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Veröffentlicht am 19.05.2022

Ein etwas anderer Frankreich Urlaub

Die Paradiese von gestern
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Rene und Ella, ein junges Pärchen, anfangs offenbar recht verliebt, macht sich kurz nach der Wende und der Grenzöffnung in Deutschland auf die Reise nach Frankreich, wo sie auf einem verlassenen Gut landen. ...

Rene und Ella, ein junges Pärchen, anfangs offenbar recht verliebt, macht sich kurz nach der Wende und der Grenzöffnung in Deutschland auf die Reise nach Frankreich, wo sie auf einem verlassenen Gut landen. Die einzigen Bewohner, eine in die Jahre gekommene verarmte Gräfin und ihr Diener lassen sie bei sich wohnen, auch wenn das einst betriebene Hotel ansonsten nicht mehr frequentiert wird. Bei einem inszenierten Abschiedsdiner taucht auch der erwachsene Sohn Alain auf und lädt die beiden Gäste ein, ihn nach Paris zu begleiten. Ella lehnt dies ab, Rene möchte der Einladung unbedingt folgen, hierdurch geraten die beiden in Streit, die junge Liebe bekommt die ersten Kratzer. Da Alain im Gegensatz zu seiner Mutter recht vermögend ist, führt er in der französischen Hauptstadt ein luxuriöses Leben, das Rene, der so etwas aus der ehemaligen DDR nicht kennt, verführerisch und reizvoll erscheint. Ella hingegen, auf dem Schloss geblieben, nähert sich dem Diener Vincent zwischenmenschlich an und reflektiert über ihr eigenes und die Beziehung zu Rene. Der Schreibstil des Autors ist leicht und angenehm, man ist sofort in der Geschichte drin, alles wird sehr atmosphärisch und bildlich geschildert, man kann sich tatsächlich in die Landschaft und das Lebensgefühl in Frankreich hinein denken. Die einzelnen Charaktere sind sehr authentisch skizziert, und auch wenn sie durchgängig nicht unbedingt zu 100% sympathisch erscheinen, hat doch der eine oder andere, vor allem die junge Ella auf mich eine gewisse Faszination ausgeübt, derer ich mich nicht entziehen konnte. Einzig in der Mitte gab es einige Längen, wo ich den Eindruck hatte, weniger wäre hier mehr gewesen. Trotzdem habe ich das Buch sehr gerne gelesen und werde den Autor im Auge behalten!

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Veröffentlicht am 08.05.2022

Die zerrissene Geliebte

Verheizte Herzen
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Das Cover des Buches ist sehr ansprechend und hübsch gestaltet, mit Sicherheit hätte ich das Buch in der Buchhandlung zur Hand genommen, ob es tatsächlich zum Inhalt passt, da bin ich noch zwiespältig, ...

