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Veröffentlicht am 31.12.2019

Weihnachtsgeschichten zum Staunen

Neues aus Bethlehem
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Das Buch „Neues aus Bethlehem“ von Markus Brunner ist erschienen im Verlag fontis. Das Hardcover zeigt den Titel in goldenen Buchstaben. Neben einer kleinen, eher unscheinbaren Hütte leuchtet am Himmel ...

Das Buch „Neues aus Bethlehem“ von Markus Brunner ist erschienen im Verlag fontis. Das Hardcover zeigt den Titel in goldenen Buchstaben. Neben einer kleinen, eher unscheinbaren Hütte leuchtet am Himmel ein goldener Stern und schickt seine Strahlen auf die Erde. Dazu macht der blaue gemalte Hintergrund das Buch zu einem besonderen Hingucker. „15 erstaunliche Weihnachtsgeschichten“ heißt es im Untertitel und tatsächlich sind es erstaunliche Weihnachtsgeschichten, die mich nicht nur lachen und staunen lassen, sondern mich auch immer wieder zum Nachdenken anregen. Ob es nun ein Professor ist, der glauben machen will, dass Weihnachten eine Zumutung für intelligente Menschen ist, ein erfolgreicher Mann, der erst durch die Erinnerung an seine Kindheit wieder an den Sinn der Weihnacht erinnert wird oder ob es Engel sind, die sich nicht gerade engelhaft verhalten, sondern ganz menschliche Züge erkennen lassen: Immer steht die Weihnachtsbotschaft im Fokus, die leider im Lauf der Zeit immer weiter verdrängt wird durch Tausende und immer mehr flackernde Lichter, Musik, die aus Lautsprechern dröhnt, Rentiere und Santa Claus, die in vielen Geschäften und Straßen anzeigen, dass Weihnachten naht. Ob da wohl der Teufel seine Hand im Spiel hat?
Das Buch ist all jenen gewidmet, die nach mehr suchen – auch an Weihnachten. Ich bin beeindruckt von den Geschichten, die immer auch auf entsprechende Bibelstellen hinweisen, ich habe „mehr“ gefunden und erkannt: Mein Weg, an „der“ Weihnachtsbotschaft festzuhalten, ohne viel Rummel und eher still und ruhig durch die Adventszeit der Weihnacht entgegenzugehen, ist weder „veraltet noch aus der Mode gekommen“. Ich wünsche mir, dass viele Leute durch „Neues aus Bethlehem“ den Sinn der Weihnacht wiederfinden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.12.2019

Gänsehaut im Nebel des Grauens

Nebeljagd
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Nach dem Buch „Totwasser“ von Julia Hofelich, erschienen im Verlag Bastei Lübbe, bekommt die Anwältin Linn Geller ihren zweiten Auftrag als Pflichtverteidigerin. Man könnte meinen, der Titel „Nebeljagd“ ...

Nach dem Buch „Totwasser“ von Julia Hofelich, erschienen im Verlag Bastei Lübbe, bekommt die Anwältin Linn Geller ihren zweiten Auftrag als Pflichtverteidigerin. Man könnte meinen, der Titel „Nebeljagd“ wäre nicht ganz passend, denn eigentlich scheint schon zu Beginn klar zu sein, dass Jo Haug seine Pflegemutter Ines Schneider ermordet hat – und nicht nur das: In den Augen der Dorfgemeinschaft hat Haug vor vielen Jahren auch den Mord an seiner Jugendfreundin Vanessa begangen. Doch von Vorurteilen und selbst vom Ermittlungsstand der örtlichen Polizei lässt sich Linn Geller nicht beeinflussen, sondern sie begibt sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit. Einigen Leuten gefällt das gar nicht und Linn wird mehr als einmal daran erinnert, dass sie ihre Finger von dem Fall lassen sollte. Das wird so manches Mal mehr als gefährlich für Linn und sie entschließt sich, den Fall abzugeben… Doch lässt sie sich wirklich abschrecken, auch wenn sie noch so viele Drohungen erhält?
Recht bald erlebe ich Linn Geller wie eine alte Bekannte. Viele Situationen aus ihrem persönlichen und privaten Bereich, die bereits aus dem ersten Band bekannt sind, werden fortgeschrieben. Auch die Beziehung zu ihrem Kanzleipartner Götz – die dienstliche ebenso wie die private – nimmt ihren Lauf. Dabei geht nicht unbedingt alles glatt und es bleibt auch nicht immer harmonisch, aber genau dadurch wirkt die Geschichte lebendig und realistisch. Staatsanwalt Faber ist ebenfalls wieder mit von der Partie und sorgt mit seiner ganz speziellen Art bei mir für gemischte Gefühle, die auch schon mal das Blut ein wenig hochkochen lassen.
Der Schreibstil ist locker, leicht, sehr lebendig und unglaublich spannend. Dabei zieht sich der Spannungsbogen durch die gesamte Geschichte und bleibt immer straff gespannt. Gänsehaut ist keine Nebenerscheinung, sondern begleitet mich vom Anfang bis zum Ende.

