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Veröffentlicht am 24.08.2019

Lebendige Geschichte zu Zeiten der Entstehung der Weimarer Republik

Amalientöchter
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Amalientöchter
Roman
Aufbau Verlag
Autorin: Joan Weng
ISBN 978-3-7466-3508-8
382 Seiten
erschienen am 16. August 2019





Inhalt und Personen

Klara Heinemann ist die Protagonistin dieser Geschichte und ...

Amalientöchter
Roman
Aufbau Verlag
Autorin: Joan Weng
ISBN 978-3-7466-3508-8
382 Seiten
erschienen am 16. August 2019





Inhalt und Personen

Klara Heinemann ist die Protagonistin dieser Geschichte und wartet nun - nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Abiturs - auf die Rückkehr ihres Freundes Fritz Faber. Dieser ist zu der Zeit noch in Berlin als Arzt tätig, wird aber bald zurück in Weimar erwartet. Offiziell verlobt sind die Beiden noch nicht, aber das sollte nur noch eine Formalität sein.

Der erste Weltkrieg ist gerade vorbei und in Berlin wird jede helfende Hand gebraucht. So kommt Fritz nur nach Weimar zurück, um neu ausgestattet wieder nach Berlin zu reisen. Doch diesmal lässt Klara nicht zu, dass er sie in Weimar zurücklässt und so reist sie ihm einige Tage später nach.



In Berlin ist der Umbruch durch die Ablösung der Monarchie deutlich spürbar. Ebenso die Emanzipation der Frauen. Klara hält nicht viel von den gesellschaftlichen Konventionen der Frauen, auch wenn sie danach erzogen wurde. So passt sie ihr Äußeres ihren inneren Idealen an, orientiert an Frauen, die ähnlich wie Herzogin Anna Amalia, eigene und ungewöhnliche Wege gehen.



Meine Meinung

Klara erlebe ich als eine aufgeweckte junge Frau, die neugierig und begeistert vom Umbruch und der Emanzipation der Frauen von Weimar in die große Stadt Berlin aufbricht. Dort findet sie schnell Gefallen an der Eigenständigkeit und will unabhängig sein. Eine selbstbewusste junge Frau, die für sich selbst sorgen kann und will. Das Wahlrecht hatten die Frauen sich gerade erkämpft, nun durfte es gern noch ein paar Schritte weitergehen.


"Denn solche Frauen wären es, die aus einer weichen Auslegung des Gesetzes ihre wirtschaftlichen Vorteile zögen. Am Ende würden hier sogar unschuldige Männer verführt." - Seite 346


Der Schreibstil ist dermaßen mitreißend, dass ich mich beim Lesen flink an Klaras Fersen heftete, um mitzukommen. Sie sprüht vor Leben und ist ein echter Wirbelwind. Damit hat sie mein Herz im Sturm erobert.

Mir gefallen lebendige, starke Frauencharaktere und das verkörpert Klara. Und doch kann sie sich auch zurücknehmen, wenn Zurückhaltung gefragt ist und sie weiß, dass sie gerade nicht vernünftig punkten kann. Das macht die Geschichte um Klara auch immer wieder spannend.

Die geschichtlichen Ereignisse um die gerade in den Anfängen befindliche Weimarer Republik sind toll eingebunden. Am Ende des Romans befindet sich neben eines Glossars auch noch ein Nachwort der Autorin Joan Weng, in dem sie erzählt, wie sie die historischen Ereignisse eingebunden und was sie frei erfunden hat. So hatte ich ganz nebenbei auch noch eine unterhaltsame Auffrischung in Geschichte.

Auch die weiteren Charaktere sind sehr lebendig dargestellt. Vor allem die Freunde von Klara und ihrem Freund Fritz. Die Familie bleibt eher im Hintergrund, ist aber trotzdem stets präsent.


"Lotti seufzte, Grete seufzte, und dann schlang sie ihre Arme um Klara, drückte sie fest, flüsterte leise: "Dann nimm wenigstens meinen guten Koffer, dass der auch mal was von der Welt sieht."" - Seite 57


Es hat mir große Freude bereitet, Berlin und Weimar zu der Zeit von 1918/1919 zu erleben. So wurde für mich Geschichte wieder lebendig und Berlin war mir sehr nah.


