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Veröffentlicht am 02.01.2019

Leser als Ermittler versagt

Totwasser
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Die Anwältin Linn Geller und ihr Geschäftspartner Götz sind noch damit beschäftigt, ihre neugegründete Kanzlei vorzeigbar herzurichten, als Linn ihren ersten Auftrag als Pflichtverteidigerin bekommt. Grace ...

Die Anwältin Linn Geller und ihr Geschäftspartner Götz sind noch damit beschäftigt, ihre neugegründete Kanzlei vorzeigbar herzurichten, als Linn ihren ersten Auftrag als Pflichtverteidigerin bekommt. Grace Riccardi, die gar keinen Anwalt will, ist im Begriff, den Mord an ihrem Ehemann zu gestehen. Doch Linn ist wild entschlossen, die Unschuld ihrer Mandantin zu beweisen. Dafür begibt sie sich manchmal in große Gefahr, ohne es zunächst selbst zu bemerken. Die erste der vielen Fragen, die sich stellen, ist die, warum Grace einen Mord gestehen will, den sie vielleicht gar nicht begangen hat. Warum lässt sie ihre Anwältin nicht an sich heran, warum vertraut sie ihr nicht?
Mit dem Roman „Totwasser“ hat die Autorin Julia Hofelich gleich in ihrem Debüt den „Vogel abgeschossen“. Der Leser wird wie von einem Sog angezogen sofort in den Fall mit hineingenommen.
Das Opfer, Niko Benten, Hauptdarsteller einer bekannten Fernsehserie, die in England gedreht wird, hat viele Fans und war sehr beliebt. Seine Leiche wurde bisher allerdings noch nicht gefunden. Dennoch wird Grace nicht zuletzt gerade wegen seiner Beliebtheit zur Mörderin abgestempelt.
Viele Fährten, die gelegt werden, Spuren, die auf tatverdächtige Personen hinweisen, können vom Leser nicht nur mitverfolgt werden, sondern sie regen an zu eigenen Ermittlungen und Erkenntnissen – nur um sich dann immer wieder genauso schnell als nicht haltbar zu erweisen. Immer wieder tauchen neue Fragen auf. Dadurch reißt die Spannung nicht ab, sondern der Spannungsbogen zieht sich vom Anfang bis zum Ende hin, von einer Seite zur nächsten, ohne dass er sich zwischendurch auch nur etwas lockert.
Ich empfehle dringend, sich den Namen der Autorin gut zu merken!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Stimmung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.01.2019

Glück auf Gut Fennhusen

Das Fest der kleinen Wunder
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Die Erzählung aus dem Jahr 1925 auf Gut Fennhusen in Ostpreußen beginnt mit dem Erntefest, in das der Leser sofort mitgenommen wird. Eine große Familie lebt auf Fennhusen – und es gibt eine große Zahl ...

Die Erzählung aus dem Jahr 1925 auf Gut Fennhusen in Ostpreußen beginnt mit dem Erntefest, in das der Leser sofort mitgenommen wird. Eine große Familie lebt auf Fennhusen – und es gibt eine große Zahl an Angestellten. Mehrmals im Jahr werden riesige Feste gefeiert, gemeinsam mit Familie, Nachbarn und Freunden.
Man spürt ein liebevolles Miteinander – nicht nur in der Familie, sondern auch im Umgang mit den Angestellten. Allerdings gibt es auch weniger schöne Dinge, die angesprochen und „bearbeitet“ werden müssen.
Besonders gefällt mir die warmherzige 16-jährige Frederike. Als älteste Tochter ist sie immer für ihre Geschwister da. Nicht selten hilft sie ihrem Bruder Fritz aus dem Schlamassel heraus, in den er sich immer wieder bringt. Dann ist da noch Caramell, das Pferd, das scheinbar den Teufel im Leib hat, für das sich Frederike mit all ihrer Kraft einsetzt.
Das Cover mit der winterlichen Landschaft, den Pferden und der jungen Frau führt den Leser neugierig in die Geschichte ein und lässt Bilder im Kopf entstehen. Eine bezaubernde Geschichte, die wunderschön in die Weihnachtszeit passt.
Für mich wird dieses Buch, das erste von Ulrike Renk, das ich gelesen habe, wohl nicht das letzte. Gern empfehle ich es weiter.