  • Einzelne Kategorien
  • Spannung
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.12.2019

Quälende Vergangenheit

Die Zeit der vergessenen Kinder
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„Die Zeit der vergessenen Kinder“ von Charlotte Kliemann ist erschienen im Verlag Feuer Werke. Der Titel und das Cover, in Sepia gehalten, weisen auf eine Geschichte aus vergangenen Zeiten hin und machen ...

„Die Zeit der vergessenen Kinder“ von Charlotte Kliemann ist erschienen im Verlag Feuer Werke. Der Titel und das Cover, in Sepia gehalten, weisen auf eine Geschichte aus vergangenen Zeiten hin und machen mich neugierig. Die Fragen der Autorin: „Lest ihr gerne Familiengeschichten mit mehreren Zeitebenen, deren Verknüpfungspunkte sich allmählich herauskristallisieren? Und lest ihr gerne Liebesgeschichten der komplizierteren Art?“ kann ich mit einem klaren JA beantworten. So habe ich mich gern auf das Buch eingelassen, das zur Zeit des Dritten Reichs und im Jahr 2008 spielt.
2006: Es ist ein merkwürdiger Zufall, dass Martin Gelegenheit hat, die gesamte traurige Lebensgeschichte von Claudia zu lesen, und er sich daraufhin sofort in die Unbekannte verliebt. Dabei ist seine Familiengeschichte nicht weniger dramatisch. Das Roma-Mädchen Rubina, Martins Mutter, ist aufgewachsen im Dritten Reich. Schon als Kind hat sie viel Schweres erlebt, musste sich viel zu früh wie eine Erwachsene benehmen und Verantwortung übernehmen, und sie musste – ohne es zu verstehen – damit klarkommen, dass ihre Familie keinerlei Rechte hatte. Im Gegensatz zu Claudia, die ihre Geschichte aufgeschrieben hatte, bleibt Martin eher verschlossen. Selbst seine beiden Kinder wissen nicht viel über sein Leben.
Ich liebe Bücher, in deren Geschichten ich mit hineingenommen werde und die mir das Gefühl geben, ich wäre ein Teil davon. Dazu gehört dieses Buch nicht – und damit habe ich ganz neue, wunderbare Erfahrungen gemacht. Ich konnte zwar tief hineintauchen, aber ich war kein Teil der Geschichte, sondern habe eher ganz still am Rande gestanden und aus einer gewissen Entfernung respektvoll das Geschehen verfolgt. Dabei wurden mir die Charaktere, vor allem Rubina, Martin und Claudia, so vertraut, als würde ich sie schon lange kennen.
Auf jeden Fall ist die Geschichte spannend und zu Herzen gehend, der Schreibstil sehr lebendig. War ich in einem Moment verängstigt und erschüttert über die erschreckenden Ungerechtigkeiten, so konnte ich im nächsten Augenblick aus Hilflosigkeit und Verzweiflung heraus Zuversicht und Hoffnung schöpfen. Ein Stück Geschichte, über das es sich lohnt nachzudenken, und das heute immer noch aktuell ist. Warum sollten Menschen weniger wert sein, nur weil sie Fremde sind, und warum müssen sie fremd bleiben?
Das Buch ist leicht zu lesen, trotzdem habe ich mir viel Zeit dafür genommen zum Nachdenken und manchmal auch einfach, um bestimmte Momente zu genießen, zum Beispiel mit einem der vielen zauberhaften Zitate: „Die Nacht hatte glitzernde Perlen auf die Fäden der Spinnweben gefädelt.“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2019

Moses und Rebecca - Freunde fürs Leben

Das weiße Gold der Hanse
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Ruben Laurin erzählt in „Das weiße Gold der Hanse“ aus dem Verlag Bastei Lübbe in zwei Zeitebenen die Geschichte eines Jungen, der bereits als Fünfjähriger mit seinem Vater zur See gefahren ist. Als er ...