"Ich muss jestehen, ich hab mir dir jar nich so hübsch vorjestellt. Weil der Fritz immer nur so von deinem Charakter schwärmt, und normalerweise, also wenn ein Mann die Wahl hat, juter Charakter oder fesch in der Bluse, also da jehen die Ideal jern mal flöten." - Seite 67


Fazit

Ein Roman für alle, die gern mit einer fiktiven bezaubernden Protagonistin in die Zeit nach dem ersten Weltkrieg zurückreisen und die Anfänge der Weimarer Republik und die Emanzipation der Frauen erleben wollen.


Veröffentlicht am 06.08.2019

Ein spannungsgeladener Roman, der mit viel Feingefühl für blankes Entsetzen sorgt

Der Kinderflüsterer
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Der Kinderflüsterer
Roman
Blanvalet Verlag
Autor: Alex North
ISBN 978-3-7645-0710-7
444 Seiten


Inhalt und Personen

Als Rebecca plötzlich stirbt müssen ihr hinterbliebener Mann Tom und ihr kleiner Sohn ...

Der Kinderflüsterer
Roman
Blanvalet Verlag
Autor: Alex North
ISBN 978-3-7645-0710-7
444 Seiten


Inhalt und Personen

Als Rebecca plötzlich stirbt müssen ihr hinterbliebener Mann Tom und ihr kleiner Sohn Jake nicht nur den Verlust überwinden, sondern auch zueinander finden. Vater und Sohn sind sehr empfindsam und so fällt es beiden eher schwer, sich auf den anderen völlig einzulassen.
Mit einem Umzug in ein neues Zuhause wollen sie sich die Zukunft neu gestalten. Ein altes Haus in dem kleinen Ort Featherbank weckt Jakes Interesse und da es bezahlbar ist und es Jake gefällt, lässt Tom sich darauf ein.
Beide ahnen nicht, dass 20 Jahre zuvor in diesem Ort schon einmal kleine Jungs entführt und getötet wurden. Von einem fehlt bis heute jede Spur. Obwohl der Täter seinerzeit überführt wurde und noch einsitzt, ist jetzt wieder ein Junge verschwunden. Die Ermittlungen schließen auf einen Komplizen, denn die Umstände ähneln sehr den Taten von vor 20 Jahren.
Einem Ermittler ist bis heute daran gelegen den fünften Jungen von damals zu finden: DI Pete Willis.


Meine Meinung

Alex North ist mit Der Kinderflüsterer ein ganz besonderer Roman gelungen. Der Kinderflüsterer ist spannend und tiefgründig. Als Leser werde ich langsam an das Geschehen herangeführt. Featherbank - der Name des Ortes, in dem das Grauen vor 20 Jahren einzog - weckt einen eigentümlichen Nachhall. Ich fühle mich beim Lesen wie auf einem schmalen Grat in einer Geschichte von Stephen King.

Jake ist nicht der Erzähler, der in der Ich-Person agiert, für mich allerdings der Hauptcharakter. Ein ganz normaler Junge. Und doch verfügt er über eine scheinbar übernatürliche Gabe. Immer wieder unterhält er sich mit seiner imaginären Freundin. Einem Mädchen in seinem Alter, das ihm zur Seite steht. In Featherbank angekommen, ist die Stimme des Mädchens jedoch nicht mehr die einzige, die er hört. Vor seinem Fenster hört er ein Flüstern.

Die Vater-Sohn Beziehung hingegen ist von eher gewöhnlichen Problemen geprägt. So empfindet der Vater seine Bemühungen im Hinblick auf seinen Sohn als unzulänglich. Stets denkt er daran, wie einfach es für Rebecca als Mutter war, mit Jake zusammen zu sein. Und dann wieder wird ihm gegenwärtig, wie schwer es für ihn ist, seinen eigenen Sohn zu verstehen. Vor allem dann, wenn Jake schweigt.

Mit viel Feingefühl wird in Der Kinderflüsterer Spannung aufgebaut, die mich die Luft anhalten lässt. Entspannungsphasen zum Durchatmen erhalte ich durch die Perspektivwechsel der kurz getakteten Kapitel. Das eröffnet mir die Möglichkeit, das Geschehen von allen Seiten zu verfolgen.

