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Veröffentlicht am 29.06.2019

Einfach - anders - einfach anders!

Im Schatten des Schleiers
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Maryam Heidari Ahwazi erzählt in dem Buch „Im Schatten des Schleiers“ aus dem Lübbe Verlag, welche Erfahrungen sie gemacht hat im Iran und warum ihr irgendwann nur noch die Flucht aus ihrem Heimatland ...

Maryam Heidari Ahwazi erzählt in dem Buch „Im Schatten des Schleiers“ aus dem Lübbe Verlag, welche Erfahrungen sie gemacht hat im Iran und warum ihr irgendwann nur noch die Flucht aus ihrem Heimatland blieb. Das Buch trägt den Untertitel „Mein Kampf für ein Leben in Freiheit. Wie ich Folter und Verfolgung im Iran entkam“.
Maryam war durch ihre Familie eine Muslima, doch im Herzen wurde sie eine Christin. „Im Iran können konvertierte Christen ihren Glauben nur im Geheimen leben, sie gelten als Abtrünnige…“ Schon im Vorwort wird mir klar, dass ihr Glaube im Vordergrund der Erzählung steht. Darum liegt der Fokus nicht auf Action und Dramatik – wer in erster Linie das sucht, wird vielleicht enttäuscht sein.
Denn dieses Buch ist ein Buch der leisen Töne. Einfach – anders – einfach anders. Mit einfachen Worten und in kurzen Sätzen erzählt Maryam ihre berührende Geschichte in vier großen Abschnitten: „Kindheit und Jugend in Ahwaz“, „Mein erster Schönheitssalon“, „Eine Christin im Iran“, „Gefängnis, Folter, Flucht“. Jeder Abschnitt enthält kurze, mit Überschriften versehene Kapitel.
Sehr interessant und lehrreich war für mich das, was Maryam über das Leben im Iran erzählt. Vieles davon war mir bisher nicht bekannt, wie zum Beispiel das Leben der Ahwazi im Süden des Irans, dem Volk, zu dem Maryam gehört. Sehr spannend ist für mich auch der Vergleich der heutigen mit der Zeit, als der Schah, der von den Menschen geliebt wurde, die Perser regiert hatte „wie eine Familie“. Das ganze Ausmaß des heutigen Lebens im Iran mit all den Verboten und Einschränkungen und auch damit, dass man niemandem trauen darf, ist nur schwer zu begreifen.
Maryam sagt, sie fühlte sich von Jesus berufen, ihre Geschichte aufzuschreiben. Vielleicht ist es dieser Hinweis, der mich hellhörig gemacht hat und bereit dafür, auch „zwischen den Zeilen“ zu lesen. Jedenfalls ist es mir gelungen, Spannung und große Emotionen zu entdecken und zu erleben.
Wenn am Ende einige Fragen zu bestimmten Personen offen geblieben waren, dann gab es Gründe dafür, nämlich die Persönlichkeitsrechte der Personen nicht zu verletzen und sie vor Verfolgung und Gewalt zu schützen.

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Veröffentlicht am 20.06.2019

Erinnerungen an die Jugend-Heim-Zeit

Mühlenbach
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Bodo ist der Sohn einer Schifferfamilie und kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges geboren. Mit sechs Jahren hatte er sich so sehr darauf gefreut, in die Schule zu kommen. Aber seine Eltern ließen ihn nicht ...