Ruben Laurin erzählt in „Das weiße Gold der Hanse“ aus dem Verlag Bastei Lübbe in zwei Zeitebenen die Geschichte eines Jungen, der bereits als Fünfjähriger mit seinem Vater zur See gefahren ist. Als er acht Jahre alt ist – es ist zu Beginn der 1230er-Jahre – wird die Kogge von Piraten überfallen und das Leben des Jungen ändert sich dramatisch… Überschrieben ist das erste Kapitel mit „Das Ende“.
Es ist im Jahr 1275, als ein Lübecker Ratsherr beginnt, die Geschichte des kleinen Jungen zu erzählen, um einem jungen Maler damit neue Hoffnung für dessen Leben zu schenken. „Vom Leben nach dem Tod“ heißt es im Ersten Buch.
Etwas verwirrend und ungewöhnlich erscheint die Geschichte, die mit dem Ende beginnt. Doch schon bald wird Licht in das Dunkel gebracht. Spannend und mit einem packenden Schreibstil versteht es Ruben Laurin, den Leser mit hineinzunehmen in das Leben in der Hansezeit. Sklaverei, Schreckensherrschaft, Gräueltaten machten es für viele Menschen nicht leicht. Doch in allem Unglück gab es auch damals immer Menschen, die Gutes tun und immer wieder Hoffnung schenken. So auch für den kleinen Jungen, der in Rebecca eine mütterliche Freundin fürs Leben gewinnt. Viele unterschiedliche Charaktere, mal liebenswert, mal grausam und böse, mal undurchsichtig und mal ganz klar, tragen zu einer spannenden und unterhaltsamen Geschichte bei.
Das einzige, was sich mir nicht erschlossen hat, ist der Titel. „Das weiße Gold der Hanse“ habe ich vergeblich gesucht.
Am Anfang des Buches gibt es ein Personenverzeichnis, das Aufschluss gibt über historische und erfundene Personen. Dem Autor ist es gut gelungen, Realität und Fiktion miteinander zu verbinden. Ebenfalls zu Beginn informiert eine Zeittafel (von 1226 bis 1312) über wichtige geschichtliche Daten. Interessant sind auch die Landkarten aus dem Jahr 1300 n. Chr., die die nördlichen Länder mit den Orten zeigen, in denen der Handel stattfand. Ein Glossar auf den letzten Seiten des Buches erklärt mit kurzen, einfachen Worten viele Begriffe der Hansezeit. Das gefällt mir gut, weil es das Nachschlagen an anderer Stelle überflüssig macht.

  • Einzelne Kategorien
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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 16.11.2019

Jeden Tag ein bisschen Adventszauber

Skandinavischer Advent - Der Audiobuch-Adventskalender
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„Skandinavischer Advent“, ein Audiobuch-Adventskalender aus dem Audiobuch Verlag, lässt mich schon durch den äußeren Eindruck in das weihnachtliche Treiben in die skandinavischen Länder versetzen. Rot ...

„Skandinavischer Advent“, ein Audiobuch-Adventskalender aus dem Audiobuch Verlag, lässt mich schon durch den äußeren Eindruck in das weihnachtliche Treiben in die skandinavischen Länder versetzen. Rot und Grün sind die vorherrschenden Farben der CD-Hülle und 24 kleine Türchen warten darauf, in der Vorweihnachtszeit geöffnet zu werden.

Dänische, norwegische und schwedische Autoren bringen mit ihren Geschichten und Gedichten aus alter Zeit – viele Erzähler haben bereits vor 200 Jahren gelebt – jeden Tag ein paar Minuten besondere Adventsstimmung ins Haus. „Besondere“ Stimmung nicht zuletzt durch die Sprecher Beate Rysopp und Frank Stieren, denen es gelingt, die sicherlich nicht einfachen Texte dem Zuhörenden nahe zu bringen und zu einem Genuss werden zu lassen.

„Bei dem Schein vom klarsten Sterne“ von Carl Michael Bellmann und „Der Weihnachtsabend“ von Johann Ludvig Runeberg sind die Gedichte, die mir ganz besonders gefallen. Bei den Geschichten sind es „Die Mutter im weißen Haus“ von Hermann Bang, „Weihnachtseinkäufe“ von Henrik Ibsen und „Die heilige Nacht“ von Selma Lagerlöf, die mich am meisten berührt haben.

Gern empfehle ich das Audiobuch allen, die sich eine heimelige Adventszeit wünschen.