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Veröffentlicht am 27.07.2018

Miteinander in einer Welt

Sprichst du Schokolade?
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Die Geschichte spielt in England. Als Nadima als „Neue“ in Josies Klasse kommt, ist es mit der Verständigung nicht ganz einfach. Über die Sprache gibt es jedenfalls zunächst keine Möglichkeit, ...

Die Geschichte spielt in England. Als Nadima als „Neue“ in Josies Klasse kommt, ist es mit der Verständigung nicht ganz einfach. Über die Sprache gibt es jedenfalls zunächst keine Möglichkeit, denn Nadima spricht kein Englisch. Doch die Sprachbarriere wird durchbrochen, als Josie Nadima ein Stück Schokolade anbietet und dazu die Frage stellt: „Sprichst du Schokolade?“ Auch Nadima hat etwas zum Naschen dabei – und schon klappt es zwischen den beiden Mädchen mit der Verständigung. Immer wieder finden sie Wege, wie sie „ohne Worte“ miteinander kommunizieren können.
Allerdings ist die Sprache nicht das einzige, was die Mädchen voneinander unterscheidet. Nadima, ihre Eltern und Geschwister kommen aus einem anderen Kulturkreis, sind als Flüchtlinge nach England gekommen und versuchen hier ein neues Leben zu beginnen.
Ganz langsam nähern sich Josie und Nadima an. Feinfühligkeit und Fingerspitzengefühl sind notwendig. Das ist für Josie nicht immer ganz einfach. Sie hat zwar ein großes Herz, einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und setzt sich für andere ein, allerdings kommen die Worte oft schneller aus ihrem Mund, als dass sie sich Gedanken darüber macht, was unüberlegte Worte anrichten können.
Das Cover sieht fremdartig und sehr ansprechend aus. Viele Geschichten aus dem Buch tauchen dort in Bildern auf. Die einzelnen Kapitel, die im Schnitt fünf Seiten lang sind, sind mit Überschriften versehen. Themen sind Legasthenie, Essen aus anderer Kultur, Katastrophen, die manchmal durch Unüberlegtheit entstehen, es geht um Ausraster, um Wut, Tränen und Eifersucht, aber auch um Verständnis füreinander, um Freundschaft und Einsicht, um Armut und um Stolz.
Was viele Menschen nicht bedenken, wird in diesem Buch, das sicherlich nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene lesenswert ist, sehr einfühlsam beschrieben: was einzelne Menschen und Familien erlebt haben, die ihre Heimat sicherlich nicht gern verlassen haben, aber dennoch als Flüchtlinge in einem für sie fremden Land versuchen, sich ein neues – ein sicheres – Leben aufzubauen.



Veröffentlicht am 23.07.2018

Furchtbare Prophezeiung!

Der Schatten
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Die Journalistin Norah ist von Berlin nach Wien gezogen. Sie freut sich auf ihren neuen Arbeitsplatz, auf die neue Umgebung, ihre Wohnung und darauf, ihr altes Leben hinter sich lassen zu können. ...

Die Journalistin Norah ist von Berlin nach Wien gezogen. Sie freut sich auf ihren neuen Arbeitsplatz, auf die neue Umgebung, ihre Wohnung und darauf, ihr altes Leben hinter sich lassen zu können. Doch noch bevor sie sich einleben kann, wird sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Eine Bettlerin auf der Straße prophezeit ihr, dass sie am 11. Februar aus freien Stücken einen Mord begehen wird an Arthur Grimm - einem Mann, den sie gar nicht kennt.
Der 11. Februar – der bisher schrecklichste Tag in Norahs Leben – den sie doch hinter sich lassen wollte. Jetzt ist die Vergangenheit wieder ganz nah!
Das Buch ist unterteilt in kurze Kapitel und ist in jedem einzelnen Kapitel dort, wo auch Norah ist. Ganz schnell steckt der Leser mitten in der Geschichte und fühlt mit Norah. Dabei „plätschern“ etwa die ersten 100 Seiten so dahin, es geschieht immer mal ein bisschen, aber es ist noch nichts Dramatisches. Trotzdem liest sich die Geschichte gut und man wartet förmlich darauf, was wohl als nächstes passiert.
Ein Zitat fast am Ende des Buches fasst genau meine Empfindungen zusammen: „…Es begann ja ganz harmlos, erst dann wurde es immer krasser, und…“
Als wäre Norah gefangen wie eine Fliege in einem Spinnennetz – rettungslos verloren. Und immer wieder nehmen Albträume Norah mit in die Vergangenheit.
Die Spannung baut sich ganz langsam auf und steigert sich ins Unfassbare. Es ist kaum zu begreifen, dass es eine Erklärung geben kann, dennoch ist die Geschichte bis in jedes Detail gut durchdacht.
An einigen Stellen sind Abschnitte eingearbeitet, die – jeweils mit einer Überschrift versehen – in einer anderen Schriftart und in Ich-Form geschrieben sind.
Wer ist Schreiber oder Schreiberin dieser Kommentare? Diese Frage hat mich fast bis zum Schluss beschäftigt.