In der Ich-Person erzählt Jakes Vater, Tom Kennedy, sehr eindrücklich von seinem Bestreben, Jake näher sein zu wollen. Ich erlebe den Verlust seiner Frau Rebecca und durch Rückblenden seine Kindheit. Das lässt Tom Kennedy zu einem vielschichtigen Charakter werden.

Über den Erzähler erfahre ich in den weiteren Kapiteln mehr über Jake, DI Pete, das Ermittlerteam und begleite den Täter. Zum Ende hin spitzen sich in allen Erzählsträngen die Ereignisse immer mehr zu und ich mag das Buch nicht mehr zur Seite legen. Beeindruckend und menschlich nachvollziehbar wird die Geschichte von allen Seiten erzählt, so dass sich die Handlungen echt anfühlen und noch Tage später präsent ist.

Der Erzählstil ist eingängig, daneben oft geprägt von Erklärungen und Aufzählungen, um das Geschehen zu verdeutlichen. Tatsächlich habe ich immer ein sehr genaues Bild vor Augen und dennoch genügend Raum für eigene Interpretationen. Das macht es mir sehr leicht, der Geschichte zu folgen.

Nervenaufreibend und nahezu unblutig erzählt Alex North die Geschichte vom Kinderflüsterer.


Fazit

Ein spannungsgeladener Roman, der mit viel Feingefühl für blankes Entsetzen sorgt.


Veröffentlicht am 03.08.2019

Zauberhafte Dämonenjagd

Mel – Wächterin der Dämonen
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Mel - Wächterin der Dämonen
New Adult Fantasy - Romantasy
Dark Diamonds
E-Book-Label Carlsen Verlag
Autorin: Laura Cardea
319 Seiten



Inhalt und Personen

Melpomene ist die jüngste der Drillingsschwestern ...

Mel - Wächterin der Dämonen
New Adult Fantasy - Romantasy
Dark Diamonds
E-Book-Label Carlsen Verlag
Autorin: Laura Cardea
319 Seiten



Inhalt und Personen

Melpomene ist die jüngste der Drillingsschwestern und hat gerade - sehr zur Verwunderung ihrer beiden Schwestern Kalliope und Thalia - das Murkwood-Anwesen ihrer Großmutter Muriel geerbt. - Dabei ist diese noch gar nicht verstorben. In dem testamentarischen Brief teilt ihre Großmutter lediglich mit, was es mit der Erbschaft auf sich hat.

"Und diese kryptischen Sätze: "Du wurdest geboren, um dieses Haus zu säubern, Melpomene." Mel scheitert schon daran, ihr eigenes Zimmer aufzuräumen." - Seite 9


Meine Meinung

Mit einer gehörigen Portion Wortwitz und feinem Humor erzählt uns Laura Cardea die Geschichte der jungen Melpomene. Melpomene ist Kunststudentin und ziemlich unangepasst. Sieht man sich ihre beiden Schwestern an, so könnte man meinen, Melpomene sei keine der Drillingsschwestern. In einem lockeren Erzählstil wird die Geschichte aus Sicht von Melpomene in der Ich-Form erzählt und ich lerne ihre Familie, Freunde und die Entitäten kennen.

Es war für mich sehr spannend zu verfolgen, wie Mel nach und nach lernt, mit der für sie neuen Materie umzugehen. Wie sie beginnt sich selbst zu finden und ihrer Aufgabe gerecht zu werden: das Murkwood-Anwesen zu reinigen. Dass sie mit der Säuberung des Hauses ein nahezu undurchführbares Ziel erreichen soll, davon erzählt ihre Großmutter Muriel zunächst nichts.
Und so war ich mit großer Freude und jeder Menge Spannung dabei, Melpomene bei ihrem Vorhaben zu begleiten.

Mit großem Spaß habe ich vor allem auch die familiären Bande kennengelernt. Mel eckt mal bei ihren Schwestern Thalia und Kalliope an und dann wieder kann sie sich herrlich über ihre Mum aufregen. Vom gespannten Verhältnis zu ihrer Großmutter Muriel mal ganz zu Schweigen.

