Profilbild von liesmal

liesmal

Lesejury Star
offline

liesmal ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit liesmal über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2019

Schrei nach Gerechtigkeit

Die Nickel Boys
0

In dem Roman „Die Nickel Boys“ verbindet der Autor Colson Whitehead Realität und Fiktion. Sind die Charaktere frei erfunden, so ist die Geschichte um Ausgrabungen und forensische Analysen durch ...

In dem Roman „Die Nickel Boys“ verbindet der Autor Colson Whitehead Realität und Fiktion. Sind die Charaktere frei erfunden, so ist die Geschichte um Ausgrabungen und forensische Analysen durch Archäologiestudenten auf dem Gelände einer Besserungsanstalt in Florida, wo ein geheimer Friedhof entdeckt wurde – tatsächlich geschehen.
Beispielgebend erzählt Whitehead die Geschichte des 16-jährigen Ellwood, der mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee lebt. Ellwood bewundert Martin Luther King und träumt davon, dass es keine Unterschiede mehr zwischen Schwarz und Weiß gibt. Doch der Rassismus ist auch Anfang der sechziger Jahre noch tief verwurzelt. Ellwood ist höflich, fleißig und ein guter Schüler. Er freut sich, dass er einen Platz am College bekommt, doch dann geschieht das Unfassbare: Ohne es zu wissen, lässt sich Ellwood in einem gestohlenen Auto mitnehmen, wird dafür vollkommen zu Unrecht in die Besserungsanstalt, das Nickel, eingewiesen. Es sollte eine Schule sein, in der die Jungen unterrichtet werden, doch die Hoffnung darauf kann Ellwood schnell begraben. Stattdessen wird er mit menschenunwürdigen Zuständen und Ungerechtigkeiten konfrontiert. Nicht nur, dass die Jungen missbraucht und geprügelt werden, manchmal verschwindet jemand einfach so, nur um dann nie wieder aufzutauchen. Und niemanden scheint es zu kümmern.
Der Schreibstil ist nach meiner Meinung eher einer der leisen Töne, wodurch aber die lauten Schreie der Ungerechtigkeit und des Schreckens weithin hörbar werden, nachdenklich machen und zur Sensibilität anregen.

Veröffentlicht am 26.07.2019

Glücksmomente garantiert

Danke, liebes Universum
0

„Das Universum erfüllt Wünsche“ – Vom Träumen zur Erfüllung deiner Herzenswünsche – 95,7 % Wunscherfüllung:

Nicht, dass ich viele Wünsche hätte, die ich erfüllt haben möchte, aber diese „Versprechen“ ...

„Das Universum erfüllt Wünsche“ – Vom Träumen zur Erfüllung deiner Herzenswünsche – 95,7 % Wunscherfüllung:

Nicht, dass ich viele Wünsche hätte, die ich erfüllt haben möchte, aber diese „Versprechen“ haben meine Neugier geweckt, sodass ich mich auf das Buch eingelassen habe.

Das Cover ist mit kleinen Zeichnungen einfach gestaltet und gibt einen Blick ins „Universum“ frei. Auch das Innere des Buches ist liebevoll gestaltet mit kleinen roten Sternchen auf jeder Seite, mit verschiedenen Schriftarten und -farben in Rot und Blau und guter Papierqualität.

Das Inhaltsverzeichnis lässt erkennen, dass viele Tests angeboten werden. Ob es nun darum geht, sich vom Universum überraschen zu lassen, sich ganz spezielle Dinge zu wünschen oder im weiteren Verlauf sogar Telepathie ins Spiel zu bringen: Wenn die Wünsche richtig – und das heißt auf jeden Fall positiv(!) – gestellt werden, wenn man keine Zweifel aufkommen lässt und von der „Macht des Universums“ überzeugt ist, dann sollte es wohl klappen mit der Wunscherfüllung.

Mir hat die Lektüre gute Unterhaltung geboten, ich habe das Buch mit großem Interesse ganz gelesen, habe mich auf die ersten Tests eingelassen und verblüffende Ergebnisse gehabt, brauche aber noch Zeit, um der Erfüllung weiterer Angebote eine Chance zu geben.

Beispiele für „kleine Wünsche“:

„Ich möchte einen roten Luftballon sehen.“ Da mach‘ ich doch mal mit, auch wenn ich zurzeit kaum aus dem Haus komme – dann muss der Ballon halt zu mir kommen! Das dachte ich – und zwei Tage später schaue ich aus dem Fenster: Die Tochter einer Nachbarfamilie wird 18 und bekommt ein großes Schild, in dessen Ecken jeweils ein farbiger Luftballon angebracht ist. MEIN ROTER BALLON ist der größte und auch derjenige, der seine Luft am längsten hält!