Bodo ist der Sohn einer Schifferfamilie und kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges geboren. Mit sechs Jahren hatte er sich so sehr darauf gefreut, in die Schule zu kommen. Aber seine Eltern ließen ihn nicht gehen. So hatte er kaum Kontakte zu anderen Kindern. Als er 13 war, war er seinen Eltern auf dem Schiff inzwischen eine große Hilfe geworden. Doch dann wurde er von jetzt auf gleich abgeholt und in ein Jugendheim gebracht. Dort konnte er zwar endlich die Schule besuchen, aber das Leben im Jugendheim war natürlich ein ganz anderes und er musste sich an viel Neues gewöhnen. Diese Zeit beschreibt er in seinem Buch.
Bodo war ein sehr schüchterner Junge, allerdings überaus höflich und rücksichtsvoll. Er war ein gelehriger Schüler. Nur mit dem Schulfach Sport konnte er sich nicht anfreunden. Das beschreibt er ganz ehrlich in einem Kapitel. Er erinnert sich an seine Erzieher, an die Lehrer und an die Vertretungskräfte und erzählt von seinem Glauben.
Das Buch ist unterteilt in mehrere betitelte Kapitel. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. So berichtet Bodo zum Beispiel von dem Besuch seiner Tante Minna, deren Frage, ob er sich hier wohl fühlt, er mit Ja beantwortet. In dem Zusammenhang zu sagen, dass dieses „Ja „aus ihm herauskommt „wie aus einem Automaten, in den man das passende Geldstück geworfen hat“, spricht für sich. Umschreibungen dieser Art gibt es mehrere und ich mag sie. Auch, dass die Tante einen Apfelrest in zwei Teile schneidet und er eins davon bekommt, ist für ihn erwähnenswert und wichtig. Das Teilen war allerdings zu der damaligen Zeit auch nicht unbedingt an der Tagesordnung.
Mir hat es großen Spaß bereitet, Bodo Krüger auf dem Weg zurück in seine Kinder- und Jugendzeit zu begleiten. Durch seine Erzählung konnte ich mich an viele ähnliche Erlebnisse aus meinem eigenen Leben erinnern. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten. Ich finde es großartig und empfehle das Buch sehr gern weiter.
Nur noch eins: Seine Eltern erwähnt Bodo nur noch einmal ganz kurz – wie in einem Nebensatz. Doch das, was er sagt, hat mich sehr betroffen gemacht. Sehr gern hätte ich noch erfahren, ob er jemals den Kontakt zu ihnen wieder aufgenommen hat. Aber das wäre dann wohl eine andere Geschichte.

Veröffentlicht am 09.06.2019

Erinnerungen

Die hellblauen Schuhe
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„Die hellblauen Schuhe“ der Autorin Noor van Haaften ist erschienen bei Gerth Medien. Der Titel des Buches ist gleichzeitig eine von 27 wahren Geschichten aus dem Leben der Autorin. Hellblaue Schuhe in ...

„Die hellblauen Schuhe“ der Autorin Noor van Haaften ist erschienen bei Gerth Medien. Der Titel des Buches ist gleichzeitig eine von 27 wahren Geschichten aus dem Leben der Autorin. Hellblaue Schuhe in großer Zahl sind auf dem wunderschönen Cover abgebildet. Das erkennt man allerdings erst bei näherem Hinsehen. Auf den ersten Blick könnten es auch Schmetterlinge oder kleine Blumen sein. Wundersame Begegnungen und Erlebnisse sind Gegenstand der gefühlvollen Geschichten, aber auch das Wunder der Schöpfung – zum Beispiel ein kleines Schneeglöckchen – bietet Raum für eine besondere Geschichte. Jeder Geschichte stellt Noor van Haaften ein besonderes Zitat oder einen Bibelspruch an die Seite und stellt eine Verbindung her. Beim Lesen ist die Liebe zu spüren, mit der die Autorin Menschen und Tieren, aber auch der gesamten Schöpfung begegnet.

Dieses Buch enthält Geschichten mit Bezug zur Bibel zum Selberlesen, sie sind aber auch zum Vorlesen in einer Gruppe sehr gut geeignet, bieten Raum zum Nachdenken und zum Austausch, es gibt lustige und traurige, aber auch hoffnungsvolle Geschichten. Sehr gern empfehle ich dieses Buch mit vielen ganz persönlichen Geschichten, die mich sehr berührt haben und mir viele gute Nachrichten übermitteln konnten.

Veröffentlicht am 02.06.2019

Freunde fürs Leben

Bell und Harry
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Es ist, als käme man in eine andere Welt, wenn man aus der großen und lauten Stadt London aufs Land nach Yorkshire kommt. Das erleben die Batemans, die zunächst einen Sommer in Light Trees, einem ...

