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Veröffentlicht am 02.06.2021

Einsteigen, anschnallen - aussteigen. Eine Auszeit vom eigenen Leben nehmen und in die Geschichte abtauchen

Der erste letzte Tag
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Der erste letzte Tag ist der Beginn eines Roadtrips, wie er ungewöhnlicher nicht sein könnte.

Nachdem der Flug nach Berlin gecancelt wurde, werden am Münchener Flughafen die Mietwagen knapp. Das letzte ...

Der erste letzte Tag ist der Beginn eines Roadtrips, wie er ungewöhnlicher nicht sein könnte.

Nachdem der Flug nach Berlin gecancelt wurde, werden am Münchener Flughafen die Mietwagen knapp. Das letzte Fahrzeug scheint für Livius Reimer in greifbarer Nähe, doch dann kommt Lea von Armin der Zufall zu Hilfe und sie bekommt den Zuschlag für das Fahrzeug.

Doch Lea lässt Livius nicht am Flughafen stehen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach ... - Ja, wohin eigentlich?





Wenn zwei total unterschiedliche Personen, die sich im normalen Leben und unter normalen Umständen nie kennengelernt hätten, mit einem Mal auf engstem Raum gemeinsam unterwegs sind, kommt es zwangsläufig zu ungewollter Situationskomik. Für mich als Außenstehender ist das total lustig. Für die beiden ist es allerdings nicht ganz so witzig. Da gilt es die eigenen Probleme zu bewältigen, die eigenen Belange durchzusetzen und die eigenen Wünsche zu erfüllen. - Doch, sind das tatsächlich die eigenen Wünsche?

Der erste letzte Tag soll auf den Punkt bringen, was es im Leben auf den Punkt zu bringen gilt. Das ist nicht immer einfach und nicht immer schön und im ersten Moment auch nicht angenehm.

Mit trockenem Humor und herrlicher Situationskomik erzählt Sebastian Fitzek die Geschichte von Livius und Lea. Beide Charaktere haben unverwechselbare Eigenschaften und sind aus ihren Lebenssituationen nicht gerade einfach im Umgang miteinander. Während der gemeinsamen Fahrt, auf die sie mich als Leser mitgenommen haben, lerne ich die beiden mehr und mehr kennen. Und schon bald möchte ich die Gesellschaft von Lea und Livius nicht mehr missen. Das führte dazu, dass ich das Hörbuch mit seiner Gesamtlänge von 4 Stunden und 24 Minuten an einem Stück durchgehört habe.

Einsteigen, anschnallen und einfach mal aus dem Alltag aussteigen. - Das kann ich mit diesem Roman.

Die Stimme von Simon Jäger tut ihr Übriges. Eine angenehme Tonfärbung, die bei Aufgeregtheit der Charaktere in der Tonart etwas nach oben rutscht. Der Erzählstil ist recht zügig, die Worte sind dabei deutlich gesprochen. Das Erzähltempo ist stimmig zum Ablauf der Geschichte - und da geht es flott durch den ersten letzten Tag.



""Komm schon! Ich lad dich ein!" rief sie mir zu, "Als Wiedergutmachung." Ja, super! Eine Salamipizza und alles ist vergessen." - Track 47



Mir hat die Geschichte ausgesprochen gut gefallen. Die Auflösung war für mich zwar vorhersehbar, das Ende jedoch hat mich überrascht. Wie das zusammenpasst? - Das verrate ich Euch, wenn Ihr die Geschichte gelesen habt.



Fazit
Einsteigen, anschnallen - und in Eurem Fall: aussteigen. - Eine Auszeit vom eigenen Leben nehmen und in die Geschichte abtauchen. Mit diesem Roman ein perfektes Unterfangen.

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Dieser Kriminalroman ist starker Tobak

Tiefe Wunden (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 3)
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Tiefe Wunden ist der dritte Band der Reihe um Hauptkommissar Oliver von Bodenstein und seine Kollegin Pia Kirchhoff. Wer nun - wie ich - glaubt, er könne sich einen eingängigen Kriminalroman zu Gemüte ...

Tiefe Wunden ist der dritte Band der Reihe um Hauptkommissar Oliver von Bodenstein und seine Kollegin Pia Kirchhoff. Wer nun - wie ich - glaubt, er könne sich einen eingängigen Kriminalroman zu Gemüte führen, der an die ersten beiden Bände erinnert, hat sich hier mächtig getäuscht. Tatsächlich ist dieser dritte Band Tiefe Wunden ganz anders.