Veröffentlicht am 23.12.2018

Emotionen und Tränen beim Schauen und Lesen

Die Schneeschwester
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Julian wird am Heiligabend 10 Jahre alt. In jedem Jahr schlich Julian am Morgen seines Geburtstages nach unten, wo seine Eltern und seine beiden Schwestern ihn erwarteten um mit ihm Geburtstag ...

Julian wird am Heiligabend 10 Jahre alt. In jedem Jahr schlich Julian am Morgen seines Geburtstages nach unten, wo seine Eltern und seine beiden Schwestern ihn erwarteten um mit ihm Geburtstag zu feiern. Doch in diesem Jahr ist alles anders, denn Julians große Schwester Juni lebt nicht mehr. Seine Eltern sprechen kaum noch und Julian hat das Gefühl, dass sie ihn und seine kleine Schwester gar nicht mehr wahrnehmen. Also gibt es in diesem Jahr keine Geburtstagsfeier und kein Weihnachtsfest in Julians Familie. Dazu kommt, dass alle Fotos von Juni aus der Wohnung verschwunden sind. Niemand spricht mehr über sie und zum Friedhof geht auch keiner. Das macht Julian so traurig, dass auch er sich immer mehr zurückzieht.
Doch dann lernt Julian ein gleichaltriges Mädchen kennen. Hedvig spricht Julian an und schon bald verbringen die Beiden sehr viel Zeit miteinander. Hedvig ist ein ganz besonderes Mädchen, lacht viel und sogar Julian hat wieder etwas Freude. Ob er wohl mit Hedvig über seine Schwester sprechen kann?
„Die Schneeschwester“ ist ein wunderschönes Buch zum Thema Trauer und Trauerbewältigung. Es ist einfühlsam geschrieben – traurig, hoffnungsvoll und herzerwärmend. Genau dazu passend sind die wunderbaren Illustrationen, die ebenso viele Gefühle ausdrücken wie die erzählte Geschichte. Wunderbar, wie Bilder und Texte miteinander "verschmelzen".
Das Buch über Trauer, Freundschaft, Mitgefühl, große Gefühle, Liebe und nicht zuletzt die Magie von Weihnachten hat mein Herz berührt wie bisher kein anderes Buch. Niemals haben mich Emotionen so übermannt, dass ich über große Passagen immer wieder meinen Tränen freien Lauf lassen musste und auch gar nicht anders gekonnt hätte.
Ich liebe dieses Buch wie kein anderes. Es bekommt in der Reihe meiner Lieblingsbücher den schönsten Platz.


Veröffentlicht am 20.12.2018

Gebete für Chikondi

Chikondi
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Die Geschichte des afrikanischen Mädchens Chikondi beginnt sehr traurig, weil sie direkt nach ihrer Geburt eine ungeliebte Vollwaise ist. Ihre Verwandten sind nicht in der Lage, für das kleine Mädchen ...