Es ist, als käme man in eine andere Welt, wenn man aus der großen und lauten Stadt London aufs Land nach Yorkshire kommt. Das erleben die Batemans, die zunächst einen Sommer in Light Trees, einem alten Farmhaus, verbringen wollen in der Hoffnung, dort Ruhe und Entspannung zu finden. So lernen sich Bell, dessen Grandad Hewitson den Batemans die Farm verpachtet, und Harry, der Sohn der Batemans kennen. Zunächst sieht es so aus, als ob die Batemans sofort wieder ihre Koffer packen und zurück nach London wollten, doch dann werden aus dem einen Sommer viele Jahre, in denen sie auf Light Trees ihre Ferien verbringen.
So unterschiedlich das Leben von Bell und Harry bisher auch verlaufen sein mag, hier in Yorkshire beginnt eine Freundschaft der beiden Jungen, die viele Abenteuer bestehen, die mal weniger, mal mehr gefährlich sind. Mit jedem Sommer wird die Freundschaft stärker und fester.
Viele kurze abenteuerliche Geschichten werden in diesem Buch zu einem großartigen Gesamtwerk zusammengefasst. Ein außergewöhnlicher Schreibstil einer besonderen Autorin, der mir als Leser die naturbelassene Schönheit einer Gegend sehr nahe bringt - mit all ihren einzigartigen Menschen, mit ihren Eigenarten, die mal schroff und mal herzlich sind, mit ihrem Leben und Wirken auf dem Land, mit ihren Mythen und Legenden, die spannend, gruselig oder auch lustig sind.
Ein Buch mit einem ganz besonderen Charme und auf eine gewisse Art anders als alles, was ich bisher gelesen habe.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Ein Traum wird wahr

Das kleine Hotel in der Provence
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An ihrem ersten Jahrestag wird Lilly von ihrem Freund verlassen. Statt in Selbstmitleid zu versinken, lässt sie ihr bisheriges Leben hinter sich, kauft sich ein altes Haus in der Provence und ist fest ...

An ihrem ersten Jahrestag wird Lilly von ihrem Freund verlassen. Statt in Selbstmitleid zu versinken, lässt sie ihr bisheriges Leben hinter sich, kauft sich ein altes Haus in der Provence und ist fest entschlossen, ihren Traum von einem kleinen Hotel zu verwirklichen. Auch als sich herausstellt, dass das Haus sehr heruntergekommen ist, lässt Lilly sich nicht unterkriegen. Es macht unglaublich viel Spaß, sie bei der Verwirklichung ihres Traums vom eigenen Hotel zu begleiten. Sie ist mit viel Enthusiasmus bei der Sache und steckt so viel Liebe selbst ins kleinste Detail. Unterstützung erhält Lilly von ihrer Cousine Valeska, die mit ihrer Familie ganz in der Nähe zuhause ist. Das ist allerdings manchmal recht anstrengend, vor allem, wenn Valeska versucht, Lilly mit Olivier zu verkuppeln.
Der locker-leichte Schreibstil hilft dabei, schnell in die oft turbulente Geschichte einzutauchen. Auch die kurzen Kapitel tragen zum Lesespaß bei. Sehr schön sind die kleinen Lavendelblätter zu Beginn eines jeden Kapitels.
So leicht, wie sich das Buch lesen lässt, sieht auch das Cover aus. Einfach super! Man öffnet eines der blauen Fenster des kleinen Hotels - und wird belohnt mit einem wunderbaren Blick auf ein herrliches Lavendelfeld. Und dann dieser Duft dazu!
Lillys erster Gast ist eine ganz besondere Frau, die eine Bereicherung nicht nur für Lilly ist. Ihr verdankt der Leser „Weisheiten für jeden Augenblick“. Diese kleine Sammlung ist am Ende des Buches zu finden.
Ein leichter Roman für sommerliche Tage!