Statt des idyllischen Ortes und den "normalen" Bürgern darin, treffen wir hier auf die High Society. Verwundert muss ich feststellen, dass hier angesehene Personen ermordet werden, deren Lebenserwartung eh nicht mehr allzu hoch ist. - Das bereitet demnach nicht nur Pia und Oliver Kopfzerbrechen, sondern auch mir.

Ebenfalls Kopfzerbrechen bereiten mir die jungen Männer in Tiefe Wunden. - Auch, wenn sie sicher sehr unterschiedlich sind. Ich tue mich schwer damit Robert Watkowiak, Thomas Ritter und Marcus Nowak auseinander zu halten. - Vielleicht war es ein Fehler, mir ihre Namen zu notieren. Aber so konnte ich regelmäßig auf meine Aufzeichnungen gucken.

Warm war ich jedenfalls gleich wieder mit unserem Ermittlerteam, das tolle Arbeit geleistet hat. Die Charakterzüge der beiden waren stimmig weiter ausgebaut und die persönliche Entwicklung zeichnete sich spürbar ab. - Außer, wenn es um ganz bestimmte Wesenszüge geht.



"Dieses verlockende Angebot konnte Bodenstein, der, was das Essen betraf, unter regelmäßig wiederkehrenden Anfällen erschreckender Disziplinlosigkeit litt, unmöglich ausschlagen." - Seite 198



In diesem Punkt bedarf es für mich auch keiner Weiterentwicklung.

Der Schreibstil ist wunderbar flüssig. Klar verständliche Sätze und ein kniffliger Sachverhalt machen dieses Buch zu einem wahren Lesegenuss. Das Geschehen rund um das Ende des zweiten Weltkrieges fließt in die Geschichte mit ein. Ungeschönt und mit einem Finger auf der Wunde thematisiert Nele Neuhaus Handlungen aus der Geschichte unseres Landes im Jahr 1945. Keine leichte Kost.

Trotz der ernsten Thematik und der historischen Hintergründe habe ich den Roman sehr gern gelesen. Ich bin sehr neugierig auf den Folgeband Schneewittchen muss sterben, den ich sehr bald zur Hand nehmen werde.



Fazit
Dieser Kriminalroman ist starker Tobak und nichts für seichte Gemüter. Für Leser, die die Charakterauswahl aus den ersten beiden Büchern so sehr lieben, ist Tiefe Wunden eine überraschende Abwechslung, denn sie erwartet ein gänzlich anderes Umfeld und ein neuer Wirkungskreis.

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Veröffentlicht am 09.05.2021

Grandioser zweiter Band der Bodenstein/Kirchhoff-Reihe

Mordsfreunde
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Mordsfreunde ist der zweite Band um die Ermittler Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Mir gefällt, wie die Autorin Nele Neuhaus ihren Charakteren immer mehr Feinschliff verpasst, in dem sie mich an ...

Mordsfreunde ist der zweite Band um die Ermittler Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Mir gefällt, wie die Autorin Nele Neuhaus ihren Charakteren immer mehr Feinschliff verpasst, in dem sie mich an deren Leben teilhaben lässt. Auch die weiteren Akteure sind sehr gut charakterisiert und ich kann mir in kürzester Zeit ein Bild von ihnen machen. Überraschend war für mich, dass Pia blond ist. In meiner Vorstellung hatte sie kurzes, glattes dunkles Haar. - Aber das sind nur Äußerlichkeiten.







Nele Neuhaus gelingt es in Mordsfreunde den ganzen Ort auf Trab zu halten. Nachdem die Leiche des Umweltaktivisten und Lehrers Hans-Ulrich Pauly gefunden wurde, ist bald der halbe Ort verdächtig. Die einen himmelten Pauly an, die anderen sahen ihn am liebsten von hinten - und das möglichst ganz weit weg. Doch für wen reicht das Empfinden um einen Mord zu begehen? Es wird kein Hehl daraus gemacht, wenn man ihn nicht mochte, aber mehr wollen die Bewohner dann auch nicht preisgeben.



