mitteilen. Auch der Vater und die Mutter kommen zu Wort. So wird aus vielen einzelnen Bausteinen eine Geschichte. Allerdings ist es keine fertige Geschichte, sondern es liegen irgendwo noch Bausteine, die eingefügt werden wollen, und alles wirkt zum Teil undurchsichtig und verschwommen. So würde ich es beschreiben.
Auf jeden Fall hat mich das Ende sehr überrascht und ich hätte nichts dagegen, mehr aus dem Leben dieser ungewöhnlichen, besonderen Menschen zu erfahren.

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Veröffentlicht am 13.02.2020

Endlich ohne Zwilling!?

Ben und Teo
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Das Buch „Ben und Teo“ von Martin Baltscheit ist illustriert von Sandra Brandstätter und erschienen bei Beltz & Gelberg. Es erzählt die Geschichte von zwei Jungen, die nicht nur Geschwister, sondern sogar ...

Das Buch „Ben und Teo“ von Martin Baltscheit ist illustriert von Sandra Brandstätter und erschienen bei Beltz & Gelberg. Es erzählt die Geschichte von zwei Jungen, die nicht nur Geschwister, sondern sogar Zwillinge sind. Im Vorwort erzählen Ben und Teo aus der Zeit, als sie zehn Monate Mieter einer kleinen WG waren – das war vor ihrer Geburt. Damals ging es noch recht höflich zu zwischen den Beiden. Doch das Cover zeigt, dass es wohl nicht immer so ganz freundlich zugeht. „Zwei sind einer zu viel“ heißt es in der Unterzeile, und betrachtet man die Zwillinge, dann sieht man doch, dass sie nicht unbedingt immer einer Meinung sind.

So gibt es immer wieder Gelegenheit eifersüchtig zu sein auf den Zwillingsbruder. Manchmal fällt sogar das Wort „Hass“ und nicht selten endet ein Streit mit Schimpfwörtern in einer handfesten Schlägerei.

Martin Baltscheit schreibt kurzweilig und – wenn es nicht gerade um Zank und Streit geht – mit viel Humor. Der Schreibstil lässt mich mal schmunzelnd oder lachend, manchmal aber auch nachdenklich nur so durch die Seiten fliegen. Mir hat es großen Spaß bereitet, Ben und Teo zu begleiten bei ihrem Versuch, endlich auch mal ohne Zwillingsbruder seine Zeit zu verbringen. Ein magischer Spiegel wird dabei zu einem ganz besonderen Helfer.

Das Buch ist sehr schön gestaltet, mehrere Kapitel werden in kurzen Abschnitten im Wechsel von Ben und Teo sehr lebendig erzählt. Das wird durch die vielen liebevoll gestalteten Illustrationen noch verstärkt – das heißt: Immer kann man sie nicht liebevoll nennen. Besonders denke ich dabei daran, wenn mal wieder die Fäuste fliegen. Doch auch diese Bilder sind sehr eindrucksvoll dargestellt.

Sind zwei wirklich einer zu viel? Lest diese Geschichte, die für Kinder ab 8 Jahren empfohlen wird, und ihr kommt aus dem Staunen nicht heraus.

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Veröffentlicht am 03.02.2020

Ordnung für Heim und Seele

Alle Tage, die wir leben
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„Alle Tage, die wir leben“ von Dagmar Hansen: Ein Titel, der nicht gleich erkennen lässt, worum es geht, sich aber vielversprechend anhört. Dazu Mohnblumen, die zu meinen Lieblingsblumen gehören und ...


