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Veröffentlicht am 06.03.2019

Beziehungen

Freetown
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„Freetown“ ist ein Roman des niederländischen Autors Otto de Kat aus dem Verlag Schöffling & Co.
Freetown ist die Hauptstadt von Sierra Leone, Ishmael ein Flüchtling, der in den Niederlanden als Zeitungsjunge ...

„Freetown“ ist ein Roman des niederländischen Autors Otto de Kat aus dem Verlag Schöffling & Co.
Freetown ist die Hauptstadt von Sierra Leone, Ishmael ein Flüchtling, der in den Niederlanden als Zeitungsjunge Maria kennenlernt und mehr als sieben Jahre mit ihr und ihrem Mann Maarten in Verbindung bleibt. Doch dann ist er plötzlich verschwunden.
Maria sucht Hilfe bei dem Psychologen Vincent, mit dem sie fünf Jahre lang eine besonders intensive Liebesbeziehung hatte.
Vincent will behilflich sein bei der Beantwortung der Fragen, wo Ishmael sich aufhält und warum er von einem Tag auf den anderen aus Marias Leben verschwunden ist. Hier gibt es Parallelen zu Maria und Vincent, deren Beziehung vor neun Jahren ebenfalls ganz plötzlich endete. Trotz der Verbindung Ishmaels zu dem Buchtitel sehe ich die eigentliche Geschichte darin, dass Maria und Vincent, beide verheiratet, ihre Beziehung rückblickend aufarbeiten. Wechselweise hört man die Sichtweisen von Maria und Vincent. Sehr einfühlsam und gefühlvoll schreibt der Autor deren Geschichte und lässt dabei Sehnsüchte und Hoffnungen erkennen. Diese sind auch in dem Buchcover zu sehen. Wunderschöne Beschreibungen und Zitate machen die Geschichte besonders lesenswert.
Spannend bleibt bis zum Ende die Frage, ob Maria oder Vincent, die beide auch in Freetown waren, etwas über den Verbleib von Ishmael erfahren. Auch die Frage, ob Maria und Vincent bei ihren Familien bleiben oder ob sie eine gemeinsame Zukunft haben, bleibt bis zum Schluss ein spannendes Geheimnis.

Veröffentlicht am 03.03.2019

Verschenke deine Gefühle nicht

Das verschenkte Weinen
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„Das verschenkte Weinen“ des Autors Werner Heiduczek wurde als Hörbuch herausgegeben vom Buchfink Verlag in Leipzig.
Erzählt wird die Geschichte des blinden Flüchtlingsjungen Hondez und des Mädchens Aristid, ...

„Das verschenkte Weinen“ des Autors Werner Heiduczek wurde als Hörbuch herausgegeben vom Buchfink Verlag in Leipzig.
Erzählt wird die Geschichte des blinden Flüchtlingsjungen Hondez und des Mädchens Aristid, die sich kennen- und lieben lernen. Ihre Liebe ist so groß, dass Aristid sogar ihr Weinen hergeben würde, wenn Hondez dafür sein Augenlicht wieder bekäme.
Eine sehr angenehme Stimme verbirgt sich hinter dem Sprecher Alexander Pensel, der die gefühlvolle Geschichte spricht und dem es gelingt, jeder Person eine eigene Stimme zu geben – für mich eine Idealbesetzung!
Musikliebhaber werden ebenfalls auf ihre Kosten kommen, denn die Musik wurde von Marion von Tilzer extra für das Märchen komponiert und aufgenommen. Im Einklang mit dem Erzählten werden die ganze Dramatik und Emotionen der Geschichte den Zuhörenden nahe gebracht und erhalten dadurch eine ganz andere Dimension.
Im Anschluss an die Erzählung bietet die einfühlsame Musik eine wunderbare Möglichkeit, die Geschichte gebührend nachklingen zu lassen.

Veröffentlicht am 02.03.2019

Mit viel Gefühlen auf der Suche

Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte
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Große Aufregung herrscht bei den Tieren nach einem Waldbrand. Ein junger Fuchs, das „kleine graue Puschelige“, hat seine Familie verloren. Doch er hat Glück im Unglück, denn er darf bei Mama Reh und ihren ...

Große Aufregung herrscht bei den Tieren nach einem Waldbrand. Ein junger Fuchs, das „kleine graue Puschelige“, hat seine Familie verloren. Doch er hat Glück im Unglück, denn er darf bei Mama Reh und ihren Kindern bleiben, bekommt den Namen Blau-Auge und will wirklich ein gutes Reh werden. Das ist leichter gesagt als getan. Es beginnt schon damit, dass er mit seinen kurzen Beinchen nicht springen kann wie ein Reh. Mit Vielpunkt, einem der Rehkinder, verbindet Blau-Auge eine wunderbare Freundschaft.

Das Buch aus dem Oetinger Verlag, geschrieben von der Autorin Kirsten Boie und illustriert von Barbara Scholz, ist ein wahrer Schatz. Wort und Bild sind wunderbar aufeinander abgestimmt. Ich liebe es, wenn Bild und Text aussehen, als wenn sie miteinander „verschmolzen“ sind.