"Und er hat es noch im Tod fertiggebracht, gegen mein Hausverbot zu verstoßen", Sander lächelte mit bitterer Belustigung. "Zumindest ... teilweise." - Seite 25



Die Kriminalgeschichte wird in einem flüssigen Schreibstil erzählt. Während des Lesens bemerke ich, wie ich förmlich in einen Sog gerate. Ich möchte immer mehr erfahren und es fällt mir schwer, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen. Die Beschreibung der Gegend, in dem das Geschehen stattfindet, kann ich mir gut vorstellen. Obwohl ich selbst nie dort war, habe ich das Gefühl, alles zu kennen, so bildlich ist die Szenerie beschrieben.

Die Charaktere sowie die Geschichte wirken real, als würden die Ermittlungen gerade tatsächlich stattfinden. Das ist vor allem dann für mich spürbar, wenn die Charaktere mal "nicht so rund laufen", also auch ihre Macken und ihre uncharmante Art durchblicken lassen.

Wenn Nele Neuhaus mich mit ihrer Reihe nicht schon voll erwischt hätte, spätestens seit Mordsfreunde wäre ich dabei.



Fazit
Mordsfreunde ist für alle, die an einer komplexen Handlung und zahlreichen vielschichtigen Charakteren Freude haben.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Hochspannende Lektüre in zwei verschiedenen Zeitebenen

Stummes Opfer: Thriller
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Stummes Opfer ist der elfte Band der Zons-Thriller von Catherine Shepherd. Die Reihe spielt in dem Städtchen Zons in zwei Zeitebenen. Einmal in der Gegenwart, in der wir den Kriminalkommissar Oliver Bergmann ...

Stummes Opfer ist der elfte Band der Zons-Thriller von Catherine Shepherd. Die Reihe spielt in dem Städtchen Zons in zwei Zeitebenen. Einmal in der Gegenwart, in der wir den Kriminalkommissar Oliver Bergmann bei seinen Ermittlungen begleiten und einmal im Jahr 1502, wo wir erfahren, wie Bastian Mühlenberg für Recht und Ordnung sorgt.









"Faszinierend" denke ich, während ich noch einmal den Prolog für die Erstellung meiner Rezension lese. Der Schreibstil und die Wortwahl der Autorin sorgen dafür, dass ich ganz flach atme, um dem schlechten Atem des Täters zu entgehen, dem das vermeintliche Opfer ausgesetzt ist.

In welcher Zeit dieser Prolog spielt, erfahre ich erst im Verlauf der Geschichte.

In beiden Zeitebenen spielt der Bau eines bedeutenden Gebäudes in Zons eine Rolle. Die Arbeiten müssen immer wieder abgebrochen werden. Während vor mehr als 500 Jahren Bettlerinnen verschwinden, wird in der Gegenwart die Leiche eines jungen Mannes gefunden.

Die Geschichte ist sehr eindrücklich erzählt und ich kann mir das Geschehen bildlich vorstellen. Etwas auf der Strecke bleiben leider die Charaktere. Diese kann ich anhand ihrer Namen und Zeitebenen auseinanderhalten, aber so richtig warm werde ich weder mit Oliver Bergmann noch mit Bastian Mühlenberg. Beide sind sehr engagiert dem Täter auf der Spur und das Geschehen ist spannend zu verfolgen. Nur der Funke will bei mir nicht überspringen. Die Nebencharaktere Anna, Emilys Freundin, und Nele, eine der Schülerinnen, hingegen lassen ihre Gefühle und Gedanken recht deutlich zu und bei beiden Charakteren bin ich am Daumen drücken.

Dem Fortgang der Geschichte kann ich sehr gut folgen, auch wenn es für mich der erste Band dieser Reihe ist. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich bei den Charakteren anders empfinden würde, wenn ich die ersten Bände bereits gelesen und die Entwicklung verfolgt hätte. Das tut aber der Spannung in dem Buch keinen Abbruch. Toll sind auch die Lockerungen, die ich zwischendurch beim Lesen erfahre, denn der Spannungsbogen wird die ganze Zeit über gehalten.



"Hat Ihr Nachbar sich denn in letzter Zeit ungewöhnlich verhalten?", hakte Oliver nach.

"Eigentlich nicht. Er ist genauso schwierig und aggressiv wie sonst auch." - Seite 26



Die Kapitel haben eine ideale Länge und enden oft mit einem Cliffhanger, so dass ich einerseits enttäuscht bin, da es im nächsten Kapitel in der anderen Zeitebene weitergeht, andererseits bin ich froh, dass ich endlich erfahre, was sich dort zuträgt.