Die Geschichte des afrikanischen Mädchens Chikondi beginnt sehr traurig, weil sie direkt nach ihrer Geburt eine ungeliebte Vollwaise ist. Ihre Verwandten sind nicht in der Lage, für das kleine Mädchen zu sorgen. Doch die christliche, aus Deutschland stammende Familie Klein, die in Malawi ein Kinderheim leitet, nimmt Chikondi für einige Wochen auf. Dort bekommt sie nicht nur Zuwendung und wird „aufgepäppelt“, sondern sie wird geliebt. Damit Chikondi als Adoptivkind zu einer Familie gehören kann, bemühen sich Tine und Rolf Klein um Adoptionspapiere. Das gestaltet sich schwieriger als erwartet und erfordert viel Zeit und Kraft. Kraft schöpfen sie und auch ihre Kinder Lea und Phil aus Gebeten.
Die emotionsgeladene Geschichte ist zum Vorlesen sehr gut geeignet und gibt viel Gelegenheit zum Reden und zu gemeinsamen Überlegungen.
So liebevoll wie die Geschichte geschrieben ist, ist auch die Aufmachung des Buches. Schriftart, - größe und -farbe sind sehr angenehm. Aufgelockert und bereichert wird die Geschichte immer wieder durch farbliche Illustrationen. Durch die vielen Rätsel wird das Land auf besondere Weise vorgestellt, viele Fragen zum Thema Liebe, Danken, Beten dürfen beantwortet und die Bilder dazu bemalt werden.
Das gesamte Buch, die Geschichte mit dem ganz eigenen Schreibstil der Autorin Ursula Häbich und den Illustrationen von Judith Hildebrandt, lässt die Liebe spüren, mit der die Beteiligten daran gearbeitet haben.
Ich empfehle das Buch aus dem Lichtzeichenverlag auch für ältere Kinder und für Erwachsene.

Veröffentlicht am 30.11.2018

Verhängnisvoller Abend

Als das Leben vor uns lag
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Als das Leben vor uns lag – diese Geschichte beginnt im Jahr 1950. Da gab es diesen verhängnisvollen letzten gemeinsamen Abend für fünf junge Mädchen in einer Klosterschule. Ein Pfänderspiel sollte zur ...

Als das Leben vor uns lag – diese Geschichte beginnt im Jahr 1950. Da gab es diesen verhängnisvollen letzten gemeinsamen Abend für fünf junge Mädchen in einer Klosterschule. Ein Pfänderspiel sollte zur spannenden und lustigen Unterhaltung beitragen. Doch schon bald lief das Spiel aus dem Ruder und keines der Mädchen wusste etwas über den Ausgang und darüber, was aus den Mädchen geworden ist.
Erst 30 Jahre später haben sich die ehemaligen Schulfreundinnen noch einmal getroffen, um einen Abend gemeinsam zu verbringen und zu erfahren, wie ihre Lebensgeschichten sich entwickelt haben.
Neugierige Fragen gab es: Was ist aus der dicken Olga geworden? Im Internat und dort auch gerade am letzten Abend hatte sie das große Sagen, war die Zeremonienmeisterin, sehr dominant, skrupellos und ziemlich taktlos. Ihre Zwillingsschwester Marta war genau das Gegenteil: schlank, eher ruhig und zurückhaltend und meistens nicht mit Olgas Verhalten einverstanden. Nina war mit ihren 13 Jahren ein Jahr jünger als die anderen Mädchen. Ob das Handlesen immer noch ihre große Leidenschaft ist? Julia war die einzige, die niemanden hatte, der für ihren Aufenthalt im Internat bezahlt hat. Dafür musste sie selbst hart arbeiten, putzen und die anderen bedienen. Aber Julia hat sehr gern gelernt und dafür, dass sie den Unterricht besuchen durfte, die Strapazen in Kauf genommen. Für Olgas Bosheiten musste Julia häufig herhalten. Doch zum Glück gab es noch Lolita, die Fünfte im Bunde, die immer versuchte, Julia beschützend beizustehen.
Auf sehr angenehme emotionale Weise erzählt die Autorin die Lebenswege der unterschiedlichen Frauen und ich fühlte mich gut mitgenommen. Ich bewundere, wie die Wege, die jede Frau auf ganz unterschiedliche Weise gegangen ist, als eigene Geschichten beschrieben und dann miteinander verknüpft worden sind und wie alles am Ende zu einer einzigen großen Geschichte geworden ist.
Am Ende bleibt Raum für eigene Spekulationen, die während der gesamten Geschichte auch schon Platz hatten.
Das Buch hat mir vergnügliche Lesestunden bereitet und ich empfehle es gern weiter. Am besten würde mir gefallen, wenn es noch eine Fortsetzung geben würde.
(Über die nächsten 30 Jahre könnte ja schon wieder berichtet werden.)

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