„Ich möchte einen Marienkäfer sehen.“ Nichts leichter als das, im Garten sitzen sie doch auf vielen Pflanzen. Erst nach meiner „Bestellung“ habe ich festgestellt, dass es zumindest in unserer Gegend in diesem Jahr scheinbar keine Marienkäfer gibt. Das macht mich natürlich sensibel dafür, auch im nächsten Jahr noch besser hinzuschauen.

Allein diese beiden kleinen Tests haben mir gezeigt, welche Bedeutung dieses Buch für mich hat. Es erinnert mich daran, sensibel zu sein und den Blick auch für die kleinen Dinge im Leben nicht zu verlieren. Wegzukommen von Negativ-Formulierungen und stattdessen das Positive in den Vordergrund zu stellen und achtsam sein bei allem, was ich mache, dann kann das Leben gelingen.

„Wenn du deinem Herzen folgst, öffnest du die Tür zum Universum.“ Das ist nur eines von vielen wunderbaren Zitaten.

Ich empfehle dieses Buch gern allen, die zwar wissen, wie man glücklich leben kann, denen aber doch so ein kleiner „Anstoß“ genauso gelegen kommt wie mir.

Bei mir bekommt das Buch auf jeden Fall einen Platz in greifbarer Nähe, damit ich noch viele Überraschungen damit erlebe. Zu dem „Danke liebes Universum“ möchte ich nur noch hinzufügen „Danke, liebe Anjana Gill“.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Die Liebe ist die größte ...

Im Himmel gibt es einen Bahnhof
0

Welch ein wunderbares Buch! Eine märchenhafte Geschichte erzählt Jando, Verlag KoRos Nord. Nicht nur das Cover ist wunderschön und lädt zum Träumen ein, sondern die Aufmachung des gesamten Buches von ...

Welch ein wunderbares Buch! Eine märchenhafte Geschichte erzählt Jando, Verlag KoRos Nord. Nicht nur das Cover ist wunderschön und lädt zum Träumen ein, sondern die Aufmachung des gesamten Buches von Anfang bis zum Ende ist – mit den farbigen Innenseiten des Umschlags, den zarten Schmetterlingen auf jeder Seite und den Illustrationen passend zur Erzählung – traumhaft schön. Außerdem ist es ein Buch, das einfach richtig gut in der Hand liegt und unbedingt einen guten Platz im Regal verdient.
Schon im Prolog kann man versinken in der Beschreibung des Sonnenaufgangs am Meer. Es folgen kurze betitelte Kapitel. Ich habe das Gefühl, ich bin dabei, als im ersten Kapitel ein Mann auf einer alten Bank am Fuße einer mächtigen Eiche sitzt und aufs Meer schaut… Es ist ein sehr liebevoller und zarter Schreibstil, der mich emotional sehr berührt. In demselben Stil wie der erste Satz geschrieben ist, ist die gesamte Erzählung. Es ist eine Geschichte, die ihrem Titel gerecht wird: „Im Himmel gibt es einen Bahnhof“. Man möchte gern glauben, was Jando schreibt, dann weiß man, dass man die Hoffnung nicht verlieren darf und dass die Liebe „der Pulsschlag des Lebens“ ist.
Das kleine märchenhafte Buch ist für Groß und Klein sehr lesenswert und ich empfehle es sehr gern.

Veröffentlicht am 14.07.2019

Das Leben des Gringos

Gringo
0

„Gringo“ – Eine globale Geschichte – von Franz Josef Brüseke ist die außergewöhnliche Geschichte eines Mannes auf der Suche nach seiner Herkunft. Große Spannung und abwechslungsreiche Abenteuer verspricht ...

„Gringo“ – Eine globale Geschichte – von Franz Josef Brüseke ist die außergewöhnliche Geschichte eines Mannes auf der Suche nach seiner Herkunft. Große Spannung und abwechslungsreiche Abenteuer verspricht die Buchbeschreibung.

Das Buch besteht aus zwei Teilen, „Der verlorene Sohn“ und „Der alte weiße Mann“. Es beginnt damit, dass Georg die Hilfe des Psychologen Dr. Berg in Anspruch nimmt. Ungewöhnlich für Dr. Berg ist, dass die Sitzungen fast ausschließlich von Georgs Erzählungen bestimmt sind. Mich hat sehr beeindruckt, dass der Psychologe sich über lange Zeit als guter und geduldiger Zuhörer beweist.