„Alle Tage, die wir leben“ von Dagmar Hansen: Ein Titel, der nicht gleich erkennen lässt, worum es geht, sich aber vielversprechend anhört. Dazu Mohnblumen, die zu meinen Lieblingsblumen gehören und das Cover schmücken. Protagonisten sind Frauen im letzten Drittel ihres Lebens.
Eigentlich suche ich mir Bücher, die mich ansprechen, selber aus. Bei diesem Buch habe ich mich auf eine leichte und unterhaltsame Lektüre gefreut und auch gefunden. Allerdings habe ich bald festgestellt, dass dieses Buch nicht zu denen gehört, die ich finde, sondern ich glaube, dieses Buch hat mich gefunden. Das liegt an dem Zauberwort „Döstädning“.
Ruth, eine 84-jährige Frau, sucht eine Privatsekretärin, die ihr hilft, ihre Angelegenheiten zu ordnen. Sie findet sie in Tilda, einer fast 60-jährigen Frau, die gerade eine gescheiterte Beziehung hinter sich hat, ihre berufliche Selbstständigkeit mit dem Verlust ihres wichtigsten Auftraggebers in Gefahr sieht und nicht gerade optimistisch in die Zukunft blickt.
So lernt Tilda von Ruth mit Döstädning die schwedische Art, sich von allen Dingen zu trennen, die man nicht (mehr) braucht. Zunächst wird ein Zimmer nach dem anderen „entmüllt“. Doch es ist nicht nur das Haus, das in Ordnung gebracht wird, sondern es gibt auch noch viele zwischenmenschliche „Baustellen“, die darauf warten, dass wieder Ordnung in Beziehungen gebracht wird.
Ein locker-leichter Schreibstil, die resolute und liebenswerte Ruth, die bereits einen guten Plan von ihren Aufräumarbeiten hat, und Tilda, die begeistert von ihrem neuen Arbeitsplatz Ruth mit Rat und Tat zur Seite steht, machen das Buch zu einem kurzweiligen Lesevergnügen.
Für mich persönlich hält das Buch viele Ideen bereit. Nachdem ich mich gerade damit beschäftigen muss, eine Wohnung aufzulösen und damit auch Ordnung in meine Wohnung zu bringen, denke ich , mir wird es jetzt leichter fallen, mich von ganz vielen Dingen zu trennen.

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Konnte meinen Erwartungen nicht genügen

Schneewittchensarg
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Vielleicht fällt meine Bewertung schlechter aus, weil ich die vorherigen Bände der Reihe nicht kenne. Das möchte ich gern vorausschicken. Dieser siebte Band soll wohl der bisher komplizierteste Fall sein ...

Vielleicht fällt meine Bewertung schlechter aus, weil ich die vorherigen Bände der Reihe nicht kenne. Das möchte ich gern vorausschicken. Dieser siebte Band soll wohl der bisher komplizierteste Fall sein für die beiden Kommissarinnen Nyström und Forss. Auch wenn der Erzählstil einfach und leicht lesbar ist und mir auch die kurzen Kapitel recht gut gefallen, war es insgesamt doch auch für mich recht kompliziert. Neben Nyström und Forss gibt es noch einige männliche Kollegen, die mit den Ermittlungen beschäftigt sind. Klar, dass es nicht einfach ist, einen scheinbaren Mordfall aufzulösen, der weit mehr als vierzig Jahre zurück liegt. Es klingt ja schon ein wenig makaber, wie eine Frau nach so langer Zeit auf so ungewöhnliche Weise wieder auftaucht. Verschwunden war Berit am Tag ihrer Hochzeit, jetzt wird sie plötzlich Teil einer Kunstausstellung: Ihre sterblichen Überreste, bekleidet mit ihrem Hochzeitskleid, befinden sich in einem gläsernen Sarg. Die Hochzeitsgäste müssen befragt werden – und die Liste ist lang. Doch fast 50 Jahre später hat sich natürlich in deren Leben eine Menge verändert, viele sind bereits verstorben. So ist akribische Kleinarbeit angesagt. Und das war mir manchmal ein wenig zu „ausführlich und in die Länge gezogen“. Es gab zwar spannende Momente, wenn einer der Ermittler mal wieder eine interessante Spur entdeckt hatte, aber es waren tatsächlich nur Momente, weil es immer dann gleich einen Schnitt gab. Für mich konnte der Spannungsbogen nicht gehalten werden.
Vieles aus dem Privatleben der Kollegen wurde ausgebreitet, auch das war mir manchmal etwas zu viel, vor allem, was Delgado betrifft. Aber da fehlen mir vielleicht auch der Bezug und der Wissensstand aus den vorherigen Bänden.
So kann ich nur sagen, das Buch liest sich recht schnell, ist auch unterhaltsam, doch insgesamt hat mich die Geschichte nicht vom Hocker gehauen.

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