Kirsten Boie versteht es, Geschichten mit aussagekräftigen Zitaten spannend und lehrreich (ohne dass ein ausgestreckter Zeigefinger zu spüren ist) zu erzählen. Es geht nicht nur um Vorurteile, um Rechthaberei, um Ablehnung und um Schadenfreude, sondern immer auch darum, all diese Dinge – oftmals auf ganz einfache Weise – ins Gegenteil zu verwandeln.
So erleben die Tiere große Abenteuer, bei denen die Leser das Gefühl bekommen, hautnah dabei zu sein. Durch direkte Ansprache gerade auch der jungen Leser verstärkt sich dieses Gefühl noch. Man kann mitfiebern, mitlachen, traurig und fröhlich sein – und alles, was die Tiere aus ihren Erfahrungen lernen, überträgt sich wie von selbst auf die „Zweifüßler“, wie wir Menschen in dem Buch bezeichnet werden.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Gänsehaut pur!

Liebes Kind
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Eine einsame Hütte, versteckt im Wald, die Fenster vernagelt, die Tür immer abgeschlossen, Luft gibt es durch einen Zirkulationsapparat. Hier versorgt ein Mann seine zwei Kinder mit Lebensmitteln ...

Eine einsame Hütte, versteckt im Wald, die Fenster vernagelt, die Tür immer abgeschlossen, Luft gibt es durch einen Zirkulationsapparat. Hier versorgt ein Mann seine zwei Kinder mit Lebensmitteln und er sorgt dafür, dass sie immer eine Mutter haben. Lernen, Essen, Toilettengänge: Alles folgt einem strengen Zeitplan. Jahr für Jahr! Dann gelingt ihnen die Flucht. Doch damit ist das Grauen noch lange nicht vorbei.
Das Buch beginnt mit einem Zeitungsartikel, in dem vom Verschwinden der 23-jährigen Lena Beck berichtet wird. Abwechselnd erzählen dann die 13-jährige Hannah, Lena und Matthias Beck, ihr Vater. Es ist unfassbar, mit welcher Präzision gerade Hannah aus ihrem Leben erzählt. Dadurch hat die Autorin das Asperger-Syndrom sehr deutlich beschrieben. Matthias Beck vermisst auch nach 14 Jahren seine Tochter wie am ersten Tag. Er will endlich Klarheit und versucht das auf seine eigene Art. Und Lena?
Schon das Cover – obwohl so einfach gestaltet – lässt schreckliche Gefühle aufkommen. Die Geschichte, die dort beginnt, wo das Grauen am schlimmsten zu sein scheint, bleibt auch im weiteren Verlauf gleichbleibend spannend. Und immer bleibt ein beklemmendes Gefühl. Wie sollen die Kinder, wie soll die Mutter in der Welt da draußen jemals wieder klarkommen? Und wie soll ihre Psyche gesunden?
Ein Thriller zum „In-einem-Rutsch-Lesen“, weil die gleichbleibende Spannung kaum Gelegenheit bietet, das Buch zur Seite zu legen. Ein Wahnsinns-Thriller-Debüt!

Veröffentlicht am 27.02.2019

Und erstens kommt es anders ...

Rebecca
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Das ist ja wohl das Letzte! Eine Sprachreise nach England – ohne Freundin – und dann bekommt Rebecca auch noch eine Unterkunft bei der schrecklichen Mrs Lydia auf Schloss Blackhill. Dort ist es nicht nur ...

Das ist ja wohl das Letzte! Eine Sprachreise nach England – ohne Freundin – und dann bekommt Rebecca auch noch eine Unterkunft bei der schrecklichen Mrs Lydia auf Schloss Blackhill. Dort ist es nicht nur dunkel und unheimlich, sondern Rebecca merkt bald, dass ein Fluch auf dem Schloss liegt. Ihre anfängliche Abneigung zu ihrer Bleibe wandelt sich jedoch, nachdem sie in zwei Mitschülern, Carlo aus Rom und Sander aus den Niederlanden, Freunde findet, die sich mit ihr auf Spurensuche begeben. Es geschieht Abenteuerliches und die Freunde leisten Detektivarbeit vom Feinsten.
Obwohl „Rebecca“ ein Kinderbuch ist, hat mich die Geschichte unglaublich gefesselt. Nicht nur, dass ich sie ohne Unterbrechung in einem Stück gelesen habe, hat sie mich auch an meine lange zurückliegende Kindheit erinnert, in der ich Bücher dieser Art ebenfalls regelrecht verschlungen habe.
Das Buch ist leicht verständlich, gut durchdacht, geheimnisvoll und spannend geschrieben. Es liegt angenehm in der Hand und ist versehen mit kleinen Illustrationen zu Beginn der Kapitel. Ein tolles Lesevergnügen der Autorin Barbara Laban und des Verlags Chicken House.
Meine Leseempfehlung: Die Geschichte ist für Kinder ab 12 Jahre geeignet – mit einer nach oben offenen Altersgrenze!