Die Sitzungen nahmen einen sehr großen Raum ein. Nicht, dass es uninteressant gewesen wäre, Georg, dem Gringo, zuzuhören, aber ich konnte mir zunächst gar keinen Reim darauf machen, worauf das Ganze hinausläuft.

Ein Karton mit Dokumenten und Fotos war alles, was Georg bei der Suche nach seinem Vater in der Hand hatte. Gemeinsam mit Dr. Berg wollte er sich auf Spurensuche begeben, um etwas über das Leben seines Vaters zu erfahren.

Hat mich er erste Teil schon sehr beeindruckt mit allem, was der Gringo über Gott und die Welt mit seiner ganz eigenen Ansicht auf viele Dinge zu erzählen wusste, so hat mich der zweite Teil außerordentlich fasziniert und die Art, nochmals viel Persönliches aus Georgs Leben zu erfahren, hat mich mitgerissen und begeistert.

Ein sehr lebendiger Schreibstil mit vielen interessanten und wissenswerten Details aus Georgs Gefühlswelt hat mir viele tolle Lesestunden bereitet. Besonders haben mir Georgs Wortspielereien und seine Erklärungen bei unterschiedlichen Vergleichen zu vielen Themen gefallen. Rückblickend sind mir die anfangs sehr lang erschienenen Monologe Georgs sehr wichtig geworden, weil dadurch und durch den Rückblick auf sein Leben die Geschichte zu einem kompletten Ganzen geworden ist.

Ein beeindruckendes Buch mit vielen spannenden und berührenden Momenten, das ich gern weiterempfehle.

Veröffentlicht am 06.07.2019

Ein Jahr in einem Altenheim

Walzer, Wein & Altenheim
0

Tina ist die Neue. Schon früher hatte sie in einem Altenheim gearbeitet und jetzt möchte sie sich wieder in diesem Arbeitsbereich den Bedürfnissen alter und pflegebedürftiger Menschen widmen. Dabei ist ...

Tina ist die Neue. Schon früher hatte sie in einem Altenheim gearbeitet und jetzt möchte sie sich wieder in diesem Arbeitsbereich den Bedürfnissen alter und pflegebedürftiger Menschen widmen. Dabei ist nicht nur fast immer gut gelaunt, sondern oft gelingt es ihr, die Bewohner mit ihrer fröhlichen Stimmung anzustecken. Natürlich gibt es in einem Haus mit 40 Zimmern, auch wenn nicht alle belegt sind, nicht nur Menschen, denen es gut geht. Schnell lernt Tina die Bewohner mit all ihren ganz unterschiedlichen Beeinträchtigungen und Bedürfnissen kennen und hat für jeden ein offenes Ohr.
Das Cover zeigt Tina und die Bewohnerin Frau Ebel. Tina steht da mit in die Hüften gestemmten Händen und wundert sich mal wieder über Frau Ebel, die mit ihrer resoluten Art immer und überall im ganzen Haus für Trubel und Empörung sorgt. Als Leser bringen mich so einige Episoden zum Schmunzeln, als Pflegekraft ist es bestimmt nicht unbedingt witzig, sondern manchmal auch nervenaufreibend.
In vielen kurzen Geschichten bekommt der Leser Gelegenheit, die Bewohner und den Alltag in einem Alten- und Pflegeheim kennenzulernen. Manchmal sind es Geschichten, die das Herz erwärmen, zum Beispiel, wenn man erfährt, warum ein Bewohner seinen blauen Pullover vermisst und Tina sich auf die Suche begibt nach dem Kleidungsstück, zu dem der Satz passt „Loch an Loch und hält doch“. Es gibt Sachen zum Lachen, aber auch zum Traurig-Sein und zum Weinen. Auch sprachlos sein kann man, wenn man die Geschichte eines Bewohners hört, der aus einem anderen Heim gekommen ist, weil er es dort nicht ausgehalten hat. Welch großes Glück, dass Tina sich seiner annimmt!
Das letzte Kapitel mit der Überschrift „Danke“ und hier besonders der persönliche Dank der Autorin an die Leser hat mich gefreut. Ich kann sagen, dass der leichte und herzliche Schreibstil mir Freude geschenkt und bei lockerer Unterhaltung einige schöne Lesestunden bereitet hat.
Was ich leider bemängeln muss: Nach meiner Meinung hat das Korrektorat nicht ganz so gut gearbeitet, wie Anna J. Eichenlaub es in ihrem Dank ausdrückt.