Die Geschichte wird bildhaft erzählt, lässt dabei aber auch den nötigen Freiraum eigener Gedanken und Vorstellungen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn dies nicht ein abgeschlossener Roman gewesen sein soll, sondern eher der Auftakt zu einer neuen Fantasy-Reihe. Gern würde ich Mel weiter begleiten.


Laura Cardea

Laura Cardea hat mit diesem Werk den Schreibwettbewerb von Dark Diamonds und Sweek.de gewonnen. Diese haben ihr ermöglicht, Mel - Wächterin der Dämonen anschließend zu veröffentlichen.

Fazit

Dieser Fantasy-Roman ist wie geschaffen für junge und jung gebliebene Träumer und Fantasy-Begeisterte. Wer schon die Serie Charmed toll fand, wird die Geschichte um Mel sicher lieben.

Veröffentlicht am 28.07.2019

Raffinierter Thriller

Der Schatten
1

Der Schatten
Thriller
btb Verlag
der Random House Gruppe
Autorin: Melanie Raabe
erschienen am 23. Juli 2018
ISBN 978-3-442-75752-7
416 Seiten


Inhalt und Personen

Norah, 35 Jahre alt, Journalistin, verlässt ...

Der Schatten
Thriller
btb Verlag
der Random House Gruppe
Autorin: Melanie Raabe
erschienen am 23. Juli 2018
ISBN 978-3-442-75752-7
416 Seiten


Inhalt und Personen

Norah, 35 Jahre alt, Journalistin, verlässt nach einer Katastrophe, wie sie es selbst nennt, ihren Lebensgefährten Alex und bricht in Berlin so ziemlich alle Kontakte ab um in München neu durchzustarten. Doch so richtig angekommen fühlt sie sich zunächst nicht. Zu den neuen Kollegen hält sie Abstand und ihre alten Freunde haben auch nicht ständig Zeit für sie. So kniet sie sich in die Arbeit und verfolgt ein Projekt, dass sie schon in Berlin gern vorangetrieben hätte: sie erarbeitet eine Reportage über die Menschen, die auf der Straße leben.
Noch bevor Norah dieses Vorhaben in die Tat umsetzt, wird sie von einer alten Frau, einer Bettlerin, angesprochen.

"Du bringst den Tod", sagte die Frau - Seite 21

Und die Bettlerin konkretisiert daraufhin sogar, was sich in naher Zukunft abspielen wird.

"Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund." - Seite 22

Arthur Grimm. Diesen Namen, da ist Norah sich sicher, hat sie nie zuvor gehört. Warum sollte sie einen wildfremden Menschen töten? Ist sie dazu überhaupt in der Lage?


Meine Meinung

"Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, was man läßt." - Wilhelm Busch, Die fromme Helene

Dieses Zitat aus Wilhelm Busch begleitete mich beim Lesen von Der Schatten. So eindringlich war die Voraussage der alten Frau, der Bettlerin, dass ich kaum zu hoffen wagte, dass sich das prophezeite Schicksal der Journalistin Norah nicht befürworten wird.

Mit einem steten Gefühl der Unsicherheit begleite ich Norah auf rund 400 Seiten und lasse mich auf Fährten führen, die logisch nachvollziehbar vor mir liegen. Immer wieder treibt Norah Ermittlungen voran, um ihr vermeintliches Opfer besser kennenzulernen und die Begründung für einen Mord, den sie selbst begehen soll, zu erforschen. Allein in ihrer neuen Münchener Wohnung bleibt ihr für solche Gedanken und Recherchen auch reichlich Zeit.

Auch mein Interesse ist geweckt und so verfolge ich mit unverhohlener Neugier die weiteren Schritte.

Der Schreibstil ist jung, frisch und genauso dynamisch wie die Protagonistin. Der Sprachgebrauch passt zu den Charakteren wie zum Geschehen und der Zeit, in der die Geschichte spielt. Und ich bin immer wieder fasziniert, wie einfach die Psychologie eines Menschen sein kann.

Der Schatten unterhält und fesselt mich gleichermaßen und ich bin froh, dass am Ende auch die kleinsten Details aufgeklärt werden.


Fazit

Wer einen gut ausgeklügelten, unblutigen und raffinierten Thriller mag, wird mit Der Schatten bestens unterhalten.