Wer kein Problem mit dem Wechsel in den Zeitebenen hat, erfährt einen hochspannenden Lesefluss. Einmal das Buch zur Hand genommen, fällt es mir schwer, es aus der Hand zu legen. Begünstigend ist in diesem Fall, dass ich in der Zeitebene, in dem das Kapitel endet, gerade eh nicht weiterkomme, da ein Wechsel ansteht. - Sonst hätte ich das Buch wohl in eins durchlesen wollen.



Fazit
Dieser Thriller ist für alle, die einem stetigen Wechsel zwischen zwei verschiedenen Zeitebenen gewachsen sind und die Spannung eines Cliffhangers aushalten können.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Kurze Kapitel und temporeiche Schauplatzwechsel sorgen für Lesevergnügen

Die siebte Zeugin
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Die siebte Zeugin ist der Auftakt einer neuen Justiz-Krimi-Reihe der Autoren Florian Schwiecker und Michael Tsokos.

Florian Schwiecker hat viele Jahre als Strafverteidiger gearbeitet und Michael Tsokos ...

Die siebte Zeugin ist der Auftakt einer neuen Justiz-Krimi-Reihe der Autoren Florian Schwiecker und Michael Tsokos.

Florian Schwiecker hat viele Jahre als Strafverteidiger gearbeitet und Michael Tsokos ist Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Charité Berlin. Beide nutzen ihr Wissen und ihre Fertigkeiten, die sie in ihrem Berufsleben erworben haben für diese neue Justiz-Krimi-Reihe.







In Die siebte Zeugin steht vor allen Dingen Rocco Eberhardt, Strafverteidiger, im Fokus der Geschichte. Durch einen Zufall und ein wenig Eigeninitiative gelangt er an den Fall eines Verwaltungsbeamten, der - ohne erkennbaren Auslöser - in einer Bäckerei eines Morgens um sich geschossen hatte.

Was zunächst wie eine spontane Kurzschlussreaktion aussieht, muss aber lange noch keine sein, denkt sich Rocco Eberhardt. Zumal Dr. Justus Jarmer, Facharzt der Rechtsmedizin, bei dem Opfer eine interessante Entdeckung macht.

Der einzige, der die Sache sofort aufklären könnte, ist der Angeklagte. Doch dieser schweigt.



Mit Hilfe seines besten Freundes Tobias Baumann, der früher Polizist war und nun als Privatdetektiv tätig ist, versucht Rocco Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei erlebe ich den Strafverteidiger in seiner privaten Umgebung und lerne daneben seine Familie kennen. Im Großen und Ganzen kann ich mir die Charaktere gut bildlich vorstellen, eine Nähe entwickelt sich in diesem ersten Band allerdings weder zu den Protagonisten noch zu den weiteren Charakteren.

Sympathisch ist mir auf Anhieb der Charakter des Dr. Justus Jarmer, auch wenn dieser noch sehr zurückhaltend ist und selten in dem Geschehen vorkommt, hat er eine Präsenz und fährt eine klare Linie. Und er lässt sich trotz alledem auch gern eines besseren belehren, wenn die Argumente stichhaltig sind. Das gefällt mir an dem eher ruhigen Pol in der Geschichte.



Irritiert hat mich, dass Rocco um die Meinung von Justus Jarmer bittet. Beide sind sich zwar vor dem Fall auch schon einmal begegnet, eine wirkliche Nähe gab es zwischen ihnen aber nicht. Ich kann persönlich nachvollziehen, dass Rocco an dessen Meinung gelegen ist, aber so richtig greifen kann ich es anhand der Geschichte nicht. Das Gefühl des Vertrauens ist auf jeden Fall da.



Der Schreibstil ist gut zu lesen. Kurze Kapitel, prägnante Sätze und damit einhergehend temporeiche Schauplatzwechsel sorgen für ein flüssiges und informtionsgeladenes Lesevergnügen. Bei der Einführung verschiedener Charaktere bin ich unschlüssig, ob diese wichtig für die Reihe werden. Manche Nebencharaktere, die einmal in diesem Band vorkommen, werden namentlich und eindrücklich vorgestellt. Näheres erfahre ich dann aber nicht. Das macht mich neugierig auf den Fortgang der Reihe.



Fazit
Die Geschichte ist spannend erzählt und die Vorbereitung auf den Abschluss des Falls sorgt dafür, dass ich unbedingt dranbleiben und die siebte Zeugin erleben will und auf den Ausgang des Verfahrens gespannt bin. Ein echter Justiz-Krimi.

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