Ehre, wem Ehre gebührt!
Wallace„Wallace“ ist der Debütroman von Anselm Oelze. Er hat sich mit dem Leben und Wirken des Naturforschers Wallace beschäftigt, der vor mehr als 150 Jahren herausgefunden hat, weshalb die Dinge so sind, wie ...
„Wallace“ ist der Debütroman von Anselm Oelze. Er hat sich mit dem Leben und Wirken des Naturforschers Wallace beschäftigt, der vor mehr als 150 Jahren herausgefunden hat, weshalb die Dinge so sind, wie sie sind; Wallace hat beobachtet, wie Arten sich entwickeln und er war maßgeblich an der Evolutionstheorie beteiligt, ohne dass er mit seinem Wissen die Berühmtheit Darwins erlangt hätte, der zu gleicher Zeit wie Wallace mit denselben Forschungen beschäftigt war und sich den Ruhm dafür gesichert hat.
Der Autor ist der Frage nachgegangen, ob die Dinge – auch wenn sie so sind, wie sie sind – nicht auch ganz anders hätten sein können. Daraus ist dieser Roman entstanden.
Auf der einen Seite entführt Oelze den Leser in die Welt und in das Leben Wallace‘, zunächst in den Regenwald Brasiliens. Der Schreibstil ist der damaligen Zeit angepasst. Oft sind es lange Schachtelsätze, die erst gewöhnungsbedürftig, dann allerdings flüssig zu lesen sind. Durch blumig ausgeschmückte Sätze mit wunderbaren Worten, die es „in der richtigen Welt“ vielleicht gar nicht gibt, werden Komik und Tragik seiner Unternehmungen durchaus spürbar übermittelt und lassen mich gleichermaßen mitlachen, aber auch mitleiden. Ungewöhnlich ist, dass Wallace nicht mit seinem Namen genannt wird, sondern dass nur von „dem jungen Bärtigen“ und später von „dem Bärtigen“ die Rede ist. Das kam mir zu Beginn etwas merkwürdig vor, doch bald hatte ich mich nicht nur daran gewöhnt, sondern auch Gefallen daran gefunden, weil seine Besonderheit dadurch gut zum Ausdruck kam.
Die andere Seite führt in die Gegenwart. Hier ist es der Eigenbrödler Alfred Bromberg, ein sehr gewissenhafter, pünktlicher und ordnungsliebender Nachtwächter des Museums für Natur- und Menschheitsgeschichte. Es ist nur ein „Stolperer“ Brombergs, der ihn zufällig auf ein Foto blicken lässt, das ihm nicht mehr aus dem Kopf geht. Dieses Foto entdeckt er im Schaufenster des Antiquariats seines Freundes Schulzen. Schulzen hat so manche Eigenarten, ist aber durch seine eigene Art sehr liebenswert. Er weiß, dass das Foto Wallace zeigt, und versorgt Bromberg sogleich mit passenden Informationen und einem Buch. Nun ist es nur noch ein Katzensprung dahin, dass Bromberg für sich erkennt, dass es eine große Ungerechtigkeit ist, dass Wallace so gar nichts vom Ruhm seiner Forschungen abbekommen hat, und dass er, Bromberg, etwas unternehmen muss, um das richtigzustellen. Eine Idee, wie das funktionieren könnte, ist bald gefunden. Ehre, wem Ehre gebührt!
Gern empfehle ich dieses Buch. Es enthält eine wunderbare Geschichte, die für mich Realität und Fiktion – unterhaltsam und mit Wissenswertem gespickt – miteinander verbindet. Oelze selbst sagt: „Selbstverständlich ist dies eine wahre Geschichte“.
Das Buch, veröffentlicht von Schöffling & Co., ist auf edlem Papier gedruckt. Das Cover zeigt einen stark vergrößerten Käfer in schillernden Farben, der das Thema der Geschichte gut vertritt. Der Einband in der blauen Farbe, die sich auch in den Farben des Käfers wiederfindet, und ein Lesebändchen machen das edle Buch komplett.