Das Cover des Buches ist sehr ansprechend und hübsch gestaltet, mit Sicherheit hätte ich das Buch in der Buchhandlung zur Hand genommen, ob es tatsächlich zum Inhalt passt, da bin ich noch zwiespältig, auf den ersten Blick ist das nicht unbedingt der Fall. Nach dem Klappentext war ich sehr neugierig auf das Buch, bereits nach der Leseprobe wusste ich, dass es sich hier um etwas Anderes als eine gewöhnliche Story über eine Affäre handeln würde, und diese Andersartigkeit manifestiert sich in erster Linie im Schreibstil. Aussehen tut das Ganze wie Lyrik, doch ist es eigentlich wirklich Prosa, in anderer Art und Weise geschrieben als gewohnt. Anfangs ist dies zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftig, doch inach und nach entwickelte das Gelesene für mich eine Sogwirkung, der ich mich nur schwer entziehen konnte. Ich flog fast atemlos durch die Seiten. Im Mittelpunkt steht die Protagonistin Ana Kelly, Ehefrau von Paul, Mutter zweier Kinder und Rechtsanwältin in einer Kanzlei. Hier lernt sie Connor Mooney und dessen Ehefrau Rebecca kennen. Sie verliebt sich in Connor, die beiden beginnen eine Affäre, doch irgendwie hatte ich die gesamte Zeit das Gefühl, dass das Ganze mehr von Ana ausgeht als von Connor, der zwar eine Abwechslung vom monotonen Ehealltag sucht, aber Ana nicht wirklich liebt und zu keinem Zeitpunkt tatsächlich an eine Trennung von seiner Familie denkt. Als Connor stirbt ', erfährt Ana dies ausgerechnet von seiner Ehefrau, denn sie muss sein Testament vollstrecken. Sie darf sich ihre Trauer als Geliebte in keinster Weise anmerken lassen, so sucht sie die Nähe Rebeccas, um dadurch wiederum das Gefühl zu spüren, ihrem Geliebten nochmal nahe zu sein. Außerdem sucht sie nach Anhaltspunkten danach, dass Connor seine Frau gehasst hat und genau wie Ana zu einer Trennung bereit gewesen wäre, doch hierfür finden sich keinerlei Anzeichen. Die Autorin springt zeitlich zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her, die Vergangenheit wird durch Anas Erinnerungen geschildert, ich brauchte oft einen Moment, um mich zu orientieren, allerdings repräsentiert dieser Schreibstil auch die innere Zerrissenheit der Protagonistin, die augenscheinlich förmlich zerbricht und sogar bereit ist, ihre Familie dieser durch den Tod des Geliebten beendeten Affäre zu opfern. Ihr Mann und ihre Kinder scheinen ihr fast gleichgültig zu werden im Laufe der Ereignisse, sie steigert sich immer mehr in ihre Trauer hinein, so dass das Ganze zur Obsession wird. Obwohl die Protagonistin dabei durch ihren unglaublichen Egoismus nicht wirklich sympathisch rüber kommt, fühlte ich mich ihr trotzdem nahe, sie ist in meinen Augen bedauernswert und ein Opfer ihrer eigenen übersteigerten Gefühle. Alles in allem kein leichtes Buch, auch und vor allem durch den ungewohnten Schreibstil, auf das man sich einzulassen bereit sein muss. Jeder sollte sich hierüber seine eigene Meinung bilden, von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.04.2022

Vikki Victoria ermittelt

Zurück nach Übertreibling
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"Zurück nach Übertreibling" ist der Auftakt einer neuen Krimireihe aus'der Feder der transsexuellen Künstlerin Gloria Gray, in dessen Mittelpunkt Vikki Viktoria steht. Eine Frau in den Vierzigern, ebenfalls ...

"Zurück nach Übertreibling" ist der Auftakt einer neuen Krimireihe aus'der Feder der transsexuellen Künstlerin Gloria Gray, in dessen Mittelpunkt Vikki Viktoria steht. Eine Frau in den Vierzigern, ebenfalls Künstlerin und in meiner Vorstellung nahe dran an der Autorin. Als nach dreizehn Jahren Toni, ein Kleinkrimineller und Bekannter aus Vikkis Jugend aus dem Gefängnis frei kommt, sieht sich diese in Gefahr, da ihr besagter Toni Mails mit Drohungen aus dem Knast geschrieben hatte, da er meint, Vikki wäre seinerzeit mitschuldig an seiner Verhaftung gewesen. So macht sich unsere Protagonistin gemeinsam mit ihrem Busenfreund Wolf, selbstständigem Antiquitätenhändler und dessen Motorrad Gang à la Bandidos auf die Flucht und versucht, selbst zu ermitteln, wie alles zusammenhängt, da sie der Polizei nicht über den Weg traut. Wir begleiten Vikki auf diesem Roadmovie quer durch bayerische idyllische Orte mit skurilen Phantasienamen wie Übertreibling und Mitgiftsegg. Ein türkischer Boss der Drogenmafia ist ebenfalls mit von der Partie, alles zugegebenermaßen etwas überdreht, und doch so anders und vor allem liebenswert schräg, dass man das Buch nur schwer aus'der Hand legt. Besonders angetan hatten es mir die gesellschaftskritischen eingeflochtenen Bemerkungen der originellen Ermittlerin, bei denen einem zeitweise das Lachen im Halse stecken bleibt, weil sie vieles so exakt im Kern treffen. Ich fühlte mich jedenfalls großartig unterhalten und freue mich bereits jetzt auf den nächsten Band der Reihe!

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Unaufgeregter Wohlfühlroman um einen Außenseiter

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
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Aufmerksam geworden war ich auf dieses Buch durch sein liebevoll gestaltetes Cover und den außergewöhnlichen und schönen Titel. In ihrem Roman "Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach" nimmt uns Julia ...