Veröffentlicht am 25.07.2019

Ein Roman, der mich bei seinen Schilderungen mit einer stoischen Ruhe überraschte

Die Vergessenen
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Die Vergessenen
Roman
Penguin Verlag
Verlagsgruppe Random House
Autorin: Ellen Sandberg
ISBN 978-3-328-10089-8
512 Seiten
Paperback


Hintergrund

In diesem 512 Seiten starken Roman greift die Autorin ...

Die Vergessenen
Roman
Penguin Verlag
Verlagsgruppe Random House
Autorin: Ellen Sandberg
ISBN 978-3-328-10089-8
512 Seiten
Paperback


Hintergrund

In diesem 512 Seiten starken Roman greift die Autorin Ellen Sandberg ein Thema aus der Zeit des zweiten Weltkriegs auf: die Euthanasie in Heil- und Pflegeanstalten.

Die Tötungsanstalten waren offiziell abgeschafft, doch es gab immer noch Menschen in Führungspositionen und darunter, die das nationalsozialistische Gedankengut lebten und in den Heil- und Pflegeanstalten tätig waren.

In dem Roman Die Vergessenen wird trotz wahrer geschichtlicher Hintergründe und Begebenheiten ein fiktives Geschehen mit fiktiven Charakteren erzählt. Die Recherche führte Ellen Sandberg zu der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar und zu den Ereignissen am 10. Juni 1944 in das griechischen Dorf Distomo.


Inhalt und Personen

Die Vergessenen wird aus drei verschiedenen Perspektiven in unterschiedlichen Zeiten erzählt.

In der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg arbeitet Kathrin Mändler als Krankenschwester. Es ist 1944. Sie hat gerade dort angefangen und kümmert sich dort um die Pfleglinge.

"Lachend setzte sie das Kind ab. Es war so fröhlich und gutmütig wie die meisten Menschen mit der Diagnose Mongoloide Idiotie." - Seite 75

Rund 70 Jahre später erhält Manolis Lefteris einen besonderen Auftrag: Er soll ein Dossier für einen unbekannten Auftraggeber beschaffen. Doch die Dame, bei der sich die Unterlagen befinden sollen, liegt nach einem Schlaganfall im Koma. So wird der Routineauftrag plötzlich spannend, denn Manolis hat keinerlei Information darüber, um was für Unterlagen es sich handeln soll.

So bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich an die Fersen der fürsorglichen Nichte Vera Mändler zu heften. Vera Mändler ist mit Leib und Seele Journalistin. Doch 2013 sind die Jobs für Journalisten rar. Viele sind gezwungen auf andere Jobs auszuweichen und so arbeitet Vera notgedrungen für ein Frauenmagazin und kümmert sich in ihrer Freizeit um die familiären Angelegenheiten.


Meine Meinung

Mit einer stoischen Ruhe werden die grausamen Zustände in der Heil- und Pflegeanstalt erzählt. Der Schreibstil ist eingängig und die Geschichte lässt sich flüssig lesen. Aufgrund der sehr ernsten Thematik ist Die Vergessenen ein Roman der Zeit braucht. Und diese Zeit nehme ich mir gern. Die Charaktere sind spannend. Ein jeder bringt eine anschauliche Vergangenheit mit, die auf ihre Sorgen, Ängste und Nöte zurückführen. Dadurch sind ihre Handlungen schlüssig und ich kann das Geschehen nachvollziehen.
Gern habe ich Vera Mändler begleitet, wie sie immer mehr Klarheit über die Vergangenheit ihrer Tante Kathrin herausfindet. Schlussendlich waren ihre Recherchearbeiten so spannend, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Ich wollte mehr erfahren.
Grandios verknüpft ist das Ganze mit der Geschichte um Manolis Lefteris. Und anhand dieser Geschichte wird spürbar, wie nachhaltig die Kindheit den Menschen prägt. Eine spannende Reise mitunter in die Psychologie und die deutsche Geschichte.

Fazit

Ein Buch, dass mich anfangs mit einer Ruhe überraschte, die ich so selten erlebe und zum Ende immer spannender wurde. Die Vergessenen werde ich mit Sicherheit eines nicht: vergessen.