Aufmerksam geworden war ich auf dieses Buch durch sein liebevoll gestaltetes Cover und den außergewöhnlichen und schönen Titel. In ihrem Roman "Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach" nimmt uns Julia Mattera mit ins Elsaß zu einem beliebten Gasthof, der von Elsa und ihrem Bruder Robert betrieben wird. Während Elsa die Macherin ist und die Auberge managt, bleibt der eigentliche Protagonist Robert im Hntergrund, er ist Koch und wirkt hinter den Kulissen. Dies entspricht seinem eigenbrötlerischen und einzelgängerischen Wesen, zwar spricht er mit seinem selbst angebauten Gemüse, seinen Hühnern hat er Namen gegeben, sie sind für ihn wie Kinder, aber mit Menschen hat er so seine Probleme, er ist scheu und schüchtern. Nach einem Schicksalsschlag in der Kindheit hat er sich auf sich selbst zurück gezogen, mich erinnert sein Verhalten ein wenig an einen Autisten. Der über 50jährige, der im Mittelpunkt der Geschichte steht, scheint liebeswert, wenn auch etwas schrullig. Außer seiner Schwester und deren Kindern lässt er niemanden näher an sich heran. Dies beginnt sich langsam aber stetig zu ändern, als Elsa die Küchenhilfe Fatima und deren Sohn Hassan einstellt und auch noch deren Freundin Maggie auf dem Hof der Geschwister auftauchen. Roberts sorgfältig selbst aufgebaute Mauern beginnen zu bröckeln, Stück für Stück beginnt er sich zu öffnen und wird für menschliche Begegnungen zugänglich. Julia Mattera hat in poetischer Sprache eine leise Geschichte geschrieben, in der ich von Anfang an drin war, die durch ihren flüssigen, angenehmen und vor allem unaufgeregten Schreibstil bezaubert. Wie der Protagonist Robert mit seinem Gemüse spricht, wie er es wertschätzt und möchte, dass es nirgends anders als in der eigenen Küche verarbeitet wird, ist wirklich rührend und wertvoll. Ich fühlte mich gut unterhalten und berührt, deshalb gibt es von mir eine Leseempfehlung und ein Dankeschön an die Autorin für eine tolle Geschichte!

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Veröffentlicht am 23.03.2022

Ein New Yorker Urgestein

Der große Fehler
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Andrew Green wird im Alter von 83 Jahren vor seiner eigenen Haustür erschossen. Was ist hier passiert und vor allem warum? Andrew Green, über den ich zugegebenermaßen bis zur Lektüre dieses Romans nichts ...

Andrew Green wird im Alter von 83 Jahren vor seiner eigenen Haustür erschossen. Was ist hier passiert und vor allem warum? Andrew Green, über den ich zugegebenermaßen bis zur Lektüre dieses Romans nichts wusste, steht im Mittelpunkt dieses Romans von Jonathan Lee. Die Geschichte ist in zwei Erzählsträngen konzipiert, zum einen geht der Autor den Gründen von Greens Ermordung auf die Spur, zum anderen lässt er uns rückblickend auf das Leben des Protagonisten daran teilhaben. Wir erfahren, dass er eine wichtige Persönlichkeit der Stadt New York war, ja sogar u.a. den Central Park entworfen hat, alles Dinge, die mir tatsächlich bis dato nicht bewusst waren. Jonathan Lee tut dies in einem, wie ich finde literarisch anspruchsvollen Schreibstil, an den ich mich zwar anfangs erst irgendwie gewöhnen musste, dann aber tatsächlich sehr mochte und regelrecht darin eintauchen konnte. Der Stil des Buches schwankt zwischen einerseits einem Krimi, der den Tod Andrew Greens aufdecken will, andererseits biographischen Elementen, durch die wir die Geschichte der Persönlichkeit Greens erfahren. Zu Wort kommen auch mehrere Wegbegleiter der Hauptfigur, vor allem seine, teils etwas skurril anmutende Haushälterin, deren Charakterisierung ich ebenfalls sehr mochte. Von mir gibt es zwar einen Punkt Abzug für die anfänglichen Schwierigkeiten, die ich mit dem Buch hatte, aber trotzdem eine absolute Leseempfehlung für diese Liebeserklärung an die Stadt New York!

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